Interview: Nevermore - Warrel Dane (VIDEO); Jeff Loomis

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Es wäre für mich ein leichtes gewesen einfach „This Godless Endeavour“ Part II zu schreiben, aber ich als Künstler, ich möchte von Album zu Album schon immer wieder ein wenig Veränderung rein bringen

Nach fünf Jahren Pause wirft das neue NEVERMORE Album 'The Obsidian Conspiracy' seine Schatten voraus. Grund genug für eine neuerliche Premiere bei stormbringer.at! Jeff Loomis klingelte aus Seattle in der Redaktion durch und auf dem METALFEST OPEN AIR AUSTRIA schnappten wir uns noch zusätzlich Sänger Warrel Dane. Die beiden Hauptprotagonisten der Band über 'The Obsidian Conspiracy'!

Veröffentlicht am 18.05.2010



Hi Jeff, well wir haben ja satte fünf Jahre die zwischen „This Godless Endeavour“ und „The Obsidian Conspiracy“ liegen. Sicher ihr ward zwei Jahre on Tour, habt die ‘Year of the Voyager’ DVD rausgebracht und auch Warrel und Du haben eine Soloplatte veröffentlicht. Aber war es nicht auch so, dass gerade Warrel und Du ein Break voneinander gebraucht haben?

Es war jetzt nicht unbedingt Warrel und Ich die ein Break benötigten, es war wirklich die komplette Band die eine Auszeit nötig hatte. Man kennt das ja, zusammen in engen Tourbussen über eine längerer Periode, da kann es schon passieren das der eine oder andere sich ein wenig mehr Abstand benötigt. Natürlich waren wir jetzt lange weg, manch einer wird sich vielleicht auch gedacht haben, dass NEVERMORE auseinandergebrochen sind, aber wie erwähnt wir haben nur ein wirklich hilfreiches Break untereinander benötigt. Ich und unser Drummer Van wollten mehr Zeit bei unseren Familien verbringen und wäre diese Pause jetzt nicht gekommen, es hätte wirklich gut sein können, dass sich das negativ auf unsere Zukunft ausgewirkt hätte. Aber jetzt sind wir ja wieder zurück, ein neues, frisches Album, wir haben einen neuen Gitarristen, und alle in der Band sind derzeit ziemlich aufgeregt, auch weil wir ja bald wieder back on the road sein werden…

Du hast Euren neuen Gitarristen angesprochen, in der Vergangenheit war es ja ungemein schwierig einen längerfristigen Partner für Dich zu finden. Der Neue soll ja ein Jungspund sein, aus Ungarn stammen und Attila heißen, hast Du ein wenig mehr an Infos?

Den haben wir über You Tube gefunden ob Du das jetzt glaubst oder nicht. Er fing an Chris Broderick ein paar Mails zu senden und fragte ihn ob er nicht seinen Job haben könnte. Chris hat ihm dann meine und Warrel’s Email Adresse gegeben und der Kerl hat uns mit YouTube Videos von NEVERMORE Songs versorgt. Und ich war wirklich beeindruckt, der Kerl hat einfach keine Fehler gemacht. Viele der Gitarristen die wir in der Vergangenheit zu Auditions geladen haben, die hatten immer hie und da ein paar Fehler drinnen, nicht so Attila, das hat mich schwer beeindruckt. Geendet hat das mal, dass er bei Warrel seiner Solo-Band gelandet ist und als die mehrere Wochen auf Tour waren, Warrel in höchsten Tönen von dem Kerl sprach, haben wir ihn zu mir nach Hause eingeladen um ihn ein wenig mit dem NEVERMORE Stuff auf die Probe zu stellen. Was soll ich sagen: Man that was really cool. Er ist wirklich ein netter Junge, hat eine gute Einstellung, spielt so wie ich Shecter Gitarren und das Beste an der Sache: ich hab ihm wirklich nur hie und da ein wenig erklären müssen, das hat mich am meisten beeindruckt!

