Interview: Andras - Shardik

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Man sollte immer aufpassen, dass man sich in seinen Aktivitäten nicht verrennt und durch schlechte Recherchen alle über einen Kamm schert.

ANDRAS im Interview über die Geschichte der Band, das aktuelle Album "Warlord" und warum Heimatliebe nichts mit Faschismus zu tun hat

Veröffentlicht am 10.08.2011

Zu allererst mal hallo und danke, dass ihr euch Zeit für dieses Interview nehmt! Auch wenn der Release von "Warlord" mittlerweile schon lange zurückliegt, wie zufrieden seid ihr mit den Reaktionen auf euer sechstes Studioalbum?

Glückauf, hier ist Shardik, der Schlagzeuger von ANDRAS.
Wir sind durchaus zufrieden mit dem was in den letzten Wochen und Monaten zu unserem aktuellen Album „Warlord“ durch diverse Magazine, aber auch im Bekanntenkreis geschrieben und gesagt wurde. Es gab durchwegs positive Kritiken und wir haben es geschafft weitere Kritiker von uns zu überzeugen.
Bei mehr als einer Hand voll Studioalben gibt es natürlich immer eine Gruppe von Personen, welche einen anderen Favoriten innerhalb der Diskographie haben, aber das geht ja nicht nur uns so.
Wir sind uns sicher, dass wir mit "Warlord" unser bis dato bestes und durchdachtestes Album abgeliefert haben.


Ihr habt euch zwar im Underground einen großen Namen gemacht, aber speziell neuere Fans des Genres werden euch vermutlich nicht kennen, deswegen erzählt uns doch mal ein bisschen was über euch und eure Band!

ANDRAS wurde 1994 von Nightsky und Lord Asmoday nach dem Split von DEMONIAC gegründet. Die beiden verbliebenen Mitglieder gründeten wiederum die Band MOONBLOOD.
In den 90er Jahren spielten ANDRAS durchgängig Black Metal und konnten im Underground erste Erfolge feiern, was eine Zusammenarbeit mit Last Episode (damals Last Epitaph) zur Folge hatte. Hier veröffentlichte man mehrere Alben.
Nach dem Untergang von Last Episode fanden sich ANDRAS in einer zweiten „Demophase“ wieder, was auch nicht zuletzt durch häufige und starke Besetzungswechsel zu Stande kam.
Mit neuem Line-Up (Nightsky als einziges verbliebenes Gründungsmitglied) nahm man 2002 das Demo „Legends…“ auf. Hier kam zum ersten Mal der neue Sänger Ecthelion zum Einsatz, dessen Stimmfarbe dann zukünftig das Bandbild bestimmen sollte und die Musik sich dadurch vom Black Metal in epische Pagan Metal Gefilde wandelte. Anzeichen dafür gab es jedoch bereits auf dem 1999 erschienenen „Quest Of Deliferance“.
Dadurch konnte man einen Vertrag mit Perverted Taste an Land ziehen und 2005 das Album „…Of Old Wisdom“ veröffentlichen.
2007 kam es erneut zu Besetzungswechseln und ich schloss mich der Band an. Labeltechnisch erfolgte ebenfalls der Wechsel zu Einheit Produktionen.
Hier haben wir 2008 das Album „Iron Way“ und 2010 mit neuem Gitarristen Kerberus das Album „Warlord“ veröffentlichen können, was uns etwas mehr Aufmerksamkeit in der Szene gebracht hat.
Nebenbei betreiben fast alle Mitglieder Nebenprojekte. So widmet Ecthelion sich nebenher seinem Solo-Doom-Projekt C.O.L.D.U.N., Keyboarder Adversarius ist als Basser bei der Black Metal Band DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT tätig. Gitarrist Kerberus und ich betreiben nebenher die Thrash Metal Band ORIGIN OF ZED und ich bin zusätzlich seit Jahren in der Black Metal Band KRATER aktiv.
So, genug geredet. Das waren die wichtigsten Randpunkte.


Wie kann man sich bei euch die Entstehung eines Songs vorstellen, gibt jedes Bandmitglied seinen Senf dazu oder habt ihr einen fixen Songschreiber, der alle ANDRAS-Songs schreibt?

Der Entstehungsprozess eines Liedes verläuft oft sehr unterschiedlich und meist dann doch wieder gleich. Es gibt bei uns keinen konkreten Songschreiber. Meist entstehen die Lieder aus einer Riff- oder Keyboardidee und werden dann Stück für Stück ausgebaut. Manchmal bleiben die Fragmente dabei über Monate liegen wenn man nicht weiterkommt und werden dann erst später wieder aufgegriffen.
Was jedoch immer gleich ist, ist meist eine Vorproduktion der Lieder im Demo-Stil, durch welche sich Lieder auch nach Monaten noch sehr stark verändern können, wenn neue Ideen hinzukommen sollten. Außerdem benutzt Ecthelion genau diese Vorproduktionen, um sich während des Kompositionsprozesses seine Gesangslinien zu erarbeiten.

