Interview: Lanfear - Markus Ullrich

Artikel-Bild

Was die Rezensionen betrifft, waren wir eigentlich schon immer ziemlich verwöhnt. Ich dachte, dass die dieses Mal zwiespältiger ausfallen würden...

Anlässlich ihres kürzlich erschienenen, starken Albums "X To The Power Of Ten" durfte ich den deutschen Prog-Powermetallern von LANFEAR via eMail ein paar Fragen zu ihrem Schaffen stellen...

Veröffentlicht am 03.10.2008

SB: Erstmal Gratulation zum neuen Album; ist wirklich ein starkes Stück geworden!

LF: Vielen Dank!

SB: Wie waren denn so die Rezensionen in Magazinen bisher, was habt ihr da an Feedback bekommen?

LF: Was die Rezensionen betrifft, waren wir eigentlich schon immer ziemlich verwöhnt. Ich dachte, dass die dieses Mal zwiespältiger ausfallen würden, zumal in dem Album einfach zu viel steckt, um es nach 2-3 Durchläufen begreifen zu können, es kam aber wieder sehr gut an und wir können uns nicht beklagen. Um ehrlich zu sein gebe ich aber auf Rezensionen allgemein nicht viel. In Zeiten in denen jeder 14-jährige sein eigenes Online-Mag gründet und ohne große Ahnung seinen Senf abgibt, muss man ganz einfach vorsichtig sein. Ich freue mich natürlich trotzdem über gute Reviews und rege mich auf, wenn jemand völlig aus der Luft gegriffene Vergleiche anstellt, aber im Endeffekt machen wir die Musik einfach so wie wir wollen und orientieren uns nicht an Meinungen, die ja bekanntlich wie Arschlöcher sind ;)

SB: Sehr richtig - jeder hat eine/s ;) Inwiefern ist dieses Album eine Weiterentwicklung für euch? Welche Stilelemente die für euch "LANFEAR" ausmachen wurden beibehalten, welche neuen Facetten kamen hinzu?

LF: Ich denke, Stilelement die wir schon immer gehabt haben, sind einfach unsere Eigenständigkeit und die Art und Weise wie wir versuchen Anspruch, Technik, Feeling und Eingängigkeit zu verbinden. Das ist der Anspruch an jedes Album, dieses Mal haben wir aber zusätzlich noch viel Wert darauf gelegt, dass die Melodien noch variabler sind, einfach verschiedene Emotionen ausdrücken. Wir haben außerdem darauf geachtet, dass sich jedes Instrument in seinem eigenen Frequenzbereich bewegt, dadurch klingt alles dynamischer und wuchtiger.

SB: Gibt's innerhalb der Band Favoriten was die Songs des neuen Albums angeht? Oder ist eher das Gesamtwerk als solches im Mittelpunkt?

LF: Die Faves wechseln eigentlich ständig. Aus künstlerischer Sicht möchte ich vielleicht „A Question Keeper“, „Seeds of the Plague“ und „Synaptogenesis“ hervorheben, die meiner Ansicht nach keinerlei Vergleiche mit anderen Bands zulassen und einfach sehr gut zeigen, wie vielfältig wir sind.

SB: Worum dreht sich denn "X To The Power Of Ten" inhaltlich? Das düstere Cover ist ja schon mal sehr gelungen und gibt Anlass zur Vermutung, ihr setzt euch mit doch recht aktuellen Themen auseinander. Was beschäftigt euch dann so, lyrisch gesehen, welche Einflüsse regen dazu an, darüber einen Song zu schreiben?

LF: Ich schreibe keine Texte und kann jetzt nicht sagen, von was Nuno inspiriert wird. Fest steht aber, dass die neuen Lyrics sich alle sehr kritisch mit dem befassen, was die moderne Wissenschaft evtl. kurzfristig für extreme Nebenwirkungen haben könnte. Es gibt kein richtiges Konzept, aber Technologie und Gier sind irgendwo Ankerpunkte, die fast auf jedem Text zu finden sind. In Brave New Men geht es beispielsweise darum, dass es in einer nahen Zukunft so aussehen könnte (und wohl auch wird), dass die Oberschicht sich ihren „perfekten“ und „gesunden“ Nachwuchs schön im Reagenzglas mixen lassen kann (die „gene-richs“), während die ärmere Gesellschaft („have nots“) ihre Individualität beibehält, aber natürlich in vielen Fällen benachteiligt sein wird (kränker, „häßlicher“…). Unsere Texte sind alles andere als leichte Kost, ich finde es aber wichtig, auch lyrisch was zu bieten, nicht nur musikalisch!

