Interview: VARG - Timo "Managarm"

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Ich habe einfach keinen Bock die Musik und Kultur die ich liebe von dämlichen Hohlköpfen missbrauchen und unterwandern zu lassen.

VARG, das Wolfsrudel aus Bayern sorgt derzeit für einiges an Wirbel, wir baten Bassist Managarm um ein paar aufklärende Worte, vergaßen dabei aber nicht über den wirklich gutklassigen neuen Longplayer "Blutaar" zu sprechen

Text: Reini
Veröffentlicht am 29.01.2010

OK Leute, ich will mal mit der Vergangenheit loslegen. Im Oktober 09 kam die Meldung „Nuclear Blast hat uns ehrlich empfangen und besitzt die Eier, mit uns gemeinsam durchzustarten.“ Nicht ganz ein Monat später wurde dann seitens Blast zurückgerudert. „in letzter Instanz gab es ein paar Punkte in denen Band und Label sich nicht einig wurde“
Kann es vielleicht auch sein, dass VARG so was wie ein Bauernopfer ob des Blast’schen Anstalt Records Desaster waren, oder sind die Auffassungsunterschiede doch zu groß zwischen beiden Parteien, wobei das hätte man vor Vertragsunterzeichnung auch erkennen müssen oder??

Die Geschichte mit Nuclear Blast war in der Tat etwas verwirrend – auch für uns. Anfänglich zeigten sich beiden Seiten äußerst euphorisch und der Vorvertrag wurde bereits am 26.10.2009 unterschrieben. Der richtige Vertrag umfasste dann 15 Seiten, einige Zusätze und wurde von keiner Partei unterschrieben. Ungefähr einen Monat später wurde uns der Vorvertrag dann mit dem Zusatz „annulliert“ zugesandt. Mit Sicherheit hat das etwas mit dem Ruf zu tun, mit dem wir momentan zu kämpfen haben und über den beim ersten Treffen in Donzdorf auch gesprochen wurde. Warum das so urplötzlich zum Problem wurde, wissen wir selbst nicht.

In weiterer Folge hat ja dann Rock The Nation flugs eine Company gegründet (Noise Art Records), die „Blutaar“ veröffentlichen werden. Für Euch ein Glücksfall, und wohl auch für RTN, denn sonst hätten sie auf dem Paganfest eine quasi unsigned Band dabei gehabt, die auch kein aktuelles Album in der Hinterhand gehabt hätte – gab es außer NoiseArt noch weitere Interessenten?

Nunja, es wäre ja auch kein Problem für RTN gewesen uns einfach wieder aus dem Pagan Fest Billing rauszuwerfen. Der Enthusiasmus, mit dem sie für uns in die Bresche gesprungen sind, ist aber absolut überwältigend. Im Nachhinein betrachtet hätte es alles für uns gar nicht besser ausgehen können.

Andere Interessenten gab es jedoch keine, da zwischen der Trennung von Nuclear Blast und der Zusammenarbeit mit RockTheNation keine zwei Tage verstrichen.

Jetzt aber zu „Blutaar“ an sich: Für mich könnten ja VARG in gewissem Sinne fast die Rettung des Paganbereiches darstellen, ihr verzichtet (freiwillig??) auf den ganzen Instrumentalkram (Dudelsack, Schalmeien oder was auch immer), integriert eine ordentliche Portion Black Metal in Eure Kompositionen und auch produktionstechnisch gebt ihr Euch immens basisch… Musik vom Herzen oder so – richtig?

Also ich persönlich habe weder etwas gegen Dudelsäcke noch Instrumentalkram. Ab und zu kann man sich das schon anhören. Aber so etwas selbst zu machen – darauf kann ich verzichten. Ich mag keine „Fidelmusik“, wohl aber starke Melodien. Das war die Maxime nach der ich persönlich beim Schreiben der Songs gearbeitet habe. Die Songs kommen von Herzen, das hast du richtig erkannt und das Album läuft auch ziemlich häufig durch meinen Player. Ich bin schlicht und einfach stolz darauf.

