Interview: Voices Part II - ARISE FROM THE FALLEN - Sänger Alexander Kraft - Alexander Kraft

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What a time to witness a pandemic!

Voices Part II - ARISE FROM THE FALLEN - Sänger Alex im Gespräch

Veröffentlicht am 26.03.2021

Servus Alex, vielen Dank das du dir Zeit für uns nimmst.

Hey und vielen Dank zurück. 

Für alle die euch noch nicht kennen: eine Kurzbeschreibung von ARISE FROM THE FALLEN:
Seit 2012 machen wir die Bühnen Deutschlands unsicher und leben von den einzigartigen Momenten, die wir auf diesem grandiosen Abenteuer sammeln dürfen. Wir haben unglaublich viele interessante Menschen kennengelernt, durften mit Bands die Bühne teilen, deren Alben wir daheim in Dauerschleife hörten (MISS MAY I, MEMPHIS MAY FIRE, JINJER, CRYSTAL LAKE,…), bekamen einen Slot im legendären Wacken Metal Battle und erfüllten uns einen Lebenstraum, indem wir auf dem With Full Force auftraten. Das macht uns stolz und zugleich aber auch demütig.
Wir sind die Summe der Geschichten, Eindrücke und Menschen, die wir ohne das Konstrukt ARISE FROM THE FALLEN um uns herum, nie hätten mitnehmen können. Und der Ritt ist noch nicht vorbei!

Wie würdest du eure Musik beschreiben?
Ohne große Umschweife und Verschnörkelungen - klassischer handgemachter Metalcore. Ein Hauch von PAPA ROACH meets FIT FOR A KING.

Ihr plant gerade eine neue Single inkl. Video. Was darfst du schon verraten?
Es wird wuchtig und wer sich ab und zu die rohe Nostalgie vergangener Tage in einem taufrischen Gewand herbeisehnt, wird hier auf seine Kosten kommen. Wir haben viel probiert und wieder verworfen, uns mit dem auseinandergesetzt, was sich als unser eigener Stempel entpuppen sollte. Der Prozess war unglaublich spannend, zeitweise frustrierend, aber auch ungeahnt erhellend. Zuvor hatten wir uns nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie wir eigentlich klingen wollen. Die Zeiten des Drauflosschreibens, in der Hoffnung, dass irgendwas Brauchbares schon bei rumkommen wird, sind vorbei. 
Ich denke, wir sind nach einer sehr langen Selbstfindung endlich genau da angekommen, wo wir uns eigentlich am wohlsten fühlen. Bei einem Sound, der nicht den Selbstanspruch von zwingender Innovation hat. Ein Sound, welcher sich bewusst dafür entscheidet, ein latentes Gefühl von „back to the roots“ zu vermitteln. Früher war zwar nicht alles besser, aber Hölle, der Metalcore vergangener Tage hatte in all seiner Rohheit und Einfachheit mit Sicherheit mächtig Wumms. Genau da siedeln wir ‚Humanity‘ an.

Growling geht ja tierisch auf die Stimmbänder. Wie bestichst du deine Stimmbänder? Gibts Gurgelkur?
Haha, Gurgelkur, geil! Tatsächlich schon versucht, hat mir nicht geholfen ;)
Ausgiebiges Aufwärmen ist das Zauberwort. Ich fahre eine Routine, um meine Stimme aufzuwecken. Das mache ich, indem ich erstmal mehrmals die Vokale in verschiedenen Tonlagen hoch und runter singe. Für mich hat es sich auch als absolut notwendig herausgestellt, dass ich meinen Rachen und Mundraum weite und die Zunge in alle erdenklichen Positionen dehne. Also die Muskeln aufwärme und für die nötige Flexibilität sorge. Milch, Honig, Alkohol etc. halte ich persönlich für Quatsch.

