Interview: Long Distance Calling - David Jordan

Artikel-Bild

Mein Lieblingstrack ist Timebends“, weil er ´ne Melodie hat, bei der ich bis heute nicht nachvollziehen kann, wie ich darauf gekommen bin!

David Jordan stand uns Rede und Antwort zum großartigen neuen LONG DISTANCE CALLING Album

Text: bernsen
Veröffentlicht am 13.02.2011

Für alle, die Euch noch nicht kennen: bitte stelle Eure Band kurz vor und schildere Euren bisherigen Werdegang kurz.


Gern! Wenn ich mich recht entsinne, sind die ersten Sessions gegen Ende 2005 gewesen, wo sich Flo, Jan, Janosch und ich ab und an zum Jamen getroffen haben. Weil’s echt gut zwischen uns funktionierte und wir echt viel Spaß hatten, wurde daraus ´ne regelmäßige Sache. Wir sind damals alle ziemlich auf den Postrock/Progrock-Kram abgefahren und wollten sowas auch mal machen, allerdings eigentlich mit ´nem Sänger, den wir dann auch ´n gutes halbes Jahr, leider erfolglos, gesucht haben. Aus der Not heraus haben wir dann beschlossen, instrumental weiter zu machen und unseren Sound auf einer anderen Ebene zu erweitern. Hier kam dann Reimut auf den Plan, den wir aus dem Bekanntenkreis kannten und der Lust hatte, ´n paar Ambient-Sachen beizusteuern. So kam dann Eins zum Anderen…

Welches waren die bisherigen Höhepunkte Eurer Karriere?


Da gibt es in der Tat nicht wenige. Am schönsten ist’s eigentlich, wenn man mit Bands die Bühne teilen kann, dessen Platten man im eigenen Schrank hat! Bei uns waren das Dredg, Opeth, Katatonia, Deftones und Anathema.

Und wo lagen die bisherigen Tiefpunkte?


Oh Mann… Das hatte ich eigentlich schon fast verdrängt... Wir hatten mal ´nen Nachmittags-Gig irgendwo in Holland im Jahre 2009. Da lief alles schief, was schief gehen konnte. Der Bühnensound war echt nicht gut, weil die dortige Anlage wohl falsch geroutet war und die Leute vor Ort das nicht so schnell beheben konnten. Unser Player für die Samples hat ständig gehakt (Reimut war damals noch in Schweden), Jan ist irgendwann noch ´ne Saite am Bass gerissen und Zusammenspiel konnte man das auch nicht nennen, was wir da von uns gegeben haben. Das war auf ganzer Linie echt einfach nur schlecht…

Wie entstehen Eure Songs?

Das ist unterschiedlich. Meist treffen wir uns im Proberaum, zocken einfach drauf los und schauen, wo es uns hintreibt. Manchmal legt einer ´n cooles Riff vor oder bereitet schon Parts mit groben Songstrukturen vor, die dann noch gemeinsam verfeinert werden. Das Ganze wird dann natürlich mitgeschnitten, auf Grund unseres phänomenalen Kurzzeitgedächtnisses, was wir diesbezüglich alle innehaben ;). Die Mitschnitte schicken wir dann Reimut und er setzt seine Electronics noch oben drauf. Generell ist uns sehr wichtig, dass das was wir machen uns allen auch gefällt und Spaß macht. Ist das nicht der Fall, wird so lange daran gearbeitet, bis das der Fall ist. Dies ist natürlich der schwerste Weg aber auch der für uns beste.

Wie würdet Ihr Eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie von Euch gehört hat?


Um’s relativ kurz zu halten, würde ich’s als dynamischen Instrumentalen Prog-Rock beschreiben. Wir stehen eher auf konkrete Melodien und Riffs, denn auf sich aufschaukelnde Ambient-Flächen. Uns ist wichtig, dass was passiert.

Ich gratuliere zur neuen Platte. Wie unterscheidet sich dieses Album deiner Meinung nach von Euren bisherigen Arbeiten?


