30.01.2007, Arena

Europe

Text: ag
Veröffentlicht am 06.02.2007

Europe haben die Arena bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Zeiten der Stadien sind für die 80er Heroen zumindest hierzulande vorbei. Aber irgendwie paßt dieser Rahmen eines grösseren Rock-Clubs sehr gut zur gereiften Attitüde der Band, die keine Tonnen von Haarspray mehr verbrauchen, sondern höchstens ein bisschen Gel oder Styling-Schaum. Ein Europe-Konzert ist schon was tolles: Die haben fast so viele Hits wie ABBA, doch indem sie ihr neues Material betont eifrig spielen, ist der Rock-Faktor höher als der Nostalgie-Faktor. Für Europe kann die Reunion als voll geglückt angesehen werden, jetzt ist sie in der Bewährungsphase und es wird sich weisen, ob es ein Strohfeuer war oder ob ernsthafte Musik nachkommt. Zum Konzert: von Anfang an – es ging pünktlichst kurz nach 20:00 los – stehen die Nummern des neuen Albums im Mittelpunt, unterbrochen von den Klassikern. Die neuen Songs funktionieren live besser als auf dem Album, können aber im Gegensatz zu den Songs von "Start From The Dark", dem vorletzten Album, mit den alten Hits nicht mithalten. Kein Wunder also, dass es bei den Zugaben die beste Stimmung gibt, mit "Cherokee" usw. Die Band steht selbstbewußt auf der Bühne, macht Druck und vermittelt Spielfreude, ohne es zu übertreiben. Joey Tempest wirft seinen Mikro-Ständer bewährt durch die Gegend, John Norum ist auffallend freundlich und weniger introvertiert als sonst (hat auch ordentlich an Gewicht zugegelegt). Mic Michaeli hat ein ominöses T-Shirt mit dem Text Fuck A1 an – was mag das wohl bedeuten? John Leven spielt auch sehr relext und Ian Haugland der barfüssige Schlagzeuger – diesmal wieder an einem reduzierteren Set fühlt sich in der harten Gangart der neuen Songs ziemlich wohl. Das Publikum ist gut durchmischt: ein paar junge Gesichter, ein paar recht alte, und viel irgendwo dazwischen. Alle machen eine super-Stimmung und lassen sich toll von der Band zum klatschen, springen und jubeln motivieren. Auffallend gegenüber der letzten Tour: Europe sind mutiger geworden. Ausgedehnte Instrumental- und Soloteile, sogar vom recht unvirtuosen Bassisten. John Norum hält sich bei den Kee Marcello Solos nicht mehr so an das Original, verNorumisiert sie praktisch, was manchmal sogar ein bisschen daneben geht. Amüsant ist die Version von "Carrie", mit Akustik-Gitarre und "Wish you were here" – Zitat. Daß das "Final Countdown" Intro vom Band kommt, ist irgendwie komisch. Das müßte der Keyboarder doch hinkriegen. Nach 2 Stunden ist dann Schluss und man sieht jede Menge zufriedener Gesichter. Insgesamt haben Europe gegenüber der letzten Tour etwas nachgelassen, obwohl sie immer noch ein toller Live-Act sind. Wenn das nächste Album wieder stärker sein sollte als "Secret Society", sind sie immer wieder einen Konzertbesuch wert!


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