Interview: Sabaton - Pär Sundström, Daniel Myhr

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Wir sind einfach Party-Leute, wir gehen nicht auf die Bühne wie angepisste Arschlöcher; wir sind einfach gerne auf der Bühne!

Neben Brainstorm und Pagan's Mind gastierte noch ein weiterer Top-Export der schwedischen True Metal Szene in der Wiener Szene am 21. März 2008 - nämlich SABATON, bekannt für ihre eingängigen, monumentalen Chöre und Texte über Kriege und Kriegsführung. Und wie auch schon mit den anderen Bands an diesem Abend durfte ich auch hier Bassist Pär Sundström und Keyboarder Daniel Myhr auf ein kleines Pläuschchen bitten.

Veröffentlicht am 05.04.2008

Neben Brainstorm und Pagan's Mind gastierte noch ein weiterer Top-Export der schwedischen True Metal Szene in der Wiener Szene am 21. März 2008 - nämlich SABATON, bekannt für ihre eingängigen, monumentalen Chöre und Texte über Kriege und Kriegsführung. Und wie auch schon mit den anderen Bands an diesem Abend durfte ich auch hier Bassist Pär Sundström und Keyboarder Daniel Myhr auf ein kleines Pläuschchen bitten.

SB: Eure Band wurde im Jahre 1999 gegründet?

Pär: Ja, das ist korrekt.

SB: Alles klar.. naja, seither wart ihr ja regelrecht auf einem Siegeszug mit eurer Band, habt ihr das auch so wahrgenommen?

Pär: Naja, es waren ungefähr 8 Jahre, also eigentlich schon eine recht lange Zeit. In den ersten Jahren hatten wir ein wenig Erfolg in Schweden, aber das brachte uns eigentlich nichts, weil wir unsere Alben nicht veröffentlichen konnten... also war alles andere erstmal eine ziemliche Verschwendung von allem. Aber wir konnten uns eine gute Underground-Basis erarbeiten, und das ist es auch was wir jetzt im restlichen Europa anstreben.

Nach der Veröffentlichung unserer Alben konnten wir auch beginnen, uns diese Fanbasis zu erarbeiten, was sehr wichtig ist... wir wollten nicht wirklich gleich an die Spitze....

SB: ... und dann vielleicht ebenso schnell wieder runter?

Pär: Ganz genau! Also nahmen wir was wir kriegen konnten, und arbeiteten damit. Natürlich ist es ein langer Weg. Ich meine, in diesen 8 Jahren habe ich andere Bands gesehen, die Superstars wurden und auch schon wieder von der Bildfläche verschwunden sind, alles in diesem Zeitraum... Und wir sund noch nicht einmal so erfolgreich wie wir es sein wollen, also ist sicher noch ein ordentliches Stück Weg zu gehen!

SB: Alles klar! Also habt ihr eigentlich alle reguläre Jobs auch, oder fokussiert ihr euch eher auf die Musik und investiert darin alles was ihr habt?

Pär: Also einige von uns haben Teilzeit -Jobs, andere nicht - auf Grund des Zeitplans mit der Band ist es einfach nicht möglich, einen Vollzeitjob zu haben; es ist halt nicht einfach, zu seinem Chef zu gehen und zu sagen: "Hey, I will meinen Job haben, aber ich will nicht die ganze Zeit hier sein müssen!"(lacht) - Es gibt nicht wirklich einen ernstzunehmenden Boss der uns da einstellen würde.

Daniel: Hört sich ziemlich nach mir an!

Pär: Ja, Daniel hat einen Job den er auf Teilzeitbasis betreiben kann, und für ihn funktioniert es wirklich toll... natürlich ist es extrem nervig, wenn man andauernd keine Kohle hat weil man immer irgendwo spielt; und wenn man nur als Support von irgendwem auftritt, dann bekommt man dafür auch nicht wirklich was bezahlt, und wir müssen uns das quasi selbst finanzieren. Und es gibt wirklich viele dieser Shows, und das wird dann teuer!

