Interview: Celtic Frost - Martin Eric Aim

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...der Spirit, der ist definitiv wieder hier. Daran haben wir jetzt in den letzten fünf Jahren gearbeitet und da gibt es keine Zweifel ...

Ein vom Redefluss übermannter, äußerst sympathischer Schweizer, der in seinen Antworten kaum zu bremsen war....

Text: Reini
Veröffentlicht am 18.06.2006

Also als erstes muss ich sagen, als mittlerweile auch schon 40iger, der Mitte der 80er mit Euren Werken groß geworden ist, welcome back, es wurde aber auch Zeit Junge!

(Gelächter) Danke!

„Monotheist“ läuft bei mir mittlerweile in der Endlosschleife und ich muss sagen, ich hätte nicht erwartet, dass ihr so einen Hammer produzieren werdet – wie siehst Du so knapp nach der Fertigstellung das neue Produkt.

Ja erstmal Danke für die Blumen, jetzt ist es ja doch schon fast ein halbes Jahr, seitdem wir fertig geworden sind mit dem Album und es hat fast fünf Jahre gedauert das alles auf die Reihe zu kriegen. Wir sprechen ja nicht nur vom Songwriting oder von den Songs aufnehmen, sondern auch die Band als solche wieder zu finden, sich wieder zusammen zu raufen, eine Einheit zu bilden. Die Distanz zu bewahren ist natürlich gerade jetzt schwierig, auch weil die ganze Pressearbeit jetzt beginnt. Wir werden doch mit sehr vielen Komplimenten und Lorbeeren zugedeckt, was mich natürlich auf der einen Seite freut, auf der anderen Seite muss ich aber sagen, als wir da mitten drinnen waren – sagen wir jetzt mal nach 2,5 von diesen fünf Jahren – da hab ich mir wirklich nicht große Gedanken drüber gemacht, weil da ging es eigentlich nur um die Sache kriegen wir das auf die Reihe? Und ich glaube, dass ist es auch, was man dem Album anmerkt und ich hab auch die Vermutung, dass das genau der Grund ist warum das Album echt geworden ist und auch dementsprechend so einen Anklang findet, weil man realisiert, dass da nicht irgendwie ein paar Jungs versuchen die guten alten Zeiten wieder hochleben zu lassen, sondern tatsächlich – wie soll ich sagen – ein Seelenstrip betrieben wurde, das wir uns selber mit uns auseinandergesetzt haben und gar nicht anders konnten, als uns auf diesem Album selbst zu offenbaren.

Ich würde es mal so beschreiben, dass ihr Euren düsteren Sound gepaart mit avantgardistischen Einflüssen perfekt in die moderne transportiert habt – eine Aussage, der Du zustimmen kannst?

Hmm Ja – schon wieder ein Kompliment – das war sicher etwas, was wir versucht haben zu machen, und wenn auch Du das so sagst, dann kann ich nur sagen, es scheint so als wenn uns das gelungen ist. Das war ganz klar einer der Gründe, wie gesagt als wir angefangen haben darüber zu sprechen, das war 1999, war von Anfang an klar, das war damals als die Re-Issues ein Thema waren – der ganze Backkatalog, der noch mal veröffentlicht wurde – war ganz klar ein Thema, dass wenn wir das machen würden, dann würden wir probieren mit uns jetzt das machen, was wir finden, was Celtic Frost jetzt machen muss (Anm.: Deitsche Sprache schwere Sprache!), aber ganz klar in dem Verständnis was CF früher ausgemacht hat. Es war dann doch einiges schwieriger als wir es erwartet hatten das auf den Punkt zu bringen und uns selber da drinnen auch wieder zu finden. Wir haben dann aber realisiert Moment mal, ok, Celtic Frost, „Morbid Tales“ bis „Into the Pandemonium“, aber da ist irgendwie was vergessen gegangen, wir haben dann realisiert das die eigentlichen Wurzeln schon in Hellhammer drinnen sind, dass damals die Saat gesät wurde, die dann mit CF aufgegangen ist und dann sind Tom und ich wirklich zurück zu den Anfängen, zu unserer Freundschaft, unserer Beziehung, warum wir damals wirklich Musik gemacht haben. Das war natürlich auch eine persönliche Auseinandersetzung. Die haben wir dann auch versucht ungefiltert rüberzubringen, was in der Realität hieß, dass wir wahrscheinlich Material geschrieben haben für zweieinhalb Alben, wovon wir anderthalb wieder weggeworfen haben, oder gebunkert haben – wie immer man da sagen will, weil das einfach nicht auf den Punkt gekommen ist.

