Interview: DER DUNKLE PARABELRITTER - Alexander Prinz

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Lustig, dass du das ansprichst. Ich habe ihn just letzte Woche wieder aufgegriffen und ich kann hier quasi exklusiv für euch spoilern: Er wird erscheinen. Vielleicht schon 2022.

"Du kannst sie nicht alle töten" ...aber du kannst es versuchen!

Veröffentlicht am 26.07.2021

Heavy Metal war gestern - Und morgen bestimmt auch! Heute widmen wir uns geflissentlich dem literarischen PARABELRITTER, für den Buchstaben keine Eintagsfliegen zu sein scheinen, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellen soll! Also, faucht innbrünstig Eure Hornbrille an, werft den Scheibenwischer an und lest!

 


 

Dein Ratgeber „Du kannst sie nicht alle töten – Überleben unter Idioten“ ist frisch erschienen. Eine wichtigste Frage für die Leser unseres Formats könnte lauten: „Wie viel Heavy Metal steckt da drin?“

Eigentlich überhaupt keiner. Also zumindest nicht im Sinne einer thematischen Auseinandersetzung oder Ähnlichem. Ich beschäftige mich in so vielen Bereichen mit Metal, da muss es auch mal Inhalte geben, die diesen Bereich nicht berühren. Nach all den Jahren war es mir einfach auch wichtig, endlich mal einen konsequenten Schritt nach vorne zu wagen!

Der Riva Verlag hat viele Jahre Erfahrung mit dem Verlegen von Büchern zu beliebten Youtubern (Anm. d. V.: Nicht alle haben wie Alexander ihre Bücher selbst geschrieben). Vermutlich träumen fast so viele angehende Autoren davon, bei Riva zu veröffentlichen wie aufstrebende Videokünstler davon, einen erfolgreichen Youtube-Kanal zu leiten. Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen dir und dem Verlag vorstellen?

Das Team mit dem ich bei Riva gearbeitet habe war zu dem Zeitpunkt lustigerweise tatsächlich dem Metal gar nicht so fern – wir waren völlig auf einer Wellenlänge und gerade mit dem damaligen Resortleiter Sachbuch habe ich teilweise bis nachts gegen zwei Uhr telefoniert. Ich glaube, normalerweise läuft eine Zusammenarbeit weniger intensiv – ich hab mich da in viele Prozesse reingehangen um das Ergebnis zu optimieren. Beispielsweise hat das Cover "Aszrael Design", der bereits für namenhafte Bands wie HEAVEN SHALL BURN gearbeitet hat, nach meiner Idee entworfen. Man hat auf beiden Seiten an das Projekt geglaubt und alle hatten Bock es zu einem Erfolg zu machen und am Ende ist was ziemlich Cooles dabei herausgekommen, würde ich mal sagen.

Es verwundert aber, dass die etwas in Vergessenheit geratenen Koslowski Brüder, die unter dem Namen „Die Aussenseiter“ einen reichweitestarken Youtube-Kanal hatten, vor fast genau neun Jahren bei Riva einen humoristischen Ratgeber namens „Überleben unter Opfern: Die Aussenseiter erklären, wie du durchs Leben kommst“ veröffentlicht. Ist der Name deines Ratgebers in Hinblick darauf nicht etwas unglücklich gewählt?

Ich musste gerade kurz überlegen, wer denn "Die Aussenseiter" sind – dann habe ich Flashbacks bekommen. Was machen die denn eigentlich mittlerweile? Gute alte Youtube Zeit. Muss ich gleich im Anschluss mal googlen! Tatsächlich habe ich von diesem Buch noch nie gehört. Der Titel entstand übrigens in einer 2 stündigen Telefon- Konferenz, während der ich mir unter anderem einen Salat gemacht habe. Der Ursprungs- oder Working Titel war nämlich eigentlich: Texte gegen Menschen – den haben wir dann gemeinsam noch ein wenig griffiger gerubbelt. Aber ich glaube, keiner hatte das andere Buch noch auf dem Schirm. Übrigens ist mein Buch kein Ratgeber, sondern eine Satire. Bereits das „Ratgeber“ im Titel ist ein Joke. Ich verarsche mit diesem Buch Ratgeberliteratur.

Hattest du während des Schreibens bereits den Text auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet?

Das Buch richtet sich im Grund an alle Menschen, die ähnlich ticken wie ich – und deswegen richtet es sich vermutlich am Ende eben auch an Menschen in unserer Szene. Wir haben ja vieles gemein. Irgendwie sind wir ja in diese Subkultur abgerutscht (Lacht). Deswegen arbeite ich da ja auch immer wieder mit Stream of Consciousness artigen Elementen. Ich glaube, man muss schon aus meiner oder einer angrenzenden Alterskohorte sein um jede Anspielung verstehen zu können. Mein Nachbar beispielsweise ist 82 und ist redlich bemüht, aber für ihn ist diese Sicht der Dinge einfach nicht mehr greifbar.

Du hast als Satire verfasst, aber der Titel des Buchs lässt doch eine gewisse Unzufriedenheit mit der Gesellschaft erkennen. Würdest du sagen, dass sich unter dem Humor ein ernsterer Ansatz befindet?

