Interview: Accept - Wolf Hoffmann

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Das ist natürlich für jede Band eine Riesenehre, im Vorprogramm von AC/DC zu spielen, und das war für uns als Musiker natürlich auch ein absoluter Höhepunkt unserer Karriere!

Was ACCEPT-Gitarrist Wolf Hoffman über das Gefühl, vor AC/DC zu spielen, und auch über das neue ACCEPT-Album " Blood Of The Nations" zu sagen hat, das könnt ihr hier im STORMBRINGER.AT-Interview nachlesen!

Veröffentlicht am 11.08.2010

Mit "Blood of the Nations", das am 20. August 2010 erscheinen wird, meldet sich eine Legende des deutschen Metals, ACCEPT, lautstark zurück. Vorab stand uns Gitarrist Wolf Hoffmann Rede und Antwort!

SB: Hallo Wolf, herzlichen Dank für die Anruf! Wie läufts bei euch?

WH: Sensationell! Also ich glaub, das kann man so sagen! Wir sind grade aus Bulgarien zurück, haben bislang so ca. 20 Auftritte gespielt, die Reaktionen waren viel besser als erwartet... also wir sind zufrieden!

SB: Ja, ich hatte das Vergnügen, euch vor knapp zwei Wochen in Tschechien beim Masters of Rock live zu erleben, und war - ebenso wie viele meiner Kollegen und Freunde, insbesondere auch jene, die mit ACCEPT noch nicht so vertraut waren - schwer begeistert. Und noch dazu habt ihr ein starkes Album im Gepäck - ich glaube, man kann sagen, ACCEPT sind wieder voll da. Wie siehst du das?

WH: Haha, naja das Album ist ja noch nicht mal heraußen, aber mit den Live-Shows war's jedenfalls schon mal sehr fein. Es ist ja alles irgendwie ein Riesen-Zufall gewesen, dass wir überhaupt einen neuen Sänger gefunden und uns da wieder voll reingeworfen haben.

Es war ja grade angesichts der Beteiligung eines neuen Sängers schwierig, weil da viele Leute ja schon vorab gemeint hätten: "Ja, ACCEPT ohne Udo, das geht ja gar nicht." - aber wir haben einfach nur gesagt: "Wartet mal ab, bis ihr den neuen Sänger gehört habt!" Tja, und jetzt nach den ersten Liveshows sind eigentlich die Zweifler verstummt!

SB: Stichwort neuer Sänger: Es gab keine Pläne, doch nochmal eine Reunion mit Udo zu machen, wie etwa schon 2005 für die Festivalsaison?

WH: Ah, doch das wollten wir natürlich schon, aber Udo hat das eigentlich immer ausgeschlossen. Er ist dann auch mal an die Öffentlichkeit getreten, um quasi "mit den Gerüchten über eine Reunion" aufzuräumen, und hat da eigentlich klar gemacht, dass er das nicht mehr machen würde. Und ich denke, das ist auch zu respektieren. Klar hätten wir gedacht, dass ACCEPT vielleicht doch einen höheren Stellenwert hätte als U.D.O., aber wenn das seine Entscheidung ist, dann ist die zu respektieren. Aber wir sind ja dann glücklicherweise auf Mark (Tornillo) gestoßen, und so gibt's jetzt doch ACCEPT wieder... also nicht als "Reunion", sondern eher als "Rebirth" sozusagen!

SB: Ja, wie habt ihr eigentlich Mark gefunden?

WH: Ja das war absoluter Zufall. Ich war Mai letzten Jahres oder so mal bei Peter Baltes (Bass) zu Besuch - der wohnt zwar auch in Amerika, aber irgendwo ganz am anderen Ende - und wir haben da einfach so zum Spaß mal wieder ein bisschen die alten ACCEPT-Sachen gejammt. Und irgendwie meinte dann ein Bekannter, es gäbe da diesen Sänger, der quasi gleich um die Ecke wohnt, der kennt eure ganzen alten Nummern und würd da gut dazupassen. Tja, und eines Tages stand dann Mark vor der Tür, und obwohl er da grade erkältet war, haben wir eigentlich sofort erkannt, dass er ein super Sänger wäre, und haben dann auch gleich alle Leute in Deutschland, unser Management und alle angerufen und gemeint: "Hey, hört mal, wir haben da einen neuen Sänger, mit dem könnt das nochmal was werden!" Und so hat sich das dann ergeben!

