Interview: Coronatus - Aria Keramati Noori, Carmen R. Lorch

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'Fabula Magna' umfasst Mystisches und Fantastisches aus aller Welt! Unsere Musik lebt von der Abwechslung...

"Fabula Magna" nennt sich das dritte Studioalbum von CORONATUS, einer deutschen Gothic-Band, sie eigentlich überhaupt nicht Gothic ist und sich nicht wirklich in irgendwelche Genre-Schubladen stecken lässt. Gitarrist Aria und eine der beiden Frontsängerinnen in Form von Carmen sind mir Rede und Antwort gestanden und erzählen, warum CORONATUS nicht NIGHTWISH sind und Latein eine immer noch brauchbare Sprache sein kann. Doch lest selbst...

Text: mat
Veröffentlicht am 17.12.2009

Hi Leute, zuallererst, wie geht es euch?

Aria: Toll.

Carmen: Wir können uns nicht beschweren. 2009 war ein tolles Jahr für uns. Einige Festivals, wie z.B. das „Metal Female Voices Fest“ in Belgien, die beiden Rockmarathons in Ungarn und Rumänien und neue Bandmitglieder, die eine echte Bereicherung für unser Team sind.

Mit „Fabula Magna“ erscheint dieser Tage das dritte Album eurer Karriere. Was können eure Fans von der neuen Platte erwarten?

Aria: Noch anspruchsvollere Kompositionen, gefühlvollere Melodien und abwechslungsreichere Songs. Jeder, der „Lux Noctis“ und „Porta Obscura“ gemocht hat, wird „Fabula Magna“ umso mehr mögen. Die aggressiveren Rhythmen auf „Fabula Magna“ unterstützen den schönen Gesang der zwei Sängerinnen umso mehr, also sollten sich unsere Fans das Album nicht entgehen lassen.

Bis dato habt ihr euch in punkto Titeln immer auf zwei lateinische Wörter verlassen. Steckt da ein Konzept bzw. ein tieferer Sinn dahinter?

Aria: Wir finden Latein, als die Sprache die schon seit Jahrtausenden existiert, sehr gut dafür geeignet, unsere tiefgründigen Texte zur Geltung zu bringen.

Carmen: Da sich, wie auch auf den beiden Vorgängeralben „Lux Noctis“ und „Porta Obscura“, sowohl deutsche als auch englische und ein lateinisches Lied sind, empfinden wir lateinisch als die beste Sprache für den Albumtitel.

Kann „Fabula Magna“ als Konzeptalbum bezeichnet werden?

Aria: In „Fabula Magna“ haben die meisten Songs geschichtliche Hintergründe. Die Texte sind Sagen und Geschichten von der Antike bis zur Neuzeit, die im Grunde genommen dieselben Mythen und den Glauben der jeweiligen Zeit zum Ausdruck bringen. In diesem Sinne ist „Fabula Magna“ durchaus ein Konzeptalbum.

Eure Stilistik kann man, meiner Meinung nach, weiterhin als ‚Gothic Metal’ bezeichnen, auch wenn auf dem Promozettel von Massacre Records ‚Heavy Metal’ angeführt wird. Wie würdet ihr selbst eure Musik beschreiben?

Aria: Unsere Musik ist nicht als reiner Gothic Metal und eigentlich schon gar nicht als Heavy Metal zu bezeichnen. Wir bezeichnen unsere Musik eher als „Double Female Fronted Metal“. Hiermit ist unsere Musik am besten zu bezeichnen, da es sowohl unsere aggressiven Rhythmen als auch unseren schönen Frauengesang zur Vorschein bringt.

Carmen: Zum Glück gibt es den Begriff „Female Fronted Metal“ seit kurzem, unter den mehrere Stilrichtungen des Metals mit Frauengesang fallen. Wenn man uns in eine Schublade davon reinstecken wollte, müsste man schon mehrere aufziehen. Vor allem Epic/Symphonic oder Bombast Metal und Folk bzw. Pagan Metal wären auch dabei.

Auf „Fabula Magna“ sind wiederum zwei Sängerinnen zu hören, wobei die junge Lisa Lasch neu an Bord ist. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen und warum ist Ada Flechtner ausgestiegen?

