Interview: VADER - Piotr "Peter" Wiwczarek

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Manchmal muss jemand die Dinge steuern und das ist dann mein Part. Aber die Band bleibt eine Band, ein Haufen verschiedener Charaktere mit individuellen Talenten. Und VADERs Erfolg ist immer der Erfolg von allen, nicht bloß meiner.

Vier Jahre und etliche Shows nach dem Release von "The Empire" steht "Solitude In Madness" in den Regalen und zeigt das polnische Death-Metal-Flaggschiff abermals von seiner besten Seite. Bandgründer Piotr "Peter" Wiwczarek gewährt uns Einblicke in die Entstehung von Album Nr. 16!

Veröffentlicht am 05.05.2020

Es gibt diese Bands, die sich Moden, Trends und Strömungen konsequent verschließen und wie ein Eisbrecher mit eingerastetem Gaspedal durch Meer, Packeis und zur Not auch Granit manövrieren. Die polnischen Death Metaller VADER gehören zu dieser ehrwürdigen Liga veränderungsscheuer Szenepioniere, die ihren ureigenen Charakter über Dekaden erhalten und nur in engen Grenzen weiterentwickelt haben. Und so eisern die Polen ihren prägnanten Stil bis heute pflegen, so regelmäßig beehren sie ihre Hörerschaft mit frischem Qualitätsstahl, bereisen den Globus und lassen dabei kaum einen Fan den Duft von frischem Schießpulver missen (d. h. zumindest in Zeiten, in denen die Möglichkeit von Konzerten gegeben ist). Das allmählich eintrudelnde mediale Feedback zum aktuellen, 16. Album "Solitude In Madness" scheint erneut sehr positiv auszufallen. Warum die neue Scheibe dennoch etwas Besonderes ist und warum bei ihrer Entstehung neue Wege beschritten wurden, erklärt uns ein trotz Hunger bestens gelaunter "Peter" Wiwczarek!

Hi Peter, was geht ab?

Hi...was abgeht? Ein Interview geht ab [lacht]!

Stimmt...also legen wir doch gleich mal los! Euer Lineup besteht nun seit rund zehn Jahren - seid ihr inzwischen auch persönlich zusammengewachsen und wie hat sich euer Songwriting in dieser Zeit entwickelt?

Tatsächlich leben wir vollkommen voneinder getrennt. Nach der Tour gehen wir auseinander und jeder lebt sein eigenes Leben. Das ist vermutlich der einzige Weg, um sich nach so vielen Jahren nicht zu hassen. Wir sind verschiedene Charaktere und unterschiedlich alt - James [Stewart, VADERs Drummer] könnte z. B. ohne Weiteres mein Sohn sein. Aber wie du siehst, existieren wir in diesem Lineup schon seit einer Dekade und fühlen uns bis heute sehr wohl - im Studio und auf der Bühne. Es ist definitiv besser, mit einem stabilen Lineup zu arbeiten als mit ständig wechselnden Personen. Ich bin zwar auch damit erfahren und habe keine Angst vor neuen Leuten, aber es braucht jedes Mal Zeit, sich aufeinander einzustellen. Wenn das Gefüge stabil ist, kennt man sich...man fühlt sich wohl und alles ist einfacher.

Die Arbeit im Studio hat sich nicht allzu viel geändert, den Großteil der kreativen Arbeit übernehmen James und ich - oder Spider und James, wenn er seine eigenen Songs mitbringt. So läuft es bei VADER, aber das Wichtigste ist und bleibt für uns die Bühne. Wenn wir neue Songs aufnehmen, tun wir das immer mit dem Fokus, sie später live zu spielen und das ist gewissermaßen das Gegenteil von früher. Zur Zeit unserer ersten Platten jammte man seine Songs, spielte sie ab und zu live - und tat dies, um sie später auf Platte aufzunehmen. Unsere ersten Alben sind ungefähr so entstanden...wir hatten um die zehn Jahre zum Üben, bevor wir die Songs letztlich aufgenommen haben. Danach waren wir immer sehr mit Touren beschäftigt und es blieb nicht viel Zeit, um an den Songs zu arbeiten. Deshalb konzentrierte sich die meiste Kreativarbeit auf das Studio.

