Interview: Black Messiah - Zagan

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Wir eifern nicht irgendwelchen Bands nach, sondern machen einfach das, was uns gefällt.

Mit ihrem vierten Album "First War Of The World" sorgten BLACK MESSIAH für eine äußerst positive Überraschung und setzten die Messlatte des epischen Pagan Metal wieder etwas höher. Wir ließen uns daher die Chance nicht entgehen, Bandgründer, Gitarrist und Sänger Zagan über die Geschichte der Band und das neueste Werk auszufragen.

Text: Django
Veröffentlicht am 14.04.2009

Hallo Zagan, besten Dank, dass du dir Zeit für die Beantwortung unserer Fragen nimmst. Ich glaube, ihr seid noch nicht allen unseren Lesern so gut bekannt. Deswegen: stelle bitte die Band kurz vor und schildere knapp euren bisherigen Werdegang.

Also, wir sind BLACK MESSIAH aus dem schönen Ruhrpott im Herzen von Westdeutschland. Dabei sind Meldric und Zoran an den Gitarren, Garm am Bass, Agnar an den Synthies und Boards, Brööh an den Trommeln und ich selber an der Gitarre, der Violine und dem Gesang. Uns gibt es seit 1992, damals noch in anderer Formation im klassischen Black Metal-Gewand, seit 1999 allerdings mehr auf der Viking-Schiene beheimatet. Das aktuelle Album „First War Of The World“ ist unser viertes und sicher nicht das letzte…… das hoffe ich jedenfalls mal stark.

Von welchen Bands seht ihr euch stilistisch beeinflusst?

Das ist eine Frage die ich so genau gar nicht beantworten kann. Unser Sound besteht aus vielen Elementen. Das liegt daran dass jeder von uns einen anderen Musikgeschmack hat. Jetzt da irgendwelche Bands herauszugreifen ist schwer. Es ist wohl leichter zu sagen dass unser Sound eine Mixtur aus Metal verschiedener Arten und Soundtrackmusic ist. Wir eifern nicht irgendwelchen Bands nach, sondern machen einfach das, was uns gefällt. Stilistisch, so denke ich, kann man uns zwar schon in den Viking Metal-Sektor packen, aber vergleiche mit Bands sollten andere aufstellen.

Woran lag es, dass ihr euch vom Black Metal der frühen Tage entfernt habt?

Das war ein natürlicher Prozess. Textlich war es ja eh schon seit Anbeginn unserer frühesten Tage so dass wir immer viele heidnische Themen besungen haben. Musikalisch haben wir uns einfach entwickelt. Wir haben auch heute noch blackige Elemente im Sound und arbeiten mit solchen Parts. Wir haben das Ganze über die Jahre hinweg einfach nur ergänzt. Wir bedienen uns zusätzlich vieler anderer Elemente der Musik und sind auf jeden Fall melodiöser geworden. Ich würde also nicht unbedingt sagen, dass wir uns entfernt haben, eher haben wir aufgestockt.

Wie würdet Ihr Eure Musik in wenigen Worten jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?

Melodiöser, harter Sound der mit Soundteppichen aufgewertet wurde. Alles in allem recht episch.

Wer ist bei euch für´s Songwriting zuständig?

Alle. Jeder kann seine Ideen reinbringen, solange sie zum Grundkonzept passen. Sicher gibt es den einen oder anderen, der mehr Ideen hat als der andere, aber im Grunde kann jeder sich einbringen und tut das auch. Wir arbeiten meist zusammen an den Songs und sind also auch gemeinsam für das Ergebnis verantwortlich.

Und Woher nehmt ihr die lyrischen Inspirationen?

Texte stammen allesamt aus meiner Feder. Ich interessiere mich nun mal sehr für nordische und germanische Mythologie. Ich habe viel darüber gelesen und mich ein wenig dahingehend gebildet. Also liegen diese Themen natürlich nahe. Ausserdem passen sie zu der Art von Musik, die wir machen wollen. Dieses mal haben wir mit „First War Of The World“ eine Erzählung aus der Edda verarbeitet. Die Grundgeschichte war also bekannt, ich habe sie nur mit meinen Worten erzählt.

Gab es seit "Of Myths And Legends" Wechsel im Line-Up? Und wenn ja, inwieweit hat sich der Wechsel auf Stil und/oder Sound ausgeübt?

