Interview: DESTRUCTION - Schmier

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Ich bin Musiker mit Leib und Seele und ich will das so lange machen, wie ich kann!

DESTRUCTIONs neues Album "Born To Perish" ist im Kasten und nach über 20 Jahren zockt die Band wieder zu viert. "Front Beast" Schmier ist begeistert und lässt hinter die Kulissen der deutschen Thrash-Schmiede blicken.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Die deutschen Thrash-Metaller DESTRUCTION zählen zu den Bands der ersten Stunde und gelten bis heute als eine der prägendsten Bands des Genres. Ihr Einfluss geht sogar über dessen Grenzen hinaus und fand bereits zu Anfang der 1990er Jahre den Weg ins kalte Norwegen. Trotzdem haben wir es auch nach fast 40 Jahren im Geschäft noch immer mit einer bodenständigen und grundsympathischen Truppe zu tun, die ihren Durst nach Rebellion bis heute nicht verloren hat. Mit "Born To Perish" steht ab dem 09. August das sechzehnte Studioalbum der Thrash-Pioniere in den Regalen, und so viel sei vorab verraten: das Teil wird Arsch treten wie Sau! Wir haben die Scheibe rauf- und runtergehört und uns mit Fronter Schmier unterhalten. Lest hier, was der charismatische Basser und Sänger über die politische Großwetterlage, Sechssaiter-Bigamie und neue Babys zu erzählen hat!

Hey Schmier! Danke, dass du dir die Zeit nimmst! Wie läuft’s?

Gerne, gerne! Bei uns läuft’s top! Die Promo hat ja gerade erst angefangen, aber den ersten Song haben wir schon mit Videoclip und als Download rausgeknallt. Die Reaktionen sind echt super, auch in Bezug auf die Platte. Ich weiß gar nicht, wann wir das letzte Mal so tolles Feedback hatten...wahrscheinlich vor zwanzig Jahren bei „The Antichrist“ oder so...könnte nicht besser laufen gerade!

Die letzten Jahre brachten einige Veränderungen für dich und DESTRUCTION – hat sich inzwischen alles gut eingespielt?

Ja...ich meine...die einen Bands lösen sich auf und die anderen kämpfen halt weiter. Wir haben das schon immer so gemacht, wir hatten auch unsere „Ups And Downs“ und haben gelernt, dass man sich im Musikbusiness alles erkämpfen muss. Aufgeben kann jeder, nur weitermachen und weiter dran glauben ist nicht so einfach. Nach den Neunzigern haben wir es geschafft, uns zu erholen und wir hatten in den zwanzig Jahren seit der Reunion eine tolle Zeit. Als sich unser letzter Schlagzeuger [Anm. d. Red.: Vaaver] dafür entschieden hat, sich um seine Familie und seine beiden kleinen Kinder zu kümmern, war uns klar, dass es wieder eine sehr große Veränderung für uns geben wird. Aber wir haben das Ganze richtig angepackt und uns gesagt „Hey, lasst uns das positiv gestalten!“. Deshalb haben wir uns auch noch einen zweiten Gitarristen in die Band geholt. Das war eine Sache, die wir ohnehin schon längst machen wollten, einfach auch, um im "dritten Teil der Karriere" noch mal ein bisschen Arsch zu treten, etwas neue Motivation und frischen Rückenwind zu haben. Es fühlt sich gerade gut an mit den Neuen; das sind beides erfahrene Jungs, die wir schon lange kennen. Es sind sehr gute Vibes gerade!

Ich habe gelesen, dass Damir bereits auf eurem letzten Album mitgewirkt hatte?