So läuft es auch heute und das mag ich - die Arbeit im Studio ist sehr inspirierend, besonders weil wir dieses Mal den Ort gewechselt haben. Es war sehr aufregend, ein neues Studio und einen neuen Produzenten zu haben. Zudem ist Scott Atkins eine sehr motivierende Person, im Prinzip haben wir die Songs gemeinsam geschaffen. Wir hatten eine Menge Spaß im Studio, wir experimentierten und probierten Dinge aus - wir jammten sozusagen im Studio. Spontanität ist wichtig für VADERs Kreativität und für den Metal allgemein. Ich liebe es, so zu arbeiten und brauche das zum Komponieren. Spider arbeitet gerne zu Hause an seiner Musik - wenn er ins Studio kommt, ist sein Part meistens so gut wie fertig und es gibt nur noch wenig Raum für spontane Arbeit.

In puncto Sound habt ihr meinem Eindruck nach einen eigenen Charakter geschaffen und entwickelt diesen von Album zu Album weiter. Wolltest du einfach deinen persönlichen "Wohlfühlsound" finden oder dich bewusst von anderen Bands abheben?

Weißt du, das ist der eigentliche Grund, warum wir dieses Mal den Produzenten und das Studio gewechselt haben. Wir haben fünfzehn Jahre lang mit den Wiesławski-Brüdern im Hertz-Studio gearbeitet, wir sind sozusagen miteinander aufgewachsen und haben uns zusammen weiterentwickelt. Aber wenn man immer mit denselben Leuten an den Aufnahmen arbeitet, wird der Sound irgendwann zu beständig. Wir hatten verschiedene Optionen und Scott Atkins und das Grindstone Studio waren eine sehr gute Entscheidung. Scott hat schon viele großartige Sounds kreiert...es ["Solitude In Madness"] ist immer noch VADER, aber es ist anders. Ich wollte ihm nicht sagen, was er zu tun hat, ich wollte kein Produzent sein. Der einzige Weg ist, dem Produzenten zu vertrauen und ihm die Chance zu geben, die Musik auf seine eigene Art zu sehen.

Er hat so einen Sound geschaffen, der sich von dem der vorangegangenen Alben unterscheidet. Vor allem klingen die Gitarren heller und schärfer und heben sich besser vom Bass ab. Im extremen Metal müssen Gitarre und Bass zusammenarbeiten, aber auf den letzten Arbeiten gab es schon zu viel der Gemeinsamkeit. Die Drums klingen etwas "altmodischer" und fetter. Wir haben uns für einen natürlichen Sound entschieden, ohne Trigger und so einen Scheiß. Wir wollten arbeiten wie früher, aber natürlich unterscheidet sich der Klang wegen der großen technischen Fortschritte deutlich. Wir haben uns hierfür viel Zeit gelassen, weil die Drums das Rückgrat eines jeden Songs bedeuten. Darauf lässt sich der Rest relativ leicht aufbauen. Auch auf den Gesang bin ich sehr stolz. Ich habe mich viel mehr auf diesen Part konzentriert als auf den letzten Alben und viel mehr Zeit investiert als zuvor. Meistens war ich mit dem ersten oder zweiten Take zufrieden, aber Scott hat mich über meine Grenzen hinaus getrieben. Es war harte Arbeit, jeder Song auf dem Album klingt ein wenig anders. Es ist brutaler, aber zugleich klarer. Die Balance zwischen diesen beiden Facetten ist sehr schwer zu erreichen... Ich habe mich hierauf immer stärker konzentriert und glaube deshalb, dass "Solitude In Madness" in Bezug auf den Gesang das bisher am Besten aufgenommene VADER-Album geworden ist.

...eine andere Frage zwischendurch: meine beiden Freunde im Hintergrund sind dir nicht zu laut?

Süß... Das sind Vögel, richtig?

Ja, zwei Schildsittiche - und sie scheinen es nicht zu mögen, wenn ich skype...