Der Einstieg mit „Progeny“ ist ja herrlich old-School ausgefallen – dieser Gitarrensound, Tom’s obligatorische „uuuhhhhhssss“ – habt ihr diesen Titel bewusst als Opener verwendet?

Den haben wir bewusst als Opener genommen JA. Es war am Schluss dann die Diskussion mit welchem Song wir anfangen wollen und es war auch die Idee eventuell mit „Ain Elohim“ anzufangen oder in anderen approaches war auch die Idee mit „Dying God“ anzufangen, die Reihenfolge der Songs haben wir wirklich erst gemacht, nachdem wir mit dem ganzen Material fertig waren. Dementsprechend sind wir auch da erst auf die Idee gekommen, das vor „Synagoga Satanae“ an sich noch was fehlt und darum ist dann „Totengott“ ganz, ganz am Schluss dazugekommen, nachdem alles andere bereits geschrieben und auch aufgenommen wurde.

Das Herzstück ist sicher die als „Tryptych“ betitelte Trilogie mit dem Monumentalhammer „Synagoga Satanae“ In meinen Augen das intensivste und aufregendste Stück Musik, welches CF je veröffentlicht haben – wie kam’s dazu?

Das Requiem, oder besser der dritte Teil des Requiems (ein Teil ist ja auch auf der „Into the Pandemonium“, der hieß „Rex Irae“) da hatte Tom eigentlich schon in den 90er Jahren die Idee dazu, einen Melodiebogen dazu, und das war von Anfang an bei diesem Projekt, seit 2001 ein Begleiter von uns. Tom hat dann immer wieder ein bisschen daran gearbeitet, es ist aber nie so richtig auf den Punkt gekommen. Erst im Studio dann haben wir realisiert, das wird der Abschluss des Albums und das gehört nach der Synagoga und wir haben auch gewusst, dass wir diesen Song ganz zu Ende nehmen wollen, weil er einfach so massiv ist, mit vierzehneinhalb Minuten so intensiv und auch so konsequent, dabei aber auch Minimalistisch, dass er einen mittendrin oder sogar am Anfang einfach erschlagen würde und auch das Album zerreißen würde. Als wir das dann gemacht haben, wurde uns erst klar, dass es schwierig werden würde irgendeinen Song vor Synagog zu platzieren. Entweder kommen sie sich in die Quere, oder Synagoga drückt den Song vorher wie weg, es braucht viel Luft vorher, na ja nicht in diesem Sinn, nein, keine Luft eher ein Vakuum vorher, um dann die Intensität richtig frei lassen zu können von der Synagoga. Darum sind wir dann ganz am Schluss draufgekommen, da hat Tom dann das Stück in den Übungsraum gebracht, das er zu Hause auf dem Computer geschrieben hatte, und sagte Guck mal, das würde doch passen, da könnte man doch vielleicht was draus machen, und ich meinte was heißt draus machen, das ist doch gut so wie es ist. Ich hab dann eine Idee für einen Text gehabt, und im Studio haben wir das dann einfach aufgenommen und daraus wurde dann Totengott. Erst da haben wir begriffen, dass diese drei Stücke Musik eigentlich nur als eine Einheit funktionieren.

Wer hat die weiblichen Vocals auf „Monotheist“ übernommen („Drown in Ashes“, „Os Abysmi…“ & „Obscured“) – diesbezüglich habe ich nirgendwo Informationen gefunden.

