31.05.2015, Komma, Wörgl

ARCH ENEMY + DRONE + SILIUS

Veröffentlicht am 05.06.2015

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Der Konzert-Overkill im Tiroler Land schlägt heute unbarmherzig zu – FLOTSAM AND JETSAM sorgen für Kult in der Innsbrucker p.m.k und gleichzeitig spielt die Melodic-Death-Institution ARCH ENEMY im Komma Wörgl auf. In der Hauptstadt dürfen zudem auch noch die Kumpanen von REAPERS CALL als Support auf die Bretter und in Wörgl die Kollegschaft von SILIUS neben DRONE den Abend eröffnen. Es zerreißt einem sprichwörtlich das Herz und sich der Strafe bewusst, die man von Metal-Inquisitor Possessor abholen wird entscheidet man sich den Weg ins Tiroler Unterland anzutreten und sich von Amazone Alissa die Gehörgänge an diesem beschaulichen Sonntag durchputzen zu lassen. Wenn die Trveness-Gerichtsbarkeit mit Bier milde gestimmt wird, so drohen dem Verfasser wohl nur mehr ein überschaubares Maß an Hieben und Prügel… AA, AH, AAH, AHH, AAAH! Die Vorfreude im Gesicht und die Exmetalikation im Rücken geht es mit der farblich den Haaren der heutigen Hauptattraktion angepassten Knutschkugel (Copyright by Tina) Richtung Komma Wörgl. Early Show tonight mit Beginn um 19 Uhr, was dem Montagsmuffel den sonntäglichen Metalspaß erleichtert.

Angekommen begibt man sich auch gleich auf die Suche nach der grölenden Herzdame, die sich aber anscheinend mit ihrem Doyle in trauter Zweisamkeit im Hotel dem Yoga-Wahnsinn hingibt und so muss man das Vorkonzerts-Stelldichein mit der Mannschaft von SILIUS abhalten, die dann aber auch sogleich auf die Bretter müssen.

SILIUS:
Die Landecker Thrash-Groover (Thrash nicht Trash!) präsentieren sich momentan als eines der ganz heißen Eisen der Abteilung „Tyrolean Steel“. Hat man doch mit „DEMOn“ (zum Review) schon eindrucksvoll bewiesen, dass hier mehr als nur Potential vorhanden ist und vor allem das wichtigste im Vordergrund steht – das Herzblut, dass die fünf Metalfreaks in ihre Kompositionen stecken. Zuletzt entschied die Groove-Machine dann noch das „Wacken Battle“ für sich und am Vortag des heutigen Abends noch zusätzlich das Finale des „Metal Battle“ in Wien. Somit dürfen die Tiroler dem Rest der Welt nicht nur am „Wacken-Open-Air“, sondern auch am „Nova-Rock“, „Kaltenbach Open Air“ und bei den „Metal-Days“ zeigen wo der Barthel den Most herholt. Stormbringer gratuliert an dieser Stelle noch einmal zum verdienten Sieg und der Schreiberling zieht den Hut, als Zeichen der -Ehrerbietung, von seiner Glatze.

Als trinkfreudiges Volk bekannt, macht die Combo dann heute trotz der Finalfeier am Vortag einen mehr als lebendigen Eindruck. Topfit geht man zu Werke, eine Tee-Abstinenzlerband im Stil von SAXON oder TWISTED SISTER werden die Musiker jedoch bestimmt nie werden und so gibt es das verspätete Siegerbier eben heute auf der Bühne – Prost! „Sick & Tired“ ist hier heute nichts, SILIUS sind mittlerweile zu einer gut eingespielten Truppe herangewachsen, die sich selbst zum „Tool Of Destruction“ erklären. Das beginnt mit Lead-Sechsaiter Haui, der sein rotes Monster im METALLICA/MEGADETH-Style quält und setzt sich mit Fronter Mottl fort, der auch vor keinem Tanz im Publikum zurückschreckt um das noch etwas verschlafene Publikum aus seiner Trance zu holen. Drummer Ralph lässt die Sticks nicht nur sprichwörtlich durch die Halle fliegen und sorgt auch heute wieder für genügend Druck der Performance. Man vermeidet nun auch, dass die Drums im Gegensatz zum Rest des Krawalls zu übermächtig wirken und der Sound im Komma ist heute sowieso eine Gourmetangelegenheit. Basser Martl und Gitarrist Mex fügen sich dazu perfekt in das Power-Trio ein und man stellt schon mal die Posen der großen Vorbilder nach. Mit „Message In A Molotov“ ist eine qualitativ hochwertige Darbietung vorbei, welche noch eine Stufe höher steht als der zuletzt schon starke Auftritt im alten Kino Landeck (zum Livereport), wo man als Opener für die Kult-Truppe DESASTER wütete. SILIUS steht die große Bühne vorzüglich und wir wollen auf jeden Fall auch zukünftig mehr davon sehen!

