Interview: The Last Warning - Hans Jürgen Moitzi

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Ich denke, als Künstler soll man sich sowieso einen Dreck darum scheren was die Kritiker sagen!

Nach der Veröffentlichung des starken Albums "The Elegance of Bloodiness" stand mir mit Hans-Jürgen Moitzi der Sänger der österreichischen Metalhoffnung THE LAST WARNING Rede und Antwort!

Text: El Greco
Veröffentlicht am 31.01.2010

Hallo erstmal! Zuerst mal einige einleitende Worte eurerseits an alle, die THE LAST WARNING immer noch nicht kennen…. Bitte skizziert doch mal kurz euren musikalischen Werdegang!
Die Mitglieder von THE LAST WARNING fanden sich im Jahre 1999 zusammen um gemeinsam Musik zu machen. Durch die ersten Jahre hindurch wurden diverse Musikrichtungen mit unterschiedlichsten eigenen Songs und Coverversionen ausprobiert. Beim ersten Demo 2003, das den Namen „In Case of Fire“ trug, war aber schon die heutige Richtung die wir spielen, herauszuhören. Mit diesem Demo konnten wir auch einen Deal beim kleinen Label „Ton 4 Records“ ergattern wo wir im Jahr 2004 das Album „Face 2 Face“ und 2006 das Album „Chainbreaker“ veröffentlichen konnten. Mit Chainbreaker im Gepäck konnten wir einige coole Support Shows (u.a. mit Maroon, Deadsoil, etc.) ergattern. Des Weiteren verschaffte uns „Chainbreaker“ im Jahr 2007 und 2008 die Tourneen in Süd Osts Asien.
Eine kreative Pause von den Bühnen legten wir 2009 dann ein um das aktuelle Album „Elegance of Bloodiness“ zu produzieren, dass am neuen Label 7 Hard Records im Oktober 2009 erschienen ist.

Welche Presse- und Fanreaktionen erntete “Elegance of Bloodiness“ bislang? Wie zufrieden seid ihr mit dem bisherigen Feedback?
Im Grunde sind wir ganz zufrieden mit den Reaktionen die wir bekommen, aber ich will Dir nichts vormachen, natürlich gab es einige Mainstream Metal Blätter die unsere CD richtig zur Sau gemacht haben, allerdings muss man damit auch leben können. Ich denke, als Künstler soll man sich sowieso einen Dreck darum scheren was die Kritiker sagen. Die Fanreaktionen waren alle positiv und dies ist uns natürlich am wichtigsten. Wir ziehen einfach weiter unser Ding durch und solange wir Spaß daran haben geht es weiter.

Ich habe in meinem Review beschrieben, dass manche der Songs auf “Elegance of Bloodiness“ vor allem an der Live Front perfekt funktionieren sollten. Achtet ihr beim Songwriting explizit darauf, wie die Songs live zünden würden, oder hat sich dies einfach so ergeben?
Da wir die Songs ja im Proberaum immer zuerst mal durchprügeln, merkt man da sofort selber was wirklich ordentlich „ins Genick“ geht. Ein gewisses Kalkül steckt schon immer dahinter, weil wir uns ja primär als Live Band verstehen.

Welchen Song von “Elegance of Bloodiness“ würdest Du als Deinen Favoriten bezeichnen?
Mein persönlicher Favorit auf der Scheibe ist im Moment „Collapse“. Dies liegt aber sicher auch daran, dass der Text mir sehr nahe geht und aus dem Herzen spricht. Zur Erläuterung: Es wird das Thema „Burn Out“ und „Depression“ behandelt.

Was bedeutet – für Euch – der Albumtitel? Bitte beschreibt doch mal die Grundidee hinter eben jenem….
Der Albumtitel entstand aus der Idee heraus, dass die Menschheit sich zwar ständig in den verschiedensten Bereichen weiterentwickelt, aber diese Entwicklungen zu einem großen Teil dafür missbraucht werden z.B. Kriegsmaterial oder Folterinstrumente zu kreieren. So kamen wir auf den Titel der als „Eleganz der Grausamkeit“ übersetzt werden kann. Dies zieht sich als roter Faden durch alle Themen der einzelnen Songs

Von einigen Journalisten werdet ihr nach wie vor in die “Metalcore“-Schublade gesteckt. Ärgert euch diese (meiner Einschätzung nach) äußerst unpassende Zuordnung? Ist eine solche Zuordnung für euch als Musiker eigentlich von Bedeutung oder eben ein bloßes Kategorisierungselement der Industrie?
Haha, im Moment ist es eher nicht so gut wenn man als „Metalcore Band“ kategorisiert wird, da es ja gerade ungemein verpönt ist diese Musikrichtung zu spielen. Ich stimme Dir aber zu, ich empfinde uns eher als Thrash Metal oder Modern Metal. Problem haben wir aber keins damit, wenn wir so bezeichnet werden.