Du hast sicherlich keine Linear Notes oder ähnliches bekommen oder? (Nein, außer der Promo hab ich nix bekommen!). Also Du wirst ja dann auf den Alben, auf allen drei Versionen der Alben genaue Linear Notes bekommen, wer hat was bei welchen Songs gemacht, wie die ganzen klassischen Arrangements und Chöre usw. Im Endeffekt sind es drei Sängerinnen, die auf dem Album mitwirken und selbst mir fiel es erst vor kurzem auf, dass diese drei Songs gleich hintereinander kommen. Das sind „Drown In Ashes“, „Os Abysmi Vel Daath“ und – Reini: „Obscured“ – und „Obscured“ genau.
Bei „Drown in Ashes“ ist es die Lisa Middelhauve von Xandria, das ist eine deutsche Gothic Metal Band, die freundlicherweise ins Studio gekommen ist und auch wirklich einen super Job hingelegt hat. Die ist angekommen und hat gleich mal so ein bisschen probiert, hat sich warm gesungen, und das hat auch auf Anhieb gleich geklappt und klingt auch meiner Meinung nach so natürlich und frisch. Die zweite Sängerin ist eine klassische Opernsängerin, macht aber auch moderne Klassik und Freejazz, aus der Schweiz. Die heißt Cornelia und mit der haben wir die Aufnahme schon 2004 gemacht und die waren so gut, dass wir sagten das muss auf das fertige Album drauf. Die dritte ist die Simone Vollenweider, mit der haben wir schon zu Apollyn Sun Zeiten zusammengearbeitet und ich habe sich auch noch gekannt von früheren Zeiten von verschiedenen anderen Projekten die sie gemacht hat und es war irgendwie natürlich diese Sache mit ihr auszuprobieren. Sie hatte auch schon eine Demoversion von „Obscured“ in 2002 oder 2003 und dadurch war es irgendwie logisch, dass sie auch die fertige Version machen wird.

Die Digital Soundmarks muss ich auch ansprechen – Eure Idee oder die der Plattenfirma bzw. wie stehst du generell dazu Promo-CDs zu „verunstalten“?

Dazu muss man sagen, die ganze Produktion des Albums haben wir auf eigene Kosten gemacht. Dass wir gesagt haben wir wollen nicht irgendwo einen Plattenvertrag unterschreiben, einen Künstlervertrag wo uns vorgeschrieben wird wann wir was zu tun haben und mit wie viel Budget. Wir haben uns die Freiheit genommen alles selber zu machen, haben natürlich auch das Risiko eingehen müssen, das wir das alles selber finanzieren ohne schlussendlich zu wissen, ob die Kohle zurück kommt. Das Interesse von Seiten der Plattenfirmen war natürlich sehr groß, aber auch die Skepsis, weil die ja alle gewusst haben, das ist Celtic Frost, und was wird’s jetzt werden. Wird’s „Into the Pandemonium“, oder wird das „Cold Lake“ – weißt Du was ich meine? Es war so auf der einen Seite sehr starkes Interesse, aber auch eine gewisse Zurückhaltung. Wir haben gewusst, wenn wir das richtig machen wollen, dürfen wir uns nicht unter Druck setzen lassen, auch nicht von uns selbst und das haben wir dann auch gemacht. Als wir dann fertig waren nach fünf Jahren langer Arbeit, nach 15 Jahren wieder ein neues Album, haben wir dann einen Lizenzvertrag mit Century Media gemacht und wir haben ihnen ganz klar gesagt: Guckt mal, das Album geht erst dann unverpiepst raus, wenn es klar ist, dass es unverpiepst rausgeht, ab dem Zeitpunkt wo es anfängt zu zirkulieren, wo die gedruckten Versionen in Vertrieb gehen usw. Das heißt vier bis fünf Wochen vor dem Release. Ab dem Moment wird es dann auch sicher unverpiepst runter ladbar sein, aber vorher möchten wir, dass die Leute sich das Album anhören können, sich eine Meinung bilden, ob sie es interessant finden oder nicht, um dann zu sagen, ok ich möchte mir das Album kaufen oder ich schau mich um, ob das Album jetzt unverpiepst peer to peer mäßig irgendwo runter ladbar ist, aber sie müssen ein bisschen mehr Aufwand dafür betreiben. Grundsätzlich finde ich irgendwelche Demos oder Bands die einen größeren Bekanntheitsgrad haben möchten, die sollen das Netz mit allen Möglichkeiten nützen um ihre Musik so weit wie möglich verbreiten zu können, und das sollte man möglichst auch unverpiepst tun, weil man kann froh sein, wenn man tatsächlich Aufmerksamkeit kriegt, aber wenn jemand Jahre lang an einem Werk arbeitet und der möchte das dann auch aufwerten, weil er möchte, dass die Platte auch gekauft wird, um die Vorfinanzierung die man geleistet hat auch wieder hereinbekommt, finde ich es ein gutes Tool das verwendet werden kann.