Bei „Frozen Ashes“ mischt du die Growls teilweise mit etwas was ich Hexenstimme nennen möchte. Hoch und krächzend. Wie schaffst du das?
Technik und Übung. Naja, mit der Übung kommt die Technik... oder so – wild, klingt das spießig. 
Ich kann hier natürlich nur von meiner Technik sprechen und ich bin mir dessen bewusst, dass es dabei komplett verschiedene, völlig legitime Herangehensweisen gibt – demnach sei an dieser Stelle gesagt: kein Anspruch auf die ‚eine Wahrheit‘. Um die gewünschte Verzerrung zu erzeugen, sprich ob es tief oder eine grelle high pitch werden soll, braucht es zwei entscheidende Größen, auf die es ankommt (Spoiler vorab: die Stimmbänder gehören nicht dazu).

Das Muskelgedächtnis im Mund-Rachen-Bereich. Das Zusammenspiel von Zungenstellung und der richtigen Haltung eines weit geöffneten Rachens ist absolut entscheidend. Während des Gähnens erreicht man die Kombination am ehesten. Nächstes Mal kurz bevor der Gähner raus ist, einfach mal versuchen anzuhalten. Funktioniert auch, wenn es künstlich erzeugt wird ;)

Der Schleifpunkt. Das ist der gedankliche Fleck im Mundraum, wo die Verzerrung und letztendlich der Ton erzeugt wird. Genau dort fokussiere ich den gesamten Druck aus dem Bauch hin. Je nachdem welche Tonhöhe angepeilt werden soll, rutscht dieser Fleck weiter nach vorne oder aber nach hinten im Mundraum. Eine sehr grelle ‚Hexenstimme‘ (nie darüber nachgedacht, aber fuck ja, klingt ja wirklich so) erzeuge ich eher, wenn ich den Schleifpunkt gedanklich an den Übergang zwischen Mund und Nase setze, fast schon bis zum Nasenbein hoch. Ein tiefer Growl sitzt eher am Zäpfchen oder dahinter.
Die Stimmbänder kommen in der Gleichung gar nicht vor, da sie sich passiv verhalten. Die Verzerrung wird im Mund erzeugt und die Zunge formt Wörter daraus. (also ich finds einfach nur voll krass, bin talentlos oder wie mein Ex sagte: wo sind die Hundewelpen die da jaulen)

Mal zum Urschleim der Band. Wie fing alles an?
Es begann alles im Jahr 2012 als sich die Band um die beiden Cousin Dominik und Simon formierte. Dominik holte seinen ehemaligen Schüler Dennis als zweiten Mann an der Gitarre ins Boot. Heiko, damals seines Zeichens Shouter der Band, und Billy (Bass) verließen die Truppe aus persönlichen Gründen im Jahr 2014.
Ozzy kam daraufhin als der Neue am Bass dazu. Eine schnelle und klare Entscheidung, da er bereits seit Jahren ein sehr enger Freund von Dennis war. Für die Shouts wurde ich dann verpflichtet, da ich der Band schon seit einiger Zeit regelmäßig als Roadie zur Seite stand und auch als Shouter in einer anderen Band tätig war.

Ihr seid ja recht jung. Wie reagierte euer Umfeld / Family auf eure Ambitionen?
Oh, das schmeichelt uns jetzt aber. Tatsächlich geht unser Durchschnittalter langsam, aber sicher in die Richtung der großen Drei. ;)
Wir wurden von Beginn an von unserem Umfeld unterstützt und angefeuert. Wenn auch meine Eltern immer wieder nachfragten ob bei mir alles cool sei, wenn ich nach stundenlangem Geschrei mein Kellerzimmer verließ, um mir eine Flasche Wasser zu holen. Das war zu Anfang etwas unangenehm für alle Beteiligten, inklusive mir. Wir gewöhnten uns aber schnell an den neuen Status Quo. Inzwischen zwingt mich meine Familie an Heiligabend Weihnachtslieder zu shouten. (da gibts weiiiiit schlimmeres an Weihnachten)

Auf eurer Bühne geht’s sehr sportlich zu. Kommt ihr euch ins Gehege?
Geschieht immer wieder. Vor allem, wenn zuvor schon ein paar Bier zu viel im Spiel waren, als wahrscheinlich gut für uns wäre. 
Dommi hatte mal den Bass ins Gesicht bekommen und spielte aber tapfer mit einer pulsierenden Beule von den Ausmaßen eines Wespennestes auf der Stirn, stark benebelt, das komplette Set zu Ende. Waren locker noch 30 Minuten – Respekt!

