Interview: ISKALD - Simon Larsen

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Die norwegischen Songs haben das gewisse Extra, weil die Texte dann einfach etwas grimmiger klingen.

Die melodischen Norwegen-Schwarzheimer ISKALD haben zu Jahresbeginn mit "The Sun I Carried Alone" ein weiteres kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. Etwas spät sprachen wir mit Sänger/Gitarrist/Bassist Simon Larsen über das neue Album, betrunkene Vorfälle und fette Produktionen.

Veröffentlicht am 07.03.2011

Hey Simon. "The Sun I Carried Alone" ist mittlerweile euer drittes Album. Nur allzu gerne wird dabei über das "make it or break it" Album gesprochen. Ist dir wichtig, welchen Erfolg das Album einfahren wird oder siehst du das eher von der lockeren Seite?

Wir hatten bereits bei den Aufnahmen zum zweiten Album das selbe Prozedere. Jeder hat davon gesprochen, dass wir uns mit dem zweiten Album in der Szene beweisen müssten, weil unser Debütalbum ja nur ein glücklicher Zufall war. Natürlich läuft die Sache jetzt beim dritten Album ähnlich ab. Aber wir sind gekommen um zu bleiben und selbst wenn dieses Album der volle Reinfall werden würde, wäre es eine große Herausforderung das vierte Album wieder gut zu machen.

Mich würde auch brennend interessieren, welche Geschichte hinter "The Sun I Carried Alone" steckt. Was hat es denn mit dem Albumtitel, dem Konzept oder den einzelnen Songs auf sich?

Wir haben einen guten Freund, Sigbjørn Ellingsen, der früher den Großteil unserer Texte verfasst hat. Dieses Mal präsentierte er uns eine tolle Idee für ein in sich geschlossenes Konzeptalbum. Im Zuge der norwegischen Armee hat er zuletzt ein ganzes Jahr in Afghanistan verbracht und während dieser Zeit sind im viele dunkle Gedanken durch den Kopf geschossen. Er ist dann recht schnell draufgekommen, dass er diese Gedanken sehr gut mit einer fiktionalen Story verbinden könnte, die schon länger in seinem Kopf herumspukte. Er wollte eine richtig originelle, dunkle Geschichte zusammenzimmern. Das Resultat ist einfach großartig geworden. Wir folgen diesenm hilflosen Krieger, dessen Ansichten sehr verdreht sind. Der Titel "The Sun I Carried Alone" beschreibt seine Hoffnungslosigkeit und seine dunklen Gefühlen, wo wie die Sonne all seine Last repräsentiert.

Die Produktion hat ja neuerlich in den 210 Studios in Berlin stattgefunden. Wiederum habt ihr einen verdammt fetten Sound aufgedrückt bekommen und wie du ja sicher weißt, werden euch gewisse Moralapostel aus der Szene mit "Black Metal sollte trve sein" entgegnen. Wie wichtig ist ein derart klarer Sound für ISKALD und wie gehst du mit diesen Leuten um?

Wenn ich an meiner Musik arbeite, integriere ich meist unheimlich viele Details dazu und wenn die Produktion dann "trve" wäre, würde das ganze zu einem totalen Mist verkommen. Ich denke, dass unser Sound unsere Musik sehr wiederspiegelt. Ich finde, dass es genauso gut ist, wenn bei gewissen Bands die Produktion nach atmosphärischem Old School Black Metal klingt und andere wiederum lieber eine detaillierte, schwere Produktion auffahren. Die Leute können denken was sie wollen, aber für mich persönlich funktioniert ISKALD nur mit einer starken Produktion.

Was besonderes auffällt ist die Vielseitigkeit der Songs auf dem neuen Album. Ihr habt nicht nur vorpreschende Doublebass-Attacken, sondern wandelt auch gern auf atmosphärischen Mid- oder Slow-Tempo Pfaden. Welche Intention steckt bei ISKALD hinter dieser Variabilität?

Bevor ich die Musik erschaffen habe, hatten wir bereits die Lyrics zu jedem einzelnen Song. Aus diesem Grund konnte ich natürlich ausloten, welcher Text welche Atmosphäre, welche Gefühle brauchen würde. Außerdem bin ich verdammt gelangweilt von Alben, die über die gesamte Spielzeit im gleich monotonen Tempo dahinschippern. Ich versuche wirklich jedem Song eine eigene Identität zu geben. Ich bin da sehr bewusst in meiner Arbeit.

Die Texte werden ja auf dem neuen Album auch in Englisch und Norwegisch vorgetragen. Schielt ihr dabei bewusst verstärkt auf den norwegischen Markt oder haben es die Lyrics an sich einfach so verlangt?

