Interview: VERSENGOLD - Florian Janoske
Wir experimentieren gegen Ende immer ein bisschen und sprengen die Genregrenzen.
Das Weihnachtskonzert ist leider schon vorbei aber das neue Album steht in den Startlöchern. Was es da wohl zu hören gibt?
Nachdem VERSENGOLD am Wochenende ihr Weihnachtskonzert live und online gespielt haben, durfte ich nun Florian zum Konzert und generell zu ihrer neuen Platte interviewn. "Was kost die Welt" erscheint am 28.01.2022 und ist schon jetzt vorbestellbar. Alle weiteren Infos zu den Tracks bekommt ihr jetzt im Interview.
Hallo Florian! Ich habe gehört, ihr hattet in der letzten Woche viel zu tun. Euer Weihnachtskonzert hat ja stattgefunden, richtig?
Florian: Ja, genau wir haben in Berlin letzte Woche ein Video gedreht und dann hatten wir am Wochenende das Konzert in Hamburg. Vorher hatten wir natürlich noch eine Probe. Im Moment ist echt ganz schön viel los.
Wie war denn das Konzert in Hamburg und wie viele Leute waren dabei?
Florian: Das war ja so ein 2G+-Konzert und wir haben so 20-25% unter der Kapazität des Clubs verkauft. Damit halt noch genügend Luft da ist. Wir hatten, glaub ich, knapp 600 Leute da. Das war schon gut gefüllt und auch ein ziemlicher Krimi, ob das stattfinden kann. Aber letztlich war es für alle ein tolles Konzert und es wurden alle Sicherheitsbedingungen umgesetzt. Wir haben ein ziemlich gutes Gefühl, noch heute.
Wird es das Konzert noch auf DVD geben oder ist das mit dem Livestream dann die einzige Chance gewesen, das Konzert zu sehen?
Florian: Wir finden es am optimalsten, wenn die Leute sich das Konzert wirklich dann angucken, wenn es stattfindet, weil uns der Livegedanke dabei so wichtig ist. Wir hatten ja schon mehrere Online-Shows und das war jetzt unsere erste Hybrid-Show. Für uns war das schon immer ein Ersatz für eine richtige Show. Wir wollen auch mit den Leuten interagieren, sehen, wie sie in Zoom mitfeiern und das geht natürlich nicht, wenn man das Video später sieht. Das Video war jetzt länger verfügbar, weil wir gemerkt haben, dass vielleicht nicht jeder an dem Abend kann und manche, die Live dabei waren, wollen sich das dann auch noch mal ansehen.
Ihr hattet ja auch Gäste da und soweit ich weiß, gab es auch eine Überraschung für die Fans?
Florian: Wir hatten einen Gast da, den Hauke, der für uns am Klavier und Akkordeon was macht, weil mir mit unserer Gruppe da manchmal an die Grenzen kommen, wenn wir noch was machen wollen. Aber es waren keine Bandkollegen aus anderen Gruppen da. Und Alex ist als Weihnachtsmann auf die Bühne gegangen.
Habt ihr auch Weihnachtslieder gespielt?
Florian: Tatsächlich ja! Als Intro. Aber das stand nicht so im Vordergrund. Wir wollten unbedingt unsere neuen Songs spielen und hatten drei Uraufführungen vom “Kobold im Kopf” (der genauso bescheuert ist, wie es klingt), “Die letzte Runde” (die Single kommt am Freitag mit dem neuen Video) und die “Windsbraut”, von der auch gerade ein Video rausgekommen ist.
Wie kommt ihr denn so auf eure Ideen für die Songs?
Florian: Im Songwriting stecken wir alle mit drin, mal mehr, mal weniger. Mal hat einer von uns Ideen oder auch der Produzent und jeder bringt sich dann mit ein. Und danach müssen wir uns einigen, wer wie viel an welchem Song mitgemacht hat. Aber eigentlich passiert fast alles per Zufall. "Kobold im Kopf" hat beispielsweise Malte geschrieben. Er schreibt ja alle Texte und die Musik kam dann von Daniel und Hannes dazu. Den Song hatten wir auch gar nicht so auf dem Zettel, der kam ganz am Schluss raus.
Ihr habt ja auch einige Songs zu bestimmten Sagen, wie das Lied über den Ratenstein.