[muss laut lachen] Natürlich, du solltest ja mit ihnen sprechen!

So ist das bei uns. Wir haben mehrere Tiere - vielleicht hörst du beim nächsten Mal die Kanarienvögel...

Ich kenne das, wir leben im Moment mit etwa dreißig Katzen zusammen.

Dreißig?!

Ja, wir haben eine Katzenzucht. Und um sie zu sozialisieren, musst du mit ihnen zusammen leben - zumindest für eine Weile. Deshalb leben sie bei uns... Wobei wir eher sagen: wir wohnen im Haus der Katzen...

So ähnlich ist es auch bei uns und das ist sehr lustig. Tiere sind netter als die meisten Menschen...

Ja... Tiere sind die älteren Lebewesen, die Bewohner unserer Erde. Man kann so viel von ihnen lernen. Sie lehren uns Respekt vor der Natur und vor dem, was sie uns gibt. Ich finde es gut, dass du diesen Respekt zeigst. Und es ist interessant... interessant, zu sehen, dass jemand kein Geld oder Geschenke braucht, um dein Freund zu sein.

Tiere sind so, das stimmt! Aber was war meine eigentliche Frage... Ich fand es sehr interessant zu lesen, dass "Solitude In Madness" sich in deinen Augen sehr von seinem Vorgänger unterscheidet. Um ehrlich zu sein, finde ich, die beiden Alben haben viele Gemeinsamkeiten - z. B. sind beide verhältnismäßig kurz und treten ziemlich "quick and dirty" in den Arsch!

Nicht wirklich, aber wenn wir das Album so aufgenommen hätten, wie es ursprünglich geplant war, wäre es noch einmal anders geworden. Nach unserer Vorstellung Ende 2018, Anfang 2019 wäre es mehr wie seine erste Seite geworden, mit mehr schnellen und explosiven Songs. Eigentlich war das Material der "Thy Messenger"-EP auch für das neue Album vorgesehen, aber weil wir wussten, dass sich der Release verspäten würde, entschieden wir uns dafür, zunächst die EP zu veröffentlichen. "The Empire" war schon eine Weile draußen, also wollten wir für 2019 etwas Frisches am Start haben. Wenn wir die EP nicht veröffentlicht hätten und bspw. "Grand Deceiver" auf das Album gekommen wäre, hätten wir wohl keine Songs wie "Dancing In The Slaughterhouse" oder "Emptiness" aufgenommen. Dann wäre das Album konsistenter, brutaler und schneller geworden. Weil die Studiosessions allerdings zeitlich gestreut waren, hatte ich Zeit zum Nachdenken und entschied mich dafür, einige Songs aufzunehmen, die eigentlich nicht für das Album geplant waren (die Aufnahmen starteten im Mai, die letzten Sessions fanden im August 2019 statt).

"Emptiness" stammt eigentlich noch aus der Zeit von "The Empire", es sollte dich also tatsächlich daran erinnern. Eigentlich wollte ich die Nummer nicht mit aufnehmen, weil es schon auf der EP war, aber sie unterscheidet sich stark von den anderen Songs und lässt dem Hörer Zeit zum Verschnaufen. Genauso lief es mit "Dancing In The Slaughterhouse" - es ist ein Cover der ACID DRINKERS, einer legendären Rock- & Metalband in Polen...und vermutlich nur dort. Sie wollten ein Tributealbum herausbringen, noch nicht einmal mit Metalbands, aber wir sind seit Jahren befreundet und schon oft miteinander aufgetreten. Sie fragten, ob wir mitmachen wollten und weil wir gerade das Studio enterten, sagten wir natürlich ja. Der einzige langsamere Song, den wir geplant hatten, ist das letzte Stück, "Bones". Es ist für uns zu einer Art Tradition geworden, für den letzten Albumsong eine langsamere Nummer zu wählen.

Die Soli auf "Solitude In Madness" sind mir besonders aufgefallen...