Das war immer schon ein wichtiger Teil unseres Konzepts. Es gibt Songs, die funktionieren auf Englisch am besten und es gibt wieder welche, für die Norwegisch prädestiniert ist. Die norwegischen Songs haben dafür das gewisse Extra, weil die Texte dann einfach etwas grimmiger klingen.

Einen kleinen Kritikpunkt muss ich jetzt aber trotzdem anbringen: ich finde nämlich, dass euer neues Album dem Vorgänger "Revelations Of A Reckoning Day" verdammt nahe steht. Wie siehst du denn meinen Vorwurf?

Grundsätzlich habe ich einfach die Musik geschrieben, wie sie mir aus meinen Gedanken entsprungen ist. Alles ist sehr natürlich, von dem Aspekt gesehen gibt es mit Sicherheit diverse Parallelen zu unseren vorherigen Alben. Andererseits finde ich aber, dass wir uns als Personen als auch als Musiker stark weiterentwickelt haben. Wenn ich jetzt also ein weiteres Jahr warten würde, um das nächste Album in Angriff zu nehmen, wäre gewiss ein weiterer Fortschritt in unserem Sound zu erkennen. Würde ich mich aber bereits jetzt an die Arbeit machen, würde dieses kommende Album wohl wirklich zu stark nach "The Sun I Carried Alone" klingen.

ISKALD besteht mit dir und Drummer Aage Krekling ja nur aus zwei Fixmitgliedern. War das eigentlich von Anfang an so? Findest du diese Arbeitsweise passend für die Band, oder hast du dir schon mal ernsthaft überlegt, weitere Mitglieder in die Band einzugliedern?

Gestartet haben wir eigentlich als Drei-Mann-Band, aber nach einiger Zeit sind wir Zwei übriggeblieben. Als wir die Pre-Production für unser Debütalbum "Shades Of Misery" machten, hatten wir das Studio zu zweit geentert. Das hat auch wirklich gut funktioniert, aber wir dachten daran, eben noch zwei Musiker in die Band zu integrieren. Es hat aber nicht lange gedauert, bis wir schlussendlich draufgekommen sind, dass das nicht funktionieren würde. Die beiden Jungs hatten schlicht und einfach keine Ideen, mit denen wir arbeiten konnte. Das war schließlich der Grund, dass wir sie gefeuert haben und jetzt nur mehr zwei Livemember bei ISKALD haben. Nur Aage und ich sind für das Komponieren und die gesamte Studioarbeit verantwortlich. Das funktioniert jetzt schon seit 3-4 Jahren verdammt gut und ich denke, wir werden dieses System auch so beibehalten.

Im Februar seid ihr ja mit euren Kumpels von VREID duch Norwegen getourt. Wie sehen denn die restlichen Pläne für dieses Jahr aus? Habt ihr auch Österreich auf der Liste?

Wir arbeiten gerade auf Hochdruck daran, eine anständige Sommertour zusammenzustellen. Und wenn alles so läuft wie wir uns das vorstellen, dann werden wir hoffentlich auch in Österreich auftreten. Das wäre natürlich toll, denn wir waren noch nie bei euch und haben nur Gutes von euren Konzerten gehört! Nebenbei arbeiten wir an einer weiteren Tour für einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr, aber dazu kann ich eigentlich nicht mehr sagen.

Mittlerweile seid ihr auch schon über fünf Jahre im Business. Zeit für eine kurze Retrospektive. Erzähl doch mal bitte von einem sehr guten und einem wirklich schlechten Erlebnis mit ISKALD.

Ich habe eine wirklich gute Story von der Tour mit VREID und KAMPFAR 2009. Nach dem Gig sind wir auf eine Privatparty gegangen und waren bereits komplett besoffen. Als es weder Bier noch härtere Getränke gab waren da plötzlich diese Typen, die nur für uns eine Bar geöffnet haben. Ich kann mich nicht mehr wirklich an viele Begebenheiten erinnern, außer dass einige von uns in Blumenbeete gepisst haben und als die Polizei Wind davon bekam, plötzlich alle im Bus "geschlafen" haben. Die haben uns sofort erzählt, dass sie alles auf Video hätten und wir nach der Tour dafür Rechenschaft ablegen müssten. Wir haben bis heute absolut nichts gehört, hahaha.
Die schlechte Geschichte ist nur zwei Wochen alt. Als wir auf dem Weg zur aktuellen Tour mit VREID waren, wollten wir im Proberaum unser Equipment abholen, aber alles war gestohlen. Das war natürlich verdammt beschissen und wir hatten Glück, dass jeder von uns auch noch zuhause Gitarren hortet. Die Tour verlief großartig, aber das Equipment sehen wir wohl nie wieder...

Willst du deinen österreichischen Fans noch etwas mit auf den Weg geben?

Thank you for reading this. Hope to see you in Austria!!


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