Florian: Genau. Wir haben auch ein paar Sagen und Legenden aus den Regionen vertont, in denen wir gerne auftreten, wie z.B. in Dresden. Der Ratenstein ist eine sächsische Sage, oder wie man es nennen kann, da es sogar historisch akkurat ist. Also eine der Geschichten, die nah an der Wirklichkeit sind. Da gibt es ja auch noch so was wie das “Ascheweib”, wo man schon viel Fantasie brauch oder “Die wilde Jagd”.
Was ist dein persönlicher Lieblingstrack auf der Platte?
Florian: Das ist lustig, denn die wechseln immer ein bisschen. Gerade höre ich das Album noch voll viel, um die Mixe und Sounds zu checken und da verändert sich das oft. Im Moment mag ich den plattdeutschen Song, also die zweite Nummer. Ich finde die Idee toll, dass auf Plattdeutsch zu machen und ich mag diese rockigen, treibenden Sounds. Aber auch die "Windsbraut" finde ich auch total schön, je nach Stimmungslage.
Ich persönlich fand die ersten Songs auch besser, da die Platte gegen Ende doch etwas seichter wird.
Florian: Wir experimentieren gegen Ende immer ein bisschen und sprengen die Genregrenzen. Das machen wir bewusst. Wir haben ja auch gerne mal ein paar poppigere Nummern oder Schnittmengen im Schlager mit ein bis zwei Songs und das macht uns auch Bock. Da probieren wir gerne ein bisschen rum.
Bei “Eis und Asche” habt ihr ja unter anderem eine Gastsängerin. Wer ist das denn?
Florian: Das ist Annie. Die ist auch bei TikTok und Instagram. Ja, der Song ist stilistisch noch mal anders als das, was man von VERSENGOLD erwarten würde, aber ist nichtsdestotrotz auch einer meiner Lieblingssongs, weil er einfach ganz anders aufmacht und harmonisch interessant ist, da gibt es ungewöhnliche Akkorde und mit der Drehleier auch ganz andere Klänge. Und die Stimme von Annie ist auch ganz besonders. So weiblichen Gesang gibt es bei VERSENGOLD ja eher selten. Wir kennen Annie auch schon lange und haben uns immer gut verstanden. Außerdem passte es gut, weil die Sage doch etwas düster ist und wir diesen historischen Touch wollten, den man mit der Drehleier super hinkriegt und dazu der Kontrast zu Maltes Stimme, so eine klare, hohe Frauenstimme.
Wie seid ihr auf die Idee zu “Bella Schau” gekommen? Da gibt es ja momentan schon viele Cover und ich hatte etwas Angst, dass es das auch bei euch wird.
Florian: Bei uns ist das ja kein Cover. Es geht ja eher um das Wortspiel, was aber auch eine Anspielung an das alte antifaschistische Lied ist, aber darum geht es uns gar nicht. Wir mochten einfach das Wortspiel und fanden es witzig. Wir sind ja sowieso so eine szeneübergreifende Band und wir haben das überall beobachtet mit dieser Sternzeichen Astrologie und vom Bild-Zeitungsleser bis zum Mittelalterfan haben irgendwie alle was mit diesen Sternzeichen am Hut. Und das fanden wir dann schon lustig und wollten das veräppeln. Jetzt hat der Song natürlich diese Überschneidung mit dem Partisanenlied, da gab es auch ein paar Leute, die sich beschwert haben und meinten, dass wir das nicht veräppeln können. Ich denke, auch Antifaschisten dürfen Humor haben. Es war purer Zufall.
Was bei euch dann wohl auch als Nächstes ansteht ist die Nacht der Balladen, oder?
Florian: Genau die wäre ja eigentlich 2020 gewesen, also die Planung steht für 2022 im April/Mai. Da sind wir unter anderem im Haus Auensee in Leipzig. Aber wir wollen auch gerne nach Wien und generell in Österreich spielen.
Wart ihr denn zufrieden mit dem Dreh in der letzten Woche?
Florian: Ja! Wir waren in Berlin in einer Ecke, wo wir schon mal etwas aufgenommen haben in Friedrichshain. Das war “Märchen von morgen”. Also das ist wirklich eine charmante Gegend von Berlin und die Kneipe ist superszenisch.
Wann genau kommt denn das Video raus?
Florian: Das kommt diesen Freitag raus am 17.12. Und wir haben auch noch einiges Weiteres vor für unseren CD-Release. Mal sehen, wie lange es dauert, bis wir wieder auf die Bühne kommen. ;)