Interview: Flammensturm - Wulf Degan

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Wir wollen keiner Szene treu bleiben, sondern nur uns selbst - wir machen Musik und gestalten diese, wie es und gefällt, ohne uns dabei an der Szene oder an Trends zu orientieren.

Flammensturm können schon mit ihrem gelungenen Debut "Die Feuer sind entfacht" erfolgreich auf sich aufmerksam machen. So nutzen wir die Gelegenheit, Wulf Degan, dem Sänger der österreichischen Pagan-Newcomer einige Fragen zu stellen.

Text: Django
Veröffentlicht am 19.02.2011

Hallo Wulf! Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst.

Kein Problem. Wir danken dir für dein Interesse.

Ihr habt gerade euer Debut "Die Feuer sind entfacht" veröffentlicht. Wie sind bislang die Pressereaktionen darauf ausgefallen und welches Feedback hat ihr von den Fans für euer Werk bekommen?

Das Album ist nunmehr seit etwa 2 Monaten auf dem Markt. Die Presse beurteilte unser Werk bis jetzt durchweg positiv, und auch das Feedback der Fans hat alle Erwartungen übertroffen. Wir haben also wirklich keinen Grund uns zu beklagen…

Wie seid ihr auf den Bandnamen FLAMMENSTURM gekommen? Und was bedeutet er für euch, bzw. was wollt ihr mit ihm ausdrücken?

Der Name FLAMMENSTURM entstand erst, als die Band schon seit einiger Weile existierte. Wir haben lange Zeit überlegt, welcher Name für uns passend wäre. Ob der Name englisch, deutsch oder in einer sonstige Sprache sein sollte. Schließlich kamen wir zu dem Entschluss, einen Namen in unserer Muttersprache zu wählen, da auch unsere Texte auf deutsch sind. Wir waren immer schon vom Feuer fasziniert. Einerseits birgt es durch sein wärme- und lichtspendendes Dasein eine lebenserschaffende und heilende Wirkung in sich, und andererseits zeichnet es sich durch pure Zerstörungskraft aus. Natürlich sollte der Name auch nach etwas klingen, und somit musste das Wort Feuer irgendwie umschrieben werden - also für den Bereich des Metalgenres "tauglich" gemacht werden. Schlussendlich einigten wir uns auf FLAMMENSTURM, da dieses Wort alles enthielt, was wir in dem Namen vorfinden wollten.

Und der Albumname "Die Feuer sind entfacht"? Soll er bedeuten: hier sind wir! Mit uns ist in Zukunft zu rechnen! Oder hat er einen ganz anderen Hintergrund?

„Die Feuer sind entfacht“ hat zwei Bedeutungen, wobei beide als Synonyme des Wortes Anfang beziehungsweise Beginn zu betrachten und zu assoziieren sind. Ersteres ist ganz klar das, was auch du schon gesagt hast. Wir wollen quasi damit aussagen "Hier sind wir!" Es soll also als sinnbildlicher Ausruf für unseren Beginn gelten - also als Grundstein, den wir mit unserem Debut gelegt haben. Es ist der Beginn unserer Musik.
Die zweite Bedeutung spiegelt sich auch in dem Text unseres Intros wieder. Hier dient das Feuer als Ersatzwort und Bild für etwas längst Vergangenes. Das Feuer als Gedanke, als Überzeugung. Wir wollen damit sagen, dass die alten Geister nicht vergessen sind und dass sich in der Asche noch Glut befand, die wieder entfacht wurde - zu einem neuen, alten Feuer.

Ist die Geschichte, die sich auf "Die Feuer sind entfacht" abspielt, konzeptionell. Stehen die Stücke in direktem Zusammenhang?

„Die Feuer sind entfacht“ ist kein Konzeptalbum, nein.
Ein Zusammenhang lässt sich aber sicher finden, jedoch nicht in Form einer Geschichte, die erzählt wird. Jedes Lied hat seine völlig eigene und selbständige Aussage und doch kann man alles auf eine gemeinsame Wurzel zurückführen.

Wer ist denn bei euch für's Songwriting - sowohl textlich wie musikalisch - zuständig?

Für sämtliches Musikalisches ist eigentlich die ganze Band verantwortlich. Jedoch stehen ganz klar die zwei Gitarristen im Vordergrund. Sie sind es, die die Riffs und somit die Melodien schreiben. Ihre Ideen bringen sie dann zur Probe mit und die restliche Band hört sie sich an. Meistens wird dann noch etwas abgeändert oder ergänzt, einfach um das Riff passend zu machen, Melodien eingängiger zu machen und somit Schritt für Schritt ein Lied zu formen.
Für die Texte bin ich verantwortlich. Als Sänger wäre für mich auch nichts anderes vorstellbar, als meine eigenen Texte zu schreiben. Denn nur so kann man sich sicher sein, was der jeweilige Text für ein Gefühl transportieren soll und was er aussagen soll.

