Interview: Thyrfing - Patrik Lindgren

Patrik, wenn du dir mal alle Werke von Thyrfing anhörst, was ist – in deine Augen – der Hauptunterschied zwischen dem selbstbetitelten 98er Debüt und dem neuen Werk von 2008, “Hels Vite”. Kannst du den in diesen 10 jahren immer leicht veränderten Sound von deiner Seite bzw. von der Band im Allgemeinen umschreiben?

Ich denke da existiert ein signifikanter Unterschied – und das sollte es auch von einer Band die 10 Jahre und mehr Erfahrung im Songwriting sowie Studioarbeit hinter sich hat. Aber, ich denke man hört auch heraus dass es noch immer dieselbe Band ist - auch wenn man sich natürlich weiterentwickelt und sich so einiges verbessert hat. Man findet auf all unseren Veröffentlichungen eine Art „rote Linie“ die sich durch die gesamte History zieht – auch wenn wir natürlich jedesmal versucht haben eine Schippe draufzulegen ;)

In den drei Jahren seit der Veröffentlichung von “Farsotstider” haben einige Musiker die Band verlassen, einer (Jens Ryden) kam im Frühjahr 2007 neu ins Gepäck vor - wer kontaktierte hier wen zuerst?

Das waren wohl wir. Wir kannten Jens auch bereits vor seinen Einstieg, immerhin lebt er in derselben Stadt und wir wussten dass er ein erfahrener, geschickter Sänger als auch Frontmann ist – so war es eine durchaus einfache Entscheidung. Er war der Erste der uns in den Sinn kam, und auch Jens war bereit sich vom Start weg richtig reinzuknien.

Was passierte eigentlich mit Thomas Väänänen & Henrik Svegsjö ? Besonders Thomas´ Gesang war für mich immer ein Eckpfeiler im Sound der letzten Veröffentlichungen..

Also was ich gehört habe sind die beiden in Musikbusiness nicht mehr allzu aktiv. Thomas ist momentan sehr beschäftigt mit seiner Familie und der Organisation vom „Sweden Rock“ – Festival, aber ich weiss auch dass er irgendwann wieder als Bandmitglied ins Musikgeschäft einsteigen will … Henrik werkelt soweit ich weiss immer noch mit seinem Industrial Projekt THIRTEENTH EXILE rum, andererseits hat er seit deren Bestehen auch noch nichts veröffentlicht.
Beide, Thomas und Henrik, haben bei Thyrfing sicherlich ihre Spuren im Laufe der Jahre hinterlassen, aber die Motivation und Energie für ein weiteres Album war bei beiden schliesslich nicht mehr vorhanden.
Wir honorieren ihre Aufrichtigkeit bezüglich dieser Entscheidungen und wünschen ihnen privat wie beruflich alles Gute für die Zukunft.

Die neue Stimme – war Jens schon in das Songwriting involviert oder ist er nur der der die Texte zum Leben erweckt ? Meiner Meinung nach klingt er auf „Hels Vite“ etwas dunkler / heavier als auf den alten Werken von NAGLFAR oder DE PROFUNDI: Eine Vorgabe der Band oder passierte dies ganz natürlich?

Jens hat zur Musik und Texte auf dem neuen Album beigetragen – etwas worüber wir alle sehr glücklich sind. Ich stimme dir zu dass er für Thyrfing seinen Gesangsstil etwas erneuert hat; aber es war wohl ein beiderseitiger Wunsch da – wir haben uns niemals deswegen zusammengesetzt und darüber diskutiert, sondern es passierte einfach ganz von selber …

Für mich gibt es auf „Hels Vite“ keine Schwachpunkte – habt ihr nur die allerbesten Tracks aufgenommen oder gibt’s in der Hinterhand noch Material für Compilations - oder ein, zwei Bonustracks für die Japaner ? Oder wandern schwache Songideen von Haus aus in den Mülleimer?

Danke ! Ich denke auch dass das neue Studioalbum von Anfang bis Ende hochwertig ist … alles was wir aufgenommen haben landete letztendlich auch auf “Hels Vite”; eine Qualitätssicherung und Selektion gab es schon bevor wir diesesmal ins Studio gingen. Künftiges Bonuszeux oder B-Seiten wird es von dieser Aufnahmesession also keine geben ...

Wie lange hat es gedauert um das brandaktuelle Material auszuarbeiten? komponiert ihr den typischen THYRFING-Song immer noch gemeinsam im Proberaum oder schnippelt ihr - jeder für sich daheim am PC - diverse Songparts zusammen?

