Interview: Assassin - Michael Hoffmann und Robert Gonnella

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Wären wir nach den Kritikern gegangen, hätten wir uns wohl direkt wieder nach der ersten Platte aufgelöst...

Die beiden Assassin Recken sprachen mit uns über 17 Jahre Pause, inkompetente Schreiberlinge und chinesisch eingesungen Lyrics...

Text: Reini
Veröffentlicht am 13.09.2005

Jungs, Ihr seid siebzehn Jahre quasi von der Bildfläche verschwunden gewesen, was gab den endgültigen Ausschlag für eine Reunion?

Michael: Wir haben über die Jahre mehrmals eine Reunion versucht aber das ist bei unserem Lebensstil nicht so einfach. Robert, unser Sänger, lebt in China, ein Gitarrist in Kroatien und ich war viele Jahre in Brasilien. Da ist es eher Zufall, wenn alle mal aufeinander treffen. Irgendwann hat es dann funktioniert und seitdem halten wir diesen Moment so gut es geht fest.

Was war der eigentliche Grund, dass Ihr nach dem doch superben „Instellar Experience“ Album die Band Ende der 80er begraben habt?

Michael: Wir waren gerade dabei Album No 3 vorzubereiten als jemand in unseren Proberaum eingebrochen ist und die komplette Anlage rausgekarrt hat. Obwohl wir um die 50000 CD´s verkauft haben, hatten wir keine Kohle... und ohne Kohle kannst du höchstens auf einem Kamm blasen. Dazu kam, dass Dinko ausgestiegen ist und das Bandfeeling damit auch einen Knacks bekommen hat. Alles zusammen führte zur Pause.

Robert: Wir waren förmlich pleite. Danach ging dann irgendwie jeder seine eigene Wege, obwohl wir uns nie offiziell aufgelöst haben. Es hätte theoretisch jederzeit weiter gehen können...

Eure neue CD „The Club“ ist ja mittlerweile erhältlich und auch bei uns schon besprochen worden, erzähl mal ein bisschen über die Entstehungsgeschichte, den Aufnahmeprozess usw.

Michael: Angefangen hatten wir ja schon 1989 mit dem Songwriting. Nach der Auflösung lagen die ersten paar Stücke also auf Eis. Bei der Reunion 2003 hatte sich weiteres Material angesammelt und im Januar 2005 waren wir soweit, die CD aufzunehmen. Kurz vor den Aufnahmen haben wir noch rechtzeitig den Bassisten gekickt und bekamen mit Ufo Walter mehr als einen Ersatzmann. Er konnte schon mit Buddy Miles (Ex- Jimi Hendrix, Santana u.a) und anderen illustren Gestalten sein Bassspiel unter Beweis stellen. Einziges „Manko“ war da nur seine Lautstärke und Power. Da war er ja bei uns ganz richtig! Nach nur 2 Proben ging es auch gleich ins Studio und wir spielten „The Club“ ein.

Wie seid Ihr mit dem fertigen Produkt zufrieden?

Michael: Wir sind mehr als zufrieden. Es ist nicht einfach, mit nur 3000 € eine anständige CD-Produktion auf die Beine zu stellen und dafür klingt „The Club“ doch ganz gut, oder nicht? Das Booklet ist auch absolut geil geworden für unsere Low-Budget-Situation.

Robert: Ich glaube, meine Vocals haben nie aggressiver geklungen, als auf THE CLUB.

Wie sind die Reaktionen von Euren Fans bzw. der Presse auf diese Neuerscheinung bisher?

Michael: Bislang größtenteils gut. Es gibt natürlich immer welche, die was zu meckern haben, aber das kratzt uns überhaupt nicht. Wir haben bei den ersten beiden CDs auch drauf gepfiffen, was die Magazine dazu sagen. Thrash war damals nicht sonderlich populär, weißt du. Da gab es wenige, die mit unserem Gebolze was anfangen konnten und dementsprechend waren die Kritiken. Wären wir nach den Kritikern gegangen, hätten wir uns wohl direkt wieder nach der ersten Platte aufgelöst.

