Interview: TEMPLE BALLS - Niko Vuorela

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Den Song "Long Ways, Long Lies" haben Jimi und ich backstage während der Tour geschrieben, wann immer wir Zeit gefunden haben. Das waren so die Extra-Stunden, die wir genutzt haben, unsere Instrumente genommen haben, ohne Amps, komplett roh und diesen Song...fertig machen konnten.

Mit "Pyromide" legen die finnischen Heavy Hard Rocker ein bockstarkes Album vor, das ordentlich was kann. Grund genug, um Klampfer Niko Vuorela mal über das Album, Inspirationen und herumfliegende Ideen zu befragen und herauszufinden, was Paul Stanley mit seinem größten Traum zu tun hat.

Veröffentlicht am 26.04.2021

Zuerst: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album "Pyromide"! Ich habe es mir nun ein paar Umdrehungen lang angehört und muss sagen: Es gibt tatsächlich keine schlechten Songs darauf. 

Vielen Dank!

Wie ist denn die Stimmung bei der Band, ein paar Tage vor dem Release des Albums? 

Die Spannung steigt täglich. Wir können es kaum noch erwarten. Wir haben jetzt zwei Jahre an dem Album gearbeitet und endlich kommt es bald raus. Wir könnten gerade nicht glücklicher sein. 

Wenn du jemandem erklären müsstest, der noch nie etwas von TEMPLE BALLS gehört hat, wie ihr klingt oder welchen Sound ihr macht: Was würdest du ihm sagen? 

Ich denke ich würde sagen: Hard Rock und verglichen mit den ersten Alben haben wir eine etwas härtere Richtung eingeschlagen. Die ersten waren ein bisschen mehr Rock´n ´ Roll, aber jetzt haben wir einige härtere Elemente mit dazu genommen, obwohl wir den Stil soweit beibehalten wollten. Also ich würde sagen: einfach Heavy Hard Rock.

Wie du schon gesagt hast, habt ihr eine ganze Menge vom Geist des "alten" Hard Rocks auf der Scheibe, dazu massig Killer-Hooks und Melodien. Warum eigentlich genau der Stil? Wer waren eure Vorbilder?

Ich glaube, der Stil selbst ist einfach die natürliche Folge. Wir alle sind mit dieser Musik aufgewachsen und haben immer schon hauptsächlich 80er-Rock - Klassiker wie MÖTLEY CRÜE, SKID ROW und KISS gehört. Als wir dann mit ungefähr zehn Jahren angefangen haben, Instrumente zu lernen, war das einfach vollkommen logisch und natürlich, genau diese Musik zu spielen. Wäre ja komisch, wenn wir mit dem Sound aufgewachsen wären und jetzt Rap machen würden. Eigentlich ganz einfach. 

Ihr seid nun seit zwei Jahren an "Pyromide" dran. Wie entstehen eigentlich eure Songs, wie läuft das ab?

Meistens starten wir mit einem Gitarrenriff. Es ist eigentlich eher selten, dass wir mit einer Vocalline starten. Ich hab das zwar manchmal probiert, aber keine dieser Ideen hat es jemals auf ein Album geschafft. Aber die Inspiration kommt, wenn sie kommt. Für mich persönlich reicht es, einfach Musik zu hören. Ich höre mir ja verschiedene Musikstile an, dabei muss es nicht mal ein ganzer Song sein, der irgendetwas wach ruft. Es reichen manchmal kleine Teile, manchmal auch nur im Hintergrund. Zum Beispiel für den Song "Heart Of A Warrior": Ich habe einen  - Pop/Trap, keine Ahnung, was genau es war, Song gehört und da war nur ein kleines "HEY" im Backbeat. Das hat schon gereicht, um den Refrain für "Heart Of A Warrior" zu schreiben. Es bedarf also nur eines kleinsten Teils der mich inspiriert. Dann schreibe ich den Song und schicke ihn weiter an die anderen Jungs: Hey, was haltet ihr davon? Und so geht es weiter... Einfach Kleinigkeiten, oder Musik im Allgemeinen, das ist die Inspiration. 