Also eine genaue Dauer der „effektiven Arbeitszeit“ kann ich dir nicht nennen, aber es dauerte schon eine Weile um alle Songs beinander zu haben. Wie oben bereits angeführt sind wir sehr penibel was das Selektieren einzelner Parts angeht – eben um sicher zu gehen dass das Ergebnis stark genug ist um es auf ein Thyrfing Album zu packen.
Ich würde sagen wir benutzen beide Wege beim Komponieren - ein Song wurde zB auf unserem Home Equipment komplett arrangiert, demoed und pre-produziert; während Andere normalen Proberaum- Jamsessions entstammen … Wie auch immer, für dieses Album wurde das meiste Material von der ganzen Band arrangiert und fertiggestellt, auch wenn einige Songparts zuvor schon händisch geschrieben waren.

Die Stücke auf “Hels Vite” klingen rauer, schwerer und auch doomlastiger, auch sind sie etwas länger ausgefallen als ältere Ergüsse. Ist das eine natürliche Entwicklung oder eurerseits eine gewollte Entscheidung ?

Das ist schwer zu analysieren bzw. zu beantworten ….sicher gibt es einige Sachen, die bei Thyrfing im Vorfeld bestimmt werden - aber ich denke mal das das meiste an Entwicklung und Veränderung von Innen kommt und einfach auf einem natürlichen Weg passiert. Ich muss dir zustimmen dass „Hels Vite“ heavier als der Vorgänger klingt, das war augenscheinlich etwas wonach alle Musiker gestrebt haben – andererseits haben wir uns nie an einen Tisch gesetzt und dies geplant …

Das neue Artwork erscheint trostlos, kahl, sowie in Schwarz/Weiss – Optik; passt aber hervorragend zum Sound von „Hels Vite“. Wer hat dieses vielsagende Cover verbrochen und was dürfen wir uns vom Booklet bzw. von der ganzen Aufmachung erwarten ?

Die Coverzeichnung machte ein guter Freund von uns, Mikael Schelén. Er ist vielen als Tätowierkünstler bekannt, hat aber auch schon einige CD-Artworks entworfen: Jens hat sich um die Finalisierung der neuen Platte gekümmert, plus Fotos und Sleeve Layout. Ich habe das gedruckte Resultat auch noch nicht gesehen, aber anhand der digitalen Previews kann ich nur sagen dass das exzellente wie wunderschöne Package Hand in Hand geht mit der dunklen Atmosphäre des Albums.

Die inneren Werte von “Hels Vite” – kannst du uns einen kurzen Abriss der Texte vermitteln und warum haben es diesmal wieder 2 Songs in Englisch auf das Endprodukt geschafft ?

Wie auch schon auf den letzten Outputs sind die Texte eher düsterer Natur, handeln von unheilvollen Reflektionen oder um bloße Geschichten die von unserem Geist oder aus unseren Gedanken kommen. Wir werfen in diesen Zeiten einfach Beständigkeit aus dem Fenster und beschlossen mithilfe beider Sprachen einen passenden Rahmen für die aktuellen Texte / Songs zu finden …

Thyrfing on Tour: gibt´s da Pläne für eine (Headliner)Tour - ausgenommen die paar Heidenfest-Gigs - und mit welchen Bands würdet ihr gerne mal auftreten ?

Es wird keine längeren Touren geben – zumindest nicht in absehbarer Zukunft. Im Moment konzentrieren wir uns auf Festivalgigs, Minitouren und Gelegenheitsauftritte; hoffentlich sind wir in der Lage einen grossen Teil von Europa irgendwie damit abzudecken …

Wäre es für euch nicht eine gute Option die inzwischen aufgelösten Stonegard auf der anstehenden ENSLAVED-Tour zu ersetzen? Ich weiss, die Zeit für Promotion und dergleichen ist knapp …

Da wir mit Thyrfing nicht touren, steht die gesamte Tour nicht zur Diskussion. Aber mal schauen was mit den Gigs in Schweden passiert ;)

Was denkst du über die generelle Situation bezüglich MP3-Download oder MySpace ? Ist es für die Musikszene ein Fluch oder Segen - auf der einen Seite kann man sehr einfach neue Bands / Songs antesten, auf der anderen Seite sind viele Alben schon Wochen vor dem Release im Netz; und so zum Schluss auch ein finanzieller Verlust für Band und Recordlabel …

Wie du schon richtig sagtest: es gibt 2 Seiten der Medaille. Wahlweise ist es ein Fluch oder Segen, allerdings verändert es die gesamte Szene sowie die Regeln des Spiels. Am Ende des Tages muss eine Band Geld einbringen um weiterhin professionelle Veröffentlichungen garantieren zu können - anderernfalls wird es keine neuen Alben zum downloaden geben!
Und wenn Bands sowie Labels nicht von Plattenverkäufen Geld verdienen muss es eben von irgendwo anders hereinkommen … However, ich denke die Situation ist vor allem für die Plattenfirmen unbefriedigend – die Bands selber können immer noch Mithilfe von Liveshows und Merchandise etwas Kohle machen …

Famous last Words ?

Danke fürs Interview & Interesse! “Hels Vite” ist gerade raus, und ich hoffe Einige von Euch hören sich das Album ein – oder besser zweimal an …
Checkt www.thyrfing.com für News und Gigs; Cheers!