SB: Verstehe! Nun, euer neues Album names "The Art Of War" erscheint Ende Mai; dem Titel nach zu urteilen dreht sich eh noch immer alles um das Thema Krieg bei euch - denkst du, das wird sich in Zukunft vielleicht ändern, oder werdet ihr eher bei der altbewährten Formel bleiben?

Pär: Nein nein nein! Ich meine, wir sind offen für alles - aber diese Thematik passt einfach gut zu unserer Musik. Wir haben diese kraftvollen Songs, und wir wollten inhaltlich etwas bringen, dass...

Daniel: ... irgendwie wichtig ist für die meisten Leute.

Pär: Genau! Wenn du Songs schreibst über Drachen, oder übers Harley-Davidson-Fahren, dann ist das cool - aber sehr wenige Leute sind jemals einem Drachen begegnet! Worüber wir schreiben, dazu hat eigentlich fast jeder auf der Welt irgendeine Art Beziehung. Es ist ein sehr starkes Thema - natürlich gibt's dann immer wieder Leute, die sagen: "Hey, ihr seid Kriegsfanatiker, ihr seid verrückt!" - aber wir sagen, wir sind einfach Party-Leute, wir gehen nicht auf die Bühne wie angepisste Arschlöcher; wir sind einfach gerne auf der Bühne! Wir sind keine Kriegsfanatiker, wir sind nicht irgendwie zurückgeblieben...

Daniel: Naja, vielleicht zurückgeblieben! (lacht)

Pär: Haha, ja aber am Ende lieben wir es einfach, Party zu machen - darum haben wir auch diese Songs wie "Metal-Crew" und "Metal Machine"!

SB: Ja, mein persönlicher Favorit unter diesen ist ja "Masters of the World"...

Pär: Ja, der fällt auch genau in diese Kategorie! Aber den haben wir eigentlich bereits vor den ganzen Kriegs-Texten geschrieben!

Nun, was mit Sabaton in der Zukunft geschehen wird, kann ich noch nicht sagen - die Zukunft steht halt noch in den Sternen!

SB: Natürlich! Ihr wart ja jetzt auch auf einer kurzen Tour in den vereinigten Staaten...

Pär: Nein, eigentlich war das nur eine Show! Wir waren zwar dort für fünf oder sechs Tage, aber spielten nur eine Show... Das war eigentlich im Rahmen eines absolut wahnsinnigen Dinges, genannt "South by Southwest", und es war eines der irrsinnigsten Musik-Festivals das ich je gesehen habe! Und es ist sehr wichtig, dort gesehen zu werden, weil da viele Business-Leute auch sind, und es ist eine tolle Möglichkeit, sein Material zu präsentieren.

Wir spielten da mit vier skandinavischen Bands, die ganze Sache lief unter dem Namen "Scandinavian Metal Night"... also waren da irgendwie vier Black Metal Bands - und Sabaton. Man könnte sagen, wir waren fast ein bisschen Fehl am Platz, aber dafür standen wir heraus, und die Leute liebten es einfach! Wir bekommen jetzt so viele Mails von Fans aus den USA jetzt, da die ziemlich sauer waren, dass wir nur eine Show gespielt haben! Ich erhalte immer wieder Mails von Leuten, die jetzt schon fünf, sechs, sieben Jahre darauf warten, uns zu sehen, und dann spielen wir nur eine Show! Und das auch noch in einer ziemlich abgeschotteten Gegend, irgendwo unten in Texas...

SB: Aber ist nicht die Szene für eurpäische Metal Bands in den USA relativ klein?

Pär: Naja, es wird funktionieren - ich bin 100% sicher dass wir eine gute Möglichkeit haben, auch in den USA ein tolles Publikum zu haben! Wir sahen dass bei dieser Show - Leute, die uns nie zuvor gehört hatten, liebten unser Zeug einfach. Wir sehen das überall, auf MySpace, auf unserer Website, in den Foren... Leute lieben uns überall! Natürlich erwarte ich nicht, dass es überall so ist wie in Europa...

SB: Oder vielleicht in Südamerika?

Pär: Hm, ich weiß nicht wirklich Bescheid über Südamerika!

