Interview: DEAD MEMORY - David + Lukas + Gerrit + Jonas

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Wir hätten auch Bock auf Feuer, lässt sich aber in den Clubs, in denen wir spielen, nicht umsetzen

Weiße Kaninchen mit Depressionen, die Seifenblasen toll finden und auch an Toffees knabbern.

Veröffentlicht am 30.11.2022

Interview: DEAD MEMORY
Genre: Heavy Rock
Album: "Awake"
Datum: 02.12.22

Line Up:
David (Gesang, Bass)
Lukas (Gitarre)
Gerrit (Gitarre)
Jonas (Schlagzeug)

Fragen zur Band
Über euch persönlich habe ich nicht viel finden können. Mögt ihr euch deshalb mal bitte kurz ins Rampenlicht stellen und euch etwas beleuchten?

David: DEAD MEMORY in der aktuellen Besetzung bestehen aus David (Vocals, Bass), Gerrit (Lead Gitarre), Lukas (Rhythmus Gitarre) und Jonas (Drums, Backing Vocals).
In den vergangenen fast 10 Jahren haben wir bisher 2 Alben und eine EP veröffentlicht. Die neue EP „Awake“ steht bereits in den Startlöchern

Wie habt ihr zusammengefunden?
David: Wir kannten uns früher schon aus anderen Bands und haben uns eines Abends im „Südrock“ in Essen getroffen. Bei einem launigen Abend ist dann die Idee zum gemeinsamen Projekt entstanden – schon bei der ersten Probe hat es musikalisch „gefunkt“, wir waren sofort auf einer Wellenlänge. 

Stand von Anfang an die musikalische Richtung der Band fest oder ist das eventuell noch wandelbar?
David: Für uns stand fest, dass wir mit der neuen Band auch mal einen anderen Stil ausprobieren wollen. Teile der Band kamen vorher aus dem Metalbereich und es war wirklich spannend sich an ein anderes Genre heranzutrauen. Schon bei der ersten Probe entstand der Song „Kiss of Death“, der auch auf der EP „White Rabbit“ zu finden ist. Mit dem ersten Album „Cinderella“ aus dem Jahr 2015 haben wir dann die musikalische Richtung des Heavy Rock weiter vorangetrieben. 

Fragen zum Album

Nach dem Erfolg vom Hasenjagen „White Rabbit“ geht ihr mit der neuen EP „Awake“ auf Dämonenjagd. Wie kommt ihr auf das Thema mentale Erkrankungen? 
David: Auf den ersten 3 Scheiben haben wir uns thematisch mit „Märchen“ auseinandergesetzt, wobei diese jeweils als Metapher für verschiedenste Themen standen.

Inhaltlich geht es auf „Awake“ nun um den Kampf gegen innere Dämonen und das Thema Depression. Dieses Thema ist in unserem Umfeld leider vermehrt aufgetaucht. „Awake“ soll daher Hoffnung geben, dass es auf jeden Fall einen Weg heraus gibt und man auch diese verdammt schwere Phase packen kann. Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels und es wird immer jemanden da draußen geben, der versteht, was man durchmacht und der helfen kann.

Dies ist kein sehr einfaches und für viele extrem sensibles Terrain. Habt ihr Angst, euch in die Nesseln zu setzen?
David: Absolut nicht – wir sehen es sogar so, dass man gar nicht genug darüber reden bzw. singen kann. Es gibt (leider) immer noch genug Menschen, die sich aus den verschiedensten Gründen alleine mit dem Thema gelassen fühlen und die Schuld oft bei sich selbst suchen. Genau hier wollen wir ein Zeichen setzen und es macht Hoffnung, dass sich mittlerweile immer mehr Bands auf ihren Alben mit dem Thema beschäftigen.

Wenn wir mit „Awake“ nur einer Person Hoffnung oder Inspiration geben können, hat sich die Arbeit an der Platte mehr als gelohnt. 