Ihr habt ja Ende letzten Jahres mit CM eine Lizenzdeal abgeschlossen, warum fiel Eure Wahl gerade auf CM – interessiert waren, wie Du ja schon gesagt hast, sicher dutzende Labels?

Richtig das Interesse war sehr groß. Bei CM kam schlussendlich zum Ausschlag, dass die uns ab einem gewissen Zeitpunkt mit ihrem Interesse am ehrlichsten schienen. Der Oliver und der Robert (von CM) hatten das Album angehört und es gab begeisterte Reaktionen von denen und sie wollten es unbedingt machen. Dementsprechend sind sie dann auch auf unsere Konditionen eingegangen, das waren dann doch einige harte Verhandlungsrunden, weil die ja doch auch wirkliche gute Geschäftsmänner sind. Ich glaube wir sind dann auf gegenseitigen Respekt gekommen, wo wir gesagt haben, jetzt können wir eine Kooperation machen und ich muss auch sagen, dass CM einen Topjob geleistet haben. Und das war für uns auch sehr, sehr wichtig, nach dieser langen Zeit wo wir daran gearbeitet haben, einen Partner zu haben, wo wir wissen, der weiß das zu würdigen und zu respektieren und hat auch einen gewissen Enthusiasmus dran.

Aufgenommen habt ihr ja mit dem Peter Tägtgren (u.a. Hypocrisy). Mit dem hab ich vor ein paar Monaten ein Interview geführt und der hat sich damals schon wie ein kleines Kind gefreut, dass er diesen Job machen darf. Wieso fiel die Wahl gerade auf den Peter?

Wir haben am Anfang verschiedene Personen abgecheckt, wir wussten, dass wir jemanden haben möchten, der das grob produziert mit uns zusammen, weil wir einfach unsere Vision diesmal umsetzen möchten und zwar ohne das irgend jemand versucht uns seinen Stempel aufzudrücken. Peter wurde uns dann von Seiten des Managements vorgeschlagen. Wir haben dann ein wenig nachrecherchiert, ich habe ja Hypocrisy von früher her noch gekannt, weil ich ja Anfang der 90er ein großer Fan der ganzen schwedischen Death Metal Szene war, Entombed, Unleashed, Hypocrisy, das waren alles Bands die ich mir damals angehört hatte, diese ganzen skandinavischen Geschichten, Dismember usw. frühen Sentenced,… aber egal, und als wir ihn dann getroffen haben war das irgendwie klar, wir haben realisiert der kennt Celtic Frost von der Pieke auf, der hat „Morbid Tales“ schon gehört, der ist auch ein Fan, er ist ein Supermusiker, schreibt auch seine eigenen Songs kreativ, ist ein versierter Techniker mit seinem eigenen Studio und das ist eigentlich die beste Mischung die wir haben können, weil er uns von jeder Seite her versteht und Verständnis hat für das was wir machen, woher wir kommen und die Schwierigkeit die auch darin liegt für eine Band, die nach 15 Jahren Pause mit so einem Erfolgsdruck ein neues Album machen muss, weil es von allen Seiten her geheißen hat, ja klar Celtic Frost, Mythos, Legende, macht ihr das nicht etwas falsch, besteht nicht die Gefahr, dass ihr da jetzt was kaputt macht was damals entstanden ist. Von dem hergesehen hat er wirklich einen Superjob gemacht und er musste auch ein bisschen durch die Hölle gehen, es war nicht nur einfach glaub ich, aber es war es wert schlussendlich. War definitiv eines der spannendsten und auch unangenehmsten Sachen zu machen.

Textlich würde mich interessieren, ob das Album in eine Art Gesamtkonzept gepackt wurde, oder jeder Song für sich steht?

Ich würde sagen beides. Das Gesamtkonzept war unsere Vision von Celtic Frost, der Essenz von dem wir eigentlich das Gefühl hatten, das hat Celtic Frost ausgemacht in dieser abgeschlossenen Zeitperiode der 80er Jahre, also 80er bis Anfang 90er – zusammenzufassen, das ist das Gefühl, das ist die Stimmung und wie kriegen wir das jetzt im neuen Jahrtausend auf die Reihe. Dasselbe ist auch textlich dabei abgegangen. Irgendwie haben wir dann realisiert mit der Zeit, dass thematisch die Songs sehr intim sind sich um uns selber oder um unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen drehen, auch um den Glauben den wir haben oder den wir vielleicht nicht haben und das dann thematisch dann quasi wie in einem Aufguss fassbar ist – unter Anführungszeichen. Es ist aber kein Konzeptalbum im klassischen Sinne, definitiv nicht.

