28.04.2007,

Deadlock

Veröffentlicht am 29.04.2007

Ein Samstag Ende April - wunderbares, warmes Wetter, die deutschen Melodic-Death-Heroes von DEADLOCK im Planet Music, dazu deren Lablekollegen THE BLACKOUT ARGUMENT und die Locals von DARK AGE CRUSADE - eigentlich ideale Voraussetzungen für einen heftigen Konzertabend. Warum das Planet Music trotz des absolut hochkarätigen Line-Ups so leer bleibt (und sich auch für den Rest des Abends nicht füllt), ist mir unbegreiflich - es kann höchstens daran liegen, dass sich die Qualitäten DEADLOCKs bei uns noch nicht genügend herumgesprochen haben, von Konkurrenzveranstaltungen in der Szene und im Escape einmal ganz abgesehen. Pfui, Wien!

Kurz nach Acht eröffnen die Wiener DARK AGE CRUSADE den Abend. Die fünf Jungs um Sänger Marcel (manche kennen ihn vielleicht vom ABC, bei dem er die Ansagen zwischen den Bands macht) liefern ganz ordentlichen Power Metal und bieten den knapp 30 Leuten, die sich heute versammelt haben, mal die Gelegenheit, sich ein bißchen für die Headliner vorzubereiten. Während technisch ganz ordentlich was geboten wird, schwächelt Marcels Stimme immer wieder etwas, und auch vom Songwriting her regiert eher solides Mittelmaß. Langweilig wird trotzdem niemandem, und die Jungs spielen sich souverän durch ihr halbstündiges Set, um THE BLACKOUT ARGUMENT Platz zu machen.

Als THE BLACKOUT ARGUMENT nach kurzer Aufbaupause die Bühne entern, scheinen die wenigen zahlenden Gäste sogar noch weniger geworden zu sein. Lediglich eine tapfere erste Reihe zeugt von Publikum, dafür allerdings ordentlich. Auch die Band selbst lässt sich vom leeren Saal nicht abschrecken und liefert eine kompromisslos brutale, brachiale Metalcore-Show, die sich gewaschen hat. Die Songs der Deutschen brechen zwar keine Originalitätsrekorde, dafür kann man live dazu so richtig schön durchdrehen, was die Fans vor der Bühne auch gut vormachen. Vor allem Sänger Sinan schreit sich die Seele aus dem Leib, und so viel Bewegung und Energie habe ich bis jetzt selten gesehen - absolut professionell shreddet sich auch die Saitenfraktion durch das Set, hüpft von einer Ecke der Bühne zur anderen, und das alles begleitet von knackigem und präzisem Schlagzeug. Spätestens nach zwei Songs ist klar, dass THE BLACKOUT ARGUMENT es absolut drauf haben. Als zur Mitte des Sets schließlich die Burschen von DEADLOCK auch mal vorab auf der Bühne vorbeischauen (an dieser Stelle danke an Sabine für den Tip!) - und zwar äußerst spärlich (nur mit stragegisch platzierter Socke) bekleidet, kann sich auch die Band kaum noch vor lachen halten.

Wenige Minuten nach Zehn heißt es dann Bühne frei für DEADLOCK. Die fünf Burschen und das Mädel aus Bayern haben nicht nur ein erstklassiges Album im Gepäck (nämlich "Wolves", das ich bereits vor einigen Wochen zur Dauerbeschallung empfohlen habe), sondern auch jede Menge Spielerfahrung auf dem Buckel. Als das Intro ertönt, versammeln sich auch brav alle übriggebliebenen Hartgesottenen vor der Bühne, um der Band Tribut zu zollen. Schon der erste, etwas ältere Song sorgt für offene Münder, und auch die darauffolgenden kraftstrotzenden "Wolves"-Hits "Code Of Honour" und "We Shall All Bleed" verfehlen ihre Wirkung nicht. Vocalist Johannes gibt alles, ebenso wie Sängerin Sabine, die auch live in jeder Sekunde absolut überzeugen kann und jeden Ton perfekt trifft. Dazu das wuchtige Schlagzeug von Drummer Tobi und fette Gitarrenwände, getragen von druckvollem Bass - einfach unglaublich. Unerschöpflich, energiegeladen und humorvoll präsentieren die Sechs ihr Set, ohne dass auch nur einen Moment lang Langeweile aufkommt, was einerseits natürlich am exzellenten Songmaterial, andererseits auch an der unglaublichen Präsenz der charismatischen Deutschen liegt. Sogar zu einer Zugabe lassen sich DEADLOCK hinreißen, und das in einer Situation, in der andere Bands wohl etwas genervt von der Bühne gegangen wären. Eine absolut große Band. Das nächste Mal ist für alle Pflichttermin, da gibt's keine Ausreden! Auf Stormbringer steht's eh rechtzeitig. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich auch das DEADLOCK-Interview nicht entgehen lassen, das ich mit Sänger Johannes und Gitarist Basti geführt habe, und das im Laufe der folgenden Woche online gehen wird. Das aktuelle Album - "Wolves" - anzuhören kann auch nicht schaden!


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