Interview: Belphegor - Helmuth

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BELPHEGOR waren nie eine Hype-Band oder eine Overnight-Sensation, wir haben uns alles erkämpft und keine braunen Lippen vom Arsch kriechen!

Obschon das Metal-Jahr 2011 noch verdammt jung ist, knallen uns die Salzburger Perverslinge BELPHEGOR mit "Blood Magick Necromance" einen Metal-Bastard um die Ohren, der seinesgleichen sucht. Oberbastard Helmuth stand Stormbringer.at - gewohnt unmissverständlich und derbe - Rede und Antwort!

Veröffentlicht am 05.01.2011

Servus Helmuth, “Blood Magick Necromance” ist jetzt euer mittlerweile neuntes Album. Und Hut ab – ich wollt des Teil überhaupt nicht mehr aus der Anlage nehmen, so eindringlich ist es.

Ave Robert. Cool, das hör ich natürlich gerne. Das Presse-Feedback nach den ersten 50/ 60 Interviews bis jetzt ist großartig.
Wenn es um brachiale Live Shows, und kompromisslose Musick/Attitüde geht, kommst du anno 2011 an BELPHEGOR ohnehin nicht vorbei!

Wie schauts denn diesmal in punkto Konzept aus? BELPHEGOR ohne Konzept kann ich mir nämlich nicht so wirklich vorstellen.

Es zieht sich ein blutroter Faden durch das gesamte Liedgut, "Blood Magick Necromance" ist aber kein Konzeptalbum.

Mit der Besetzung von BELPHEGOR hast du es ja noch nie leicht gehabt. Mit dem Serpenth am Bass hast jetzt aber einen teuflisch-starken Mitstreiter und das Schlagzeug vom Marthyn ist Weltklasse. Wie bist du eigentlich zum Marthyn gekommen?

Der Core ist solide und bereit, Arsch zu treten. Die meisten Besetzungswechsel haben uns live weiter gebracht, klar es waren auch einige dabei, wo ich mich heute noch frage, warum ich solche Idioten an die Front geholt habe. Oft gibt man denen den Finger und eine Möglichkeit sich einen Namen zu machen und diese Ratten nehmen die ganze Hand und erzählen dann Bullshit. Nachher ist man immer schlauer.
Ich meine, es ist gut frisches Blut zu rekrutieren, eben Soldaten die Energy in die Truppe bringen für Live-Shows. Ich bin auch für alle Gitarren verantwortlich auf den Alben, seitdem Mr. Sigurd nicht mehr in der Band ist.
Marthyn ist talentiert und ein Beißer, sowas brauch ich, und ich verlange auch Einiges. Das Wichtigste um International mithalten zu können, sind professionelle Musiker, keine Loser, die nur Reden halten anstatt zu üben und nie was erreichen werden, weil sie einfach keine Disziplin und keinen Willen mitbringen.

Ihr habt ja schon auf eurer Homepage geschrieben, dass „Blood Magick Necromance“ euer längstes bzw. epischstes Werk wird. Das unterschreib ich sofort. Habt ihr deswegen von den eingespielten neun Songs nur acht verwendet? Oder kommt der neunte eh noch auf einer Digipak-Version zu den Leuten?

Es sind acht Soundcollagen die dir Blei ins Maul gießen! Über 40 Minuten Spielzeit, keine Füller - nur Killer!

Schon beim Opener „In Blood – Devour This Sanctity“ shreddeds und blastets ihr dahin, als ob es kein Morgen geben würde. „Rise And Fall To Rise“ und der Titeltrack sind sehr treibend und etwas gemütlicher. Abwechslung wird immer wichtiger bei euch oder?