Ihr seid ja vor Morbid Tales mit einem fix-fertigen Konzept bei Noise aufgekreuzt, das gleich alle Alben inkl. „Into the Pandemonium“ enthielt – habt ihr für die neue CF-Phase auch so einen Art Masterplan aufgestellt?

Diesmal war das Konzept rein auf uns zu diesem Zeitpunkt ausgelegt und aus diesem resultiert „Monotheist“. Es war diese Grundidee, diese Vision wo wir hin wollen, aber der Weg dorthin war dann doch um einiges beschwerlicher als wir es gedacht hatten. Das ist so wie wenn Du irgendwo stehst in der Landschaft und siehst vor Dir einen Berg und auf diesen Berg willst Du rauf. Aber bist du dann einmal bei dem Berg bist, geschweige denn auf dem Berg oben bist, das ist eine ganz andere Geschichte. Wir haben den Berg gesehen, aber es war ein beschwerlicher Aufstieg. Ich glaube den Gipfel haben wir noch gar nicht erreicht, wir sind auf den Punkt gekommen, wo wir realisiert haben wie wir als Band funktionieren, wie wir als Einheit funktionieren, wir uns auch als Team gefunden haben, wir uns auch individuell mit uns selber konfrontieren mussten, mit unseren eigenen Unzulänglichkeiten konfrontieren mussten. Ich glaube, dass das nächste Album, wen dem tatsächlich so ist, dass diese Einheit so stark zusammengeschweißt ist, wie es den Anschein macht, einiges schneller und einiges konzentrierter rauskommen wird als jetzt „Monotheist“.

Ihr spielt nahezu jedes große Festival in Deutschland, dazu noch etliche andere in Europa und geht dann von September bis Anfang November nach Nordamerika – gibt es heute schon Pläne für eine Europatournee?

Die Pläne gibt’s ja. Die sind zwar noch nicht konkret, wegen den Festivals, weil wir 14 oder 15 Festivals in ganz Europa, von Griechenland über Bulgarien bis Finnland und Norwegen, sowie von Spanien bis Leipzig spielen. Da wir aber bis Mitte/Ende November in den USA unterwegs sein werden, 55 Shows sind dort geplant, planen wir jetzt einmal, wenn alles richtig läuft, dass wir Jänner/Februar/März in Europa eine richtige Tour in Clubs und Hallen machen werden.

Natürlich als Headliner nehme ich einmal an?

Das wäre die Idee. Das wird aber auch einmal davon abhängen wie die ganzen Festivals jetzt einmal laufen, wie das da so rüberkommt. Das ist auch der Grund, warum wir da noch nichts konkretisiert haben, weil wir gesagt haben, lass uns jetzt mal die Festivals machen und dann werden wir eine gewisse Zeit warten. Die Festivals waren einfach eine zu gute Chance um dementsprechend noch mehr Werbeplattform für die neue Platte zu kriegen.

Seht ihr es im Nachhinein selbst so, dass ihr so gegen 1985 als CELTIC FROST den Metal wirklich echt beeinflusst habt?"

Dem ist anscheinend so, ja, irgendwann ist es sehr schwierig sich dem zu entziehen, weil wenn man das von links und rechts und oben und unten zu hören kriegt, dann muss man das fast irgendwie glauben, auch wenn man manchmal zwischendurch einmal skeptisch ist. Ich glaube nicht, dass wir das damals aus dem Grunde gemacht haben, weil wir irgendwelche Leute beeinflussen wollten, sondern weil wir wirklich einfach etwas eigenes kreieren wollten und es uns darum ging, uns selber auszudrücken, das ist auch der Grund warum wir „Monotheist“ gemacht haben, in erster Linie. Ich empfinde das natürlich sehr ehrenvoll und fühle mich dadurch richtiggehend geschmeichelt, wenn die Komplimente oder was da alles kommt, wen man da alles beeinflusst hat, auch wenn es dann Bands sind, wo ich sagen muss, das sind die besseren Bands oder die besseren Musiker meiner Meinung nach als ich das bin, oder als wir das je waren. Das ist sicher angenehm, aber auf der anderen Seite bringt es auch einen gewissen Druck mit logischerweise.