Ja, wir haben uns auf drei Positionen verändert. Mit Brööh haben wir einen neuen Drummer, mit Agnar einen neuen Keyboarder und Garm ist der neue Bassist. Wenn man allerdings die „Of Myths..“ mit der aktuellen Scheibe vergleicht, hat sich, meiner Meinung nach, der Stil nicht verändert. Die jetzige Scheibe ist zwar epischer, aber immer noch typisch für Black Messiah. Außerdem haben wir die Leute ja auch so ausgewählt dass sie in unser Konzept passen.

Kommen wir mal auf euer neues Album "First War Of The World" zu sprechen. Ich kenne zwar euer früheres Schaffen nur ausschnittsweise, doch es scheint mir, als wäre das neue Werk noch epischer und atmosphärischer, als die früheren Alben. Liege ich richtig?

Ja, genau. Das bringt aber, wie bereits gesagt, schon das Thema mit sich, welches wir hier bearbeiten. Das schreit quasi nach Epik und Atmosphäre.

Kannst du uns die Entstehungsgeschichte des Albums schildern?

Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, dieses Konzeptalbum zu machen, haben wir uns erst mal im Proberaum eingeschlossen und circa die Hälfte der Songs geschrieben. Direkt danach sind wir ins Studio und haben die erst mal aufgenommen. Das hat schon einige Zeit gedauert und wir haben erst mal eine kleine Pause eingelegt. Als wir dann die restlichen Stücke fertig hatten und uns wieder im Studio eingeschlossen hatten, ging es darum die gesprochenen Parts zu machen. Dazu sind wir in ein völlig anderes Studio gegangen, in dem wir mit Tom Zahner gearbeitet haben. Nachdem er eingesprochen hatte, haben wir die Soundkulissen um ihn herum gebaut. Alles in allem war das ganz schön viel Arbeit. Wir haben ca. 8 Monate nur im Studio verbracht und kaum mal was anderes gesehen. Aber Spass gemacht hat es trotzdem.

Gibt es weitere Grundlegende Änderungen zu früheren Werken?

Außer der Tatsache das wir zum ersten mal ein Konzeptalbum gemacht haben und das Ding epischer geworden ist als die Alben vorher? Nein, ich denke nicht. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Album ein typisches BLACK MESSIAH Album ist. Es klingt nach uns.

Worauf genau bezieht sich der Albumtitel?

Auf die Geschichte. Es ist die Sage des ersten Krieges der Welt, so wie die Völker des Nordens an sie geglaubt haben. Wir erzählen diese Geschichte von Anbeginn bis zum Ende. Das gesamte Album ist diese fortlaufende Geschichte und das besagt der Albumtitel.

Einige Lyrics drehen sich um die Vanen-Göttin Gullveig. Sie wird in den Texten auch mal als Hexe bezeichnet? Was ist sie nun? Göttin oder Hexe? Und welche Rolle spielt Gullveig in diesem Album-Konzept den nun genau?

Es gibt mehrere verschiedene Versionen und Übersetzungen der Geschichte. In einigen wird sie als Göttin der Vanen beschrieben, in anderen als Hexe der Riesen und ich habe sogar schon mal eine Version gelesen, in der Gullveig als Troll-Frau beschrieben wird. Es ist nicht möglich herauszufinden, wo da genau der Ursprung ist. Ich denke diese Sage hat sich im Laufe der Zeit verändert, wie es ja meistens mit Sagen und Mythen passiert. Ich habe mir die Version herausgesucht, die mir am glaubhaftesten erschien, und das war die der Hexe der Riesen. Gullveig ist in der gesamten Geschichte der eigentliche Grund für den Krieg. Zunächst bringt sie durch eine List die Goldgier unter das Geschlecht der Asen und dann sorgt sie durch eine Lügengeschichte dafür, dass die Vanen nach Valhalla marschieren um dort anzugreifen. Sie ist quasi die Wurzel des Übels.

Und wer gewinnt den "First War Of The World"?

Niemand gewinnt den Krieg. Es ist überliefert, dass ein Frieden ausgehandelt wird, weil die Göttergeschlechter merken, dass sie mit ihrem Krieg dabei sind, die noch junge Welt zu zerstören. Diese Geschichte hat also eine schöne Moral zum Schluss.

Die Songs sind teilweise in deutsch, teilweise in englisch. Gibt es einen besonderen Grund für den Sprachen-Mix?

Nein. Es war schon immer so, dass ich gern in beiden Sprachen texte. Es ist immer eine Art Zufall, welcher Text jetzt in welcher Sprache geschrieben wird. Meist entscheide ich das sehr kurzfristig. Meistens fange ich einfach an und merke erst hinterher, was ich da gemacht habe. Es ist nicht kalkulierbar.

