21.05.2007,

TRIVIUM

Veröffentlicht am 27.05.2007

„Hot town, summer in the city“, sang einst JOE COCKER. Wien kochte am 21. Mai temperaturmäßig schon vor der Show von selbst. Wie würde das erst im „Planet Music“ bei dem super Line-Up TRIVIUM/ANNIHILATOR/SANCTITY werden?! Schnell noch einen halben Liter Mineral in den Körper und auf gings. Das Zielpublikum von TRIVIUM dominierte das Geschehen vor der Halle: Fast ausschließlich Leute weit unter 20, jeder zweite davon mit einem Shirt der Band. Da kam ich mir mit meinem ANNIHILATOR-Longsleeve schon fast wie ein Außenseiter vor. Und ebenso wie bei METALLICA und HEAVEN & HELL hätte ich auch hier gerne der „Vorband“ den Hauptslot überlassen. Aber wie sagte Sänger/Gitarrist Dave Padden zuvor im Interview? „They just sell more records“. Und ob die Kanadier das Planet auch alleine so voll bekommen hätten, sei an dieser Stelle auch einmal in Frage gestellt. Genug der Faseleien. Los gings mit SANCTITY aus US and A und mit einem grottenschlechten, weil viel zu basslastigen und undifferenzierten Sound. Nur mit Müh und Not waren in dem Dröhnen Riffs als solche wahrzunehmen. Was mich dazu veranlasste, mir ein Bierchen zu holen, war für die Meute im vorderen Drittel wohl nicht so tragisch. Die Amis wurden mit ihrem Sound zwischen Thrash und Metalcore amtlich abgefeiert, wetzten über die kleine Bühne, als stünden sie auf einer Kochplatte und setzten auch alles daran, das Publikum immer bei Laune zu halten. Sänger/Gitarrist Jared konnte auch mit der Aussage: „Now scream for SLAYER, just because it’s fucking SLAYER!“ punkten. Mit solchen Selbstläufern zieht es halt jedem den Mund bis zu den Ohren.

Dann entert die kanadische Stakkatomaschinerie von ANNIHILATOR nach kleineren technischen Problemen die Bühne, um mit „Operation Annihilation“ vom aktuellen Album „Metal“ loszulegen. Der Sound hatte sich merklich gebessert und Jeff Waters und co. wurden von den jungen Fans schon nach ein paar Takten für gut befunden. Live fetzen die neuen Stücke um einiges mehr als auf Platte, auch wenn Klassiker wie „King Of The Kill“ mit Corey von TRIVIUM an der Gitarre, oder „Alison Hell“ mit Gastscreams von Jared (SANCTITY) erwartungsgemäß heftiger beklatscht werden. Von der Knöchelverletzung, die sich Jeff vor einiger Zeit zuzog, war nicht wirklich was zu merken. Auch den Mitmusikern von Jeff – Jeff nennt das auf der Homepage „Touring Line-Up“ – sei an dieser Stelle Tribut gezollt. An den Drums ein junger Deutscher, am Bass ein 17-jähriger (!!!!), der sich neben einer tollen Show und sehr soliden Spiel auch ab und an das Mikro mit Jeff teilte. Kurze Zwischenfrage: Wie kommt Jeff Waters immer nur zu solchen Leuten?! Etwas im Abseits war da Gitarrist und Sänger Dave Padden, der etwas müde wirkte und als Frontman, der immer ans Mikro gefesselt war, im Grunde Null Bewegungsfreiheit hatte. Positiv fiel jedoch seine sehr souveränes Gitarrenspiel, sowie sein variantenreicher Gesang auf. Als Dauerlösung ist das bewegungstechnisch aber sicher nicht optimal. Jeff Waters tropfte der Schweiß wie ein kleiner Wasserfall vom Griffbrett, unermüdlich fegte er über die Bühne und schüttelt dabei die skurrilsten Soli aus dem nassen Ärmel. Nach 45 Minuten war dann leider Schicht im Schacht und ANNIHILATOR verabschiedeten sich Richtung Dusche. Zu hoffen ist, dass die Kanadier, wie vernommen, im Herbst noch einmal auf eine Headlining-Tour vorbeikommen.

Die Verschnaufpause dauerte aber nicht lange und nach einem bombastischen Intro kochte das tropische Planet erneut. Bis auf die Bass-Drum passte auch hier der Sound und Matt und co. wurden empfangen wie Halbgötter. Den Einstieg bildet „Entrance Of The Conflagration“ und es fällt sofort auf, dass TRIVIUM Probleme haben, die Qualität der Platten auch 1:1 auf die Bühne zu bringen.

Drummer Travis Smith hat teilweise Timingprobleme und auch der Gesang wirkt nicht so druckvoll wie auf CD. Es sei aber fairerweise angemerkt, dass der Tross bereits seit sechs Wochen auf Tour ist und man einen über 80 Minuten-Set bei gefühlten 60° spielt. Neben Songs vom ersten Album gibt’s auch „Dying In Your Arms“ für die Mädels, „A Gunshot To The Head Of Trepidation“ und „Pull Harder To On The Strings Of Your Martyr” beenden einen Set, der zwar die Fans jubeln lässt, für mich aber zwiespältig ausfällt.

Zu hoffen bleibt, dass TRIVIUM nicht wie z.B. COMMUNIC zu früh als Headliner hingestellt werden. Der große Hype seitens der Presse mag zwar gerecht sein, dennoch wächst auch damit der Druck auf eine noch sehr junge Band, die ihren Weg erstmal gehen muss.


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