Genau, wir haben ihn auf unserer letzten Platte schon ein wenig angetestet! Er hatte für "Under Attack" drei Soli eingespielt und wir wussten sowieso immer, wie gut er ist. Er hatte DESTRUCTION auch schon mit seiner anderen Band als Opener supportet [Anm. d. Red.: GONOREAS bzw. GOMORRA]. Er ist auch mit der Gitarristin der BURNING WITCHES verheiratet, die ich ja manage. Wir haben immer viel miteinander zu tun gehabt und als wir über die zweite Gitarre nachgedacht haben, war er natürlich der Top-Kandidat, weil er spielerisch und persönlich einfach sehr weit vorne liegt. Ab und zu ist sowas sehr naheliegend und deshalb kommt man nicht so drauf, aber ich bin froh, dass wir ihn gefragt haben. Denn am Ende des Tages ist er natürlich eine Mega-Bereicherung für die Band.

Wie fühlt ihr euch, nachdem ihr die neue Scheibe im Kasten habt?

Ich sage immer: "Das neue Baby ist immer das Schönste [lacht]!" - deswegen ist man da nicht immer ganz so objektiv. Aber für uns ist es halt eine spezielle Platte, weil sich in unserem neuen Lineup alles super zusammengefügt hat. Es war eine tolle Zeit im Studio, wir hatten danach direkt die Tour mit OVERKILL, die auch überall ausverkauft gewesen war. Das war der Hammer, in der Beziehung nimmt man die guten Vibes mit und auch die positiven Reaktionen von Fans und der Presse kommen echt gut. Ich denke, da war auch eine Menge Druck im Topf, weißt du? Weil es gewisse Erwartungshaltungen gibt und auch wegen der zwei Gitarren...da wird eine Menge hineininterpretiert und da bin ich schon sehr zufrieden, wie bis jetzt alles gekommen ist.

Ich finde, dass ihr auf „Born To Perish“ eine Ecke wütender klingt - geschah das bewusst oder spontan?

Nun ja, wir komponieren normalerweise einfach drauf los. Ich habe da immer schon etwas im Kopf, zum Beispiel sage ich: "ich möchte gerne etwas Punkiges machen" oder "unser nächster Song soll wieder etwas schneller und oldschool werden" oder so. Aber am Ende des Tages ist alles recht spontan, was wir schreiben. Wir konstruieren das nicht am Reißbrett. Was dabei durchkommt, sind halt Emotionen, Erfahrungen und auch die Liebe zur Musik. Auch wenn mich Leute fragen, ob es mir schwer fällt, neue Songs zu schreiben...nee, eigentlich nicht! Ich liebe die Musik und mir fällt immer was ein! In der Beziehung haben wir gerade eine Konstellation, die sehr gut funktioniert. Deswegen war das Songwriting auch echt easy und was dabei herausgekommen ist, kann sich hören lassen, oder? Es ist schön oldschool, hat aber trotzdem einen modernen Anstrich, der es nicht total altbacken klingen lässt. Auch die neuen Leute haben sich sehr gut eingefügt. Ich denke, das ist das Wichtigste: dass man hört, dass sie dabei sind; aber ohne, dass es die Band verdreht und nach etwas Anderem klingt. Das war die Quintessenz des Ganzen.

Ist das Songwriting in der neuen Besetzung anders gelaufen?

Naja, das Songwriting ist schon das Ding von Mike und mir. Wir schreiben die Songs, haben den anderen aber gesagt: "ihr dürft gerne etwas dazu beitragen." Randy hat dann auch gleich ein paar Drumbeats beigesteuert, die wir zum Schreiben der Songs benutzt haben. Damir hat auch jede Menge Soli, Melodien, usw. beigesteuert, aber die eigentlichen Songs haben Mike und ich geschrieben. Damir hat gleich von Anfang an gesagt: "bitte schreibt ihr die Songs! Ihr seid DESTRUCTION, von Anfang an, ihr wisst am besten, wie's funktioniert!" Er leistet gerne seinen Anteil, will aber auch nicht - auf gut Deutsch - "reinpfuschen". Ich denke, wenn die Band zusammenwächst, dann kann er in Zukunft auch Songs schreiben und Ideen mit einbringen - er ist ein super Musiker. Aber für diese Platte war es wichtig, dass wir das "Gerüst DESTRUCTION" so lassen, wie es ist, dass das Songwriting von Mike und mir beibehalten wird...mit neuen Gewürzen und etwas Pfeffer dahinter, das hat gut funktioniert.