Habt ihr eigentlich sowas wie ein Songwriter-Team, die dann für die Songs zuständig seid? Oder werft ihr einfach alles zusammen und kreiert eure Songs gemeinsam?

Das kommt darauf an. Wir schreiben sowieso alle Musik. Unser Produzent zum Beispiel kommt erst viel später ins Spiel. Unser Sänger Arde und ich leben ja in Helsinki und die anderen in Oulo, das ca. 650 km nördlich liegt. Also schreiben und arbeiten sie dort und wir eben hier. Wir schreiben und machen ja alle Musik und nehmen Demos eigenständig auf, aber manchmal ist es einfach auch viel lustiger, gemeinsam an etwas zu arbeiten. Als ich zum Beispiel am Song "Unholy Nights" dran war, den ich mit unserem Bassisten Jimi gemeinsam geschrieben hab, hatte ich beim Text-Schreiben eine Art Schreibblockade. Also hab ich ihn angerufen, hab ihm gezeigt, was ich schon habe und ob er etwas dazu beisteuern kann oder eigene Ideen hatte. Wir werfen uns einfach gegenseitig Ideen zu. Das klappt einfach nicht nur als Einbahnstraße. Und was sich gut anfühlt, sitzt dann. 

Also alles eine Zusammenarbeit der ganzen Band. Und das auch über die Distanz hinweg. Für euch ist es ja auch ohne diese ganze aktuelle Situation jetzt nicht so einfach möglich, euch immer zu treffen, zu proben und so weiter...

Das stimmt. Wegen dieser ganzen Situation konnten wir zeitweise nicht mal eben nach Oulu fahren, was die Sache noch schwieriger machte. Nicht absolut schlimm, aber eben schwieriger. Aber schon allein wegen der ganzen Distanz haben wir es über die Jahre hinbekommen, dass es trotzdem läuft mit der Band. Wir haben ja alle die Ausrüstung, um Sachen aufzunehmen und können einfach Ideen aufnehmen und weiterschicken. Ich glaube das läuft soweit. Zumindest haben wir es zum Laufen gebraucht. Natürlich wäre es einfacher, wenn wir in der gleichen Stadt leben würden, gemeinsam proben und als Band einfach mehr Zeit verbringen und an den Songs herumbasteln könnten. Aber so ist die Situation eben, zumindest im Moment. 

War es denn für euch schwieriger, an Songs zu arbeiten, als dieser ganze Lockdown eingeschlagen hat. Es hat sich ja doch von einem Tag auf den nächsten einiges verschoben. 

Um ganz ehrlich zu sein: Es hat sogar ein bisschen geholfen, weil wir ja Ende 2019, Anfang 2020 ziemlich viel auf Tour waren. Und somit war es richtig schwer, Zeit zu finden, um das Album fertig zu stellen. Das Studio war gebucht für Juni oder Juli und das Album war erst halb fertig, als wir auf Tour waren. Das hat uns schon gestresst, weil wir kaum Zeit gefunden haben, uns auf das Album zu konzentrieren. Den Song "Long Ways, Long Lies" haben Jimi und ich backstage während der Tour geschrieben, wann immer wir Zeit gefunden haben. Das waren so die Extra-Stunden, die wir genutzt haben, unsere Instrumente genommen haben, ohne Amps, komplett roh und diesen Song und noch einen anderen - zumindest die Basics - fertig machen konnten. Bis in den Frühling hinein war es schon ziemlich stressig, bis dann der Lockdown kam. Das brachte uns am Ende dann die Zeit, das Album fertig zu machen, weil ja alles dicht war. Und so haben wir die Songs einfach soweit gebracht, dass wir alle zufrieden damit waren. In diesem Sinn war es wohl sowas wie zweifelhaftes Glück, aber wir wollen natürlich wirklich gern zurück auf die Bühne. Wir müssen nun leider abwarten. 

Ihr könnt auch absolut zufrieden sein mit den Songs. Im Pressetext heißt es, dass ihr eine ganze Menge Blut, Schweiß und Tränen in das Album gepackt habt. Aber wo ist das? Zu hören bekommt man nur eine ganze Menge Party. Oder war es die Zeit, die du eben angesprochen hattest? 