Daniel: Ja, ich glaube eine Person dort mag uns! (lacht)

Pär: Unglücklicherweise werden wir wohl nicht so bald nach Südamerika kommen, fürchte ich, da wir dort Probleme mit dem Vertrieb unserer Alben haben. Also haben wir einfach noch nicht genug Fanbase dort. Wenn wir da jetzt eine Support-Tour machen würden, wäre das ein bisschen Geldverschwendung. Das tut mir zwar leid für die Leute in Südamerika, aber sie werden sich wohl noch ein bisschen gedulden müssen!

SB: Ihr wart ja nun auch schon mit einigen Bands auf Tour - was waren denn so die einprägsamsten Erlebnisse?

Pär: Naja, eines der witzigsten Erlebnisse hatten wir mit Lordi, einfach weil es so eine große Sache war. Ich meine, sie zogen eigentlich nicht mal so ein großes Publikum, und es war für sie ein ökonomisches Disaster... aber alles rund um die Show war einfach so dermaßen "High Security", das war echt irr! Unser Intro lief bereits, und wir wollten auf die Bühne, aber wir hatten unsere Pässe nicht dabei, und man wollte uns einfach nicht auf die Bühne lassen! Natürlich lag das an der Produktions-Crew und nicht an Lordi selbst, aber es war einfach extrem!

Natürlich gab es andere Bands mit denen wir auf Tour vielleicht mehr Spaß hatten, aber das war definitiv ein besonderes Erlebnis!

SB: Ihr seid ja heuer auch für Wacken gebucht - habt ihr da schon mal gespielt?

Pär: Nein, noch nie!

SB: Aber ihr wart dort als Fans?

Pär: Ja, ja! Ich war vor einigen jahren dort, in der Zwischenzeit haben wir nämlich zweimal beim "Gates of Metal" Festival in Schweden gespielt, dass zur selben Zeit stattfindet... aber ich liebte es dort, weil es einfach so riesig ist und die Leute gut drauf sind. Ich hatte jedenfalls eine tolle Zeit und freu mich, zurückzukehren!

SB: Ja, dieses Jahr haben sie ja auch ein tolles Billing für Fans melodischer Bands, mit Avantasia, Iron Maiden, Nightwish und und und...

Pär: Jaaaaa! Iron Maiden!!!

Daniel: Iron.... what? (lacht)

SB: Wie sieht's denn mit euren musikalischen Einflüssen aus?

Daniel: Ah, da sind wir eigentlich ziemlich unterschiedlich - Pär und Joakim hören eben den traditionellen Metal, ich persönlich habe mehr für Progressive übrig, und höre gern Bands wie Yes... aber natürlich auch Metal. Und dann unser Gitarrist, der hört... ich weiß nicht... seltsame Musik! (lacht)

Pär: Ja, unsere Musik kommt grundsätzlich von den old school Heavy Metal bands wie Deep Purple, Accept, Judas Priest, Iron Maiden... aber das ist ja auch der harte Kern einer jeden Metal Band irgendwie! Und dann haben wir natürlich noch Einflüsse von jüngeren Bands... aber das ist irgendwie auch egal, Einflüsse nimmt man ja von überall wahr! Man gibt dann einfach alles zusammen, und entweder es kommt Mist raus - oder gutes Zeug! Und was wir auf unsere Alben packen - das ist gutes Zeug! (lacht)

SB: Eine Sache die mich schon immer interessiert hat - warum heißt der Song eigentlich "Primo Victoria", da ja "victoria" auf Latein weiblich ist, "primo" allerdings männlich wäre? War das ein Gag, oder einfach nur ein Zufall?