Inwiefern seht ihr „Awake“ als Weiterentwicklung? (danke an die Band)
David: „Awake“ bringt einige frische Elemente mit sich. Wir haben das erste Mal mit Screaming Vocals experimentiert, es gibt Pianopassagen auf der EP und wir haben mit „Dance in Flames“ wahrscheinlich den bisher härtesten Song unserer Bandgeschichte aufgenommen.

Es war wirklich toll, unsere musikalischen Grenzen auszuloten und einen weiteren Schritt darüber hinaus zu wagen. Wir haben uns zu 100 % auf den jeweiligen Song eingelassen und den Titeln das gegeben, was sie aus unserer Sicht gebraucht haben. Auch wenn das bedeutet hat, was völlig Neues auszuprobieren. 

Mich hat „Dance in Flames“ sofort angesprungen. Wie entstehen die Texte?
David: Die Texte entstehen im Alltag z.B. im Bus oder Bahn – David hat immer ein kleines Notizbuch dabei, in denen er einzelne Ideen festhält. Sobald die Musik steht, wird dann richtig „gepuzzelt“, d.h. es wird ein Oberthema gesucht, das auch inhaltlich zur Musik passt. Da können schon einzelne Fragmente passen, es kann aber auch sein, dass durch die Notizen eine komplett neue Idee kommt und an die jeweilige Musik angepasst wird.

War die Musik ein Anker für euch während den letzten Jahren?
David: Absolut. Das war die einzige Konstante, gerade während der Pandemie. Normalerweise haben wir immer zusammen im Proberaum an neuen Songs gearbeitet. Dies war aufgrund der Pandemie dieses Mal nicht möglich, also haben wir die Songs zu Hause im Homestudio geschrieben. Und ganz ehrlich: Das hat wirklich einen komplett neuen Vibe und eine strukturiertere Herangehensweise mit sich gebracht. Meistens haben Gerrit und David den roten Faden des jeweiligen Songs geschrieben und dann konnte man digital quasi „am offenen Herzen“ arbeiten. Das war eine tolle neue Erfahrung für uns und wir werden das wahrscheinlich weiter so machen, da es einfach effektiv ist und man sehr schnell ein Gefühl für den Song bekommt.

Wie wichtig ist euch der Spaß an der Musik?
David: Sehr wichtig – dieses Gefühl was in einem Musiker passiert, wenn ein Song vom ersten Ton bis zur finalen Produktion reift, ist schon was Besonderes. Und wenn die Zuschauer das Lied dann auch noch live mitsingen, setzt das eine unglaubliche Energie und Glücksgefühle frei.

Wahrscheinlich gibt es DEAD MEMORY daher auch so lange – weil wir dieses Gefühl immer und immer wieder erleben wollen.

Fragen aus Neugier

Habt ihr wirklich Seifenblasen auf der Bühne dabei? Wenn ja, wie kam es dazu?
David: Ja wirklich :-) Wir wollten uns von Anfang an live abheben und dem Zuschauer eine tolle Show bieten. Da sind uns irgendwann die Seifenblasen eingefallen – und sie kommen jedes Mal super an. Mittlerweile schießen wir automatische Konfettikanonen, haben LED-Leuchten und Nebelfontänen. Wir hätten auch Bock auf Feuer, lässt sich aber in den Clubs, in den wir spielen, nicht umsetzen :-)

Wer hat das Cover entworfen und wer hat den Sugar Skull in den Topf geworfen?
David: Wir hatten bisher mit Steve Santana sonst immer einen herausragenden und talentierten Designer an unserer Seite, aber da wir mit "Awake" inhaltlich und musikalisch neue Wege eingeschlagen haben, haben wir das dann auch konsequent mit dem Design durchgezogen.

Der Mut hat sich auch hier gelohnt – wir könnten nicht glücklicher sein. Wir haben dieses Mal mit einem Cartoonzeichner zusammengearbeitet, der jede einzelne Linie selbst gezeichnet hat…ein absoluter Wahnsinn.

Seid ihr wirklich „stahlharte“ Rocker oder schlägt ein Toffee-zartes Herz in euch?
David: In jedem Rocker steckt doch eigentlich auch ein Toffe-zartes Herz ;-)


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