Ob wir allerdings die Rettung des Pagan Bereiches darstellen, will ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, fühle mich angesichts deiner Behauptung allerdings definitiv geschmeichelt.

Bleibt nur die Frage offen wovor diese Musik überhaupt gerettet werden muss? Ich hoffe jedenfalls nicht vor uns. :-)

Auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich jetzt steinigen werdet, aber „Blutaar“ klingt in meinen Ohren wie wenn die BÖHSEN ONKELZ mit MANOWAR kopulieren würden, dieses Konglomerat pfeffert immense Black Metal Vibes in ihren Sound und beschließt rotzfrechen Pagan Metal mit dicken Eiern zu machen – werde ich jetzt gesteinigt, oder erkennt ihr ein Körnchen Wahrheit darin??

Haha! Keineswegs! Im Gegenteil. Ich glaube, was du beschreibst ist genau das, was wir machen wollten. Und dicke Eier haben wir alle!

Jetzt prangert auf Eurer Webpage ja in dicken Lettern der Varg & Fans gegen Nazis! Banner. Woher kommen eigentlich die Vorwürfe in Eure Richtung, dass ihr zu solch drastischen (aber natürlich vollstes unterstützungswerten) Mitteln greifen müsst? Ich meine, nur weil ihr über Ehre, Treue und Stolz singt kann es ja nicht sein, das tun andere Combos auch….

Abgesehen davon, dass es anscheinend sogar nur weitaus weniger bedarf, um in die rechte Ecke gestellt zu werden, braucht es meiner Meinung nach keine weitere Begründung für diese Aktion. Ich habe einfach keinen Bock die Musik und Kultur die ich liebe von dämlichen Hohlköpfen missbrauchen und unterwandern zu lassen.

Wie ich ja schon erwähnt habe, steht das Paganfest an; 24 Dates zusammen mit FINNTROLL, ELUVEITIE und Co. Mit Eurem (grob umschrieben) Black Metal samt heidnischer Prägung seid ihr ja so was wie der erfreuliche Farbtupfer (zusammen mit DORNENREICH) in dieser ansonsten eher tristen, nahezu immer gleichen Bandaufstellung… Seht ihr Euch da auch irgendwie in der Rolle des „gefährlichen“ Außenseiters…??

Eigentlich finde ich es falsch uns als Black Metal Band zu bezeichnen. Ich höre selbst sehr gerne und häufig eine große Palette an Bands aus diesem Bereich und dadurch ist sicher mein und auch Freki‘s Riffing in Teilen maßgeblich beeinflusst. Als Black Metal Band sehe ich uns dennoch nicht – weder musikalisch noch inhaltlich.

Das Line Up des Pagan Fest finde ich ebenfalls nicht gerade trist. Es mag zwar sein, das sich die Bands wiederholen, aber die stetige Nachfrage legitimiert dies für mich vollkommen. Vorrausgesetzt natürlich die Clubs werden voll.

Ich weiss nicht ob uns hierbei die Außenseiterrolle zukommt. Rein thematisch passen wir ja schließlich noch eher ins Konzept als Dornenreich. Ich denke das Paket ist abwechslungsreich genug und gefüllt mit guten Bands bestehend aus spitzen Musikern. Ich freue mich vor allem darauf Eviga mal beim Spielen der Akkustik-Gitarre zu sehen. Er ist ein Meister in dieser Disziplin.

Am meisten gespannt bin ich aber auf die Reaktionen auf uns im Ausland. Die Resonanz im Internet bisher lässt jedenfalls auf einiges hoffen.

Bitte hinterlasse hier noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser…

Wenn ihr Politik wollt, dann geht wählen und wenn ihr 45 Minuten gute Musik hören wollt, dann kauft euch „Blutaar“.
Wir sehen uns in Linz, Wien, Innsbruck oder Graz auf ein Bierchen oder vielleicht auch zehn!

Noch mal Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Gern geschehen! Ich habe zu danken.


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