10.11.2006, Posthof

Amon Amarth

Text: PMH
Veröffentlicht am 13.11.2006

Knappe 1000 (!) Besucher wollten sich dieses Package nicht entgehen lassen – bereits zu früher Stunde sammelten sich Wikinger aus der ganzen Umgebung um mit Johann Hegg und seinen Mannen anschliessend eine berauschende Party zu feiern … Der grosse Saal des Linzer Posthofs erwies sich wie schon desöfteren als geeignete Location um einen derartigen Abend zu zelebrieren – gute Sound & Sichtverhältnisse (die zahlreichen Sitzplätze auf den Logen waren definitiv nicht zu verachten für älteres Bangervolk; auch hemmunglos knutschende Teenager wussten die Intimität durchaus zu schätzen ! ?) sind nicht in allen Locations dieses Landes gang und gebe ! Pünklich um 20 Uhr starteten die Folkmetaller TYR ihre halbstündige Performance – stilgerecht in Kettenhemden und Lederarmband gehüllt wussten sie das sofort steil gehende Publikum mit ihren traditionellem Liedgut zwischen doomiger Schwerfälligkeit und belebendem Klargesang zu begeistern – instrumental sind die Mannen von den Färöer Inseln nach wie vor keine grosse Nummer, zum Glück hatten sie jedoch den komischerweise besten Sound des Abends auf ihrer Seite ! Inhaltlich boten sie einen Querschnitt der bisher erschienen beiden Alben auf Napalm Records …. Nun ja, mein Ding sind sie nach der neuerlichen Gastspielreise in diesem Herbst (im September war man mit den APOKALYPTISCHEN REITERN on Tour !) noch immer nicht, aber aller Anfang ist bekanntlich schwer …Hail to the Hammer ?!? Die Vorfreude auf Wintersun kannte im Anschluss beinahe keine Grenzen, auffällig viele Metalkids trugen das Logo der Finnen am schwarzgewandten Leibe und so manch einer deckte sich am Merchandisestand noch zusätzlich mit lebenswichtigen Utensilien seiner Lieblingsband ein – Shirts in nahezu allen möglichen (und unmöglichen) Motiven gab es zur Genüge, dazu des weiteren die aktuellen CDs & DVDs, Schweissbänder, Poster und dergleichen ! Nach einem allzu pathetischen Intro heizten Wintersun dem Saalpublikum auch gleich gehörig ein, der Start war furios um nicht zu sagen übermotiviert seitens der Band ! Nach und nach kristallisierten sich doch dann entscheidende Schwächen heraus – sei es das allzu starre Stageacting, das kaum wahrzunehmende Schlagzeug oder die doch stark begrenzte Songauswahl – mit nur einem Album im Rücken derartigen Status innezuhaben deutet eher weniger auf die spieltechnische Klasse (die die Band durchaus hat, nur leider weiss sie das derzeit noch nicht in adäquate Songs umzusetzen !) als auf die Promotionmaschine NuclearBlast im Hintergrund hin; so wurde das gut 2 Jahre alte „Debüt“ vor kurzem noch einmal neu aufgelegt (inkl. belangloser LiveDVD) um die Heerscharen der hinzugekommenen Jungfans noch einmal zum Kauf zu motivieren ! Die Melange aus zahlreichen Children of Bodom-Elementen inklusive geringem Schwarzwurzelzusatz und dezenten Maiden-Anleihen mag auf Tonträger durchaus ihre Reize entfalten; live war von der Magie und der Spielfreude nur wenig zu merken – auch der matte Sound (undifferenziert & etwas übersteuert) tat das Seinige um wohl nur die wirklichen DieHard-Fans auf ihre Seite zu ziehen ! Wohlan, die Masse störte sich nicht an diesen Kritikpunkten und feierte die Finnen lauthals ab – mein Tipp an die Band jedoch lautet: Stellt endlich euer zweites Album fertig, macht im Proberaum die Nacht zum Tage, bildet als Band eine Einheit und besorgt euch einen anständigen Livemixer – dann klappts auch mit den Kritikern ! All das war nur ein Vorgeplänkel was uns in den nächsten anderthalb Stunden erwarten würde – Amon Amarth waren wieder einmal in Linz zu Gast und legten mit dem Backdrop der aktuellen Scheibe umrahmt gleich einmal lautstark mit „Valhall awaits Me“ und „Runes to my Memory“ los – der anfangs matschige Sound wich zum Glück nach einigen Minuten einer „Wall of Sound“ bei der nur die immer noch zu leisen Gitarren etwas bemängelt werden müssen ! Frontbär Johann Hegg zeigte der Linzer Frauenwelt seine parallel zu den Albumverkäufen angewachsene Bierwampe und begrüsste auf deutsch die zahlreich erschienen Wikinger um gleich mit DEM Amon Amarth – Track schlechthin („Death in Fire“) die Stimmung noch weiter gen Siedepunkt zu treiben ! Irgendwie haben Amon Amarth in den letzten Jahren alles richtig gemacht – vor knapp 10 Jahren stand ihr Debüt noch mehr oder weniger unbeachtet in den Läden, heute streiten sie sich mit namhaften Popacts um vordere Platzierungen in den europäischen Albencharts – eine vertrauenswürdige Plattenfirma im Talon und unzählige Liveschlachten später stehen die Nordmänner nun wohl am Zenit ihres Genres; ob da in Zukunft noch mehr gehen wird ohne sich musikalisch anzubiedern scheint wohl eher unwahrscheinlich …. Zurück zum Geschehen – Das Schicksal der Nornen bestimmte nun das Bild und zeigt die Band dank tatkräftiger Unterstützung des Publikums in jener Spiellaune die ich bei Wintersun so sträflich vermisst habe ! Der Kontakt zu den eigenen Fans soll auch bei einer Livedarbietung nicht unterschätzt werden – wenige Worte reichen oft aus um das Ganze noch intensiver zu gestalten ! Das Hauptaugenmerk der Songauswahl lag grossteils bei den letzten drei Alben und liess die beiden Frühwerke „The Avenger“ und „The Crusher“ (unberechtigterweise) ausser Acht; lediglich zwei Tracks vom Debüt entschädigten dafür etwas ! Nach „Gods of War Arise“ (inkl. genialem Schlussteil) ging nach einer kurzweiligen und unterhaltsamen Show erstmals der Vorhang runter und das erhitzte Wikingervolk verlangte naturgemäss nach mehr !! „The Pursuits of Vikings“ eröffnete den 3-teiligen Zugabenteil; frenetisch aufgenommen wurde dieser in der Publikumsgunst weit oben stehende Hammertrack ohnehin – mit „Versus the World“ und dem wohl unumgänglichen „Victorious March“ war nach 90 Minuten dann aber Schicht im Schacht und wohl keiner der Anwesenden bereute anschliessend den wohl stolzen Preis der Schlacht von 29 Euronen …. Amon Amarth – die Manowar des Death Metals ?!? Vielleicht – aber wenigstens bieten sie nebst ihren Posen auch anständige Musik und verarschen weder Fans noch diverse Musikmagazine ein ums andere Mal … Tracklist Linz – ohne Gewähr : Valhall Awaits Me Runes To My Memory Death In Fire The Fate Of Norns 1000 Years Of Oppression Across The Rainbow Bridge With Oden On Our Side Asator An Ancient Sign Of Coming Storm Cry Of The Blackbirds The Last With Pagan Blood Once Sent From The Golden Hall Gods Of War Arise The Pursuits Of Vikings Versus The World Victorious March


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