Sexlist:
(Bezeichnung lt. Bandangaben besser als Setlist)
- Immortalize
- Joy & Pain
- Invictus
- Sick & Tired
- Tool Of Destruction
- Mocca Demon
- Evil Monument
- Message In A Molotov

DRONE:
Am 31.5.2015 um 20 Uhr werden DRONE etwas tun, was noch nie eine Band zuvor geschafft hat: Sie werden die ungeschriebenen redaktionsinternen Naturgesetze außer Kraft setzen. Es gilt frei nach dem Standardmodell das empirisch belegte wissenschaftliche Prinzip: „Was Fotografin Tina gefällt, gefällt dem Schreiberling Laichster nicht und ebenso umgekehrt!“.. Die modern angehauchte Thrash/Groove/Death- was auch immer Kombo aus dem deutschen Celle vermag jedoch diese rudimentäre Universalregel des Universums außer Kraft zu setzen und das ganz ohne dem Verfasser sinneserweiternde Substanzen in seinen Kadaver zu injizieren. „Deepest Red“, „Welcome To The Pit“ und ziemlich schnell wird klar, DRONE sind eine Mischung aus ENTOMBED („Wolverine Blues“-Groove), LAMB OF GOD, MOTÖRHEAD-Riffs und keiner Angst vor nach Modernität strotzenden Experimenten.

Was von vielen Kritikern der bisher erschienenen Longplayer als negativ bezeichnet wurde, genau das macht live den Charme von DRONE aus. Ein vor sich hin groovender Hybrid mit hohem Walzfaktor und so wundert es nicht, dass sich bald der Moshpit bildet in dem heute eine Frau den Herren der Schöpfung ordentlich einheizt. Kampfbräute braucht das Land! Fronter Mutz (“Der sieht ja aus wie einer von diesen Indianern, wie heißen die noch mal? Ah ja, Mohikaner, genau!“ – unbekannter Zuschauer) und seine Getreuen zeigen sich absolut sympathisch auf der Bühne des Komma und sind zu Späßen aufgelegt. Dem Bier, wie unsere lokalen Opener auch nicht abgeneigt, ballert man im gut abgestimmten Soundkleid und unter fetter Lightshow „Hammered, Fucked And Boozed“ auf's überwiegend junge Fanvolk. „Croak In Your Waste“ und am Ende noch „Piss Drunk“ oben drauf, das Komma wird langsam zur Sauna und DRONE präsentieren sich als Live-Band mit hohem Spaßfaktor, welche das Publikum für die anstehende Watschen in die richtige Stimmung versetzt hat. Setlist: - Deepest Red - Motör Heavy Piss Take - Welcome To The Pit - Format C - Making Believe - Burning Storybook - Into Darkness - Hammered Fucked And Boozed - Croak In Your Waste - Theopractical - Piss Drunk

ARCH ENEMY:
Über ARCH ENEMY scheiden sich seit jeher die Geister! Entweder man hasst das Melodic-Death-Baby des Mannes, der mit CARCASS einen zeitlosen Klassiker namens „Heartwork“ geschaffen hat, oder man liebt einfach die vor feinsinniger Melodie in Kombination mit brachialen vorwärtsgedrückten Punch nur so strotzenden Kompositionen des Schweden Michael Amott. Die Band unterliegt gleich wie das Schaffen des Masterminds einem ständigen Wandel und befindet sich seit dem Ausstieg von Angela Gossow dank Ex-THE-AGONIST-Fronterin Alissa White-Gluz (nein wir werden das „Wer ist besser?"-Thema hier nicht aufgreifen!) in einer neuen Phase ihrer musikalischen Entwicklung. „War Eternal“ (zum Review) entpuppte sich nach anfänglicher Skepsis als vielschichtiger Brocken, welcher dank der neuen Powerfrau an der Front zu so etwas wie einem weiteren für die Zukunft wegweisenden Meilenstein der Bandgeschichte werden könnte. Das Amott'sche Feuer brennt auf jeden Fall immer noch hoch lodernd und mit ex-NEVERMORE-Saitenhexer Jeff Loomis hat man neben der charismatischen Fronterin eine weitere Wunderwaffe in Sachen Bühnenabriss mit am Start. Daniel Erlandsson am Panzergeschütz wird uns auch heute die Luft wegdrücken und Langzeitbasser Sharlee D'Angelo war bisher immer ein Garant für eine fehlerlose Darbietung. Wer sich im vergangenen Jahr das Monster-Package VADER, SODOM, ARCH ENEMY und KREATOR reingezogen hat, der weiß das ARCH ENEMY momentan eine ihrer stärksten Live-Phasen haben. KREATOR erblassten vielerorts unter der geballten Energie des heutigen Headliners… never forgive, never forget!