Robert: Witzig finde ich auch, dass gewisse Leute unsere ersten beiden Alben damals schlechte Reviews gegeben haben und sie heute in den Thrash Metal Olymp hochloben. THE CLUB ist anders als die Vorgänger, aber es ist definitiv 100 % ASSASSIN!

„The Club“ erscheint in unseren Breiten ja als Eigenproduktion – oder habt Ihr mittlerweile schon einen Vertriebsdeal (so wie für Nord- und Südamerika bzw. Japan mit Marquee Rec.)?

Michael: Wir haben gerade erst angefangen, uns um Vertriebe zu kümmern. Im Moment kaufen die Händler direkt bei uns. Marquee-Records hat übrigens keinen echten Vertriebs-Deal, sondern eine Lizensierung. Er bringt die CD´s, jeweils als Doppel-CD, heraus mit einer Menge Bonusmaterial und eigenem Design. Die Fans können sich freuen.

Songwriting:- erarbeitet Ihr Eure Songs im Kollektiv - oder habt Ihr einen Hauptsongwriter bzw. besser gesagt – wer in aller Welt kommt auf so kranke Ideen?

Michael: Die Stücke werden in aller Regel von uns Gitarristen soweit vorbereitet, dass der Rest der Band nur noch ihren Senf dazugeben muss. Robert packt seine geistigen Ergüsse drauf und dann spielen wir das ein paar Mal zusammen um zu schauen ob´s funkt. Wenn nicht, dann kommt es in die Tonne.

.... und wer kümmert sich um die textlichen Belange?

Michael: Robert, sag was.

Robert: Die Lyrics werden alle von mir geschrieben. Hin und wieder bekomme ich Hilfe bei der einen oder anderen Formulierung. Aber die Ideen stammen alle von mir. Alles, was ich so erlebe oder mitbekomme, wird dann textlich verarbeitet. Man kann sagen, meine Lyrics handeln über die vielen Facetten des Lebens..,


Ist „Jintian Shenhuo“ (eingesungen in Chinesisch) auf dem Album gelandet, weil Euer Sänger Robert doch einen sehr engen Bezug zu China (soweit ich mich erinnern kann) hat?

Michael: Roooooob!

Robert: Ich lebe seit einige Jahren in China und spreche auch die Sprache mehr oder weniger fließend. Daher war es eine natürliche Sache, einen Song auf chinesisch zu machen. Im Gegensatz zum jajapanischen BAKA von der INTERSTELLAR EXPERIENCE ist dieser Song komplett in Chinesisch. Er heißt soviel, wie „Lebe für das Hier und Jetzt“. Bei meinen chinesischen Kumpels ist er schon eine Art Hymne. Vielleicht gelingt es uns, diesen Track mal in China herauszubringen.

Ihr verweist auf Eurer Homepage mit einem Augenzwinkern darauf, dass Euer neues Album auf diversen Sites als download angeboten wird – wie kritisch steht Ihr dieser ganzen Materie gegenüber?

Michael: Ich habe damals, als Knirps immer die „Heavy Metal Show“ oder die „Monday Rock Show“ gehört und alles auf Kassette aufgenommen. Wir haben Demos getauscht und unseren Freunden die neusten Platten aufgenommen. Wenn ich dann ein Album haben wollte, habe ich es mir dann trotzdem gekauft, was heute viel seltener der Fall ist.
Ich weiß, dass unsere neue CD bei Emule und Kazaa usw ohne Ende runtergeladen wird. Da sind in diesem Moment mindestens 100 Leute gleichzeitig auf irgendwelchen Servern und sparen sich die 11€. Keine Angst Jungs, wir werden euch nicht Metallica-mäßig verpfeifen. Kommt dafür zu unsere Shows.