Die Zeit war schon ein Faktor, klar, aber auch der ganze Prozess insgesamt. Wir wollen natürlich ein Album machen, hinter dem wir voll und ganz stehen können. Wir haben ja an die 20, 30 Songs geschrieben und unendlich viele Ideen und Melodien und so weiter hin und her geschickt, damit wir dann am Ende diese zehn, elf absoluten Beast-Songs fürs Album haben. Wir wollen nicht ins Studio gehen und Songs haben, mit denen wir nicht zufrieden sind. Ich denke also, neben der Zeit war auch die Qualität die größte Sache. Aber am Ende bin ich jetzt richtig stolz auf die Songs, die Band und auch den Produzenten und alle, die da mitgewirkt haben. Ich glaube, wir haben schon abgeliefert. 

Du hast gerade gesagt, ihr habt so an die 20 - 30 Songs. Wir schwer ist es dann, die richtigen fürs Album auszusuchen? 

Am Ende ist es gar nicht so schwer. Meistens sind wir uns ziemlich einig bei den Songs, die wir sicher drauf haben wollen und bei denen, die dann in der "Vielleicht-Sektion" landen. Ein paar Wochen, bevor wir ins Studio gingen, fehlten uns sogar noch ein paar. Wir hatten zwar diese Extra-Songs im Gepäck, die wir als Kompromiss hatten, mit denen wir aber schon soweit zufrieden waren. Aber irgendwie haben wir dann noch mal einen Schub bekommen und ein paar Killer-Songs auf die Beine gestellt, sodass wir die Extra-Songs gar nicht mehr gebraucht haben, bei denen wir nicht ganz so sicher waren. Die beiden Songs, die das Album vervollständigt haben, waren "If Only I Could" und "Heart Of A Warrior". Und jetzt haben wir das perfekte Killer-Album, würde ich sagen. Zudem haben wir da immer noch eine Menge Ideen herumliegen, an denen wir vielleicht für weitere Alben arbeiten können. Im Moment sind uns die noch nicht gut genug, aber das kann ja noch werden. Oder sie landen im Müll, aber zumindest sind sie da und wir können daran arbeiten. Vielleicht werden sie mal so gut, wie wir sie haben wollen? 

Thema Album-Cover: Gibt es da eine bestimmte Bedeutung dahinter? 

Hauptsächlich sieht es gut aus. Und der visuelle Teil der Band zieht sich im Thema vom ersten Album an durch die ganzen Cover wie ein roter Faden. Es hat ja schon mit "Traded Dreams" angefangen, wo wir diese ganze Tempel-Thematik und dieses mystische Ambiente aufgegriffen haben. Diese antike Kultur-Themen haben in der Band ja sofort eingeschlagen, also haben wir beschlossen, auch bei "Untamed" und "Pyromide" dabei zu bleiben. Prinzipiell ist unser Bassist Jimi für diese visuellen Ideen verantwortlich. Er ist ziemlich gut mit dem Zeug. Er hat da ständig Ideen und schreibt alles auf. Gemeinsam wird dann niedergeschrieben, was wir uns vorstellen und wünschen und das geht dann an Jan Yrlund von Darkgrove. Er ist einfach toll und macht unsere ganzen Cover. Er macht das immer fantastisch. 

Und der Albumtitel? 

Dafür ist ebenfalls Jimi verantwortlich. Er hat einfach diese Art, mit Wörtern zu spielen. Er wirft einfach immer mit Ideen um sich. Wir haben da irgendwie tausende davon in der Schublade, die wir sofort rauskramen könnten. Er kam einfach mit "Pyromide" raus und zuerst war das mehr wie ein Spaß. Als wir dann ernsthaft nach einem Titel fürs neue Album gesucht haben, kam "Pyromide" wieder ins Gespräch. Unser Produzent hat das gehört und meinte sofort: Ihr solltet auf jeden Fall den nehmen!" Irgendwie passiert das einfach - ziemlich einfach, oder? Es passt ja auch gut, mit diesem Pyro- und Pyramiden-Element im Wort, weil es auch zum Albumcover passt. 

