Interview: Today Forever - Marco und Manuel

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Zu Herzen nehmen wir das, was uns unsere Freunde und die TF-Fans mitgeben. Sie haben uns wissen lassen, dass wir WIR geblieben sind und man aber dennoch eine starke Weiterentwicklung im Album hört.

Qualitativ hochwertiger, moderner Hardcore muss nicht zwangsweise über den großen Teich zu uns kommen. TODAY FOREVER zeigen, dass etwa auch Deutschland hier ganz gut aufgestellt ist. Basser Marco und Gitarrist Manuel stehen uns Rede und Antwort...

Text: chris
Veröffentlicht am 18.07.2009

Euer neues Album „Profound Measures“ ist nun seit Mitte April am Markt. Wie waren die bisherigen Reaktionen, sowohl seitens der Musikpresse als auch von Fans oder Freunden?

Marco: Bei unserem 2ten Album ist es schon anders als bei der ersten Platte. Während das Debüt-Album genre-übergreifend durchweg gute bis sehr gute Kritiken bekommen hat, scheinen wir nun doch eine speziellere Richtung eingeschlagen zu haben, denn es gibt nun Kritiken die sehr gut sind, aber auch eben solche, wo wir uns nicht unbedingt „verstanden“ fühlen. Für beide Arten der Kritik gilt aber ja bekannterweise, dass das oft nur Einzelmeinungen sind, die man sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen sollte. Zu Herzen nehmen wir das, was uns unsere Freunde und die TF-Fans mitgeben. Sie haben uns wissen lassen, dass wir "WIR" geblieben sind und man aber dennoch eine starke Weiterentwicklung im Album hört.

Aufgenommen wurde das Album in den Kohlekeller Studios. Wie liefen die Aufnahmen ab und wie war die Zusammenarbeit mit Kristian Bonifer?

Manuel: Die Arbeit mit Kristian a.k.a. “Kohle“ war wieder super. Wir haben ja schon die „The New Pathetic“ CD bei ihm aufgenommen. Anders als bei der ersten Platte haben wir diesmal allerdings nicht alles am Stück machen können, sondern in der Zeit von etwa einem dreiviertel Jahr mehrere „Studio-Blöcke“ eingelegt. Das lag zum einen natürlich an uns (z.B. sind wir dann mal lieber auf Tour gegangen), zum anderen war aber Kohle halt auch gut ausgebucht. Wir haben dann den Großteil mit ihm gemacht. Um den Rest hat sich Kai Stahlenberg (ebenfalls Kohlekeller Studio) gekümmert.

In textlicher Hinsicht könnte man sagen, dass ihr für New School Hardcore eigentlich typische Lyrics habt. Könnt ihr mir da zustimmen oder steckt noch was anderes dahinter, gibt’s möglicherweise spezielle Einflüsse?

Manuel: Über spezielle Einflüsse kann ich jetzt gar nix genaues sagen, unser Sänger Christian schreibt alle Texte. Aber er hat auf jeden Fall seine Inspirationsquellen und holt sich Einflüsse von anderen Bands oder aus Büchern. Die Texte sind alle persönlich gehalten und erzählen von verschiedenen Situationen oder Erfahrungen. Auch wenn es teilweise um Sachen wie Wut oder Verzweiflung geht, soll trotzdem ein positiver Schimmer, ein kleines Licht im großen Dunklen bleiben. Wenn das typisch für New School Hardcore ist, dann stimme ich Dir da zu.

Bei drei Songs wird gesanglich auch noch ausgeholfen, darunter etwa Shane von SILVERSTEIN. Wie kam es zu den Zusammenarbeiten?

Marco: Wir kennen Shane seit nun 3 Jahren, 2006 haben wir das erste mal mit SILVERSTEIN gespielt und die Verbindung ist seitdem nie abgerissen, im Gegenteil, sie wurde immer intensiver - nicht nur mit Shane sondern auch mit allen anderen in deren Umfeld. Seither haben wir uns ja öfter die Konzertbühnen geteilt und letztes Jahr sogar eine ganze Europa-Tour zusammen gespielt. Spätestens seit der letzten Tour war klar, dass wir das mal versuchen sollten. Er mag unsere Sachen sehr und war sofort bereit, uns seine Stimme zu leihen.