Eine Frage zu euren bisweilen sehr exotisch anmutenden Tourneen… gemäß meiner Informationen seid ihr in Bali, Sumatra etc. aufgetreten. Wie kam es dazu? Erzählt uns doch mal, wie der „Touralltag“ in diesen exotischen Gegenden so vor sich ging…..
Das ganze in aller Kürze: Eine Wiener Freundin, die wir über Myspace kennen gelernt haben ist zu unserem Gig in der Arena Wien gekommen. Nach unserer Performance hat sie uns dann gefragt ob wir nicht mal in Indonesien spielen wollen, da Ihr Schwager dort Promoter und Konzertveranstalter ist. Hundert Mails später sind wir dann eben nach Jakarta aufgebrochen und haben dann die erste Tournee gemacht. Ein Jahr darauf wurden wir dann von einem anderen Veranstalter in Jakarta wieder eingeladen um dort zu spielen.
Der Touralltag ist dort natürlich komplett anders als in Europa. Mann muss sehr viel mit dem Flugzeug reisen, da Bali, Sumatra und Java ja Inseln sind und die Straßen relativ schlecht sind. Ansonsten haben sich die Veranstalter immer sehr gut um uns gekümmert, wir hatten auch ein wenig Zeit um Sightseeing zu machen. Speziell Bali hat uns sehr gut gefallen, die Leute sind da sehr offen und man wird stets mit einem Lächeln empfangen.

Um noch mal einzuharken: Wenn man dem Promoschreiben glauben darf, habt ihr in Medan vor 45.000 Leuten gespielt. Ist dies als “Promoente“ zu verstehen oder habt ihr dort tatsächlich mehr Leute „gezogen“ als dies diverse Hitparadenstürmer in Österreich schaffen? ;-)
Haha, nein das war keine Promoente (würde ich Dich anlügen? ;o)))). Es ist tatsächlich bei den Tourneen so gewesen dass wir dort auf den großen Festivals gespielt haben. In Medan war dann der Höhepunkt, wo wirklich 45 000 Leute vor der Bühne uns bestaunen durften. Allerdings muss man dass relativieren. Die Leute sind ja nicht wegen uns gekommen, sondern einfach weil ein großes Festival war. Trotzdem war es natürlich eine großartige Erfahrung vor solchen Menschenmassen zu „rocken“ und die Reaktionen der Zuschauer waren auch überwältigend. Unsere Autogrammstunden waren immer sehr gut besucht.
Außerdem findest Du auf Youtube auch einige Beweisvideos von den Festivals.

Ihr habt euch ja – mehr oder weniger – umbenannt, bzw. den Artikel vor den Bandnamen gereiht. Wie kam es zu dieser partiellen Veränderung des Namens?
Wir haben gesehen, dass es eine italienische „Progressive Metal“ Band mit dem Namen „Last Warning“ gibt. Aus diesem Grund wollten wir uns ein wenig differenzieren und „unique“ machen, das ist eigentlich das ganze Geheimnis.

Welche Bands würdet Ihr als Eure „musikalischen Vorbilder“ beschreiben, bzw. welche Bands würdet ihr gerne auf Tour begleiten?
Ich denke als unsere musikalischen Vorbilder kann man getrost Bands wie „Sepultura“, Machine Head“, „Metallica“ oder auch „Fear Factory“ betrachten. Fast alle Bands die in den Neunziger Jahren groß waren haben uns geprägt. Ich denke das hört man auch teilweise in den Songs raus.
Auf Tour begleiten würde ich gerne mal „Lamb of God“ oder auch „Heaven Shall Burn“, aber bis jetzt hat uns noch keiner angerufen;o)))

Wo wir schon über eure Tourneen in Asien gesprochen haben, drängt sich natürlich eine Frage auf: Wann sieht man euch endlich mal wieder live on tour in Austria?
Eine Tour in Europa wollen wir auf alle Fälle mal auf die Beine stellen, aber es hat sich bis jetzt noch keine geeignete Gelegenheit ergeben. Aber wir arbeiten daran. Wir sind allerdings ja ständig irgendwo in Mittel- bis Osteuropa unterwegs, wo man uns ständig auf der Bühne sehen kann.

Als jahrelang aktive Musiker kennt Ihr die österreichische Metalszene wohl bereits in- und auswendig. Wie hat sich diese Szene im Laufe der Zeit verändert, bzw. welche verbesserungswürdigen Aspekte seht Ihr dabei gegenwärtig?
Ich denke es gibt heute viel mehr Bands als es das früher gegeben hat, was ja grundsätzlich gut ist. Allerdings ist es heute zwar leichter an Kontakte zu Veranstaltern zu kommen, doch gleichzeitig wird es auch schwieriger an Gigs zu kommen, da es eben so viele Bands gibt. Die Szene hat sich durch Myspace und das Web 2.0 eigentlich positiv verändert. Heute kann sich jeder gratis seine eigene Seite zusammenklicken und dem Publikum präsentieren.
Wenn es mir zusteht Kritik zu üben, so würde ich generell den Bands raten, lieber Mal etwas mehr für die CD Produktion auszugeben um ein gutes Endergebnis zu bekommen. Ich denke der Standard bei Produktionen ist in Österreich im Vergleich zu Deutschland oder Dänemark glaube ich nicht so hoch. In diesem Bereich gibt es meiner Meinung nach noch einige Verbesserungsmöglichkeiten.

Willst Du noch einige abschließende Worte an die Leser von stormbringer.at richten?
Ein abschließendes Danke an alle die sich das Interview zu Gemüte geführt haben und ein Danke an Dich für das Interesse an THE LAST WARNING!


Vielen Dank für Deine Zeit!


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