Wir haben ein wenig Melodie hinzugefügt...natürlich keine zu süßen, wir wollten Melodie mit lärmenden Leads kombinieren. Das hatten wir auch schon auf älteren Alben gemacht. Mauser [VADER-Gitarrist von 1997 bis 2008] hatte damit angefangen und auch Spider greift dies heute auf. Er ist ein Profi und lehrt auch Gitarre - er hat ein viel größeres musikalisches Spektrum als ich. Ich liebe bis heute diese chaotischen Leads, aber wir inspirieren uns gegenseitig. Manchmal spiele ich etwas mehr Melodie und Spider mehr Tremolo-Style...aber im Großen und Ganzen bringt Spider die Melodie und ich das Chaos - das ist mein Territorium.

Ich finde, das passt gut zusammen und ergänzt sich.

Ja, es passt. Ich betrachte das Ganze auch immer als Fan. Ich bin selbst Metalfan und ich selbst muss die Musik genießen, die wir schreiben. Natürlich urteilen wir nicht über unsere Musik, das tun die Fans. Wir haben viele Alben geschrieben und ich finde es gut, dass nicht nur zwei Platten beliebt sind und niemand über die anderen spricht. Der eine mag das eine und der andere das andere Album und das ist auch gut so. Ich bin der Meinung, in unserer Diskographie ist für jeden etwas dabei... und wenn nicht, gibt es noch genug andere Bands. Heutzutage ist der Metal sehr weit gefächert und vielfältig - in meinen Augen manchmal zu viel. Früher war es viel einfacher, da gab es Heavy Metal und später den extremen Metal mit Thrash Metal, Death Metal und Black Metal. Aber heute gibt es sogar Melodic Death Metal oder Christian Black Metal... wie krank ist das [lacht]? Manchmal ist die Kombination an sich schon von Anfang an blödsinnig wie besagter Christian Black Metal... das verstehe ich nicht. Es sind natürlich nur Namen, aber ich finde, man sollte es einfach "Metal" nennen, statt diese ganzen kombinierten Begriffe zu nutzen, die keinen Sinn ergeben.

Manchmal sind die ganzen Subgenres tatsächlich ziemlich verwirrend... Kennst du den Film "Heavy Trip"? Dort wird dieses Thema ziemlich lustig auf die Schippe genommen mit diesem "Symphonic Post-Apocalyptic...usw.-Genre".

[lacht] Ja, ich weiß, was du meinst! Mir ist das alles vertraut... Ich erinnere mich an Bands, die ihren Stil als "Heavy Grindcore Highspeed Metal" oder so beschrieben. Als wir noch Teenager waren, hatte das funktioniert, aber später sorgt es nur noch für Chaos im Kopf. Ich finde das lustig, aber gebe nicht mehr allzu viel auf die ganzen Namen.

Kommen wir zurück zu "Solitude In Madness": Worum geht es in den Texten? Gibt es einen gemeinsamen Plot o. ä.?

Prinzipiell sind die Texte wie immer. Meine Texte haben einen realen Hintergrund und Inspirationen aus meinem realen Leben, so mache ich das schon seit Jahren. In meinen ersten Songs als Jugendlicher war ich wütend und sang über die Hölle und Dämonen, weil ich ein Rebell sein wollte und die Eltern, Großeltern, etc. hasste, weil sie mich nicht verstehen wollten...du weißt, was ich meine. Heute benutze ich denselben Stil und und dieselben Symbole, bin aber nach all der Zeit viel erfahrener geworden - als Musiker und vor allen Dingen als Mensch. Ich drücke mich über Geschichten aus und diese können sehr frei interpretiert werden. Das ist auch, was ich damit erreichen möchte.

Heutzutage hätte man die Scheibe vermutlich auch "Madness In Solitude" nennen können... Welche Corona-Maßnahmen werden derzeit in Polen ergriffen und wie kommst du mit der Situation klar?