Vielen Dank! Uns war es wichtig, noch mehr Dynamik und weitere Facetten in unsere Musik einzubringen und miteinander verschmelzen zu lassen. Über die Band verteilt haben wir ´n sehr breites Einzugsgebiet, was Bands und Musik angeht. Das hört man diesem Album noch mehr an, als der Avoid The Light. Weiterhin war es uns wichtig, uns spieltechnisch am jeweiligen Instrument und als Band weiterzuentwickeln. Wir haben auch echt geübt und geprobt, wie die Wahnsinnigen… Den Sounds haben wir auch wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Die Platte sollte natürlicher und mehr nach uns klingen, als die Vergangenen. Bandintern sind wir uns auf jeden Fall einig, das uns das gelungen ist. ;)

Gibt es einen speziellen Lieblingstrack auf der aktuellen CD und warum genau diesen?


Klar! Bei mir ist’s momentan „Timebends“, weil er das breiteste Spektrum hat, überrascht, ´ne Melodie hat, bei der ich bis heute nicht nachvollziehen kann, wie ich darauf gekommen bin und der Song einfach bockt!

Wie seid Ihr auf John Bush gekommen und sind weitere Gastauftritte geplant?

Im Zuge des Songwritings kommt natürlich irgendwann die Frage, wen man für die Guestvocals fragt. Danach ist erst mal Brainstorming angesagt und jeder bringt Vorschläge mit. John gehörte zu denen, die eine sehr natürliche, kraftvolle und ehrliche Stimme haben. Das hat uns alles sehr beeindruckt. Wir hatten, was die Gastsänger angeht, bisher immer viel Glück und hoffen, dass das auch weiterhin so gut klappt!

Wie sehen Eure momentanen Live-Aktivitäten aus?


Am 18.02.2011 Startet in Münster unsere Releasetour durch Deutschland, Frankreich und Groß Britannien. Im April/Mai sind dann weitere Shows in Planung, wo es uns u.a. auch nach Österreich verschlagen wird!

Ist es schwierig als Instrumentalband Gigs an Land zu ziehen?


Das hängt immer davon ab, ob man uns kennt oder nicht. In Deutschland, haben wir diesbezüglich eigentlich keine Probleme. Früher war das natürlich komplett anders. Damals lag der Tenor eher bei: Instrumentalmusik = langweilig und nichtssagend. Im Ausland ist das Teilweise auch noch so aber wir hoffen, dass sich das auch ändert.

Was war Euer erfolgreichster Auftritt bisher?


Puh… Das ist schwer. Wir hatten erfreulicher Weise schon echt viele schöne Momente. Ich pick mal Folgenden raus: 2009 haben wir auf dem Burgherzberg Festival gespielt. Wir waren die letzte Band auf der Freakstage so gegen Mitternacht. Als wir angefangen haben, aufzubauen, fing’s auf ein Mal tierisch an zu Schütten und es machte nicht gerade den Eindruck, als wenn’s in absehbarer Zeit weniger würde. Wir hatten dann natürlich echt Schiss, dass im besten Falle genauso viele Leute vor der Bühne stehen würden, wie auf der Bühne, zumal uns dort eh kaum jemand kannte. Als wir dann anfingen, sah es auch tatsächlich danach aus aber nach ca. zwei Songs war der ganze Platz komplett mit Menschen voll, die uns trotz strömenden Regens bis zum Ende zugehört haben und echt Spaß hatten. Das war echt ´n super Moment!

Stichwort MP3 Downloads: dafür oder dagegen?

Da fragt ihr genau den Richtigen… Achtung! Nerdalarm! Ich bin, was Sound angeht echt absolut versessen und feile deshalb ständig an meinem Equipment. Das überträgt sich natürlich auf auf’s reine Musikhören. Mp3s sind soundtechnisch einfach beschnitten, was dazu führt, das das Klang an Lebendigkeit und Wärme verliert. Das finde ich schade. Vor allem dann, wenn ich weiß, das da eigentlich mehr geht. Davon abgesehen entgeht Einem durch das fehlende Artwork/Booklet eine weitere Facette des Gesamten. Daher bin ich überhaupt kein Fan von mp3s und Downloads. Ich hab lieber 500 Alben im Schrank als 5000 auf der Festplatte. Aber letztendlich kann das ja jeder für sich selbst entscheiden.

Hast Du noch ein paar abschließende Worte an unsere Leser?

Vielen Dank erst mal für euren Support und wir hoffen natürlich den Ein oder Anderen von euch im Mai vor der Bühne zu sehen und sind gespannt, wie die neue Scheibe ankommt! Bis dann!

Nochmals Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!


ANZEIGE
ANZEIGE