Ihr könnt den Album-Release ja nicht angemessen live auf der Bühne feiern. Aber es wird zumindest auf eurem Youtube-Kanal was passieren. Kannst du mir mehr darüber erzählen?  

Ja, leider ist durch die aktuelle Situation nicht an eine Show zu denken, also haben wir uns entschlossen, so etwas wie einen Safe-Album-Release-Hang-Out-Stream zu machen. Wir werden alle da sein, also Arde und ich in Helsinki und die anderen in Oulu. Wir werden uns einfach einen gemütlichen Abend machen, die Leute können über Youtube dazu kommen, mit und chatten, Fragen stellen und vielleicht bei ein paar Bier einen gemütlichen Abend verbringen. Zudem werden wir uns gemeinsam das ganze Album anhören, also Song für Song, und so kriegen die Leute das Album ein paar Stunden vor dem Release zu hören. Also kommt vorbei!

Auch wenn es schwierig ist, in die Zukunft zu schauen, gibt es denn konkrete Pläne für TEMPLE BALLS? 

Naja, es geht ja immer irgendetwas weiter. Zum Beispiel arbeiten wir schon am nächsten Album, also am vierten. Außerdem ist da noch eine Tour offen mit H.E.A.T., die hoffentlich im Oktober stattfinden kann. Wir werden sehen, wie die Situation bis dahin ist, aber ich hoffe es sehr. Ich will wirklich nicht, dass die Tour gecancelled wird. Gut, niemand von uns will das, das ist klar. Und für den Moment ist das auch schon alles. Wir versuchen also einfach weiterzumachen und alles am Laufen zu halten, so gut wir können und mit allem, was wir haben. Aber jetzt schon fix zu sagen, was wann und wo passieren wird, das ist halt kaum möglich. 

In der Vergangenheit hattet ihr ja Touren in Skandinavien und auch in Japan, hauptsächlich als Support für zum Beispiel SONATA ARCTICA und so weiter. Wenn ihr jetzt in die Zukunft sehen könntet - drei, vier, fünf Jahre vielleicht - wo würdest du dich dann mit der Band sehen oder was erreicht haben wollen?

Zuerst mal, Support Tours und Opening Acts für größere Bands, das sind natürlich riesige Chancen, um eine Fanbase überall auf der Welt aufzubauen, deswegen war das schon eine richtig coole Sache. Aber ich denke mal, in ein paar Jahren wollen wir schon ein paar Headliner-Touren machen, in Clubs zum Beispiel, oder auch größeren Venues, das wäre schon der Traum, wo wir hinwollen. Vielleicht werden wir ja immer größer und natürlich wollen wir auch nicht ewig ein Support Act bleiben. Aber das alles braucht natürlich Zeit und die Zeit wollen wir uns auch nehmen, weil wir ja auch alles ordentlich und gut machen wollen. Prinzipiell wollen wir einfach am Ball bleiben und alles ins Rollen bringen. Aber Headliner, das wärs schon. 

So, und jetzt noch eine Fun-Frage am Ende. Wenn du mit einer Band oder einem Musiker gemeinsam auf der Bühne stehen könntest, ganz egal, ob tot oder lebendig: Wer wäre das? 

Okay. Also wenn es nach mir ginge - und die anderen werden mir da vielleicht nicht zustimmen - aber wenn ich jemanden aussuchen könnte, dann wäre das Paul Stanley von KISS. Und vielleicht sogar mit der ganzen KISS-Band? Aber mit Paul Stanley gemeinsam auf der Bühne sowas wie "Detroit Rock City" performen, das wäre tatsächlich ein wahrgewordener Traum. Die sind so ungefähr die größten Idole für mich, seit ich zehn Jahre alt bin, also... Ich habe ihn natürlich bisher noch nicht treffen können, aber was wäre cooler, als Paul Stanley vor einer Show backstage zu treffen?

Noch ein paar Worte für die Stormbringer-Leser? 

Leute, holt euch das Album "Pyromide", hört es euch an, kommt zu den Shows, sobald es wieder möglich ist und wir Europa unsicher machen können. Rockt mit, unterstützt uns, wenn ihr wollt und vielen Dank für alles!

 


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