Yeah, das war der Masterplan, nicht das schnellste Album zu recorden, sondern eine quälende Ritual-Atmosphäre zu erschaffen. Darum sind die meisten Lieder auch sehr lang. Der Titeltrack zB ist ein sieben Minuten Epos, der aufwändigste Song, eigentlich der schwierigste den wir je komponierten. Abgeschlossen haben wir das Album mit einer aggressiven Riff Attacke, "Sado Messiah", nicht wie üblich mit einem langsamen Track.
Der Opener, "In Blood - Devour This Sanctity", reflektiert genau das, für was das Death Orchestra anno 2011 steht.
Die Chorus-Melodie zB ist von Johannes Brahms (1833 - 1897), die Ungarischen Tänze #1. Ich verehre dieses Werk, seitdem ich es 1996 erstmals hören durfte.
Seitdem wollte ich es immer irgendwie verwenden, nach fast 14 Jahren wurde diese Vision verwirklicht.
Du hörst auch eine Geige im Chorus die von Meri "Lou" Tadic gespielt wurde. Zugegeben, die mehrstimmige Vocal Front, die Drums und die Gitarren sägen alles in den Abgrund, aber geschulte Ohren werden es hören, davon bin ich fest überzeugt harrrrrrrrr.
"Blood Magick Necromance" ist exakt wie BELPHEGOR 2011 sounden wollen. Schwer, brachial und majestätisch.

„Discipline Through Punishment“ ist wieder auf Deutsch vorgetragen und ein epischer Perversling. Von der BSDM Sache scheint ihr euch auf dem neuen Album (ich habe keine Texte!!) aber trotzdem etwas entfernt zu haben. Geht’s wieder mehr Richtung Teufel direkt?

Unsere Verse waren immer direkt, kein zweideutiges Rumgeschwafel - mitten in die Fresse. Musick/Art muss aufregen, nicht beruhigen!
Das Liedgut ist eine abstrakte Ballade geworden, eine weitere Neuerung für BELPHEGOR. Der Text für "Discipline Through Punishment" sind Sex und Blasphemie, vom Feinsten. Ich habe beim Einbrüllen sehr auf die Aussprache geachtet, da wir die Strophen Verse im Booklet nicht abdrucken konnten... der Vertrieb weigerte sich, har har. Marquis De Sade schwebt Gift & Galle speiend über dir, wenn du den Track hörst. Zelebriert in englischer und germanischer Sprache.

„Impaled Upon The Tongue Of Sathan” beweist einmal mehr, warum ihr im Bereich des Death/Black eigentlich unschlagbar seid. Die Kompositionen sind ja wahnsinnig aufwändig und schwierig, trotzdem gibt es fast jedes Jahr ein neues Album. Wie kriegst du das immer hin?

Korrekt. Danke für deine Würdigung. Das Feuer brennt noch immer, die Inspirationsquelle ist massiv. Für "Blood Magick Necromance" haben wir auch erstmals mit einem gewissen Sebastian Lanser zusammen gearbeitet, der uns Orchestrations zu einigen Arrangements geschrieben hat, Wahnsinn!
Wir haben das bewusst weiter hinten gelassen im Mix, das nach wie vor die Gitarren alles weg sägen. Die Atmosphäre ist dadurch erheblich gestiegen und alles hat an Kraft und Intensität gewonnen. Wir benutzen einige Samples auch live, die Marthyn abruft. Auch haben wir eine Menge neue Elemente in unseren Chaos-Sound integriert, um den nächsten Level zu erreichen.

Als General bist du selbstverständlich der Oberteufel in der Band. Obliegt das Songwriting komplett dir, oder dürfen auch die andern ihre Ideen einbringen?

Ich und Serpenth sind 100% für den kreativen Prozess zuständig, wir beide sind BELPHEGOR. Wir haben auch nicht vor, neue Members zu rekrutieren, es ist perfekt wie es ist. Demokratie kann in einer Band ohnehin auf Dauer nicht funktionieren, man sollte schon etwas egozentrisch sein, nicht auf andere hören, sich hermetisch abriegeln, seinen eigenen Weg gehen, seinen Willen durchsetzen und seine Visionen verfolgen. Fukk die Herde, Mitläufer und kleinkariertes Ja-Sagertum!