Was die Drums angeht, klingt es für mich einerseits schneller und explosiver, aber andererseits auch typisch nach DESTRUCTION. Wie komponiert ihr die Drumspuren?

Wir komponieren die ersten Demos am Computer. Wir haben den "Superior Drummer", nehmen dann den Gene Hoglan [Anm. d. Red.: u. a. TESTAMENT, DARK ANGEL] aus dem Computer und lassen ihn ein bisschen abholzen. Wenn du ein Riff schreibst, hast du ja schon eine Idee, wie das Schlagzeug ungefähr klingen soll. Und so geben wir es dann an unseren Schlagzeuger weiter, damit er sein eigenes Ding daraus macht. Randy hat aber auch ein paar Beats abgeliefert, bei denen wir es genau andersrum gemacht haben. Auf seinen Beats für den Song "Born To Perish" habe ich dann die Gitarrenriffs geschrieben - hat beides gut funktioniert!

Auf „Born To Perish“ hört man Twingitarren, Soli und dergleichen, was ihr vorher nicht hättet live spielen können. Welchen Stellenwert genießt die Liveperformance beim Komponieren?

Mit dem neuen Lineup haben wir plötzlich kein Limit mehr - das war schon genial! Wir haben in den letzten Jahren immer mit Vorsicht und angezogener Handbremse komponiert, weil bestimmte Harmonien, zweistimmige Gitarren, etc. nicht gingen. Insofern hatten wir auch uns immer ein bisschen "runtergepacet" und unter Niveau gespielt, aber dieses Mal konnten wir richtig aus dem Vollen schöpfen. Jetzt konnten wir wirklich sagen "The Sky Is The Limit" und wussten, dass wir das alles, was wir aufnehmen, so auch live spielen können. Das war ein großer Vorteil bei dieser Platte und es gibt auch unserem Liveset viel mehr Tiefe und Abwechslung. Es ist ja so, dass auch einige alte DESTRUCTION-Songs Harmonien, zweistimmige Soli, usw. haben, die wir zu dritt nicht spielen konnten. So sehr ich das Trio geliebt habe und es war ja auch wirklich Kult, aber mit vier Leuten und zwei Gitarren ist es jetzt doch eine andere Hausnummer.

Steckt in „Filthy Wealth“ ein kleines bisschen MOTÖRHEAD-Rock’n’Roll drin?

Ja, auf jeden Fall! Wir hatten ja schon immer ein wenig MOTÖRHEAD- und Punk-Influences in der Band und das kommt immer wieder mal durch. Bei "Filthy Wealth" wollte ich von Anfang an einen Song schreiben, der in diese punkige MOTÖRHEAD-Richtung geht. Ich hatte auch schon vorher den Songtitel und gerade der musste so etwas Dreckiges, Punkiges haben. Es war auch der erste Song, den ich für die Platte geschrieben habe und er war dann die Richtlinie für den Rest. Wenn der Ball mal rollt, dann geht's ja wie von selbst und so hat es dann auch angefangen. Man braucht immer so einen Initialkick, "Filthy Wealth" kam wie aus der Hüfte geschossen und machte einfach Spaß. Dann läuft das Songwriting gleich ganz anders. Dieses Mal hatten wir sehr viele coole Ideen, auch weil wir praktisch drei Jahre zuvor nicht komponiert hatten.

Euer Song „City Of Doom“ aus 2013 erinnerte in mahnender Weise an die Vergangenheit - wie sehr besorgt dich die politische Großwetterlage unserer Zeit? Was davon findet sich auf „Born To Perish“?