SB: Wie entstehen denn die Songs? Arbeitet jemand diese fix fertig daheim aus, und trefft ihr euch dann nur zum Proben, oder entstehen diese schon eher in Gemeinschaftsarbeit, beim Jammen im Studio etc...?

LF: Beim Jammen wird ein bereits bestehender Song i.d.R. verfeinert und die Details herausgearbeitet, die Basisversion entsteht aber komplett daheim. Entweder bei mir in dem ich die Gitarren + Klicktrack vorab aufnehme und weiterleite, oder bei unserem Keyboarder, der dann eine Art Demo vorproduziert. Sobald wir ins Studio gehen ist aber alles komplett fertig geschrieben und muss wirklich nur noch eingespielt werden, wir sind da schon immer extrem gut vorbereitet.

SB: Was mich persönlich immer schon interessiert hat - der Name "LANFEAR": Woher kommt der eigentlich? Hat der was mit der Figur aus Robert Jordan's "Rad der Zeit" zu tun, oder ist das nur Zufall?

LF: Der kommt tatsächlich daher, wobei wir textlich nie von Jordan inspiriert waren und uns lediglich den Namen geborgt haben. Da wir täglich Emails deswegen bekommen, habe ich inzwischen sogar eine FAQ-Page eingerichtet, die man unter http://www.lanfear.eu/faq/index.htm findet :)

SB: Haha verstehe. Gerade auf Grund eurer Stils bzw. eurer Inhalte, die ja nicht unbedingt so in diese typische Powermetal-Fantasythemaik gehen, hat mich das eben etwas verwundet. Kürzlich las ich übrigens in einem Live-Review zu einem eurer Gigs, dass ihr eine Cover-Version des VIRGIN STEELE Songs "I Will Come For You" von der Marriage of Heaven & Hell I zum Besten gegeben habt - wie kam das zustande? Virgin Steele sind eine meiner absoluten persönlichen Lieblingsbands, daher freut mich sowas natürlich immer ungemein, wenn jemand diese (leider immer noch ziemlich unbekannten, selbst nach über 20 Jahren im Geschäft) Truppe ein bisschen populärer machen möchte! Warum also gerade dieser Song von diesem Album; der Virgin Steele-Fundus ist ja ziemlich umfangreich - waren da andere Tracks auch in Diskussion?

LF: Wir machen das öfter mal, dass wir live den einen oder anderen Song covern. Eine Zeitlang haben wir uns Conceptions „Roll the Fire“ vorgeknöpft, zum Anlass unserer Releaseparty vor gut einem Monat dann eben Virgin Steele. VS sind schon eine Band die wir alle mögen und „I Will Come for You“ dürfte wohl so ziemlich einer der bekanntesten Songs sein. Unser Fave wäre eigentlich „The Burning of Rome“ gewesen, aber ich schätze mal der Großteil des Publikums hätte dann nicht wirklich mitsingen können…

SB: Naja - ich schon haha. Egal, wie sieht's bei euch demnächst mit Live-Aktivitäten aus? Werdet ihr auch mal auf Tour in Österreich vorbeischauen?

LF: Ich hoffe es schwer. Momentan planen wir eine Tour für‘s Frühjahr 2009 und da wir keinen Bock haben, uns für ein Schweinegeld irgendwo teuer einzukaufen, ist der Plan, dass wir zusammen mit Dreamscape (die wir sehr gut kennen) für 10 Tage Europa und daher natürlich auch Österreich beackern. Das Ziel ist einfach, den Leuten nicht wie blöd Kohle aus der Tasche zu ziehen und ihnen einen Gegenwert für ihr sauer verdientes Geld zu bieten. Wir versuchen die Eintrittspreise niedrig zu halten (wobei das nicht wirklich immer in unserer Macht steht) und im Gegensatz zu diesen Abzockertouren wird unser Merchandise zu fairen Preisen angeboten werden. Wir hoffen, dass das so klappt wie wir uns das vorstellen und hoffen natürlich auch, dass die Fans das zu würdigen wissen und vorbeischauen!

SB: Wünsche euch jedenfalls weiterhin so viel Erfolg wie bisher und mehr, und danke ganz herzlich für eure Zeit und Mühen!

LF: Ich habe zu danken und zwecks Erfolg…es darf ruhig noch etwas mehr sein ;)


ANZEIGE
ANZEIGE