Ich schätze, im Moment ist die Situation genauso wie in Österreich, Deutschland, den USA, etc. Wir sind abgeschottet, leben einfach zu Hause und versuchen, länger zu überleben als das Virus. Das ist die einzige Möglichkeit und ich bin froh darüber, dass die meisten Menschen das verstehen. Ich weiß, das ist hart. Nach einem Monat werden manche Menschen verrückt und fühlen sich, als wären sie zehn Jahre im Gefängnis gewesen. Aber Isolation ist die einzige Möglichkeit - ich habe Biologie studiert und weiß, wie das läuft. Wir sollten froh sein, dass wir nicht mehr leben wie vor hundert Jahren, als es kein Internet usw. gab und niemand wusste, was überhaupt los war. Die spanische Grippe war viel schlimmer als Corona, damals sind Millionen gestorben. Und das war nach dem Ersten Weltkrieg... Die Leute wollten zusammen sein und hatten keine Lust mehr auf Isolation. Und ich schätze, dass die Sache sich in weniger als zwei Jahren erledigt hat... Wir haben über hundert Jahre an medizinischem Fortschritt und das Internet, z. B. Eigentlich hatte ich das Internet gehasst, weil es den Menschen meiner Meinung nach das "richtige Leben" nimmt. Aber heute rettet es sprichwörtlich Leben, weil man sich informieren und weltweit miteinander verbunden bleiben kann. Also kann es am Ende nicht so schlecht sein. Wir können das heute viel leichter durchstehen als früher, aber natürlich müssen wir auch arbeiten, um Geld zum Leben zu verdienen.

Lebst du eigentlich von VADER?

Ja, natürlich! Ich tue das seit Jahren und warte deshalb natürlich darauf, wieder touren zu können. Aber ich kann gut überleben... Ich war nie der Typ, der ein Rockstar-Leben leben wollte. Vielmehr nutze ich jetzt die Gelegenheit, mehr Zeit für Dinge zu haben, die sonst immer zu kurz kamen: meine Frau, meine Kinder, mein Haus und Garten, usw. Ich kombiniere also die Musik (z. B. das Vorbereiten der Tour und Übungen) mit meinen Hobbies und etwas Arbeit zu Hause. Von diesem Standpunkt gesehen ist es eine gute Zeit, etwas, das ich lange vermisst hatte. Wir laden unsere Batterien - und natürlich ist die ganze Situation auch inspirierend für neue Musik. Ich schreibe weiter meine Geschichten und du kannst davon ausgehen, dass unser nächstes Album brutaler wird als "Solitude In Madness" [lacht].

Darauf bin ich gespannt [sabber]! Wenn ich mich an eure letzten Konzerte erinnere, sehe ich eine starke Liveband, nach deren Shows ich jedes Mal am Merchstand versacke... Fällt dir der Spaß nach fast vier Dekaden im Business schwerer?

[grübelt] Mir kommt es nicht so vor. Manchmal ist es härter und manchmal nicht - und es kommt immer darauf an, wie sehr du etwas möchtest. Als Doc [VADER-Drummer von 1988 bis 2005, †2005] mit Drogenproblemen kämpfte, machten VADER eine sehr schwere Zeit durch. Und wenn wir damals aufgegeben hätten, gäbe es VADER heute nicht mehr - das ist alles. Deshalb bin ich der Chef... Manchmal muss jemand die Dinge steuern und das ist dann mein Part. Aber die Band bleibt eine Band, ein Haufen verschiedener Charaktere mit individuellen Talenten. Und VADERs Erfolg ist immer der Erfolg von allen, nicht bloß meiner. Wenn du einen Haufen Leute hast, die das verstehen und Spaß an dem haben, was sie machen, wirst du keine schweren Zeiten durchmachen. Es kommt wirklich darauf an, wie sehr du es liebst, Musik zu spielen. Du tust es nur für den Erfolg oder für den Spaß - und der Erfolg wird folgen.

Und wie wichtig ist dir Fannähe?

Sehr wichtig, denn ohne Fans gäbe es VADER nicht. Wir sind selbst Fans und wir spielen die Musik, aber wenn es niemanden gäbe, der unsere Konzerte besucht und die Band supportet, würde VADER sterben. Wir folgen aber keinen Trends, vielleicht ist das auch der Grund, warum die Fans uns respektieren. Wir schreiben halt keine Musik für alle Metalfans, wir haben vor Jahren unseren Weg gefunden und entwickeln uns in unserem Metier weiter. Wir zwingen niemanden, VADER zu lieben - aber jeder, der VADER kennt, weiß, was ihn erwartet.