Ihr habt vermutlich alle eure persönlichen musikalischen Vorbilder. Bemerkt man deren Einflüsse auch in eurer Musik oder halten sich diese in Grenzen?

Da wir alle sehr individuell im Musikgeschmack sind, haben wir alle verschiedene Vorbilder. Jedoch versuchen wir nicht all dies mit einzubringen und zu mischen. Das funktioniert auch nicht mit allen Musikrichtungen, oder sollte meiner Meinung nach oft einfach nicht gemacht werden.
Black Metal wird immer ein Einfluss sein, den man bei uns heraushören wird, genauso wie unsere Vorliebe für Heavy und Thrash Metal (besonders der 80er Jahre).
Ein großer Einfluss, der in diesem Genre natürlich unumgänglich ist und das auch für jeden sein sollte, sind BATHORY.


Textlich finde ich es ja interessant, dass ihr sowohl deutsche, als auch englische Songs habt. Wie kommt es dazu?

Das hat keinen speziellen Grund. Ecthelion erarbeitet im Vorfeld verschiedene Gesangslinien als auch Texte. Größtenteils beschränkt er sich dann auf die englische Sprache, aber wenn ein Text in Deutsch reizvoll klingt, steht auch dem nichts entgegen.


Bleiben wir noch weiter bei euren Lyrics, die sich ja hauptsächlich um eure Heimat, das Erzgebirge drehen. Habt ihr da noch genug Ideen übrig oder müssen wir damit rechnen, dass ANDRAS in naher oder ferner Zukunft mal über etwas anderes als das Erzgebirge singen?

Konkret auf das Erzgebirge wurde nur auf den Alben „…Of Old Wisdom“ und „Iron Way“ Bezug genommen. Auf dem aktuellen Album „Warlord“ wollten wir dies vorerst nicht wiederholen. Zwar gibt es durchaus Lieder wie „Bastion Felsenheim“, welche ohne Probleme auf das Erzgebirge übertragen werden könnten, jedoch haben wir uns da nicht festgelegt und es gibt genügend Interpretationsspielraum. Auf den beiden Vorgängern bezogen sich die einzelnen Texte auf konkrete Geschehnisse, sowie Mythen und Legenden des Erzgebirges, was hier nicht der Fall war.
Jedoch ist es durchaus möglich, dass irgendwann ein weiteres Album als eine Art Abschluss zur Erzgebirgs-Trilogie erscheint. Dazu haben wir bisher aber keine konkreten Ideen oder Vorstellungen. Material dafür würde es jedoch genügend geben.


Ihr habt vor zwei Jahren mal auf dem Northern Lights Festival in Österreich gespielt. Eben jenes Festival entging dieses Jahr nur knapp einer Absage, da verschiedene politische Aktivisten den Bands KRODA und SALTUS eine neonazistische Gesinnung nachgesagt haben, wodurch diese Bands aus dem Billing entfernt wurden. Bestätigt haben sich diese Vorwürfe bis jetzt nicht. Da ihr ja über eure Heimat singt, könnte es euch auch passieren, dass ihr grundlos ins rechte Eck gestellt werdet. Wie würdet ihr reagieren, wenn man euch eine neonazistische Gesinnung unterstellt, die de facto nicht vorhanden ist und diverse Auftritte von euch deswegen nicht stattfinden dürfen?

Ich erinnere mich, dass damals ebenfalls KRODA auftreten sollten, jedoch im Vorfeld auf Ihrer Tour in Polen (?) nach dem Konzert von Linksaktivisten überfallen wurden und dem Schlagzeuger der Arm gebrochen wurde (?). Das ist für mich ein unentschuldbares Verhalten seitens der Antifa, welche sich doch gern als die einzig rechthabende Institution sieht. Man sollte immer aufpassen, dass man sich in seinen Aktivitäten nicht verrennt und durch schlechte Recherchen alle über einen Kamm schert.
Jedes Extrem für sich ist schon eine problematische Angelegenheit und natürlich ist es nicht abzustreiten, dass sich in verschiedenen extremeren Musikstilen auch extreme Gruppierungen zusammenfinden und formieren. Wenn diese dann aufeinander treffen kann das nur zu Problemen führen und für mich persönlich ist die Antifa mittlerweile genauso ein Extrem, was nicht von der Hand gewiesen werden kann (auch wenn sie sich selber in einem anderen Licht sehen wollen).
Wir haben wegen unserer Heimatnähe natürlich diesbezüglich auch schon mit der einen oder anderen Beschuldigung umgehen müssen. Auftrittsprobleme gab es bisher aber nie. Für uns ist es normal über unsere Heimat, das Erzgebirge, zu singen und stolz auf die regionalen Traditionen, sowie das hier noch vorherrschende Landschaftsbild zu sein. Ich kann da absolut nichts Rassistisches und keine faschistischen Züge hinein interpretieren.