"Söldnerschwein" meine ich früher schon mal vernommen zu haben. Kann es sein, dass der nicht aus eurer Feder stammt?

Den Song „Söldnerschwein“ hat mein langjähriger Freund Wolfgang Kiel geschrieben. Den Song haben auch schon einige Mittelalterbands gespielt. Ich habe Wolfgang damals gefragt, ob ich den Song für BLACK MESSIAH haben kann und er war einverstanden. Ich habe den dann textlich etwas verändert und einige musikalische Zwischenstücke dazu geschrieben. Als ich Wolfgang den fertigen Song dann vorgespielt hatte, nachdem wir ihn aufgenommen hatten, war er regelrecht begeistert. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Live kommt der übrigens auch verdammt gut an.

Welchen Song von "First War Of The World gefällt den jeweiligen Bandmitgliedern am Besten?

Da kann ich nur von mir reden. Ich mag „Gullveig“, „Vor den Toren Valhalls“ und „Andacht“ sehr gerne. Eigentlich mag ich alle Songs darauf und höre die Platte selber ziemlich oft. Aber diese drei stechen für mich persönlich da etwas heraus.

Es können weniger Musiker nur von der Musik leben, als ich dachte. Besonders in den Metal-Bereichen. Wie sieht es bei euch dementsprechend aus? Welchen Tätigkeiten geht ihr gegebenenfalls neben der Musik nach?

Leben können wir davon nicht. Wir alle haben ganz normale Berufe. Zwei von uns fahren LKW, einer arbeitet in der Stahl-Branche, einer ist Grafik-Designer, einer Hausmeister an einer Schule und einer studiert Deutsch und Mathematik. Du siehst, wir alle müssen für unser Geld ordentlich knüppeln.

Und wie arrangiert ihr das mit dem Job bei Touren?

Da müssen wir halt Urlaub nehmen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, dass wir alle den auch zeitgleich bekommen. Bisher hat es aber immer irgendwie funktioniert.

Apropos Touren: Wann kann man euch denn im deutschsprachigen Raum live sehen?

Also eine Tour ist noch nicht geplant. Wir spielen aber dieses Jahr auf einigen Festivals. Wir sind z.B. wieder auf dem Summer Breeze zu Gast und am selben Wochenende bespaßen wir noch das Barther Metal Open Air. Dazu kommen noch 2 Festivals in der Schweiz, einmal das Forefathers Festival in Olfen und in 2 Wochen in Winterthur. Dazu kommen dann noch einige normale Konzerte.

An welchen Auftritt denkt ihr besonders gerne zurück und warum?

Da gibt es viele. Irgendwie passiert ja immer was witziges und einzigartiges. Wir genießen jeden Gig und freuen uns immer wenn wir irgendwo eingeladen werden. Es macht unheimlich Spass neue Leute kennen zu lernen. Da jetzt einen besonderen Gig herauszuheben wäre falsch.

Mit welchen Bands würdet Ihr gerne auf Tour gehen?

Also ich auf jeden Fall mit Venom in Originalbesetzung. Ich bin ein riesiger Venom-Fan und besitze 57 mal Vinyl von denen. Das wäre echt mal das totale Highlight für mich. Aber das wird leider nie passieren.

Und gibt es ein bestimmtes Festival, auf dem ihr gerne mal auftreten würdet?

Wacken fehlt uns noch. Ach ja… das Metal Camp in Slowenien wäre auch mal interessant.

Wie sieht es allgemein mit Kontakten zu anderen Bands aus? Wen kennt ihr in der Szene gut?

Besonders engen Kontakt haben wir mit Heidevolk, Tyr, Kromlek, Cruachan, Odroerir und XIV Dark Centuries. Ist immer ein schönes Familientreffen wenn man mal wieder zusammentrifft. Ich genieße das immer. Meistens endet das in einem riesigen Besäufnis. Aber so muss es sein, oder?

Magst du unseren Lesern zum krönenden Abschluss noch ein paar weise Worte mit auf den Weg geben?

Vielleicht nur noch, dass es wichtig ist, dass Nordische Mythologie nichts mit Nazi-Scheiße zu tun hat. Es wäre wichtig, dass einige Leute das mal verstehen. Es nervt langsam, sich immer wieder dazu äußern zu müssen. Ansonsten hoffe ich natürlich, dass euch allen unsere neue Scheibe gefällt und man sich irgendwo mal auf einem Konzert sieht. Cheerz !!

Nochmals vielen Dank Zagan, dass du unsere vielen Fragen so geduldig beantwortet hast.


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