Und von welchen Bands seht ihr euch beeinflusst?

Es ist schwer irgendwelche konkreten Bandnamen zu nennen. Bewusst haben wir uns niemals beeinflussen lassen. Wir haben nie gesagt, dass wir so klingen wollen wie Band XY. Und doch werden wir sicherlich unterbewusst von vielen Black- und Pagan-Metal-Bands beeinflusst. Das steht außer Frage. Wir schreiben einfach Lieder und geben damit unseren Ideen Gestalt. Dadurch erschaffen wir etwas, was uns selbst gefällt und von uns selbst kommt. Dies stellt sich im Endeffekt als einziger, wichtiger Punkt für uns heraus.

Mit welchen Argumenten würdest du versuchen, jemanden zu überzeugen, euer Werk zu kaufen?

Mit einem Strick, einem Kanister Benzin und einem Feuerzeug.
Die Feuer werden dann auf alle Fälle entfacht – ob in seinem CD-Player oder auf seinem Leib, bleibt ihm überlassen.

Wie kam der Kontakt mit eurem Label Bloodred Horizon Records zustande? Habt ihr eine Demo geschickt, oder wurde das Label anders auf euch aufmerksam?

Wir haben, als die Aufnahmen zum Album abgeschlossen waren, mehrere, kleine Pakete mit jeweils einem Schriftstück und einer CD als Inhalt, an mehrere Labels im gesamten deutschsprachigen Raum verschickt. Kurz darauf bekamen wir viele positive Rückmeldungen und nahmen daraufhin mit den Labels, die Interesse an uns hatten, Kontakt auf. Bloodred Horizon Records wies einen großen Vorteil auf, da dieses Label relativ nahe zu unser aller Heimat seinen Standort behauptete.
Wir entschlossen uns also, den Leuten von BRH-Records einen Besuch abzustatten. Wir verstanden uns auf Anhieb gut, und nachdem die Konditionen für eine Zusammenarbeit ausgehandelt waren und wir uns noch ein paar Tage Bedenkzeit genommen hatten, unterschrieben wir voller Zuversicht. Wie sich herausstellte, sollten wir diesen Entschluss in keinster Weise bereuen. Wir waren und sind nach wie vor sehr zufrieden mit der Arbeit von BRH-Records!

Von wem stammt das Artwork des Albums und hattet ihr Einfluss auf seine Gestaltung?

Das Artwort gestaltete ein Künstler und mittlerweile auch guter Freund namens Balázs aus Ungarn. Wir waren von seinem Können und seiner Professionalität sehr beeindruckt. Wir hätten mit Sicherheit keinen besseren Mann für diese Aufgabe finden können.
Auf die gesamte Gestaltung hatten wir durchwegs Einfluss und jedes Bild entstand zuerst in unseren Köpfen und wurde ihm dann weitergeleitet. Wir waren jedes Mal aufs Neue erstaunt wie detailgetreu er unsere Vorstellungen umzusetzen wusste und dadurch ein wirklich großartiges Artwork schaffen konnte.
Wir können diesen Künstler nur jedem weiterempfehlen, er versteht etwas von dem was er tut.

Wie sehen Eure momentanen Live-Aktivitäten aus? Wann und wo kann man euch im deutschsprachigen Raum auf der Bühne antreffen.

Es kommen 2011 viele Auftritte auf uns zu, worüber wir uns natürlich sehr freuen. In einer Woche, also am 11.02., dürfen wir, mit stolzgeschwellter Brust, DORNENREICH und AGRYPNIE auf ihrer Flammentriebe-Tour in unserem Heimatbundesland Kärnten, genauergesagt im Klagenfurter Volxhaus, unterstützen. Etwa zwei Wochen später sind wir ein weiteres Mal in Kärnten zu Gast, diesmal in Villach. Weiters wird man uns 2011 in der Steiermark, in Oberösterreich und sicher auch wieder in Wien zu sehen bekommen. Am 28. Mai 2011 entern wir dann, voller Stolz und mit viel Vorfreude das Land des Wolfes – wir werden am LEIDANG-Fest in Norwegen zu Gast sein. Alle weiteren Deutschland- und Auslandsauftritte sind noch nicht zu 100% bestätigt, deshalb möchte ich sie an dieser Stelle noch nicht preisgeben. Ach ja, und am METALFEST Austria dürfen wir heuer auch zu Gast sein.

Im Vorprogramm welcher Bands würdet Ihr gerne mal auftreten?