Davon ist natürlich viel auf dem neuen Album, auch in Bezug auf internationale Politik. Aber wo du es gerade ansprichst: wir spielen ja nächste Woche auf dem "Rage Against Racism"-Festival in Duisburg und haben ein Interview dazu gemacht. Das haben wir gestern online gestellt und es haben sich doch tatsächlich so ein paar Nazis auf der Facebookseite von DESTRUCTION ausgelassen, die ich dann blockieren musste. Ich fand es sehr befremdlich, dass sich mittlerweile auch in der Metalszene echt asoziale Nazis rumtreiben und da Bands beleidigen, die irgendetwas gegen rechts sagen. Das war vor einigen Jahren noch undenkbar. Früher wären solche Nazis sofort gebasht worden, aber inzwischen scheint es auch in der Metalszene Einige zu geben, die komische Tendenzen haben. Aber auf der anderen Seite muss man sich auch fragen, wo das Ganze herkommt und da muss man sich wieder an die Politiker wenden...wer so schlechte Politik macht, muss sich nicht wundern. Das ist leider traurig, aber wahr.

Leider wird heute immer wieder vergessen, dass das vor knapp 90 Jahren nicht viel anders gelaufen ist...

Natürlich, leider wiederholt sich immer alles und die Menschheit lernt nicht aus ihren Fehlern. Allerdings haben die Deutschen als eine der wenigen Kriegsnationen der letzten [überlegt] 200 Jahre viel gelernt und versucht, das gut aufzuarbeiten. Man vergisst das immer wieder, aber das ist auch im Ausland sehr gut angekommen. Aber jetzt muss man aufpassen, dass die Lage nicht kippt, das ist ganz klar. Auf der anderen Seite haben die Leute überall in Europa Existenzängste und dann kommt halt so ein Scheiß dabei raus. Das war ja damals auch nicht anders...mit Speck fängt man Mäuse und deshalb gibt es auf der neuen Platte auch den Song "Ratcatcher".

Das ist also der Hintergrund des Songs?

Ja, es ist schon ein bisschen der Hintergrund...dass man die Notlage der Leute ausnutzt, sie mit teilweise sehr trivialen Mitteln in die Falle lockt und dann umdreht. Wenn du auf die Historie der Menschheit zurückblickst, siehst du, dass das leider schon öfter passiert ist. Und es wird immer wieder passieren, weil die Leute halt so einfach zu beeinflussen sind. Ich finde es ja prinzipiell gut, wenn Leute auf die Straße gehen und demonstrieren, aber es muss auch alles irgendwo nachvollziehbar [begründet] sein. Ich kann es ja verstehen, wenn Menschen Existenzängste haben, weil es in den letzten Jahren zu viele Terroranschläge in Europa gab. Aber auf der anderen Seite kommen im Ausland so viele Leute auf mich zu und fragen mich, was in Deutschland los ist und dass wir schon total [vom Islam] unterwandert wären. Das wird alles irgendwie hochgepusht...natürlich muss man aufpassen, dass das Land nicht die Identität verliert, aber davon sind wir ganz, ganz weit entfernt.

Mit „Fatal Flight 17“ nehmt ihr auf den Malaysia-Airlines-Flug 17 Bezug...

Genau. Das ist auch eine Sache, die von den Medien ratz fatz unter den Tisch gekehrt wurde. Es war nicht lange in den News und [hält kurz inne] ein holländischer Kollege hatte einen Kumpel in dem Flieger. Ich habe das ein wenig mitverfolgt, die waren an dem Tag davor noch zu einem SLAYER-Konzert und er hatte den Flug verschoben. Er ist dann auf diesen Malaysia-Airlines-Flug 17 und da gestorben. Das hat mich noch betroffener gemacht als ich nach dem Absturz sowieso war. Als Musiker bist du eh viel im Flieger unterwegs und da bist du nah dran an sowas. Dann wird dir erst einmal bewusst, wie schnell alles gehen kann. Ich fand es unglaublich, wie schnell das alles unter den Tisch gekehrt wurde. Natürlich war das ein heikles Thema, denn niemand wollte sich mit Russland anlegen oder einen Krieg riskieren. Ich habe das wieder aufgepickt und einen Text daraus gemacht, weil ich einfach nicht will, dass das so schnell wieder verschwindet. Das ist alles eine ganz schreckliche Tragödie für alle, die da jemanden verloren haben. Die werden nie wissen, was wirklich los war und niemals damit abschließen können. Deshalb war es ein Thema, das mir sehr auf der Seele brannte und worüber ich unbedingt einen Song schreiben musste. Als Thrash-Metal-Musiker ist das ja fast schon Pflicht und es ist auch eine gute Therapie für mich. Lieder zu schreiben, die mich berühren, die aus der Welt gegriffen und echt sind. Die Texte mögen brutal und negativ klingen, aber am Ende haben sie immer einen Twist und eine positive Kernaussage.

Ich beschreibe (zumindest manche) Metalbands und -fans ganz gerne als „Schafe im Wolfspelz“ oder „gute Stimme in chaotischen Zeiten“? Was hältst du davon?

Auch wenn viele da anderer Meinung sind, finde ich, dass man als Künstler eine Stimme haben und seine Meinung äußern muss. In Bezug auf die Fans ist ja das allgemeine Klischee, dass sie dumm und stumpfsinnig sind. Dabei ist es ja genau umgekehrt, gerade die Metalfans legen viel Wert auf gute Texte und Inhalte und haben sich als "denkene Menschen" etabliert. Viele sind oder waren auch Studenten. Mein Arzt war neulich in Wacken und hat das alles analysiert. Er ist zwar selbst kein Metalfan, wollte sich das aber mal ansehen und fand es sehr interessant, dass da vom Arzt über den Feuerwehrmann bis zum Bäcker alles vertreten ist...nach dem Motto "Metal ist etwas, das den Leuten gut tut und bei dem sie die Sau rauslassen können". Das ist wirklich so und gerade durch Wacken, die Medien, usw. ist ja heute bekannt, dass Metalfans keine kleinen Menschen fressen. Aber trotzdem ist es so, dass wir die Rebellion in Metalszene erhalten sollten, denn das ist eine wichtige Sache.

„Born To Perish“ erscheint im August - auf welchen durchschnittlichen Score tippst du bei 10 möglichen Punkten?

[überlegt ]...also die Platte ist ein Top-Treffer für uns...ich weiß nicht, ob wir je eine Bessere gemacht haben. Deswegen erwarte ich schon gute Punktzahlen...ich schätze, 8,5 bis 9 Punkte dürften da auf jeden Fall drin sein. Es hat bisher gut angefangen und so darf es weitergehen. Die Songs stehen für sich und werden schon reinknallen!

Wie waren eure ersten Auftritte als Quartett?

Super! Es gab eine Menge Druck und Überraschungseffekte, weil wir nicht so richtig wussten, wie es bei den Fans ankommt oder wie wir auf der Bühne klar kommen. Die Resonanz war megageil, nach der Show sind die Leute zu mir gekommen und auch zu Damir und haben ihn abgefeiert. Besser hätte es nicht laufen können.

Habt ihr eure älteren Songs für die Darbietung mit zwei Gitarren aufgepeppt?

Natürlich! Wir haben wesentlich mehr Zweistimmigkeiten, auch im Solobereich, und auch die Harmonien sind viel besser aufeinander abgestimmt mit zwei Gitarren.

Wohin führt euch die Reise mit „Born To Perish“ in der nächsten Zeit?

Nach der OVERKILL-Tour werden wir noch auf einigen Festivals spielen, ein paar Angebote haben wir auch aus dem Ausland. 2020 kommt dann die Europatour im Februar, "Thrashfest" heißt die Tour, wahrscheinlich mit LEGION OF THE DAMNED, EXHORDER und noch einer dritten Band. Das wird auf jeden Fall ein geiles Package werden und dann werden wir auch etwas mehr Zeit haben. Mit OVERKILL haben wir nur eine knappe Stunde und ist es schwierig, alle Songs unterzubringen. Das wird auf jeden Fall geil und wir freuen uns schon drauf!

Ohne eure Evergreens lässt euch kein Fan von der Bühne – wie gerne spielt ihr „Mad Butcher“, „Bestial Invasion“ usw. nach so vielen Shows noch?

Gerne, die sind top! Es sind Evergreens, wie du schon sagst. Das ist unsere Jugend, das ist ein Teil von uns und die kann man gar nicht weglassen. Die spielen wir auch immer noch gerne, die gehen auch im Schlaf. Die kann man auf einer Arschbacke rausknallen, weil die so in dir drin sind und ich denke, wenn du die nicht spielst, fehlt auch was. Es sind ja auch geile Songs und da fühlt man sich geehrt, wenn die Leute die so lange hören wollen.

Ihr gehört zu den Mitbegründern des Thrash Metal und wart durch euren Einfluss auf bspw. MAYHEM auch für den frühen Black Metal bedeutsam - wie fühlt es sich an, einer der Pioniere im extremen Metal zu sein?

Achja, das ist schon cool. Die kommen ja auf Festivals alle mal an und stellen sich vor, die ganzen Black-Metal-Bands. Ich war gerade erst beim Sweden Rock und da waren die GORGOROTH-Jungs alle, die sind auch alle DESTRUCTION-Fans. Das ist sehr cool, wenn man die alle kennenlernt, DIMMU BORGIR, IMMORTAL und auch die MAYHEM-Jungs natürlich. Es ist ziemlich cool, wenn man hört, dass eine ganze Generation von unseren ersten Schritten beeinflusst wurde. Wir waren damals selber junge Musiker und ich weiß, wie es ist. Wir haben ja auch unsere Einflüsse und es ist immer eine große Ehre, selbst als Einfluss genannt zu werden.

SLAYER existieren ungefähr so lange wie DESTRUCTION und treten bald den Ruhestand an...könntest du dir ein Leben ohne die Musik vorstellen?

Nee, ich weiß auch nicht, wie SLAYER das machen wollen, mal abwarten. Ich weiß auch, Kerry King macht weiter, auf jeden Fall. Tom Araya hat keinen Bock mehr, der ist irgendwie Christ geworden, hat Familie und will nicht mehr auf Tour. Das kann ich verstehen, nicht jeder mag das so lange machen. Ich bin Musiker mit Leib und Seele und ich will das so lange machen, wie ich kann. Jetzt kommen wir alle in die Jahre, es wird nicht einfacher, aber man muss halt fit bleiben und Spaß an der Musik haben. Schau dir die SCORPIONS oder die ROLLING STONES an, die spielen immer noch. Musik ist ja nichts, was man so an den Nagel hängt wie einen Job. Es ist eine Begeisterung, die man in sich trägt und die raus muss. Ich denke, solange man gesund ist, kann man als Musiker immer auf die Bühne - und ich hoffe, wir bleiben alle gesund und haben noch another twenty years, bevor es eng wird! Wir sind halt die erste Generation von Thrash-Metal-Bands, die in Rente gehen wird und deshalb müssen wir mit wehenden Fahnen vorausgehen!

Wäre irgendwann eine dritte Auflage der „Thrash Anthems“ denkbar?

Also im Moment ist sie nicht geplant, aber man soll niemals nie sagen. Ehrlich gesagt haben wir aber alles aufgearbeitet aus den alten Tagen, haben wirklich die unglaublichsten Perlen ausgegraben und neu eingespielt. Also aus dieser Zeit ist eigentlich so gut wie alles verwertet worden und die Platten seit 1999 haben wir alle vernünftig aufgenommen. Das heißt, eigentlich würd's schwierig, "Thrash Anthems III" zu machen - da müsste man mal in ein paar Jahren nochmal drüber sprechen. Aber wie gesagt, ist das derzeit mal nicht geplant.

Noch einmal vielen Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch! Das Schlusswort gebührt natürlich dir!

Wir haben uns jetzt drei Monate lang den Arsch aufgerissen, haben neue Songs geschrieben und im Studio aufgenommen. Wir haben extra wenig live gespielt, damit die Platte richtig geil wird und das neue Lineup richtig gut zusammen spielt. Nächste Woche geht's weiter beim "Rage Against Racism"-Festival in Duisburg, umsonst und draußen. Wir freuen uns darauf und ich hoffe, wir sehen uns auf Tour!


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