So schaut's aus. Bevor wir zum Ende kommen, wollte ich noch einmal ganz tief in der Vergangenheit graben. Warum hattest du dich einst für den Bandnamen VADER entschieden?

Das war ganz am Anfang, als wir anfingen, miteinander zu jammen. Wir gründeten eine Band und wählten den Namen VADER. Wir waren Star Wars Fans und fanden so zu unserem Namen. In den 80er Jahren kannte man Darth Vader noch nicht als Anakin Skywalker... Er war einfach nur finster und mächtig. Das hatte eine starke Verbindung zur Musik, die wir spielten.

Und was hältst du als Fan der ersten Stunde vom neuen Start Wars Universum?

Für mich ist das dasselbe wie mit den Trends in der Musik. Die zweite Trilogie, also die "ersten" drei Filme, haben mehr Verbindungen zur modernen Welt. Ebenso die letzten drei Teile... Und wenn du dort die Handlung verfolgst, dann siehst du dieselbe Story wie ich damals in den alten Filmen. Es ist halt mehr im Hollywood-Style und mit anderen Figuren gedreht, aber es ist dieselbe Story. Selbst der Todesstern ist einfach nur größer.

...und heißt nun Starkillerbasis. Und das ist exakt der Grund, warum ich Episode VII gehasst habe.

In Episode IX haben sie wenigstens versucht, etwas anders zu machen, weißt du? Sie versuchten, eine Verbindung zu den alten Filmen herzustellen. Als nun nach Jahren dieser erste Film erschien, war der mir einfach zu kindisch. Im Gesamtbild ergibt das Ganze einen Sinn, aber Episode VII wirkte auch auf mich etwas blöde. Es sah aus, als hätte jemand keine Ahnung gehabt, wie er die Geschichte fortsetzen soll. Alles drehte sich um Darth Vader, und nachdem Vader getötet wurde... Was sollten sie tun? Sie versuchten, einen neuen Vader zu schaffen - und sie haben natürlich versagt. Deshalb ist es gut, dass sie den neunten Teil etwas anders gemacht haben. Er ist nicht so schlecht, aber unterm Strich bin ich mit der letzten Trilogie auch nicht besonders zufrieden.

Ich muss zugeben, dass ich nach Episode VII keinen Star Wars Film mehr gesehen habe. Ich war lange Jahre ein großer Fan und habe viele Bücher gelesen, aber das hier tat einfach nur weh...

Ich verstehe das, Kumpel! Mir geht es genauso. Ich war vielleicht nicht der Diehard-Fan, aber ich war ein Fan und habe die Filme in jeder Hinsicht genossen, auch die Musik zum Beispiel. Und das ist für mich nun alles zusammengebrochen. Es ist wirklich enttäuschend...

Naja, wenn du im Moment mangels Touren etwas mehr Zeit hast, könnte ich dir da einige Bücher empfehlen, die eine viel sinnvollere und bessere Fortsetzung zum Inhalt haben.

Gerne, schick mir die Titel einfach durch!

Die sind wirklich gut, aber wenn du sie gelesen hast, bist du umso enttäuschter von den neuen Filmen. Aber es gibt Wichtigeres im Leben als Star Wars... Metal zum Beispiel...

Ja...die dunkle Seite der Macht [lacht].

Ich schätze, das ist ein guter Abschluss. Ich hatte dir ja versprochen, keine zwei Stunden zu quatschen!

[auf Deutsch] Und ich bin ein bisschen hungrig!

Dann schätze ich mal, wir schließen für heute! Das letzte Wort gebührt natürlich dir!

Vielen Dank, es war mir ein Vergnügen! Wenn du noch etwas wissen willst, schreib' mir einfach. [wieder auf Deutsch] Dankesehr und einen schönen Abend!


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