Interview: Edenbridge - Lanvall

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Am Anfang war die Aufmerksamkeit sicher sehr groß; es ist allerdings bei den letzten beiden Alben auf Massacre Records einiges schiefgelaufen... Gott sei Dank sind wir jetzt bei Napalm gelandet!

Gerade dürfen sie auf Tour mit Rage ordentlich Lärm (im besten Sinne) machen; und vor ihrer Show am 11.4. in der Szene Wien haben sich die Herrschaften von Edenbridge freundlicherweise Zeit genommen, um Stormbringer Rede und Antwort zu stehen!

Veröffentlicht am 21.04.2008

Gerade dürfen sie auf Tour mit Rage ordentlich Lärm (im besten Sinne) machen; und vor ihrer Show am 11.4. in der Szene Wien haben sich die Herrschaften von Edenbridge freundlicherweise Zeit genommen, um Stormbringer Rede und Antwort zu stehen; eigentlich hat aber Band-Mastermind Lanvall sämtliche meiner Fragen beantwortet!

SB: Ja, erstmal recht herzlichen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, mit uns ein bisschen zu plaudern...

Ja, gerne!

SB: Also, ihr habt jetzt glaube ich das sechste reguläre Studioalbum, "MyEarthDream", veröffentlicht - sehr gelungen übrigens -

Danke!

SB: ... und ihr habt diesmal ja auch erstmals ein echtes Orchester verwendet. Wie hat sich denn die Arbeit damit gestaltet, war das viel mehr Aufwand, war das anders als mit Samples zu arbeiten?

War auf jeden Fall viel, viel mehr Aufwand! Also für ein Orchester muss man natürlich ganz anders schreiben als wenn man nur Samples verwendet, weil man ja den vollen Klangkörper wirklich nutzen will; wenn man Samples verwendet, reichen natürlich ganz grundsätzliche Mittel, um das Ziel zu erreichen - aber es macht natürlich jetzt keinen Sinn, ein Orchester dauernd nur irgendwelche Flächenparts spielen zu lassen, sondern man versucht dann natürlich schon, auch etwa mit Verzierungen zu arbeiten, Generalbass, Kontrapunkt und solchen Geschichten.

SB: Also auf "gscheit", sozusagen?

Ja, was heißt auf gscheit... ich bin jetzt sicher nicht der Typ, der sich unbedingt an alle klassischen Regeln hält, wo man etwa keine Quint- oder Oktavparallelen und dergleichen verwenden soll - der Metal lebt ja im Prinzip von solchen Sachen! (lacht) Insofern ist mir das herzlich egal, und ich machs halt wie ich's für richtig halte und wie's für uns passt!

SB: Nochmal kurz zum neuen Album - ihr habt ja jetzt auch soundtechnisch eine ziemliche Entwicklung hinter euch; ich erinnere mich zurück etwa an "Arcana", da ist doch der Sound komplett anders. Wie gesagt, die Orchesterpassagen sind jetzt eben "echt", differenzierter; und auch der Gitarrensound ist weitaus drückender und fetter; und auch im Spielerischen gibt's ja schon, ich glaube so könnte man sagen, Gothic-Anleihen?

Kann man auf jeden Fall so sagen! Gerade Songs wie "Remember Me", "Undying Devotion" und "Paramount" haben definitiv Gothic-Anleihen mit drinnen! Das ist das Schöne, dass man gleichzeitig diese großen, epischen Tracks wie den Titelsong habe kann, dann wieder drückende Songs wie Shadowplay... und man darf natürlich das Gothic-Publikum nicht vergessen; und das ist leider von unserer alten Plattenfirma bislang etwas vernachlässigt worden. Und Napalm ist halt in diesem Bereich eine große Nummer; und das merken wir auch - alle drei großen Gothic-Magazine waren bei uns im Studio und haben einen Studioreport übers neue Album gemacht!

Punkto Gitarren: Wir verwenden jetzt erstmals siebensaitige Gitarren, die wir dann nochmal einen Halbton runtergestimmt haben, und das fährt dann natürlich gleich um einiges mehr - natürlich kann man jetzt die Sounds nicht so direkt vergleichen... Wenn du Arcana nimmst; Arcana repräsentiert uns vom Stand 2000/2001, und MyEarthDream eben 2008.

SB: Ich würde auch sagen, ihr wart damals stilistisch vielleicht noch viel eher an der beliebten "großen" Vergleichsband Nightwish dran als jetzt; wie siehst du diesen sicher schon oft gezogenen Vergleich?

Es ist schwierig zu sagen... Wir sind damals natürlich in die Schublade geworfen worden, obwohl die Tarja ja eigentlich eine ganz andere Stimme hatte als die Sabine; da ist eigentlich die Anette jetzt viel viel näher dran! Aber ich denke trotzdem, wenn du die Bands nebeneinander stellst, da hat einfach jede ihren eigenen Stil.

SB: Mal was ganz Allgemeines: Wie seid ihr eigentlich zu dem Namen "Edenbridge" gekommen?

Ja... relativ einfach: Nachdem ich großer Motorsport-Fan bin, und es zur damaligen Zeit ein Formel 3000-Team mit dem Namen "Edenbridge" gab - wir hießen damals noch "Cascade" aber waren gerade auf der Suche nach einem neuen Bandnamen - und als ich den Namen gehört hab, wusste ich sofort: Das ist genau der richtige Bandname für uns! Gar nicht so sehr hergeleitet jetzt aus irgendwelchen biblischen Quellen; es ist auch der Name eines Ortes in der Grafschaft Kent, wo eben das besagte Team ansässig war, und schien uns damals als der perfekte Name - und dabei ist es auch geblieben

SB: Worum gehts denn in der Musik und in den Texten von Edenbridge? Gibt es da irgendwelchen zentralen Themen, oder veränderte sich das im Laufe der Zeit?

