Interview: Jungle Rot - Dave Matrise

Artikel-Bild

Wir erinnern die Leute daran, dass Groove mindestens gleich wichtig wie Technik oder Speed ist.

Die US-Amerikanische Old School Schmiede JUNGLE ROT lebt und atmet die alten Tage. Das und noch viel mehr erzählte uns Bandchef Dave Matrise in einem interessanten Gespräch über eine viel zu unterbewertete Band.

Veröffentlicht am 02.08.2011

Hallo Dave. "Kill On Command" ist euer achtes Album auf dem sechsten Label. Warum herrscht bei euch in diesem Bereich so eine hohe Fluktuation? Wie läufts denn jetzt mit Victory Records und was hat bei Napalm nicht gepasst?

Hi. Richtig, das ist unser achtes Album und zweifellos das beste! Bei den meisten unserer alten Labels waren wir nur für ein Album unter Vertrag, das ist auch schon die ganze Story. Napalm hätte die Möglichkeit für eine zweite Zusammenarbeit gehabt, hat die Chance aber verpasst. Victory Records ist soweit das beste Label, mit dem wir arbeiten durften. Sie haben all ihre Versprechungen eingehalten und in die Tat umgesetzt. Die gesamte Mannschaft dort steht voll hinter unserer Band und es ist natürlich hilfreich, dass das Label vor allem in den USA wie eine gut geölte Maschine funktioniert.

Das neue Teil ist ja etwas kürzer geraten als der direkte Vorgänger "What Horrors Await", hat aber all die typischen JUNGLE ROT Ingredienzen. Massive Soundwände, tonnenweise Grooveparts und knackiges Songwriting. Wollt ihr den typischen US-Old School Death Metal "retten", wo doch die meisten jüngeren Bands hauptsächlich auf viel Technik zurückgreifen?

Richtig, wir kämpfen darum all das weiterzuführen, mit dem wir gestartet sind. Das heißt auch wirklich den Old School Sound wieder zurückzuholen und die Leute daran zu erinnern, dass Groove mindestens gleich wichtig ist wie Technik oder Geschwindigkeit. Ich denke die meisten Kids sind mit dem Old School Sound nicht vertraut, weil sie ihn beim Songschreiben einfach nicht finden.

Das Cover-Artwork von Gyula Havancsak ist sehr mystisch ausgefallen. Wo steckt denn da die tiefere Bedeutung dahinter, was wollt ihr damit ansprechen?

Anstatt wieder auf die bekannten War/Gore Motive zurückzugreifen, wollten wir einfach mal etwas Neues probieren. Gyula hat ja auch schon das Cover zu "What Horrors Await" beigesteuert und wir waren vollkommen begeistert. Wir wussten, dass er uns auch bei diesem Mal nicht hängen lassen würde und konnten seine neuen Ideen gar nicht erwarten. Wir wollten, dass das neue Cover einfach düsterer ausfällt und das Ergebnis siehst du ja. Das Konzept dreht sich um einen Stammesanführer, der seine Dörfer für Angriffe und Kämpfe vorbereitet - in einem hypnotischen Geisteszustand.

Neu im Spiel ist auch Drummer Jesse Baehler, der Eric House nach ungefähr sieben Jahren ersetzt hat. Warum der Wechsel und die Entscheidung für Jesse?

Eric hat sich einfach nicht mehr um die Band gekümmert. Er hat viele Probleme, keinen Respekt vor sich selbst und außerdem noch Drogenprobleme. Jesse haben wir auf einer Europatour getroffen und wir sind schnell zum Entschluss gekommen, welch Killer er doch ist. Die Zeit verging, aber wir haben immer Kontakt gehalten. Eines Tages tourten wir bei ihm zuhause in New Jersey und er hat sich unsere Show angesehen.
Wir haben über die geplante neue CD geplaudert und ihm auch gesagt, dass wir dafür noch einen Drummer suchen würden. Als er schließlich zusagte haben wir ihn darauf vorbereitet. Als Jesse am ersten Tag bei der Tür hereingeschnitten ist, war alles total professionell, genau so, wie wir uns das auch gewünscht hatten. Einfach jemand, der am Schlagzeug seine Passion auslebt. Er ist wirklich der beste Drummer, den wir je hatten und das neue Album zeigt das wohl auch recht gut.

Ihr seid immer wieder Vergleichen mit SIX FEET UNDER oder OBITUARY ausgesetzt. Aber im Gegensatz zur Experimentierfreudigkeit von SFU, knallt ihr euren Fans stets geradlinigen und brutalen Death Metal mit einer fetten Produktion vor den Latz. Habt ihr auch schon einmal eine Soundveränderung angedacht?

