Interview: XENOBLIGHT - Thomas Halborg Madsen

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Du nimmst Thrash, Death, Black, Groove Metal und was auch immer, mischst es zu einem kontrollierten Chaos mit einem melodischen, semi-progressiven und technischen Touch und du bekommst XENOBLIGHT!

Vom Wacken Metal Battle schnurstracks in die einschlägige Fachpresse und auf die Bühnen großer Festivals - trotzdem hat XENOBLIGHTs Drummer Thomas Halborg Madsen Zeit für einen kurzen Plausch über Metal und Landkarten. Here we go!

Veröffentlicht am 16.08.2019

Quasi aus dem Stand haben es die Dänen XENOBLIGHT auf den vierten Platz beim letztjährigen Wacken Metal Battle geschafft. Mit dem Debütalbum "Procreation" setzte die Truppe ohne Vorgeplänkel ihr erstes Ausrufezeichen und erspielte sich gute Kritiken. Nach diesem respektablen Start, für den sie manch andere Newcomerband beneiden dürfte, begrüßt man das Quintett auf renommierten Festivals und auch eine eigene Tour steht bereits ins Haus. Hinter den Kulissen ist indes die zweite Platte in der Mache - man könnte also sagen, es läuft im Hause XENOBLIGHT. Zwischen Tourbus und Reißbrett baten wir Drummer Thomas Halborg Madsen um einen kleinen Gedankenaustausch.

Hi Thomas! Vielen Dank für deine Zeit! Wie geht es dir und was läuft im Moment bei XENOBLIGHT?

Es läuft großartig und wir sind sehr beschäftigt! Wir haben die Festivalsaison mit dem Roskilde Festival und dem Grimfest hier in Dänemark eröffnet - beide Gigs waren fantastisch. An diesem Wochenende spielen wir beim Boomtown Fair in England und nächste Woche auf dem Summer Breeze in Deutschland, auf diese Shows haben wir uns sehr gefreut. Dann geht es zunächst auf ein weiteres dänisches Festival namens Uhørt Festival, bevor wir im September und Oktober auf eine Dänemark- und Skandinavien-Tour gehen, also ja – wir sind ziemlich beschäftigt!

Bitte erzähle uns etwas über die Geschichte von XENOBLIGHT!

Wir begannen 2017 und spielten in dem Jahr nur zwei Shows, darunter unser Debütkonzert beim Metal Magic Festival. Den Rest des Jahres haben wir hauptsächlich damit verbracht, unser Debütalbum zu schreiben und es bei SolnaSound Recording aufzunehmen. Seitdem sind wir damit beschäftigt, Shows zu spielen, unsere Musik unter die Leute zu bringen und allmählich mit den Vorbereitungen für unsere zweite Platte zu beginnen.

Was ist mit VELOCITER – der Band, in der die meisten von euch vorher gespielt haben? Stand euch der Sinn nach etwas Härterem?

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass wir nach etwas Härterem gesucht hatten. Vier von uns haben sich einfach von VELOCITERs Old School Thrash heraus in Richtung Death, Black und Progressive Metal entwickelt und gemerkt, dass wir auch nicht mehr die Lust hatten, unsere alten Songs zu spielen. Wir waren der Meinung, dass ein Neuanfang mit neuer Inspiration und einem neuen Gitarristen der richtige Weg war.

Ihr habt beim "Wacken Metal Battle" gut abgeschnitten – war das ein Schub für eure neue Band?

Das war es sicherlich, nach unserer Show in Wacken wurden wir von Out Of Line Music kontaktiert, wo wir nun einen Plattenvertrag haben. Wir wurden auch von einem der WMB-Richter für eine Show Tel Aviv gebucht, was ohne das internationale Finale beim WMB definitiv nicht passiert wäre. Auch, dass wir für das Arctic Sounds Festival in Grönland gebucht wurden, ging auf das WMB zurück. Diese und viele andere Shows (wie die der bevorstehenden Skandinavien-Tour) wurden von dem Booker arrangiert, der uns beim WMB-Finale in Dänemark gesehen hat - er spielt eine große Rolle dabei, dass wir im Moment so beschäftigt sind.
Also ja, es gab sicherlich einen Schub, oder besser gesagt, eine Präsentation vor den richtigen Leuten, um die Sache in Gang zu bringen!

Wie läuft der Songwriting-Prozess in eurer Band (wer schreibt die Songs, wer die Texte, etc.)?

Unsere beiden Gitarristen haben jeweils ihre eigene Art des Songwritings. Mikkel neigt dazu, zu Hause an einem Song zu arbeiten, den er dann aufnimmt und dem Rest von uns zeigt. Dann bringt jeder seine Interpretation darüber ein, wie sich Drums, Gesang, Bass, usw. einfügen sollten. Rasmus hat eine flüssigere Art, fertige Tracks zu schaffen. Er hat normalerweise tonnenweise Riffs und Ideen, die wir gemeinsam jammen und zusammenfügen. Marika schreibt die Texte, Rasmus und Mikkel die „Song-Skelette" - aber wir alle tragen auf unsere Weise kreativ dazu bei und inspirieren uns gegenseitig.

Euer Musikstil hat seinen eigenen Charakter - wie würdest du ihn jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?

Zuerst einmal vielen Dank! Es fällt uns schwer, uns in eine bestimmte Schublade zu quetschen, deshalb nennen wir unsere Musik einfach Extreme Metal. Auch wenn das irreführend sein mag, halten wir diesen weiter gefassten Begriff für zutreffend, weil wir uns von allen möglichen Genres des extremeren Spektrums inspirieren lassen. Du nimmst Thrash, Death, Black, Groove Metal und was auch immer, mischst es zu einem kontrollierten Chaos mit einem melodischen, semi-progressiven und technischen Touch und du bekommst XENOBLIGHT!

Herzlichen Glückwunsch zu "Procreation"! Ihr habt euch also dazu entschieden, direkt mit einem Album statt mit einer EP einzusteigen?

Danke! Ja, wir wollten ein komplettes Album als erste Veröffentlichung! Keiner von uns hat jemals ein komplettes Album veröffentlicht, also war dies etwas, das wir uns sehr als erstes Projekt in der neuen Band wünschten.

Welche musikalischen und lyrischen Inspirationen gab es für euer erstes Album?

Beim Schreiben des Albums zielten wir auf einen abwechslungsreichen Sound ab, der zahlreiche Aspekte und Gefühle zum Ausdruck bringt. Wir haben kalte, atmosphärische Passagen und schnelle aggressive Parts, die in eingängige Grooves übergehen. Es ist ein kontrolliertes Chaos und das ist es, was für uns das Schreiben interessant macht. "Procreation" [übersetzt: Fortpflanzung, Zeugung] ist der Arbeitstitel für das lyrische Thema des gesamten Albums. Es ist kein Konzeptalbum, aber es hat einen roten Faden, der Fortpflanzung mit unvermeidlichem Zerfall verbindet. Alles zwischen Zeugung und Tod gehört zur großen Absurdität des Menschseins.

Ich höre ein wenig von THE BLACK DAHLIA MURDER und ARCH ENEMY in eurer Musik. Sind diese Bands tatsächlich einflussreich für euch?

Nein, nicht wirklich. Die meisten von uns hören THE BLACK DAHLIA MURDER gelegentlich, aber wir würden nicht sagen, dass sie eine besondere Bedeutung für die Band haben. Als wichtige Inspirationen wären eher PSYCROPTIC und DEATH zu nennen, die wir alle sehr mögen.

Wenn "Procreation" eine Landkarte wäre, wo würde ich dann den Black Metal finden?

Du kannst wahrscheinlich etwas Black Metal Inspiration in "Obsidian Chromatism" und "Virus" hören, auch im Gesang bei einigen der hohen Schreie. Aber wir haben nichts, das klar als Black Metal identifiziert werden könnte.

Welcher ist dein persönlicher Lieblingssong der Platte und - um ein wenig ketzerisch zu sein - welcher gefällt dir am wenigsten?

Das ändert sich immer wieder und ist auch bei allen Bandmitgliedern verschieden. Es fühlt sich sehr gut an, ein Album erschaffen zu haben, auf dem man eigentlich jeden Track auf seine eigene Art und Weise mag. "Obsidian Chromatism", "Predominance" und "Virus" stehen für mich ganz oben. "Kill Yourself" ist wahrscheinlich das Schlusslicht - vor allem, weil es so ein kurzer Song ist. Aber es macht trotzdem großen Spaß, den Song live zu spielen, da er normalerweise ein ziemliches Chaos verursacht.

Wie hast du deinen charakteristischen Drum-Style entwickelt?

Einige sagen, wenn man 10.000 Stunden lang an einer Fertigkeit feilt, perfektioniert man sie. Ich für meinen Teil habe die letzten Jahre immer ein paar Mal pro Woche mit Freunden gejammt und an meinem Stil gearbeitet. Bis heute sollten dabei ein paar tausend Stunden zusammengekommen sein, also schätze ich, dass meine Antwort „Hingabe und Ausdauer“ lautet.
Oh, und ich hörte viel Mike Portnoy, Neil Peart, Danny Carey, Brann Dailor und Mario Duplantier, um nur einige Drum-Koryphäen der Welt zu nennen.

Besonders wegen deines besonderen Schlagzeugstils habe ich "Procreation" als "progressive Musik für progressive Hörer" zusammengefasst. Was hältst du von diesem kleinen Seitenhieb?

Nun....danke für das Kompliment! Ich mag es, wenn meine Ohren herausgefordert und überrascht werden, wenn ich neueren Metal höre. Deshalb tue ich alles, was ich kann, um meine Drums nicht langweilig klingen zu lassen und den Track trotzdem fließend und nicht zu kompliziert zu gestalten.

Was sind eure aktuellen Live-Aktivitäten und die Pläne für 2019 / 2020?

Die bereits erwähnten Festivals und die Skandinavien Headliner Tour, die einen Boxenstopp beim Southern Discomfort Festival in Norwegen mit einschließt. Wir machen dann im Herbst und Winter eine Tourpause, um uns auf die Fertigstellung unseres nächsten Albums zu konzentrieren. Wir haben ein paar neue Songs vorbereitet und eine handvoll unfertiger Lieder in der Mache. Wir haben zwischen den Auftritten nie wirklich aufgehört, zu schreiben. Für 2020 zeichnen sich bereits Pläne ab, aber es gibt noch nichts Offizielles.

Freust ihr euch auf die Festivalauftritte?

Zum Teufel ja! Die großen Festivals zu spielen ist ein großer Meilenstein und ein Traum wird wahr.

Seid ihr bei einem so großen Publikum aufgeregt?

Natürlich! Es ist der ultimative Adrenalinkick, deine Musik für so viele Leute auf einmal zu spielen, besonders wenn das Publikum dabei ausflippt. Wir sind sehr dankbar für diese Gigs!

Es scheint so, als hättet ihr einen guten Start mit XENOBLIGHT gehabt. Hättet ihr damit gerechnet?

Nein, überhaupt nicht, wir haben gehofft und geglaubt, dass diese Band Potenzial hat, aber viele Dinge, die wir in dieser kurzen Zeit bereits erlebt haben, übersteigen unsere wildesten Träume. Wir sind sehr aufgeregt, diesen Weg weiterzugehen und zu sehen, wohin er uns führt.

Was macht ihr, wenn ihr keinen Metal spielt?

Die meisten von uns haben Vollzeitjobs, die eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, einige auch nicht. Wir alle mögen Spiele, besonders Steffen, der einmal den Weltrekord in Mario Kart hielt und heute dänischer Meister ist. Marika hat großes Interesse an der Fotografie und der Natur.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Bitte hinterlasse unseren Lesern ein paar abschließende Worte!

Vielen Dank auch an euch! Und vielen Dank an alle Leser, die das Ende unseres Interviews erreicht haben! Wir hoffen, euch da draußen zu sehen!

 


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