SB: Wie erwähnt hab ich euch ja beim Masters Of Rock live gesehen; ich erinner mich, ich stand dort im Photopit neben Michael Kiske, und der meinte, er fände es lustig, weil Mike stellenweise doch sehr nach Udo klingt, und Udo selbst ja als Special Guest von Lordi dort dabei war. Ich meinte darauf: "Ja, er klingt wie Udo, bewegt sich aber wie Brian Johnson von AC/DC!" Und mit AC/DC hattet ihr ja selbst kürzlich zwei kleinere Gigs, richtig?

WH: Haha, ja zwei kleinere... waren nur so siebzig, achtzig tausend Leute da. Ja, in Hannover und in Stuttgart war das, und das war natürlich ein Hammer-Erlebnis. Das ist natürlich für jede Band eine Riesenehre, im Vorprogramm von AC/DC zu spielen, und das war für uns als Musiker natürlich auch ein absoluter Höhepunkt unserer Karriere. AC/DC zählen ja auch zu den Bands die uns immer schon sehr beeinflusst haben.

SB: Das glaub ich gern! Also wie gesagt, Mark erinnert sich stellenweise sehr an Udo, aber ich würde sagen, nicht nur; gerade wenn er clean singt, erinnert er mich sehr stark an Jon Oliva (SAVATAGE, JON OLIVA'S PAIN). War das für euch wichtig bei der Sängerauswahl?

WH: Ja, das witzige war ja, wir hatten ja gar nicht nach einem Sänger gesucht, und keine Auditions oder so gemacht. Normalerweise ist das ja so, dass du dir erstmal hunderte Bänder und Demos anhörst, und dann jemanden aussuchst... aber wir sind über Mark ja wirklich zufällig gestolpert, und wie du richtig sagst, er hat dann neben der "Röhre", mit der er die alten Songs einfach gut bringen kann, auch noch andere Facetten, und kann auch cleane Passagen sehr schön und vor allem richtig singen. Und das ist schon ein großer Vorteil!

SB: Als Produzent war diesmal ja Andy Sneap mit an Bord. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen, und inwiefern hat er auch die Arbeit an "Blood Of The Nations" beeinflusst?

WH: Auch das war absoluter Zufall! Wir lernten uns über einen gemeinsamen Freund kennen, der da den Kontakt hergestellt hat... tja, und eines Tages war der Andy dann da und hat sich vorgestellt. Und er meinte, er wär auch ein großer ACCEPT-Fan, und noch dazu natürlich ein sehr gefragter Produzent... und es war gerade diese Kombination, also dass er einerseits ein Fan unserer Band ist, andererseits ein super Produzent und auch Gitarrist, die uns sehr begeistert hat.

Moment mal, haha... ich bekomm grad eine SMS von Andy da im Hintergrund... der hat sich ne neue Gitarre gekauft gerade! Der ist nämlich auch so ein Flying-V-Fan, wegen ACCEPT... haha...

Na jedenfalls, er hat dann auch relativ früh in die Songauswahl auf dem Album eingegriffen und quasi aus "Fan-Sicht" beurteilen können, welche Songs er als Fan lieber auf dem Album hören würde. Aber es ist natürlich klar, wenn Peter und ich mal Songs schreiben, dann kommt immer irgendwie ACCEPT bei raus! Und wir haben uns natürlich bewusst an den alten Sachen wie "Restless & Wild" und "Balls To The wall" orientiert, und wollten daran anknüpfen. Also keine Anbiederung an Trends, sondern klassischen Heavy Metal wie in den Achtzigern, in einem zeitgemäßen Sound.

SB: Ja, der Sound des Albums ist auch sehr toll geworden...

WH: Absolut! Auch ich finde den Sound hammermäßig, besonders was er da aus dem Schlagzeug rausgeholt hat... Da sind wir alle schwer beeindruckt!