Wie wichtig ist die Musik für dich / euch?
Es ist unser Ventil für alles was im Alltag so ansteht und passiert. Wir können all das verarbeiten, was uns nervt, Sorgen bereitet oder auch Angst macht. Zugleich kanalisiert sie aber auch positive Gefühle ins unermessliche. Liefert Inspiration und schenkt Hoffnung. Die Musik ist einfach der Allrounder. Das perfekte Tool zur mentalen Hygiene.

Live ist gerade leider nicht. Wie geht ihr mit der Situation um? Proben?
Um ehrlich zu sein, proben wir im Moment gar nicht und versuchen unsere Kontakte so gering wie möglich zu halten. Im Zeitalter des Internets aber kein Grund untätig zu sein. Wir sehen uns mindestens einmal die Woche via Videokonferenz, trinken Bier und besprechen die anstehenden Ziele bzw. Aufgaben. Im Hintergrund wird natürlich fleißig an Songs geschrieben. What a time to witness a pandemic! 
Hoffentlich können wir unsere eigenen Songs noch, wenn es wieder losgeht.

Wären reine Streaming-Konzerte für euch denkbar?
Nein, definitiv nicht. Wir haben auch schon an einem Streaming-Festival teilnehmen dürfen und das war definitiv eine neue und spannende Erfahrung. Mit der einzigartigen Atmosphäre eines Live-Gigs kann es aber nicht mithalten. Es fehlen einfach die wichtigen Details. Das Gemisch aus Schweiß und Bier in der Luft und wenn ein Circle Pit den Nächsten jagt. Die gebündelte Begeisterung des Moments und die Leidenschaft in den Augen aller im Raum. Diese Energie lässt sich digital nicht erschaffen. (perfekt beschrieben)

Wie seht ihr die nächsten Monate – Tour-Möglichkeiten?
Bisher halten wir noch die Füße still und wollen abwarten, bis wann es ohne Einschränkungen wieder in die Vollen gehen kann. Wir befinden uns da in einer privilegierten Position, da wir nicht von der Musik leben. Somit können wir es uns erlauben, das ganze erst mal mit einer gewissen Distanz zu beobachten, auch wenn es unerträglich unter den Fingernägeln brennt.
Ich bin guter Dinge, dass wenn wir uns jetzt nochmal alle am Riemen reißen, es im Spätherbst wieder langsam ins Rollen gebracht werden kann.

Auch ein paar Fragen aus dem Nähkästchen:
Was war dein „Unforgetable Moment“ auf einem Konzert / Festival o.ä.?
Der Sänger von (HED)p.e. kam nach einer Show auf mich zu, um mir mitzuteilen, dass er unseren Gig gesehen hatte und wie krass er meine stimmliche Leistung fand. Das war für mich das Größte, da ich bereits absoluter Fan von (HED)p.e. war, bevor ich auch nur im Ansatz daran gedacht hatte selbst Musik zu machen.

Mit welcher Band würdet ihr gerne touren / auftreten?
Ich für meinen Teil, ganz klar WAGE WAR.

Wie kann man euch als Band unterstützen?
Das Übliche: Abonniert uns bei Instagram, folgt uns bei Spotify und wenn ihr noch ein Shirt für anstehenden Sommer braucht, dann findet ihr bei uns sicher das passende Teil. Bleibt einfach up to date. In absehbarer Zukunft bekommt ihr das Zeug auf die Ohren, was wir in unseren kleinen Kammern während des Lockdowns zusammengeschnürt haben.

Welche Frage hast du dir bei einem Interview immer schon mal gewünscht und nie bekommen?
Porgs oder Niffler? (‚Ja‘ wäre meine Antwort)

Und hier könnte Ihre Werbung stehen – welche Band / Sänger / Sängerin  (aus dem Bauch heraus bitte) muss man/frau/unentschieden unbedingt gehört haben – gerne auch mit Album oder Songtitel?

Alles von THINGS THAT NEED TO BE FIXED aus München. Reinhören, am besten sofort. Dankt mir später!

Herzlichen Dank für deine Zeit und drücken wir die Daumen, dass es bald live wieder in die Vollen geht.

 


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