13.06.2005, Posthof

Dream Theater

Text: adl
Veröffentlicht am 17.06.2005

"Prog Metal funktioniert nicht in Österreich." "Zu DREAM THEATER kommen in Österreich keine Zuseher." "DREAM THEATER sind zu teuer für den österreichischen Markt." In den vergangenen Jahren mußte der Fan anspruchsvoller Metalklänge die unterschiedlichsten Erklärungen anhören, warum die Könige des Progressiven Metal wieder nicht nach Österreich kommen würden - bevor man zu hunderten die Reisen ins benachbarte Ausland organisieren mußte. So geschehen beispielsweise noch im Februar 2004, als die Hälfte der ersten Reihe der Nürnberger Stadthalle aus österreichischen DREAM THEATER Fans bestand. Umso überraschender kam dann Mitte März die Nachricht vom Veranstalter ROCK THE NATION, daß man sich doch drübergetraut hat, und die New Yorker Ausnahmeband für einen Gig am 13. Juni im Linzer Posthof verpflichten konnte! Der Mut wurde belohnt: zwei Wochen vor dem Konzert konnte man die Plakat mit dem selten verwendeten "Ausverkauft!" Sticker überkleben. So viel zum Thema "Prog Metal funktioniert nicht in Österreich"...

Da die Sommertour des Traumtheaters fast ausschließlich aus Festivaldates besteht, kamen die zahlreichen Besucher des Posthofes in den Genuß eines "Evening with DREAM THEATER". Mit anderen Worten: kein Support Act, stattdessen gut drei Stunden DREAM THEATER pur. Wer diese Band kennt, weiß es bereits: die benötigen auch keinen Support, denn als kurz nach 20 Uhr die Lichter in der Halle ausgingen, brodelte der Posthof bereits ganz von selbst vor Hochspannung. Der Opener der Abends war zugleich auch der Opener des aktuellen Albums "Octavarium", "The Root of All Evil". Ab der ersten Minute wird klar, welchen Stellenwert DREAM THEATER hierzulande wirklich haben, denn obwohl "Octavarium" erst seit genau einer Woche erhältlich war, sang die ganze Halle im Chor mit. Da dürften auch die an sich abgebrühten Musiker die eine oder andere Gänsehaut verspürt haben. Gleich im Anschluß folgte ein Riesensprung zurück ins Jahr 1992, als "A Fortune In Lies" die beispiellose Karriere dieser Band startete. Obwohl 13 Jahre und diverse Besetzungswechsel zwischen diesen beiden Nummern liegen, hätte ein Aussenstehender meinen können, sie wäre aus ein und dem selben Guß gemacht. Ein Kunststück, das nicht vielen Bands gelingt. Als Frontmann James LaBrie ankündigte, daß man nun die nächsten drei Stunden miteinander verbringen würde, kannte der Jubel im Publikum keine Grenzen. Die Setlist des Abends umfasste die gesamte bisherige Karriere der New Yorker und wurde nur durch eine 20-minütige Pause unterbrochen.

Besonders auffallend war in Linz, daß James LaBrie in geradezu bestechender Form war und auch die schwierigen Parts ("Panic Attack"!) nahezu problemlos bewältigte. Sehr zur Freude von John Petrucci, der - wie auch Bassist John Myung - gewohnt souverän aufgeigte und für staunende Gesichter sorgte. Jordan Rudess hatte wieder eine Menge Spaß mit seinen um 180° drehbaren Keyboards, auf denen er unterm Strich vermutlich mehr Kilometer zurücklegte, als seine übrigen Bandkollegen. Seine liebe Not hatte lediglich zeitweise Drummer Mike Portnoy, dem einige Kunststücke nicht ganz nach Plan gelangen - doch auch Genies dürfen mal einen schlechten Tag haben.

Obwohl Songs wie "The Mirror", "A Change Of Seasons" oder der geniale Titeltrack von "Octavarium" in Linz nicht auf der Setliste standen, blieben angesichts der natürlich viel zu rasch vergangenen 2 Stunden und 45 Minuten kaum Wünsche offen. So mancher wurde erst wieder durch die extrem überteuerten Preise am Merchstand auf den Boden der Realität zurück geholt. Der Rest ließ am Parkplatz inmitten der durch zig Autoradios veranstalteten DREAM THEATER-Aftershowparty diesen verdammt genialen Abend Revue passieren. Setlist (Linz, 13.06.2005) 1. The Root of All Evil 2. A Fortune In Lies 3. Under A Glass Moon 4. Panic Attack 5. Endless Sacrifice 6. Jordan Solo Spot 7. Through My Words 8. Fatal Tragedy 9. In The Name of God -- Pause -- 10. About To Crash 11. Learning To Live 12. Never Enough 13. Sacrificed Sons 14. The Spirit Carries On 15. Solitary Shell 16. About To Crash (reprise) 17. Losing Time/Grand Finale -- Zugaben -- 18. As I Am 19. Pull Me Under


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