Lassen wir die Politik wieder beiseite und gehen zurück zur Musik. Eine für mich obligatorische Frage für jede Band aus dem Genre, ist die nach der Pagan-Welle. Vor ein paar Jahren wurden plötzlich viele Bands aus dem Genre ganz groß, allen voran wahrscheinlich EQUILIBRIUM. Aber auch Bands wie ELUVEITIE und VARG haben sich in kurzer Zeit eine riesige Fanbase aufgebaut. Meine Frage dazu: Wird man nicht irgendwie neidisch auf diese Bands? Immerhin gibt's ANDRAS über zehn Jahre länger als VARG und auch eure Diskographie ist weitaus größer als die von VARG.

Hehehe, dass ewig leidige Thema. Ich weiß noch, dass ich vor etwa drei bis vier Jahren gesagt habe, dass diese Viking-Folk-Pagan-Trendwelle sich innerhalb von zwei Jahren wieder gefangen hat. Da hab ich wohl nicht Recht behalten.
Aber im Ernst.
Wir sind mittlerweile auch in einem Alter, wo sich bei uns die Prioritäten verschoben haben. Wir haben jeder unseren Job, teilweise Ehefrauen und Kinder. Schon allein daher fällt irgendwann das „hätte, wäre, könnte, was wäre wenn“ weg.
Jede Band die sich an der Spitze der momentanen Szene tummelt, hat es sicherlich verdient. Ohne nichts kommt auch nichts. Natürlich muss man sich zu vermarkten wissen und das haben die gut gemacht.
Da wir uns eher dem Black Metal zugehörig fühlen, haben wir uns auch nie groß auf diese Szene eingelassen, wobei natürlich öfter gefragt wurde, wo unsere Kriegeroutfits bei den Auftritten und Promo-Fotos bleiben. Das wären dann aber nicht mehr wir gewesen und ich muss mich da auch nicht irgendeiner Art von Genre-Bild unterwerfen (auch wenn man es dadurch leichter hat). Verkleiden stand in dem Sinne für uns noch nie zur Debatte.
Dass Bands innerhalb kurzer Zeit mehr Ruhm einkassieren als man selbst über Jahre, ist ja auch nichts Neues. Wenn ich sehe, dass DESTRUCTION auf dem Metalfest nachmittags verheizt werden und EISREGEN einen Headlinerstatus genießen, muss ich mir auch meinen Teil dabei denken. Aber das hängt natürlich auch immer vom persönlichen Geschmack ab. Alle diese Bands haben auf jeden Fall genauso hart gearbeitet und verdienen es dort zu sein, wo sie sind.


Um den Kreis zu schließen wandern wir zu guter Letzt wieder zurück zu eurer Musik. Nachdem euer letztes Album bereits im Oktober des Vorjahres veröffentlicht wurde, arbeitet ihr bereits wieder an neuem Material oder müssen wir uns da noch einige Zeit gedulden?

Als wir 2008 „Iron Way“ veröffentlichten waren wir schon wieder vollkommen im Kompositionsprozess verschlungen. Dementsprechend hatte der Nachfolger auch nicht lang auf sich warten lassen.
Diesmal gestaltet sich das doch alles ein wenig anders. Unser Keyboarder ist vom Erzgebirge nach Köln gezogen, ich habe mein Studium beendet und unser Sänger ist Mitte 2011 Vater geworden. Diese Umstände verlangen natürlich auch eine ganz andere Herangehensweise von uns. Momentan haben wir schon die groben Umrisse für zwei bis drei Lieder begonnen und werden, wenn die Zeit es zulässt, uns wieder ganz auf die Band ANDRAS einlassen. Konkrete Pläne für eine nächste Veröffentlichung gibt es dabei aber vorerst nicht.


Das war's dann auch soweit von mir, ich bedanke mich für das Interview, wenn ihr noch irgendeine Botschaft an unsere Leser loswerden wollt, nur zu!

Danke für das Interview und danke an alle, die uns unterstützen und den „Iron Way“ mit uns zusammen gehen.
Wir werden dieses Jahr noch ein paar Mal live zu sehen sein, so z.B. auf dem Rock For Roots und dem Fimbul Fest. Wer Lust hat uns zu sehen kann gern vorbei kommen und danach ein Bierchen mit uns trinken.
Ansonsten gibt es alle Infos auf www.myspace.com/andraserzgebirge

Für Auftrittsangebote (welche wir zahlreich suchen) kann man sich aber auch gleich an andraserzgebirge@gmx.de wenden.
Danke und Glückauf!


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