Was sagst Du heute – soweit ich weiß warst Du ja damals gar nicht involviert - zum "Cold Lake" - Album (inkl. dem peinlichem Poserlook)?

Der Tom kann eigentlich gar nichts mehr damit anfangen, der sagt das sei quasi das Ende von Celtic Frost gewesen und mit „Vanity/Nemesis“ hat man dann irgendwie versucht wieder was auf den Weg zu bringen, aber das hat irgendwie nicht richtig geklappt, das war Wiederbelebung, aber was tot ist war halt zu diesem Zeitpunkt auch irgendwie tot. Ich persönlich verstehe genau warum das Album gekommen ist, ich habe gefunden es war damals das unkommerziellste was man eigentlich machen hat können, obwohl ja genau der Vorwurf war, dass dies der kommerzielle Ausverkauf gewesen ist. Aber als ich wusste, dass das kommt, hab ich gesagt, das ist kommerzieller Selbstmord, weil wenn man eine Platte gemacht hätte, die härter gewesen wäre als „To Mega Therion“, das wäre der richtige Seller gewesen, mit dem wäre man dann plötzlich in den Charts gelandet, da hätte man dann Headliner Positionen auf Festivals spielen können als Celtic Frost usw. Ich verstehe aber warum es gekommen ist, man darf nicht vergessen, das war ein Album das entstanden ist nachdem die Kernband von Tom, Reed und mir auseinander gefallen ist und Tom eine komplett neue Crew um sich scharen musste. Nach jahrelangen Streitereien und finanziellem Gerangel mit Noise Records, wo wir zum Teil wirklich absolut unten durch mussten und der Tom damals gerade frisch verheiratet und glücklich in einer Beziehung befand, jetzt will ich einen Neuanfang wagen. Dieser Neubeginn ist aber kreativ gesehen und auch kommerziell ein kompletter Rückschlag geworden.

Ich habe vor kurzem mit dem Tom Angelripper von Sodom ein Interview geführt und habe ihn mit einer Aussage von ihm selber konfrontiert, die ich im Internet gelesen habe, wo er sich über die Reunions von Venom und Celtic Frost ein wenig mokiert hat, von wegen die sind 15 Jahre nicht da spielen jetzt Headliner Positionen, wir haben noch nie eine Pause gemacht, spielen uns den Arsch ab und bekommen so was nicht. Für mich riecht das nach Abzockerei. Er hat mir dann aber im Interview versichert, dass da viel falsch hinein interpretiert wurde, er sei nach wie vor ein Riesenfan von CF, hat Auszüge der neuen CD schon gehört und findet die ziemlich genial, er glaubt jedoch, dass nach so einer langen Pause der Spirit in einer Band verloren geht. Wie stehst Du zu solchen Aussagen?

Er hat grundsätzlich Recht. Die Aussage, dass nach so einer langen Pause der Spirit verloren geht stimmt! Wie will man eine Einheit bilden, wenn man keine Einheit ist? Das ist auch genau der Grund, warum es fünf Jahre gedauert hat dieses Album zu machen und diese Band wieder zu formieren. Und das ist auch genau der Grund warum wir nicht die Angebote diverser großer Festivals, die wir schon in den 90er Jahren gehabt haben, annahmen. Wir hätten schon in den 90ern Wacken oder andere Festivals spielen können, die Angebote waren am Tisch. Wir haben aber gesagt „nein“, zuerst müssen wir eine Band sein, und fähig sein etwas zu kreieren, weil sonst gehen wir raus und es ist „Dawn of the Dead“ vom Heavy Metal und nicht unbedingt die unterhaltsame Variante. Von diesen Bands gibt es glaub ich doch wirklich genug. In dem Sinne muss ich dem Tom Angelripper recht geben, aber ich glaube der Spirit, der ist definitiv wieder hier. Daran haben wir jetzt in den letzten fünf Jahren gearbeitet und da gibt es keine Zweifel und kein Wenn und kein Aber und auch kein Zurück mehr. Ich glaube, jeder der sich das Album mit offenen Ohren anhört, nicht irgendwie mit Vorgefasster Meinung, kommt einfach nicht daran vorbei. Ob das dann live auch rüberkommt und funktioniert, ob diese neue Einheit von Celtic Frost, momentan zu Dritt, dann noch mit einem neuen Gitarristen, der sich dann noch einfinden muss, was auch nicht einfach ist, ob das dann live hinhaut, ist eine ganz andere Geschichte. Ich würde aber mal sagen Sodom sind auch nicht so schlecht gewesen, oder es ist ihnen auch nicht so schlecht gegangen in den letzten Jahren. Was jetzt die Positionierung auf Festivals usw. betrifft, ich meine, die haben doch ihren eigenen Kultstatus, also von daher gesehen, ich meine ich sehe da keinen Grund warum man da andere Bands irgendwie dissen muss, außerdem von Venom zu Celtic Frost ist auch noch einmal ein Unterschied. Venom war in den letzten Jahren doch immer wieder aktiv und haben doch immer wieder mal ein paar Platten herausgegeben oder Best Of gemacht oder irgendwelche Festivals gespielt, während Celtic Frost, da ist ja seit „Parched with …“ ja da gar nix mehr gelaufen.