Diesmal habt ihr ja Peter (Wichers, SOILWORK Gitarrist) für die Produktion engagiert. Der hat ja auch schon Warrel’s Solo Album „Praises to the War Machine“ produziert. Wie lange musste Warrel Dich überreden, dass Du der Wahl Peter Wichers zugestimmt hast?

Natürlich wusste ich, dass Peter auf Warrel’s Soloplatte einen verdammt guten Job abgeliefert hatte, darüber hinaus kenn ich Peter jetzt auch schon seit 2001 oder so, und selbstverständlich hab ich mir diverse Arbeiten von ihm angehört. Was mir aber dann im Endeffekt an Peter am meisten gefallen hat, er hat mir wirklich immens dabei geholfen diese ganzen langen Songs, so richtig lange, acht und mehr Minuten lang, zurecht zu stutzen auf drei bis vier Minuten. Dadurch wirken viele Songs weit strukturierter, die Choruse kommen schneller, da hatte Peter immensen Einfluss.
Was für mich auch eine Herausforderung war die Tatsache mit jemand Neuem zu arbeiten. Wir haben mit Andy Sneap ja jetzt schon wirklich oft zusammengearbeitet, da war es Zeit für einen „Change“. Ich hab es richtig genossen mit ihm zu arbeiten und werde wohl auch in Zukunft wieder mit ihm arbeiten.

Beim Artwork hat es ja auch einen „Change“ gegeben, aber diesmal seid ihr wieder zu Travis Smith zurückgekehrt, der von „Dreaming Neon Black“ an alle Eure Covers entworfen hatte, außer das von „This Godless Endeavour“.

Das stimmt ja, aber das ist das Warrel Thing in der Band, er kümmert sich um alle Lyrics, um alle Meldody Lines und ist auch dafür verantwortlich wer das Coverartwork macht uns so. Um ehrlich zu sein, damit hab ich wirklich überhaupt nichts zu tun. Aber zu Travis kann ich schon sagen, dass er für uns so etwas wie das sechste Bandmitglied darstellt. Du hast es ja erwähnt was der in der Vergangenheit alles für uns gemacht hat und auch jetzt, ich mag seine Arbeiten. Sie passen diesmal auch verdammt gut zu dem darker style of Music den wir auf der Platte oben haben.

Du hast erwähnt, dass Warrel alle Lyrics, Melodielinien und so schreibt, auf der anderen Seite bist aber Du allein verantwortlich für die komplette Musik von NEVERMORE. Ist die Tatsache, dass wenn ein neues NEVERMORE Album ansteht, dass die komplette kompositorische Last auf Deinen Schultern lastet etwas was Dich belastet, oder hast Du Dich im Laufe der Jahre schon daran gewöhnt?

Diesmal war es eher die Herausforderung wieder mit NEVERMORE aktiv zu werden. Warrel kam zu mir nach Hause, das war irgendwann 2009 als meine Soloplatte draußen war und ich sagte zu ihm: Mann ich will das wieder zum Laufen bringen mit NEVERMORE. Ich begann dann Song um Song zu schreiben und sandte die ganzen Sachen an Warrel und der begann dann mit seiner Arbeit. Irgendwie haben wir beide das intuitiv gewusst, dass es an der Zeit war wieder miteinander zu arbeiten. Nach 12 oder 15 fertigen Tracks begannen wir dann damit das ganze Material zu rehearsen, also auch mit Van und Jim, ja und dann ging es eh schon relativ schnell ans recorden.

Ich hab mir jetzt zwei Songs vom neuen Album herausgesucht, die ich ein wenig näher beleuchten möchte mit Dir – OK?

Sure!

Als erstes wäre da „Emptiness Unobstructed“, vielleicht genau jener Song, der die Radio Stationen für NEVERMORE öffnen könnte, obwohl ich mir sicher bin, dass das nicht Eure Intention war oder?