Pär: Das war eigentlich nur ein kleiner Fehler unsererseits. Wir waren grade im Studio, hatten die Musik zu dem Song bereits aufgenommen, aber wir hatten noch keinen Text. Also setzten wir uns zusammen und überlegten - "Hey, das ist ein echt kraftvoller Song, da brauchen wir auch starke Lyrics", aber als uns zunächst nichts einfiel, schauten wir uns den Film "Saving Private Ryan" an, und da kam es uns dann... "Hey, das war ja wirklich der erste Sieg"... und dann setzten wir uns an den Computer und puzzelten uns den Text übers Internet zusammen, da wir alle keine Lateiner waren... Wir versuchten dass dann mit "Primo Victoria", es passte, und voilá! Die Jungs sangen dass dann ein während ich aufnahm, und als ich mir dann den kompletten Song anhörte mit allen Harmonien und so, dachte ich: "WOW, da haben wir jetzt was echt großes geschafft" - Der Song ist gut genug um uns einen Plattenvertrag zu verschaffen und um aus uns eine erfolgreiche Metal Band zu machen! Und so war es auch, und wir sind jetzt auf unserem Weg, erfolgreich zu werden!

Ich meine, manche Leuten bezeichnen uns jetzt schon als erfolgreich, aber meine Definition von Erfolg liegt noch ein Stückchen weiter oben - aber das kommt dann irgendwann in der Zukunft!

SB: Ja, wo seht ihr denn Sabaton in, sagen wir, fünf bis zehn Jahren?

Pär: Naja, ich hoffe dass wir in zehn Jahren eigentlich schon alles erreicht haben was wir jetzt geradde wollen! Wir werden hoffentlich höher auf Billings stehen, und es wird neue Grenzen geben... Ich meine, vor fünf Jahren waren meine Träume einmal bei Wacken zu spielen - und dieser erfüllt sich heuer! Ein anderer war, einmal für Kiss zu eröffnen - und auch das machen wir heuer, beim Graspop in Belgien! Man sieht, Träume können wahr werden! Aber Träume werden auch größer und wachsen... Also weiß ich jetzt noch gar nicht, wie meine Ambitionen in etwa 5 Jahren aussehen werden, aber sie werden auf jedenfall größer sein, weil es einfach kein Ende gibt!

Daniel: Mein größtest Ziel war es, also in einer Band zu spielen...

SB: (lacht) Und vielleicht Bier zu trinken?

Daniel: (schaut auf sein Bier) Ja. Oh fuck, ich hab's geschafft! (Steht auf als würde er gehen)

SB: Ihr wart ja auch schon in Österreich, wie habt ihr die Szene hier wahrgenommen?

Pär: Naja, was wir zuerst gehört hatten bevor wir hierherkamen, war, dass Black und Death Metal hier ziemlich populär sind, und dass es für uns hart werden würde. Wir kamen dann her, das erste Mal nach Salzbug, und wir hatten eine tolle Zeit - super Publikum! Am Tag danach spielten wir in Wien... und das wirkte irgendwie wie ein "Kater-Tag", weil das Publikum einfach nicht so komplett abging. Wir versuchten unser Bestes, und ich denke nach der Show war jeder zufrieden, aber das Publikum spielte halt nicht total verrückt. Jetzt anderthalb Jahre später sind wir wieder da, und die Leute sind total irr!

Daniel: Ja, ich denke wir haben jetzt unsere Fanbase auch hier!

Pär: Ja, es war echt toll herzukommen und diese Erfahrung zu machen, insbesondere wenn man eigentlich Support für zwei andere Bands spielt, und dann trotzdem so eine Reaktion vom Publikum bekommt - das war super! Und ich möchte hinzufügen, dass die Mädels hier wirklich...!

Daniel: Ja, sie sind Mädchen!

Pär: (lacht) Ja, und wirklich hübsch!

SB: Haha, alles klar - Habt ihr nch eine Nachricht an die Fans?

Pär: Ja, also ich würde sagen, dass ich glaube, dass die Leute hier heute eine gute Zeit hatte, und wenn wir wiederkommen, werden sie eine noch bessere Zeit haben...

Daniel: Weil wir dann für 45 Minuten spielen werden!!

Pär: Haha, ja also nächstes Mal wird dann hoffentlich eine volle Headliner Show mit komplettem Set, das wäre natürlich toll. Uns gefällt es hier, wir kommen gerne her - und ich hoffe, den Leuten gefällt es auch, damit wir möglichst oft vorbeikommen können!

SB: Alles klar, vielen Dank für das Interview!

Pär: Danke dir!

Daniel: Danke!


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