Musikalisch bietet „Profound Measures“ ja eine ganzschöne Bandbreite an Stilen, also von wirklich melodischem Zeug, das leicht in Richtung Emo schielt (nicht bös’ gemeint) bis zu typischen Hardcore-Sachen und modernen Breakdowns. Habt ihr eine gewisse Vorstellung beim Schreiben davon, wie später alles klingen soll, oder ergibt sich euer Sound auf ganz natürliche Weise?

Manuel: Eine genaue Vorstellung beim Schreiben gibt es nicht wirklich, das ergibt sich eher. Es ist eigentlich immer so, dass ein grobes Gerüst für einen Song steht und dann beim daran arbeiten und damit spielen jemand den Vorschlag macht, dass da noch was melodisches passen würde oder an der Stelle ein Breakdown kommen sollte. Mit den Ideen wird dann etwas gebastelt und probiert und so wächst ein Song ganz natürlich zu seiner vollen Pracht.

Was sind denn so musikalische Einflüsse für euch? Muss jetzt nicht nur auf harte Musik beschränkt sein.

Manuel: Auf nur harte Musik lassen sich unsere Einflüsse auch gar nicht nur beschränken. Natürlich stehen wir alle auf die verschiedensten Spielarten von Hardcore, jeder Einzelne hat aber noch genug andere Vorlieben und von Pop bis HipHop, Punk bis New Wave, Metal bis Funk ist alles dabei. Für uns gibt es nur gut gemachte Musik und schlecht gemachte Musik, unabhängig von irgendwelchen Genre-Definitionen.

Die neue Scheibe wurde jetzt ja über Bastardized veröffentlicht. Was waren die Hauptgründe für diese Entscheidung und wie steht ihr zu anderen Bands, die nun die gleiche Heimat haben wie ihr (etwa LLYNCH, SIX REASONS TO KILL oder THE BLACKOUT ARGUMENT)?

Manuel: Also der wirkliche Grund, warum wir uns für Bastardized entschieden haben, war, dass sie uns mit Geld und Sachgeschenken wie Autos und Schmuck überschütteten und uns so angefleht haben, dass sie unsere Platte rausbringen dürfen, sodass wir gar nicht anders entscheiden konnten… na ja, so oder so ähnlich. Die Jungs haben mit uns Kontakt aufgenommen als wir gerade auf Labelsuche waren, und nach ein paar Telefonaten, gegenseitigem Kennenlernen und bei dem Angebot und den Möglichkeiten, was Marco und Stefan mit ihrem Label für uns leisten können und was sie von uns im Gegenzug erwarten, waren wir dann eine Bastardized-Band. Unsere Label-Kollegen kennen wir persönlich leider noch gar nicht, mit THE BLACKOUT ARGUMENT haben wir vor ein paar Monaten mal zusammen gespielt und ein paar andere kennen wir nur von CD. Ich persönlich finde es auf jeden Fall sehr geil, dass CONVERGE auch dabei sind …

Gibt es aktuell Künstler oder Bands, mit denen ihr unbedingt einmal zusammenarbeiten oder auf Tour gehen wollt?

Marco: Also da gibt es schon ein paar Bands, mit denen wir gerne mal die Bühne teilen wollen würden … eine davon ist mit Sicherheit RISE AGAINST, die uns schon oft im Tourbus mit Ihren Scheiben die Zeit vertrieben haben. Zusammenarbeiten würden wir sicher auch gerne mal mit Scott Wade oder Andrew Neufeld (COMEBACK KID), zu denen wir auch guten Kontakt haben, dadurch dass 2 von uns deren erste Europa-Tour gemacht haben. Wir haben also noch was gut bei denen.

Kommen wir mal zum ökonomischen Aspekt des Musikbusiness. Wie lebt es sich so als deutsche Hardcore-Band. Bleibt da am Ende des Monats auch mal was über oder ist es eher ein „Geben aus Leidenschaft“?