Das ist schon teilweise derbe Satire, wenn nicht manchmal unverhohlener Zynismus. Ich versuche zwar am Ende eines jeden Kapitels irgendwie zu beschwichtigen und den Ausgleich zu finden – ein Stilmittel das sich durch die Arbeit mit meinen Videos so eingeschlichen hat – aber das macht die Kritikpunkte nicht weniger legitim. Will sagen: Ich bin leider ein kritischer Mensch – ich wünschte mir, Dinge nicht immer so analytisch betrachten zu müssen und würde mich gerne auch mal einfach nur im Moment fühlen. Aber das ist wirklich selten. Wichtig ist mir nur zu sagen, dass ich in diesem Buch nicht nur die Welt, sondern auch mich und meine Generation kräftig an den Schultern packe und schüttele!

Konnten dir die staatlich verhängten Viruseindämmungsmaßnahmen irgendwie zu größeren Schreibphasen verhelfen?

Das Buch war tatsächlich bereits vor Corona fast fertig und ich habe auch versucht, diese Episode einfach zu überspringen. Wollen wir uns in Zukunft immer wieder daran erinnern lassen? Letztens hab ich ein paar Seiten im Buch „Berlin Heat“ gelesen, welches ganz viele Details des Corona-Lebens aufgegriffen hat und den Leser somit für immer in diese Zeit zurückzerrt. Ich dachte mir, dass meine Themen allgemeingültig genug sind, dass sie auch so eine kleine Pandemie überstehen werden.

In unserem letzten Gespräch, das wir 2017 führten, erwähntest du deinen „Bauplan für einen Science Fiction Roman“, von dem du gehofft hast, ihn bald umzusetzen. Hast du dieses Vorhaben inzwischen verworfen und wenn ja, konnten bestimmte Aspekte daraus in deinen Ratgeber einfließen?

Lustig, dass du das ansprichst. Ich habe ihn just letzte Woche wieder aufgegriffen und ich kann hier quasi exklusiv für euch spoilern: Er wird erscheinen. Vielleicht schon 2022. In einem Gespräch kam die Frage auf, ob ich nicht Lust auf Belletristik hätte und naja, ich hatte da ja schon was vorbereitet. Ich schreibe gerade parallel an zwei verschiedenen Büchern.

Die Leipziger Buchmesse ist abgesagt, die Wahrscheinlichkeit, dass die Frankfurter Buchmesse im Oktober 2021 in einigermaßen gewohnten Bahnen stattfindet, ist nicht sehr hoch. Hast du eine Gelegenheit gehabt, mit Riva darüber zu sprechen? Würdest du gerne auf Buchmessen auftreten?

Ich bin ehrlicherweise sehr frustriert, dass ich wieder einmal darum gebracht wurde, die Wirkung meiner Arbeit wahrnehmen zu können. Internetvideoklicks sind nämlich wie ein Fastfood Gericht. Sie machen weder satt noch glücklich. Ich bin für jede Schandtat bereit und würde mich sehr freuen, mein Werk irgendwem präsentieren zu dürfen und mal wieder echte Menschen zu sehen.

Dein Sternenklang Festival konnte, wenn ich richtig informiert bin, letztes Jahr nicht stattfinden und wurde dieses Jahr erst gar nicht geplant. Hättest du irgendwie eine Lesung mit diesem Musikfestival verbinden können und wie ist es überhaupt in Zukunft mit Sternenklang beschieden?

Kürzlich war das Sternenklang Online mit zwei Tagen live Programm aus der Moritzbastei in Leipzig. Das war vom Aufwand schon fast mit einem Festival zu vergleichen. Es tat mal wieder richtig gut, etwas zu planen und das dann auch umsetzen zu können – für uns war die Musik ja wirklich live! Vom 3.09.–5.09. wird auch wieder unser Mittelalterspektakel „Herbstreigen“ stattfinden und dann hoffentlich 9.06.2022.-12.06.2022 endlich wieder ein ECHTES Sternenklang! Und dafür ist natürlich mehr als nur Musik geplant. Das ist für mich ja konzeptionell eher für alle Sinne gedacht. Eintauchen in eine eigene Welt für ein paar Tage. Das ist der Anspruch meinerseits. Übrigens gab es auch beim Sternenklang Online eine Lesung von SUBWAY TO SALLY! Wir hatten auch Instrument-Workshops – unter anderem mit Elsi von SALTATIO MORTIS, der mir live auf der Bühne Dudelsackspielen beibringen wollte. Unfassbar, wie schwierig das eigentlich ist...

Wir sind am Ende angelangt und in deinem Fall ist die Frage nach der Zukunft wieder einmal interessant, nachdem du dich in sämtlichen Medien, von Social Media, über Radio und Literatur ausgetobt hast. Welches nächste große Projekt steht an?

Also ich bin auf jeden Fall noch nicht am Ende – ganz im Gegenteil! Es wird in den nächsten 365 Tagen wieder sehr vieles passieren – und damit meine ich tatsächlich wieder komplett neue Betätigungsfelder die dazu kommen.

Alex, vielen Dank, dass du dich ein weiteres Mal meinen gemeinen Fragen ausgesetzt hast. In Anbetracht der Tatsache, dass auf dem Cover von „Du kannst sie nicht alle töten – Überleben unter Idioten“ ein fetter „Spiegel Beststeller“-Sticker prangt, erübrigt sich, dir mit dem Buch viel Erfolg zu wünschen! Also: Bis demnächst!

Gemein war da keine einzige Frage – wenn du magst, geb ich dir mal einen Crashkurs dazu! (Lacht)


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