Gut, die Venom Geschichte hat der Tom eh relativiert, er meinte da wurde er komplett falsch zitiert, er hat sich nur über die „Metal Black“ aufgeregt, weil er den Sound so grottig findet.

Ich hab mir die Platte auch angehört und Venom waren ja damals einer der Hauptbeweggründe warum wir mit Hellhammer überhaupt das gemacht haben was wir gemacht haben und ohne „Welcome to Hell“ hätte es Hellhammer in der Form nicht gegeben. „Black Metal“ war genauso einflussreich muss man dazusagen, dann muss man aber nicht 20 Jahre später ein Album rauslassen, das dann „Metal Black“ heißt. Das war der erste Grund das ich gesagt habe OK, auch wenn das Album verdammt gut ist, ist es schon mal schlechter, einfach weil, das ist jetzt so wie wenn wir irgendwie „Pandemonium Into“ oder „Tales Morbid“ machen würden – Neee!

Aber das ist modern derzeit – Helloween und Queensryche machten das ja auch.

Ja ich weiß, ich weiß. Bei Helloween oder Queensryche ist das doch was ganz anderes, ich persönlich finde die „Operation Mindcrime II“, ja das ist Geschmackssache logischerweise, aber das war doch schon ein Konzept um damit anzufangen, eine Geschichte die erzählt wurde, wo Charaktere drinnen sind wo man tatsächlich die Geschichte weiterspinnen kann. Auch bei Helloween mit der Keeper Geschichte, das war auch als Konzept angelegt, so was finde ich zwar nicht immer geglückt, es ist auch schwierig so was dann durchzuziehen, aber das ist von vornherein ein ganz, ganz anderer Ansatz und meiner Meinung nach auch legitimer, als einfach einen Titel zu nehmen und sich damit wieder in die Vergangenheit zu begeben. Aber wie gesagt Venom ist Venom und die machen das was sie machen sicher auch nicht schlecht, aber andere Bands dissen finde ich immer ist was vom Peinlichsten was es gibt, weil letztendlich reflektiert es nur auf einem selbst. Und wir mit Celtic Frost sind genügend mit uns selbst beschäftigt, als das wir jetzt Zeit haben uns um andere Bands zu kümmern.

Was glaubst Du mit Celtic Frost noch erreichen zu können?

Also rein erfolgsmäßig ist es natürlich sehr schwierig im Metalbereich noch etwas mehr zu erreichen. Weil wir ja jetzt das Wacken Angebot bekamen, wir spielen andere große Festivals, können Touren machen und haben die Möglichkeit zu unseren Konditionen mit einer Plattenfirma zusammenzuarbeiten. Das sind alles Sachen, die wir früher nicht gehabt haben. Auf der anderen Seite, wenn wir damit erreichen, dass irgendjemand da draußen sich berührt fühlt von der Musik die wir machen, sich damit identifizieren kann, das ihm das persönlich etwas gibt, dann haben wir auch etwas erreicht, weil wenn Du mich vor 10 Jahren gefragt hättest, hätte ich geantwortet: Nein ich glaube nicht, dass das geht, ich glaube nicht, dass wir das auf die Reihe kriegen. Und wenn wir das erreichen oder das sogar schon erreicht haben, dann ist das meiner Meinung nach verdammt viel.