Von hohen Erwartungen an den heutigen Auftritt zu sprechen wäre also eigentlich schon untertrieben, es ist eine Bringschuld an das anwesende Fanvolk. Im Dunkel der Bühne erklingt dann pünktlich um 21.30 Uhr die „Khaos Overtüre“ und der mittlerweile nicht mehr so jung wirkende Großmeister betritt die Bretter des Komma. Apropos lieber Michael, bist du als Werbetestimonial für Haarfärbemittel unter Vertrag oder warum ballerst du dir neuerdings dieses grässliche Hellrot auf deinen Kopf, welches deinen Haarausfall mehr betont als überdeckt? Mit Haarausfall und sonstigen Altersschwächen hat Schreihals Alissa noch lange nicht zu kämpfen, die gleich beim Opener „Yesterday Is Dead And Gone“ klarstellt, wer hier die Hosen an hat. Früh- und spätpubertiernde Fanboys im Publikum, ihr braucht gar nicht erst daran zu denken, bleibt besser bei euren Gothic-Kleidchen tragenden, auf NIGHTWISH stehenden Freundinnen. Diese Frau dreht euch so kaltblütig den Hals um als ob ihr nur Schweine auf der Rampe der nächsten Industriemetzgerei wärt und dass, obwohl die Amazone bekennende Veganerin ist. Sollten hier übrigens wieder sich von meiner Schreiberwenigkeit respektlos behandelt und in ihren subkulturellen Pseudoalternativ-Weltrettungs-Gefühlen verletzt gefühlte Metalcore/Straight-Edge-Menschen mitlesen - Frau White-Gluz wird deswegen nicht dahingehend kritisiert oder durch den Kakao gezogen (Humor kennt ihr ja nicht, wenn es ums Essen geht!), da sie ihre persönlichen Ansichten nicht auf der Bühne wie ein Marktschreier propagandiert und nicht zur „Fleischesser-Mord-und-Totschlag-Treibjagd“ aufruft. Propagandiert wird hier heute nur eine durchgestylte Show, an der es bis auf das wenig stimmungsvolle weiße Licht nichts auszusetzen gibt. „War Eternal“ heißt es im Pit und die Location wird endgültig zur Sauna, angefeuert durch eines der wohl momentan am professionellsten agierenden Frontbiester im Metal-Universum. Das ehemals kleine schüchterne kanadische Mädchen wurde zur perfekten Kunstfigur, optisch perfekt durchgestylt und mit der blauen Haarpracht sowieso den Marketing-Jackpot geknackt, gibt es gesanglich auch voll eines auf die Fresse. Eine bis ins letzte Detail perfektionierte Darbietung, welche Amott, Loomis und Co. in den Hintergrund rücken lässt, wo sie für den nicht nur auf das zugegebenermaßen mehr als heiße Gestell von Schlumpfine (Betty färb dir doch mal die Haare blau, dann bist du kein Hobbit mehr) geiernden Zuseher und vor allem Hörer eine Retroperspektive aus mittlerweile fast 20 Jahren ARCH ENEMY inszenieren.

„Ravenous“, „My Apocolypse“ oder „Dead Eyes See No Future“ reißen die Hütte ein und Songs wie „As The Pages Burn“ oder „Avalanche“ vom „War Eternal“-Album stehen den eingesessenen Gassenhauern um nichts nach. Brachial durchgezockte 90 Minuten, keine unnötigen Pausen zwischen den Songs, große Gestik auf der Bühne und erhobene Fäuste vor der Bühne (manche auch aus Holz). Wie könnte es anderst sein, mit „Nemesis“ werden ein letztes Mal Knochen gebrochen… one for all, all for one, we are strong, we are one!

Setlist:
- Khaos Overture Intro
- Yesterday Is Dead And Gone
- Burning Angel
- War Eternal
- Ravenous
- Stolen Life
- My Apocalypse
- You Will Know My Name
- Bloddstained Cross
- Taking Back My Soul
- As The Pages Burn
- Dead Eyes See No Future
- Avalanche
- No More Regrets
- No Gods No Masters
- We Will Rise
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- Tempore Nihil Intro
- Never Forgive, Never Forget
- Snowbound
- Nemesis
- Fields Outro

Egal was die ewigen Nörgler und Einpeitscher des Brutalo-Death-Metals sagen, ARCH ENEMY sind unbestritten derzeit eine der besten Live-Bands die man sich ohne Angst um rausgeworfenes Geld anschauen kann, auch wenn manche Hipster-Blogger glauben, dass eine top organisierte Show keinen Spaßfaktor mehr hat. Amott weiß was er den Fans schuldet und dementsprechend professionell wird jede Show durchgezockt. Dafür zahlen wir auch gerne einen angemessenen Eintrittspreis und keinen Solidaritätsbeitrag für eine 08/15-Underground-Bobo-Kapelle, die dann vermeintlich "real" und "alternativ anspruchsvoll" ist! Nächstes Jahr wird die Band ihr 20-jähriges Bestehen feiern können und in der derzeitigen Konstellation kann man sich nur noch viele weitere Jahre für die schwedische Institution wünschen!

Thx für die Pics geht an Christoph Marberger und unsere Fotograben-Amazone Tina, welche zwar nicht blauhaarig ist, aber mindestens gleich schlagkräftig!


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