HaHaHaHa! Aber ich sag Dir was, es wäre für mich ein leichtes gewesen einfach „This Godless Endeavour“ Part II zu schreiben, aber ich als Künstler, ich möchte von Album zu Album schon immer wieder ein wenig Veränderung reinbringen. Die Neue ist meiner Meinung nach unglaublich abwechslungsreich, da findet jeder NEVERMORE etwas drinnen, das ist Slow Stuff, da ist Middle Tempo Stuff, da ist Fast Stuff natürlich wie der Titeltrack, um jetzt aber zu „Emptiness Unobstructed“ zurückzukommen. Ich war auf der Suche nach etwas extrem catchigen für den Hörer, wenn Du Dir das anhörst, das beginnt gleich mit dem Chorus, hat aber trotzdem etwas Dunkles, und es ist definitiv im NEVERMORE Style. Auch glaube ich, dass Du Recht hast, das könnte der Song werden, der uns die Radios ein wenig öffnet. Und das wäre für mich schon ziemlich cool, weil NEVERMORE immer schon eine Underground Band waren und wir einfach unseren Stil gefunden haben. Das mögen auch die Fans an uns, die wissen was sie an uns haben, die wissen, dass wir unseren Stil gefunden haben wenn es um unsere Vision von Metalmusik geht.

Der zweite Song über den ich mit Dir sprechen möchte wäre „She Comes In Colours“, hauptsächlich weil ich da schon einige SAVATAGE inspirierte „Sirens“ Riffs heraushöre..

Man you got me! Da stimm ich Dir 100% zu! Aber ich hab diesen Song bereits vor 12 oder 13 Jahren geschrieben, das einzige in dem Track was neu ist ist das Intro mit den Akustikgitarren, der Rest stammt komplett von damals! Ich hab mir da mal alte Demotapes von mir angehört und bin auf diesen Song gestoßen, den ich komplett vergessen hatte. Ich hab das dann in mp3 konvertiert und Warrel vorgespielt und der meinte, woww cool. Als wenn Du willst haben wir den Song von der Hall of the Mountain King ausgegraben *ha ha ha*

Ihr habt ja zwei Cover Versionen aufgenommen [“The Crystal Ship” (The Doors) & “Temptation” (The Tea Party)!]. Wer entschied dann letztendlich, dass die nur auf die Special Edition raufkommen und nicht auf die reguläre CD?

Das haben wir gar nicht so entschieden, das war die Record Company. Ich hätte die beiden Songs liebend gerne auf allen Releases von der neuen Platte gesehen, das wäre cool gewesen. Aufgenommen haben wir die beiden Lieder ja weil wir wirkliche Fans von beiden Bands sind. Ich weiß jetzt nicht wie sehr THE TEA PARTY bei Euch in Österreich angesagt ist, aber ich hab die immer schon gemocht, weil die immer diese verrückten ägyptischen Einflüsse, bzw. welche aus dem mittleren Osten hatten. Die DOORS Geschichte war wieder einmal sehr experimentell mit akustischen Gitarren und so.

Wenn wir uns NEVERMORE so anschauen, dieses Genius Double, Du der Gitarrengott und Warrel, sicher einer der charismatischsten Sänger der Metalszene. Ohne einen von Euch beiden würde NEVERMORE gar nicht funktionieren – richtig?

Selbstverständlich seh ich das genauso. Wir sind beide Gründungsmitglieder der Band, wir sind hauptverantwortlich für neues Material, würde ich also die Band verlassen würd ein wichtiger Part von NEVERMORE fehlen, ebenso würde es sich verhalten, wenn Warrel nicht mehr in der Band wäre. Gerade bei Warrel ist es ja jetzt schon so, dass man wirklich haargenau hört, dass das nur er sein kann der da singt. Ich hoffe, dass ich mich mit meinem Gitarrenspiel auch schon in diese Richtung entwickle, dass man genau erkennt, dass hier ich am Werk bin. Das in Summe bedeutet dann, du hast einen (fast) unverkennbaren Stil entwickelt. Würde einer von uns beiden die Band verlassen, könnte die sich nicht mehr NEVERMORE nennen, das ist so in meinen Augen!

Da wir das ja alle nicht hoffen, sag ich mal Danke für Deine Zeit Jeff und hab viel Spaß bei den anstehenden Festivals die ihr in Europa spielen werdet.

Thx Man, see you!!

Jeff Loomis Interview by Reini


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