Es lohnt nur im Vorprogramm von Bands aufzutreten, vor welchen man Respekt hat. Leider sind dies nicht allzu viele in den heutigen Tagen. Es kommt immer darauf an, welche Botschaft die jeweilige Band transportiert und wie ernst es ihr damit ist. Auf Anhieb fallen mir grade mal `ne Handvoll Bands ein. Zwei wurden schon bei der vorigen Frage genannt. Weitere Bands möchte ich hier auch nicht nennen.

Wo tretet ihr am Liebsten auf? Kleinere Clubs, große Hallen oder gar riesige Freigelände?

Ich denke mittelgroße Hallen und Festivals umschreiben unsere Vorliebe am Besten. Mit riesigen Freigeländen haben wir bis dato noch keine Erfahrung, also können wir darüber nicht sprechen. Jedoch werden Veranstaltungen mittlerer Größe, auf denen auch noch eine gewisse Form von Persönlichkeit und Atmosphäre vorherrscht mit ziemlicher Sicherheit weiterhin unsere Vorliebe bleiben. Wir mögen einfach die Nähe zum Publikum und wir genießen es, uns mit Fans sowie anderen Bands zu unterhalten und gemeinsam zu trinken.

Eine Frage, die mich immer wieder interessiert: wie bekommt man Privatleben, Job und Touren unter einen Hut?

Bei den Studierenden unter uns ist dies kein allzu großes Problem - mit genügend Elan für Studium und Band ist alles gut machbar. Etwas schwieriger gestaltet es sich bei unseren berufstätigen Mitgliedern. Man kann aber grundsätzlich sagen, dass sich das Privatleben stark einschränkt und für gewisse Zeiten im Jahr die Band ihre Vorherrschafft in punkto Freizeit fordert. Solange man das aber gerne tut, ist das alles kein Problem. Für Touren und Konzerten verbrauchen wir den Großteil unseres Urlaubs, aber man muss sich dessen einfach bewusst sein und wissen, ob man bereit dazu ist, so viel Zeit zu investieren und so viel von den Urlaubstagen im Jahr zu opfern oder nicht. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Wie beurteilt ihr die Lage im Pagan Metal? Es wird dem Genre (besonders von Kritikern) ja gerne Nachgesagt, dass es eine "Trenderscheinung" ist und nicht beständig sein wird. Seht ihr dieses "Problem" auch, und könntet ihr euch ggfls. vorstellen, stilistisch umzuschwenken?

Es ist uns eigentlich ziemlich egal, was Kritiker von der Pagan-Metal-"Szene" halten - zumal wir selbst vom Großteile dieser "Szene" nicht allzu viel halten. Ob es eine Trenderscheinung ist, können wir genauso wenig beurteilen wie die Beständigkeit. Wir würden es auch nicht als Problem ansehen, wenn die Pagan-Metal-"Szene" schön langsam zu Grunde geht.
Immerhin wird unsere Musik nur Pagan Metal bzw. Pagan/Black Metal genannt, weil die gesamte Metal-Szene nach einer solchen Kategorisierung giert. Von uns aus gesehen, sind wir nicht wirklich einer Schublade zuzuordnen. Da wir uns aber entschlossen haben, dem Druck nachzugeben und unsere Musik als Pagan/Black Metal zu bezeichnen, sind wir wohl Teil dieser großen "Szene". Dennoch geben wir keine Garantie darauf ab, dass wir uns stilistisch nicht ändern werden. Wir sehen keinen Grund uns einschränken zu lassen. Und so wollen wir auch weiterhin einfach das machen, was uns gefällt und worin wir einen Sinn sehen. Wir wollen keiner "Szene" treu bleiben, sondern nur uns selbst - wir machen Musik und gestalten diese, wie es und gefällt, ohne uns dabei an der "Szene" oder an Trends zu orientieren!

Und meine letzte Frage: hat es eurer Meinung nach eine österreichische Band schwieriger, im Musikbusiness Fuß zu fassen, als beispielsweise eine deutsche oder skandinavische?

Hier muss man wohl mit einem klaren Ja antworten. Eine wirkliche Erklärung kann ich dir an dieser Stelle aber nicht geben, da ich mich mit diesem Phänomen noch nie beschäftigt habe und ich auch nicht wirklich viel Sinn darin sehe, meine Gedanken an dieses, für mich unwichtige Thema zu verschwenden.

Möchtest du unseren Lesern noch einige abschließenden Worte mit auf den Weg geben?

Wir möchten all Jenen danken, die uns unterstützen und an uns glauben. Bleibt euch und uns treu, wie wir es tun.
Und dir möchten wir noch für das interessante Interview danken!


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