Marco: Das was übrig bleibt am Ende des Monats sind Rückenschmerzen, weil man sich keinen coolen Bandbus mieten kann, in dem man horizontal schlafen könnte. Das beantwortet eigentlich schon alles! Wir haben dieses Jahr u.a. zwar schon recht gut bezahlte Shows gespielt, allerdings auch mal was, wo wir gerade mal so auf Null rauskamen. Wir werden von der Musik nie leben können, so dass wir alle 5 sehr froh sind, gute und feste Jobs zu haben. Wir haben, denke ich, einen guten Mittelweg gefunden bei dem wir auf lange Sicht keinen Draufleger mehr machen. Aber übrig bleibt da eigentlich nichts, denn man hat ja immer viele Kosten, seien es Mietkosten für den Proberaum oder einen Bus, Merch-Bestellungen etc.

Nach dem “Better Values” Clip habt ihr nun auch vom neuen Album mit “Pinpoint The Shift“ einen Song im Videoformat verewigt. Erstmal, woher kam die Idee für die Story und zweitens, ist es euer Ansicht nach wichtig, heutzutage eine (professionelles) Video vorweisen zu können? Das „Musikfernsehen“ in dem Sinn gibt’s ja eigentlich nicht mehr, also produziert man so was dann ja vorzugsweise fürs Internet.

Marco: Die Idee zur Story des Videos hatte Lars Juschka von der Firma Postproduct aus Kassel. Er ist ein enger Freund der Band und wir haben schon viele andere Dinge mit ihm realisiert. Zur zweiten Frage: Ja, wir denken es ist wichtig, wenn man ein Video macht, dass es dann auch so professionell wie möglich ist, denn in Zeiten von YouTube und MyVideo hat ja jede Band irgendeine Aufnahme von Konzerten online. Was wir aber haben wollten, war ein richtiges Musikvideo, darum haben wir da auch so viel reingesteckt. „Fürs Fernsehen“ - diesen Anspruch hatten wir dabei nie! Es ging uns um visuelle Promo für das neue Album und dazu noch darum, einen kleinen Extra-Bonus auf der CD haben zu können. Denn auf CD-Verkäufe sind wir natürlich auch angewiesen.

Und wenn wir schon beim Thema sind: wie wichtig ist das Internet für eine Band wie euch?

Manuel: Das WWW ist nicht nur für uns sehr sehr wichtig. Egal, ob es darum geht sich auf Myspace der geneigten Hörerschaft auf der ganzen Welt zu präsentieren und die dann auf Shows aufmerksam zu machen oder mit Promotern Shows zu buchen. Das Internet ist da schon unverzichtbar.

Laut Promoinfos ist für euch „the sky the limit“. Schön ausgedrückt, aber mal ernsthaft: was sind eure mittel- bis langfristigen Ziele? Auf der Habenseite kann man ja jetzt die beiden Alben, die Videoclips und etwa eine US-Tour verbuchen. Was kann oder soll da noch kommen für euch?

Manuel: Stimmt schon, die Habenseite liest sich schon ganz gut. Unser langfristiges Ziel ist natürlich, auch in ein paar Jahren noch mit TODAY FOREVER Musik zu machen. Mittelfristig gibt es ein paar Sachen, über die wir gerade reden und nachdenken z.B. wie es mit neuen Songs und einem neuen Tonträger aussehen kann und wie wir es mit Touren hinbekommen. Natürlich würden wir auch gerne noch mal in die USA, oder mal nach Japan, aber das sind im Moment eher Wunschziele, die sich vor allem zeitlich nicht umsetzen lassen.

Jetzt könnt ihr noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser richten:

Marco: Vielen Dank für das Interesse an unserer Band und Musik. Wir hoffen, euch gefällt das neue Album und wir versprechen, dass es nicht wieder 3 Jahre dauert bis die nächste Scheibe kommt! Besucht unsere Konzerte und sprecht uns an, wir freuen uns auf euch - denn Ihr seid ja diejenigen, die den Konzertabend zu einem guten machen. Bleibt gesund!

Danke fürs Interview!


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