Aria: Unsere Zusammenarbeit mit Ada Flechtner hat sich mit der Zeit wegen ihres zeitaufwändigen Studiums immer mehr verschlechtert, so dass sich Ada entschieden hat, die Band zu verlassen. Da wir schon vor 2 Jahren Lisa Lasch als Sängerin gecastet hatten, haben wir uns mit ihr so schnell wie möglich in Kontakt gesetzt. Da Lisa schon damals eine beeindruckende Leistung und auch Ehrgeiz gezeigt hatte, kam es zu einer positiven Zusammenarbeit und so wurde sie jetzt zu einem festen Mitglied.

Könnte man den zweistimmigen Gesang als euer Markenzeichen betrachten?

Aria: Absolut!! Das, was CORONATUS von vielen anderen Bands unterscheidet, ist die optimale Kombination zwischen Operngesang (Carmen R. Lorch), einer rockigen Stimme (Lisa Lasch) und der aggressiv und dennoch gefühlvollen Begleitung der härteren Musikinstrumente.

Carmen: Ein ebensolches Markenzeichen sind die erwähnten unterschiedlichen Textsprachen.

Woher nehmt ihr eure musikalischen Inspirationen bzw. wen würdet ihr als Vorbilder für eure Musik bezeichnen?

Carmen: Wir haben noch nie versucht, wir irgendeine andere Band zu klingen. Ebenso wenig versuchen wir krampfhaft, anders zu klingen. Was wir als gute Musik empfinden, fließt aber ganz automatisch in unsere Kompositionen ein.

Wie sieht der „normale“ Songwriting-Prozess bei CORONATUS aus?

Aria: Es werden Grundideen von den einzelnen Mitgliedern vorgestellt. Die besten Ideen werden einzeln über mehrere Termine besprochen und bearbeitet. So findet das hauptsächliche Songwriting immer gemeinsam statt und verfeinert, bis es eine 100%ige Zufriedenheit mit den Ergebnissen gibt.

Auch auf „Fabula Magna“ gibt es wieder eine Mischung aus deutschen, englischen und lateinischen Texten. Ich persönlich muss zugeben, dass mir die Songs mit deutschen Lyrics am meisten zusagen. Machen euch die englischen Titel nicht allzu sehr vergleichbar mit Genre-Kollegen (Beispiel NIGHTWISH), die großen kommerziellen Erfolg haben?

Carmen: Das freut mich, dass dir die deutschen Texte gefallen! Wenn man aber unsere englischen Lieder gleich in die NIGHTWISH-Ecke drängt, müsste man das dann nicht auch mit vielen anderen „Female Fronted“-Bands machen oder aber sogar als Kompliment nehmen?

Aria: Das ist in der Tat so, aber ein Verzicht auf unsere englischen Texte ist eine riskante Entscheidung. Uns ist die Wirkung unserer englischen Texte auf unsere ausländischen Fans viel mehr Wert, als den genannten Vergleich mit unseren Genre-Kollegen zu umgehen.

Das düstere Cover von „Fabula Magna“ spricht ja schon einmal für sich. Wolltet ihr generell eine eher dunkle Gesamtatmosphäre schaffen („Geisterkirche“, „Wolfstanz“,…)?

Aria: Ja. Dies ist unserer Meinung nach die passende Atmosphäre zu unseren Texten und Melodien.

Warum ist euer Bandname eigentlich CORONATUS? Steckt da ein tieferer Sinn bzw. eine Absicht dahinter?

Carmen: CORONATUS heißt „Der Gekrönte“ und stand ursprünglich für das Mystische, das sich in vielen, auch weltlichen Bereichen befindet.

Aria: Damals als die Band gegründet wurde, haben wir auch ein paar religiöse, aber nicht unbedingt christliche Texte gehabt, und der lateinische Name CORONATUS war eine gute Verbindung zu unseren Texten. Von unseren damaligen Songs sind auch manche erhalten geblieben, wie z. B. „Strahlendster Erster“ auf der „Porta Obscura“.

Carmen: Und es sind neue hinzugekommen, wie „Exitus“ (über eine Teufelsaustreibung) und „Am Kreuz“ (über eine Kreuzigung) auf dem gleichen Album. Das neue Album, „Fabula Magna“, umfasst dagegen Mystisches und Fantastisches aus aller Welt.

Seit wann macht ihr schon Musik und wie seid ihr auf diese Musikrichtung gekommen?