SB: Immerhin stolze zwölf Songs finden sich auf der neuen Langrille; und auch wenn Musiker immer sagen, sie mögen alle Songs eines neuen Albums - irgendwie hat man ja dann doch seine(n) Favoriten, die man etwas lieber mag als die anderen. Was ist denn da ein Track für dich, auf den du dich live besonders freust?

WH: Hm, ich würde sagen "No Shelter". Der hat so einen schönen Mittelteil, der gefällt mir irre gut. Aber wir spielen ja auch jetzt schon "Teutonic Terror" und "The Abyss" live, und die kommen beim Publikum auch wahnsinnig gut an.

SB: Stichwort Tour: Ihr habt ja jetzt mal die Festival-Saison schon fast hinter euch, wie sieht's danach mit weiteren Tourplänen aus? Mit anderen Worten: Werden ACCEPT der Metal-Welt längerfristig erhalten bleiben?

WH: Absolutely! Das haben wir definitiv vor! Wir wollen so lange dabei bleiben, wie wir können. Sonst lässt sich auch der ganze Aufwand einfach nicht rechtfertigen. Im Herbst geht's dann erstmal für 2 Monate nach Amerika, danach gibt's einen Auftritt in Japan bei einem Festival... und ja, im Winter möchten wir dann eine Europa-Tour angehen und natürlich überall spielen, wo wir können. Das liegt natürlich nicht nur an uns, sondern auch an den Promotern vor Ort und an der Tour-Route, aber wir werden natürlich versuchen, so viele Länder wie möglich abzudecken.

SB: Ihr seid nun auch bei Nuclear Blast unter Vertrag - wie zufrieden seid ihr bisher mit der Betreuung?

WH: Absolut begeistert! Gut, wir sind natürlich auch erst ganz kurz bei Nuclear Blast, und man sagt ja gerne: "Neue Besen kehren gut" (lacht) - Aber Nuclear Blast sind natürlich gerade DAS Metal-Label, und auch unser Vertrag mit ihnen ist langfristig gestaltet... also wir haben auf jeden Fall vor, lange dabei zu bleiben!

SB: Wie schwer fällt es euch eigentlich mittlerweile, auch gerade angesichts eines neuen Albums, eure Live-Setlist zusammenzustellen? Gerade als eine Band wie ACCEPT, die so viele Klassiker im Repertoire hat, ist es ja wahrscheinlich nicht immer ganz einfach, dabei auch noch ein neues Album zu präsentieren. Wie geht ihr da vor?

WH: Haha, na gut, das ist natürlich "a nice problem to have"! Klar, es gibt natürlich einige Tracks, die wir einfach nicht weglassen können: "Balls To The Wall", "Princess Of The Dawn", "Fast As A Shark" und "Metal Heart" etwa... aber natürlich können wir dann schon mal variieren, und auch mal etwas obskurere und ältere Sachen bringen, wie etwa "Losers & Winners" oder "Demon's Night". Vom neuen Album denke ich werden wir live so 4-5 Songs bringen, aber diese auch mal rotieren. Grade in Zeiten des Internets, wo sowieso gleich alles irgendwo geposted wird, kann es glaub ich mal ganz witzig sein, wenn man nicht jeden Abend die genau gleiche Setlist spielt.

Ich denke aber, das neue Album ist insgesamt sehr homogen; es gibt weder so absolute einzelne "Hits", noch so "Totalniederlagen" - ich denke, es eignet sich eigentlich jeder Song für den Live-Einsatz... und im Laufe der Zeit werden sich dann sicher die Publikumsschlager herauskristallisieren!

SB: Ja, na dann hoff ich doch auch auf ein Wien-Gastspiel im Winter! Hast du noch eine Nachricht für die Leserinnen und Leser auf Stormbringer?

WH: Ja, die Nachricht ist: Wir kommen bald! Also kauft unsere neue Platte in Massen (lacht)... Haha, nein im Ernst: Wir freuen uns, wieder da zu sein! Und hoffentlich sieht man sich dann bald beim Headbangen!

SB: Vielen Dank für das Interview!

WH: Bitte gerne! Tschüss!


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