Auf Warhammer soll ich Dich noch ansprechen, die ja 1:1 wie die alten Hellhammer klingen. Ist das so, dass wenn ihr so einen Einfluss auf eine andere Band habt, dass ihr das zu schätzen wisst, oder denkt ihr eher, na ja so eine Band braucht kein Mensch.

Du hast vorhin noch eine Frage gestellt, die war Braucht es überhaupt heutzutage Celtic Frost noch? Die ist eigentlich direkt verknüpfbar mit der Warhammer Frage. Ehrlich gesagt für uns, für Tom und mich war CF damals als wir angefangen haben, oder Hellhammer, das war lebenswichtig, das war essentiell. Ich glaube ohne das wären wir nicht die Personen geworden, die wir geworden sind, ohne das wären wir wahrscheinlich auch in eine andere Richtung gegangen rein persönlich gesehen. Ich glaube auch, dass dies bei der neuen Celtic Frost wieder der Fall ist, hier geht sehr viel um Freundschaft, um persönliche Beziehungen und auch um die Schwierigkeit dann tatsächlich miteinander auszukommen und miteinander zu leben. Es ging ja nie darum irgendjemanden zu beeinflussen, oder etwas zu schaffen, was dann jemand anders als sehr wichtig empfindet – wir haben es für uns als wichtig empfunden und wir haben alles dafür getan, dass wir ernst genommen werden. Meine persönliche Meinung ist, dass wir wahrscheinlich nicht mehr so einflussreich sein werden, wie wir das anscheinend gewesen sind und zwar ganz einfach, weil es ganz andere Zeiten sind und die Metalszene, die Musikszene sich so vielschichtig kategorisiert hat, soviel Genres und Subgenres und Nischengenres das es da sehr schwierig ist so grundsätzlich Einfluss zu geben. Man darf nicht vergessen, 1984 da gab es gar nicht wirklich viel, da gab es ein paar Ami Metal Bands, die Scorpions in Europa, ein paar schlechte Hardrockaufgüsse und natürlich die New Wave of British Heavy Metal. Und alles was dann gekommen ist, das waren vielleicht ein Dutzend oder zwei Dutzend Bands, heutzutage sind das tausende von Bands, Abertausende, und zwar verdammt gute Bands dabei, ganz obskure Sachen, von denen noch nie irgendjemand was gehört hat, die machen ihre ganz eignen Dinge, ich meine „Bohren & Der Club of Gore“ zum Beispiel, die machen Jazz Metal, eigentlich ist es ja Doom Jazz Metal, oder >Namennichtverstandenhab<, ein ganz verschrobener, norwegischer Blackmetaller, der da seine eigene Soße da aufbereitet, oder Goschiva (??? oder so ähnlich, Anm.), aus Frankreich, die sind auch so Prog Metal Überflieger im Stil von Meshuggah, oder gleich Meshuggah zum Beispiel, die man da auch nenne kann, oder „Son O“ ich weiß nicht ob Du die kennst, die sind von O’Meally, Steve O’Meally, der Chef vom Southern Loyd Label, vom amerikanischen Doom Metal Label. Das solltest Du Dir mal anhören, das ist so Sludgedoom das er da macht, eine ganz eine eigene Geschichte. Es gibt so viele verschiedene Sachen, die da draußen passieren, von daher ist es heutzutage sehr schwierig, dass eine Band daherkommt und so einen Einfluss hat. Für alle Bands die sagen, dass wir sie beeinflussten, das ehrt mich total und ich es ist immer besonders ehrenvoll, wenn ich Bands höre die sagen sie wären von uns beeinflusst worden, wo ich sagen muss, die sind so Eigenständig und sind dazu noch die besseren Musiker, schreiben die besseren Songs als wir, OK dann kann ich ja nicht mehr als mich dafür bedanken.

Na dann kann ich ja zum Abschluss auch noch mit einem Extrem Metal Tipp für Dich aufwarten – die Band heißt Tristwood, kommt aus Österreich und haben über Sound Riot Records ihr Debütalbum draußen, die solltet Du Dir unbedingt einmal anhören.

Was ist das stilistisch?

Also die bezeichnen das selber als „Black Industrial Cybercore“

OK, das klingt eigentlich gar nicht schlecht. Twistwood heißen die? TW…

Nein!! Tristwood, T, R, … www.tristwood.com dort ist auch der Link zu deren MySpace Site, da kannst Du Dir dann das Titellied der aktuellen CD anhören.

Hey super, werd ich machen


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