Robert: In China gibt’s fast ausschließlich Kopien und Fälschungen zu kaufen, ich kenne das schon fast nicht mehr anders ;-). Vielleicht sind die CD-Preise einfach zu teuer geworden.

Ihr dürft an sich lustige Gesellen sein, wie sonst erklärt Ihr Euch, dass auf Eurer Homepage sogar eine eigene Rubrik (für die wenigen) Verrisse von „The Club“ eingerichtet wurde…

Michael: Einen Verriss kann man von 2 Seiten sehen. Es gibt Kritiker, da weiß ich, wenn die Kritik schlecht ist, ist das Album gut. Andersrum kann man sich so manche gute Review irgendwo hinstecken, weil derjenige dermaßen inkompetent ist und/oder für ne Frei-CD alles schreibt.
Beispiel „Interstellar Experience“: Viele Kritiker fanden die CD zu chaotisch, die Hardcore-Einflüsse zu stark und den Sound schlecht. Aber 17 Jahre später gilt das Ding als Kult-Album.

In wie weit trifft Euch eine Kritik, die sich doch in manchen Fällen jenseits von Gut und Böse befindet, auch wenn Musik immer Geschmackssache bleiben wird?

Michael: Wir hätten uns, wie gesagt, schon 1987 aufgelöst, wenn uns schlechte Kritiken was ausmachen würden.

Robert: In erster Linie spielen wir für uns. Wir stehen voll hinter unserer Mucke und es macht nach wie vor Riesenspaß. Uns war vorher klar, dass einge mit THE CLUB nicht klar kommen würden, da sie eine zweites UPCOMING TERROR oder INTERSTELLAR EXPERIENCE erwartet haben. Aber wir haben uns nun mal nicht wiederholen wollen. Mal sehen, was als nächstes kommt...

Sehr oft (ich hab es in etwa auch so ähnlich formuliert) liest man in Reviews zu „The Club“ „vielleicht fehlt dem Fünfer aber auch nur eine "Eingewöhnungszeit" und das nächste Werk wird den Erwartungen gerecht“ – versteht mich nicht falsch, ich hab kein zweites „Instellar…“ oder „Upcoming..“ Album erwartet, aber kann es sein, dass die Erwartungen seitens der Band und hauptsächlich der Presse vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen waren?

Michael: Wenn man als Band versucht, den Erwartungen einiger Presseleute zu entsprechen, dann kann man ja gleich musikalischen Selbstmord begehen und Pop-Musik machen. Wir sind nie mit kommerziellen Gedanken an unseren Sound gegangen. Damals wie heute machen wir einfach die Musik, die uns gerade aus den Fingern kommt. 1985 hatte es Thrash ganz schön schwer, sich gegen den traditionellen Heavy-Metal durchzusetzen. Wir waren die Asis, die nicht spielen konnten und denen es nur um Geschwindigkeit geht. Halt nur Geknüppel! In der Presse waren wir Thrasher eine Randgruppe. Inzwischen gibt es zig-tausend Bands, die alle gleich klingen. Das ist bei uns nicht der Fall. Assassin klingt immer nach Assassin!

Wo seht ihr Euch in 5 Jahren – musikalisch?

Michael: Der Name Assassin steht für aggressive handgemachte Musik mit Roberts lieblichen Vocals und das wird wohl auch so bleiben.

Robert: Soweit in die Zukunft kann ich nicht sehen. In der heutigen schnell lebigen Zeit kann man nichts planen. Es wird wohl noch irgendwas mit Metal zu tun haben!

Abschließend noch die Gelegenheit für Dich zur Werbung in eigener Sache: Warum sollte man unbedingt auf Eure Homepage surfen und Eure CD probehören/bestellen?

Michael: Man sollte sich nicht nur auf unserer Homepage http://assassin-online.de herumtreiben. Richtige Insider melden sich im AGD (unseren Online-Fanclub) an und bekommen dort einige Extras.

Robert: Weil: wir brauchen doch das Geld!! Gruss an alle Thrasher, wo immer ihr stecken möget!!


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