Eine massive Veränderung war diesmal auch, dass ihr nach ein paar Alben den Andy Classen durch Peter Tägtgren und seine Abyss Studios eingetauscht habt. Der Sound drückt wirklich gewaltig, ohne dass da irgendeine Pro-Tool Schwindlerei dahinter wäre. War es jetzt einfach mal Zeit für einen Tapetenwechsel? Wie war das Zusammenarbeiten mit Peter und auch mit dem Jonas Kjellgren, der das gute Teil ja gemastered hat?

Es war Zeit für die nächste Herausforderung und eine neue Soundwall für BELPHEGOR. Der Höllenritt in vier Sessions nach Schweden hat sich völlig gelohnt, obwohl die 16-20 Stunden Trips da rauf und dasselbe zurück, sehr Kräfte zerrend waren. Alles in allem waren wir knapp über fünf Wochen im Abyss Studio.
Peter brachte einige gute Ideen, kann motivieren, speziell in Sachen Vocals hab ich dadurch viel experimentiert, angefangen von Chören/ Chants/ Spoken Words bis zu Screams/ Grunts ist alles dabei.
Ich war noch nie so stolz auf meine Vocals als auf diesem Album. Yeah, ich bin Österreicher und "STOLZ" darauf, "Blood Magick Necromance" erschaffen zu haben. Mr. Alien und Jonas sind Profis und sehr coole Typen. Wieder sehr viel gesehen und dazu gelernt. Die druckvolle Produktion, der Klang sind absolut brilliant und passen perfekt zu BELPHEGOR.

Um das ganze Paket abzuschließen, muss man natürlich auf das Visuelle zurückkommen. Wenn ich jetzt Joachim Luetke, den Fetish-Fotograf Helmut Wolech und BELPHEGOR kombiniere, würden nur mehr ein paar deftige Grunzer von PUNGENT STENCH zur ultimativen österreichischen Morbidität fehlen. Das Artwork ist wirklich sehr stark und brutal. Warum habt ihr den Joachim gewählt und wie seid ihr zum Herrn Wolech gekommen?

Hail PUNGENT STENCH! Mit Herrn Wolech rede ich bereits seit Jahren wegen einem BELPHEGOR-Projekt. Da er grafisch nicht so bewandert ist, hat er Joachim rangekarrt. Beides Künstler, die ich schätze und die sich dabei auch was denken, nicht nur irgendwo ein 666-Sign drauf malen, weil es gerade trendy ist.
Wir wollten eben diesmal völlig weg von diesem abgedroschenen Photo Shop Zeug, das jede Kapelle jetzt bis zum Erbrechen benutzt.
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom!

Weil wir schon beim Artwork und dergleichen sind. Glaubst du eigentlich, dass du das Diabolische, das Morbide in Zukunft noch übertreffen kannst? Gibt es noch Regeln und Normen, die man brechen kann? Ich meine, du bist ja jetzt schon Vorreiter auf dem Gebiet, aber kann man es noch extremer, schauerlicher machen?

Yeah, ich scheiße auf Regeln und Normen. Man wird sehen was die Zeit bringt. Booklet Art, die Verse etc. verleihen dem Ganzen extra Kraft, aber die Musick thront ganz klar über allem. Musick = Magick, Besessenheit, Leidenschaft....Musick ist alles!

2010 ward ich auch für den Amadeus Award nominiert. Einerseits natürlich super, dass eine Band wie BELPHEGOR von der breiten Masse wahrgenommen wird, andererseits gibt’s sicher genug Leute die „Ausverkauf“ schreien. In den Charts ward ihr auch schon. Was bedeutet dir die Nominierung persönlich? Ist das für das härtere Metal-Genre überhaupt relevant? Was wäre dir ein Sieg wert gewesen?