Das ist schwer zu sagen... Wir haben ja doch schon sechs Alben gemacht, und da bewegt sich natürlich einiges in der Zeit. Also wir haben so angefangen, dass irgendwie eher die "unerreichte Traumwelt" von Eden umsungen bzw. umtextet worden ist; mittlerweile sind die Texte deutlich "erdiger" geworden; das heißt, es geht darum, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen. Die Texte sind sehr viel in Metaphern geschrieben, lassen sehr viel Interpretationspielraum... und ganz wichtig ist für uns jedenfalls die positive Message in den Texten, die uns bereits von Anfang an begleitet hat!

SB: Ihr seids ja nun doch schon relativ lange dabei - 2000 erschien ja das erste Album - würdet ihr sagen dass ihr in dieser Zeit, auch im Vergleich zu anderen österreichischen Bands, ausreichend mediale Aufmerksamkeit bekommen habt, dass ausreichend Promotionarbeit geleistet wurde? Gerade da Österreich ja immer ein bisschen als "Brachland" im melodischen Sektor gilt, habt ihr da das Gefühl, manchmal ein bisschen "übersehen" zu werden?

Kann man schwer sagen... Also ich glaube, die Aufmerksamkeit war zumindest am Anfang sicher sehr groß; es ist allerdings bei den letzten beiden Alben auf Massacre Records einiges schiefgelaufen, wir haben einfach nicht mehr die Promo bekommen, die eigentlich sein hätte sollen... und als der Vertrag dann ausgelaufen ist haben wir uns natürlich sofort um ein neues Label umgeschaut, und sind dann Gott sei Dank auch bei Napalm gelandet, die haben uns das beste Angebot gestellt, und jetzt wird die Aufmerksamkeit auch wieder da sein - das sieht man schon am Anzeigenvolumen, an Sampler-Tracks, an Interviews...

Und naja, in Österreich speziell sind ja die Medien einfach ein bisschen gering gesät, größtenteils spielt sich das ja im Internet ab, eben mit Stormbringer, Darkscene, Earshot und so weiter... und ja, ich denke da haben wir eigentlich immer sehr gute Berichterstattung gehabt! Und wir bemühen uns natürlich beispielsweise auch in der Linzer Szene Presse bekommen, da haben wir auch viele Fans... Und sonst ist es einfach schwierig, wenn man auch keine Unterstützung bekommt von den großen Radiostationen oder Fernsehen.

SB: Habt ihr auch vor, etwa das neue Album auch mal live mit Orchester aufzuführen?

Ja, wenn wir einen Sponsor hätten! (lacht)

SB: Ja müsstets gleich mal mit Rage reden vielleicht? Haha...

Ja das ist im jetztigen Stand einfach nicht finanzierbar... Ich meine, was toll wäre: Linz ist im nächsten Jahr Kulturhauptstadt 2009, und wenn man da an eine Metalband aus Linz denken würde, die schon mit Orchester gearbeitet hat - vielleicht ergibt sich ja da was! Aber derweil ist es eher unrealistisch!

SB: Nun, ihr wart auch schon fast überall auf der Welt; wo hats euch besonders gut gefallen?

Naja, man hat überall ganz eigene Eindrücke - Korea 2002 war sicher eines der Highlights, vor so vielen Leuten zu spielen... China letztes Jahr war auch toll, wobei es natürlich sehr viel Fliegerei war... von Taipeh nach Hongkong, Hongkong nach Shanghai, Shanghai nach Peking... aber es war trotzdem eine ganz tolle Erfahrung zu sehen, dass man auch dort Fans hat.

Japan fehlt uns noch; da hat der Female Vocal Markt leider extreme Probleme - da haben selbst Nightwish Probleme... die haben erst jetzt erstmals Headliner Shows gespielt; davor waren sie auf der Once-Tour im Vorprogramm von Angra dort unterwegs! Das ist also noch ein großer unerfüllter Traum.

SB: Was sind nun noch die nächsten Projekte und Pläne?

Ja jetzt sind wir noch mitten in der Tour; da schließt dann das Rockmania-Festival in Deutschland an; dann ist mal eine kurze Pause angesagt zum Batterienaufladen, und dann möchte ich so schnell wie möglich wieder mit dem Songwriting beginnen, was so im Schnitt immer ungefähr ein Jahr dauert - und dann hätten wir das nächste Album 2010... insofern kann ich mir eh nicht zu lange Zeit lassen! Sommerfestivals sind bislang leider noch nicht geplant; aber da muss man erst mal sehen wie das Album einschlägt bei den Fans und bei der Presse, vielleicht ergibt sich da ja noch kurzfristig was! Und dann wird man sehen wie's weitergeht, eventuell im Herbst noch eine Tour, entweder Amerika oder Europa.

SB: Recht herzlichen Dank! Vielleicht noch eine Nachricht an die Fans, und solche, die's noch werden wollen?

Ja, also ab 25 April geht bitte in die Läden - ihr werdet es nicht bereuen!

SB: Das ist richtig! Dankeschön!

Danke ebenfalls!


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