Carmen: Eigentlich machen wir schon von Kindesbeinen an Musik und sind jeweils als Teenager zu Bands und zum Metal gekommen. Ich habe ganz unterschiedliche Instrumente probiert und bin schließlich doch bei einer Gesangsausbildung hängen geblieben, während Mats und Todd (aus New York) ihr Instrument an einer Hochschule studiert haben. Wie lange wir schon zusammen Musik machen, ist so einfach nicht zu beantworten, da wir zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu CORONATUS gekommen sind.

Aria: CORONATUS wurde 1999 von dem schon längst ausgestiegenen Georgios Grigoriadis ( Vocals) und immer noch festem Mitglied Mats Kurth (Drummer) gegründet. Die Band hat am Anfang eine Sängerin gesucht und als es um die Entscheidung ging, hat die Band sich für zwei entschieden. CORONATUS war ganz am Anfang als Gothic Metal-Projekt gedacht, aber im Laufe der Zeit hat sich das Ganze mit den zwei Sängerinnen bestens entwickelt.

Gibt es für dich einen favorisierten Song auf dem Album?

Aria: Das ist schwer zu beantworten. Da ich mit all dem, was wir gemacht und geschrieben haben, komplett zufrieden bin, gibt es für mich keinen bestimmten Song, der heraus sticht. Die Songs, die ich persönlich am öftesten anhöre, sind „Kristallklares Wasser“, „Flying By (Alone)“, „Josy“ und „Wolfstanz“.

Carmen: Ja, es ist auch deshalb so schwer, weil die Songs so unterschiedlich sind. Es gibt mal was Opernhaftes („Kristallklares Wasser“), mal was Hymnisches („Der Fluch“), mal was Bombastisches („Geisterkirche“), mal was Einfaches („Tantalos“, „Est Carmen“,...), mal was Hartes („Wolfstanz“) und dann auch eine Ballade („Blind“). Am meisten freue ich mich eigentlich nicht über ein bestimmtes Lied, sondern über genau diesen Abwechslungsreichtum!

Tourtechnisch seid ihr bis dato noch nicht wirklich groß aufgefallen. Woran liegt das eurer Meinung nach? Werdet ihr nach dem Release des neuen Albums öfter live zu sehen sein?

Aria: Da wir alle auch außerhalb von CORONATUS ein stressiges Leben führen, ist uns eine Gesamtplanung für eine Tour bis jetzt schwer gefallen.

Carmen: Wir waren auch sehr beschäftigt, das neue Album in nur einem Jahr zu schreiben und einzuspielen, was ja schon unser drittes Album im dritten Jahr in Folge ist. Zum Glück haben wir es auf einige Festivals im In- und Ausland geschafft. Für 2010 planen wir aber, mehr live zu spielen.

Stichwort Erfolg: Seid ihr mit den bisherigen kommerziellen Erfolgen der beiden Vorgängeralben zufrieden?

Carmen: Wir haben sowohl unsere eigenen Erwartungen als auch die unserer Plattenfirma Massacre Records um mehr als das Doppelte übertroffen. Man muss aber wissen, dass die Arbeit an einem so ausgefeilten Album wahnsinnig zeitaufwändig ist, sodass es sehr viel Energie kostet, gleichzeitig noch Job oder Studium nachzugehen. Wenn man aber von der Musik leben will, muss man noch wesentlich mehr verkaufen.

Aria: In diesem Sinne haben wir mehr erwartet und wir wünschen uns mehr kommerziellen Erfolg mit dem neuen Album. Bis jetzt ist es ja schon super angelaufen!

Vollende bitte diesen Satz: CORONATUS bedeutet für mich…

Carmen: ...eine große Leidenschaft.

Aria: ...ein Weg, durch den ich die Leute erreichen und ihnen meine Gedanken auf der Weise mitteilen kann, die ich am besten finde.

Wenn ihr noch etwas für eure Fans hinzufügen wollt, gehören die letzten Worte natürlich euch!

Carmen: Vielen Dank für eure Unterstützung! Auf unserer Website und MySpace-Seite gibt es Hörproben unserer Lieder, sowie Newsletter und Blog, die euch auf dem Laufenden halten, wann wir in eure Nähe kommen und Vieles mehr. Auf alle Fälle vielen Dank für alles!


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