Nein. Nicht einmal, wenn ich neue Songs zu schreiben beginne. Ich bin nicht der Typ, der sich an etwas versucht, das heute gerade der letzte Schrei und morgen wieder vergessen ist. Einer Band wie JUNGLE ROT sollte eigentlich dafür applaudiert werden, dass wir uns selbst und auch den Fans über all die Jahre treu geblieben sind. Das ist nämlich keineswegs einfach mit dem ganzen Druck, den du in einer Band verspürst wenn du dich selbstverwirklichen willst und aus allen Richtungen Einflüsterer kommen. Du bist schlussendlich immer der einzige, der genau weiß was er will und wie es klingen soll.

Obwohl ihr eben auf eine derart loyale Fanbase bauen könnt und auch meistens gute Kritiken abstaubt, sind ähnlich geartete Bands wie etwa BOLT THROWER ungemein bekannter. Was ist denn deiner Meinung daran schuld? Ist es noch ein Ziel von euch, mehr Alben zu verkaufen und berühmter zu werden?

JUNGLE ROT hat erst 1995 begonnen. Mitte der 1990er Jahre, als Death Metal gerade seine absolute Hochzeit hatte. Es war nicht leicht, damals alles auf die Reihe zu kriegen. Die zahlreichen Besetzungswechsel und die fehlenden Touren haben uns immer etwas zurückgeworfen, außerdem ist es immer schwierig gewesen, die richtigen Leute zu finden. Eben solche, die für die Band auch leben und es nicht nur dahersagen. Und ja, den CD-Verkauf zu steigern ist natürlich ein Ziel von uns. "Kill On Command" hat sich in den USA allein in der ersten Woche 700 Mal verkauft was uns ja zeigt, dass wir immer noch auf unsere treue Fanbase bauen können, dass sie uns immer noch sehen und hören wollen.

Typisch für euren Sound waren immer die deutlich hörbaren Thrash Metal Einflüsse, die auch am neuen Album bei Songs wie "Rise Up And Revolt" oder "Born Of Contagion" zu vernehmen sind. Wie wichtig ist euch der Thrash Metal an sich? Werdet ihr stark von ihm beeinflusst?

Thrash ist verdammt wichtig für mich! Ich bin schließlich mit DESTRUCTION, KREATOR, SODOM und CELTIC FROST aufgewachsen. Die guten alten Tage, wo du zum nächsten Plattenladen gerannt bist, die geilen Cover angsehen hast und dir selbst sagtest: "Ich brauche diesen Scheiß!" Ich bin sicher, dass du in meinen Songs viele Thrash-Vibes hörst. Ich denke, die neuen Songs sagen es dir ohnehin.

Nach fast 20 Jahren on the road gibt es ja sicher die eine oder andere lustige, abartige oder abstruse Tourstory, die du jetzt gerne loswerden willst oder?

Das würde jetzt wohl den Rahmen sprengen, aber wir behalten all die Erlebnisse natürlich in Erinnerung.

Stichwort Tour: Gibt es diesbezüglich schon Pläne für die nächste Zeit? Werdet ihr vielleicht auch hier bei uns in Österreich vorbeistreifen?

Wir haben gerade ein paar kleine Touren von Juni und Juli abgezockt. Im Oktober werden wir mit IMMOLATION durch die Staaten touren und eine weitere große für danach ist noch in Planung. In Europa werdet ihr uns wohl im Frühling 2012 und auf diversen Festivals sehen können.

Wenn du all deine veröffentlichten Alben ranken und bewerten müsstest, wie würde denn dann das Ergebnis aussehen?

1. Dead And Buried (2001) - weil wir mit diesem Album endgültig unseren Stil und den richtigen Sound gefunden haben.
2. Kill On Command (2011) - weil es einfach unser bestes Album ist und es außerdem noch den fettesten Sound hat
3. What Horrors Await (2009) - weil ich das Gesamtpaket einfach liebe
4. Fueled By Hate (2004) - weil ich mit diesem Album richtig tiefe Gefühle verbinden kann
5. War Zone (2006) - ich liebe die Scheibe, aber das Label hatte einfach alles falsch gemacht (Crash Music Inc. - Anm. d. Verf.)
6. Slaughter The Weak (1997) - unsere erste richtige Veröffentlichung, mit der wir uns einen guten Namen machen konnten
7. Darkness Foretold (1998) - es war der Hammer, die Coversongs aufzunehmen, von denen ich immer träumte
8. Skin The Living (1995) - das war unser erstes Demo, aber viele Leute wollen die Songs noch immer live hören

Großartig! Jetzt kannst du noch die berühmten letzten Worte an eure österreichischen Fans richten.

Wir hoffen natürlich, auch wieder bei euch in Österreich auf der Bühne stehen zu können. Es ist immer wieder herrlich, all unsere Die Hard Fans wiederzusehen. Und danke für den Kauf des Albums und eure Unterstützung für die Old School!


WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE