Interview: Anvil - Steve

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Es ist, als ob sich die Meere geteilt hätten und die Leute ANVIL zum gelobten Land getragen hätten.

Eine preisgekrönte Dokumentation, ausverkaufte Hallen und ein neues Album - die kanadischen Vollblutmetaller ANVIL sind 30 Jahre nach Bandgründung so heiß im Geschäft, wie nie zuvor. Grund genug, um mit Bandchef Steve "Lips" Kudlow ein paar Worte zu wechseln.

Veröffentlicht am 25.07.2011

Hey Lips! ANVIL feiern heuer das 30-jährige Bandbestehen und nach der Dokumentation "The Story Of Anvil" seid ihr so groß und berühmt wie nie zuvor. Wie würdest du diese drei Jahrzehnte voller Metal zusammenfassen?

Es war eine wirklich großartige Reise voller unvergesslicher Erlebnisse... ohne etwas zu bedauern!

Jeder, der sich euren Film angesehen hat, war tief berührt von eurer steinigen Karriere und den endlosen Versuchen, die Band weiter nach oben zu bringen. Ihr habts ja sogar Megabands wie MOTÖRHEAD inspiriert. Ist jetzt endlich der Moment gekommen, wo du sagen kannst "Ok, wir habens gepackt"?

Natürlich fühle ich mich zurzeit komplett erfüllt. Ich bekomme nun wirklich all den Respekt und die Bewunderung, die ich mir je erwünscht habe. Es geht sogar noch weit darüber hinaus.

Das wichtigste Wort bei ANVIL ist ja "Freundschaft". Schön zu sehen, dass nicht alle Bands nur der Kohle hinterherhecheln. Ihr macht den Scheiß ja hauptsächlich zum Spaß, für Metal, wollt einfach eine gute Zeit haben. Könnt ihr mittlerweile von der Musik leben oder habt ihr noch immer nebenher normale Jobs laufen?

Wir haben vor ungefähr drei Jahren aufgehört, in normalen Jobs zu arbeiten. Wir leben ausschließlich von dem Geld, dass wir mit ANVIL verdienen. Wir leben momentan eben genau das Leben, von dem wir immer erhofft haben, es zu leben. Einfach "living the dream".

In diesen 30 Jahren seid ihr auch schon auf 14 Alben gekommen. Jedes einzelne davon habt ihr mit je drei Wörtern betitelt. War das eigentlich immer schon eine bewusste Entscheidung, oder hat sich das Ganze einfach mal so ergeben?

Nach unserem Debütalbum "Hard 'n' Heavy" sind wir da einfach reingerutscht. Rückwirkend betrachtet klingen die Titel alle recht einfach und simpel gestrickt, aber eigentlich wurden sie immer sehr sorgfältig erwogen. Es war keinesfalls leicht, immer wieder die Band, den Amboss, die Musik und das Artwork in einen Kontext zu setzen und das auch richtig auszudrücken. Schlussendlich wurde das Ganze zu unserem eigenen individuellen, einzigartigen und traditionellen Weg, Alben zu benennen.

Das Neue heißt "Juggernaut Of Justice". Was steckt denn hinter diesem Titel?

Unsere Dokumentation war ein unglaubliches Wunder für ANVIL und hat uns nicht nur einen nie für möglich gehaltenen Erfolg beschert, sondern uns auch unaufhaltsame Gerechtigkeit zukommen lassen. Es ist, als ob sich die Meere geteilt hätten und die Leute ANVIL zum gelobten Land getragen hätten. "Juggernaut" bezeichnet eine unaufhaltsame Kraft... und in der Tat, was ich die letzten fünf Jahre erlebt habe, fühlt sich auch wie eine unaufhaltsame, wunderbare Kraft an. Ursprünglich wollte ich die Dokumentation schon "Juggernaut Of Justice" nennen, aber Sacha Gervasi, unser Regisseur, war für die andere Lösung.

Für das Album habt ihr auch wieder einen Plattenvertrag eingesackt und es außerdem mit Star-Producer Bob Marlette in Dave Grohls 606 Studios eingeholzt. Wie war denn die Zusammenarbeit mit den Jungs und begründet sich eure derzeitige Popularität wirklich rein auf den Film?

Die Arbeit mit Bob Marlette war fantastisch. In Dave's Studio haben wir alle Drumspuren eingespielt. Er war so freundlich, uns seine Zeit zu opfern, damit wir das Album fertigstellen konnten. Die Popularität des Films konnte auch nur so weit reichen, wie wir musikalisch entwickelt haben. Wir brauchten also unbedingt ein neues, wuchtig klingendes Album, das besser als all unsere bisherigen Alben wird. Bob hat uns das schlussendlich ermöglicht, seine Arbeit mit uns wird auf ewig gewürdigt werden.

Songs wie "On Fire" oder "FukenEh!" klingen ja verdammt nach den Punk'n'Roll Roots eurer alten Tage. War das so geplant, dass das neue Album vom Songwriting her mehr "back to the roots" geht?

Wir hatten eigentlich keinen wirklichen Plan beim Songwriting. Es war nur wichtig, ein richtiges ANVIL Album zu machen und es soundmäßig ordentlich anzukurbeln.

Sehr interessant ist ja der Closer "Swing Thing", bei dem ihr eigentlich mehr nach Jazz Band mit Metal-Vibes klingt. Habt ihr den Song beim jammen zusammengebaut, oder war er bewusst geplant. Wie passt er denn zum Rest des Albums?

Das ist ein sehr spezieller Song. Wir sind schon seit Jahren von den Swing Big Bands beeinflusst. Auf unserem vorletzten Album "This Is Thirteen" etwa, hatte der Song "Game Over" schon so einen Swing/Speed Metal Stil. Dieses Mal wollte ich die Idee vollenden und habe auch Hörner eingesetzt. Ich kam in den Proberaum mit einem Akkordmuster im Swingstyle und habe das Ganze mit Hörnern vermischt. Das Drumming hat den Song schließlich vollendet.
Robb hat seine größten Inspiratoren für den Track herangezogen - Buddy Rich und Gene Krupa. Ich hab mir dann vorgestellt, wo man die Hörner am besten platzieren kann. Glücklicherweise beherrschte Lisa, Bob Marlettes Frau, das Hornspielen und Bob platzierte diese Passagen wo ich sie wollte. Er überraschte mich dann auch noch mit der Improvisation im letzten Vers, womit ich nicht gerechnet hatte. Das hat mich komplett weggeblasen...es is der Höhepunkt unserer Musikalität und Einzigartigkeit und ich bin verdammt stolz darauf!

Zuletzt seid ihr gerade durch Europa getourt und im Oktober gehts auf die "Sweden Rock Cruise". Wie werdet ihr denn jetzt vom Publikum so aufgenommen und sind weitere Gigs in den nächsten Monaten geplant?

Wir sind gerade von Europa nach Hause gekommen. Es war großartig. Die Besuche und Fans werden größer und größer. Ich kann zwar jetzt noch nichts Genaues sagen, aber wir werden noch reichlich durch die Welt touren.

In Nordamerika habt ihr ja sogar einige Shows für AC/DC eröffnet. Gehört das nicht zu den absoluten Highlights eurer Karriere? Welche hat es sonst so gegeben?

Einfach die Statistik unserer Shows im Kollektiv. In den letzten zwei Jahren haben uns über 400.000 Leute live gesehen. Es sind unzählige, kostbare Momente glorreicher Gerechtigkeit!!

Kann ANVIL noch größer werden? Was habt ihr denn in nächster Zeit alles vor?

Es gibt immer Möglichkeiten. Wir müssen einfach leben, um es herauszufinden...


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