Auf diese Ausverkauf-Geschichten lass ich mich nicht ein, wir haben mehr als hart gearbeitet dahinzukommen, wo wir jetzt sind.
Ich finde es generell gut, dass Österreich aus seinem Tiefschlaf etwas erwacht und dadurch heimische Metalbands eine Chance bekommen, sich einer größeren Masse zu präsentieren.
Als Musicker/ Künstler generell ist man in diesem Land nichts wert.
Ich kenne von den Nominierten nur MASTIC SCUM. Ich hab mich wenig darum gekümmert, da das neue Album absolute Priorität hatte.
Wie auch immer, BELPHEGOR sind/waren nie eine Hype-Band oder eine Overnight-Sensation, wir haben uns alles erkämpft und keine braunen Lippen vom Arsch kriechen. Wir sind seit 1993 am Start, müssen nichts beweisen, schon gar nicht in diesem Land, wo wir seitens der Medien und was auch immer nie in irgendeiner Weise unterstützt wurden, im Gegenteil.
Und einige Würmer schreien doch immer, sind wir uns ehrlich, du kannst es nie allen Recht machen. War nie der Masterplan und hat mich auch nie gekümmert.

Ab Mitte Februar geht’s mit euren Brüdern im Geiste, DEICIDE, für einen Monat durch Nordamerika. Für mich ideologisch und musikalisch ein perfektes Package. Was sagst du dazu?

Yeah, das wird ein ultimativer Streifzug mit DEICIDE, die ersten vier Alben haben bereits Geschichte geschrieben, wenn es um Todesblei-Musick geht.
Von Anfang April bis Ende Mai shreddern wir bereits den nächsten USA/Kanada Raid # 8 mit SEPULTURA, direkt danach werden wir mit massivem Jet-Lag dann die drei Metalfests zertrümmern, in Österreich und Germania. Dann einige Open Airs im Sommer und ab September wieder Südamerika verwüsten. 2011 wird ein ereignisreiches Jahr für BELPHEGOR, im Moment rechne ich mit +/- 150 Shows.

Und wo spielst du eigentlich am liebsten? Südamerika oder Nordamerika? Oder doch in Europa? Ihr seid ja – traurig aber wahr – außerhalb unserer Landesgrenzen weit populärer.

Wir haben mittlerweile auch im Heimatland einige Die-Hard Maniakks, die uns seit Jahren die Stange halten - verstehen, für was BELPHEGOR steht und stolz auf die Truppe sind, was natürlich mehr als genial ist. Ich denke wir haben der österreichischen Szene/Bands auch schon viel geholfen/Türen eingerannt, da wir ja seit Jahren weltweit touren und sich natürlich Medien dadurch auch für Österreich und deren Bands interessieren.
Jeder Kontinent hat seinen eigenen Charme, in einer Live-Situation bomben wir sowieso alles weg was sich in den Weg stellt, egal wo wir aufschlagen!
Ich mein, als europäische Band in Übersee einmarschieren ist natürlich was Spezielles. Auf diesen kommenden zwei Nordamerika-Touren spielen wir dazwischen unsere ersten sechs Headliner Shows,....fukk den Wahnsinn!!!!!!
Zumal die Touren da drüben nicht wie hier 3-4 Wochen laufen, sondern 6-9 Wochen. Ich habe die Welt oft bereist und bin mehr als dankbar, was ich die letzte Dekade alles sehen und erleben durfte mit BELPHEGOR!

Noch ein paar letzte Worte vom General an seine unterdrückten Untertanen:

Gruß an die Maniakks die BELPHEGOR seit Jahren supporten, unsere Konzerte besuchen, sich unsere disharmonischen Werke zulegen und danke fürn Space im Stormbringer, ihr gottverdammten Fukker. "Blood Magick Necromance", ab 14. Jänner erhältlich in Europa. Hail Metal!!!! Hail Death!!!!
www.belphegor.at


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