13.07.2007 - 14.07.2007, Spital am Semmering
Kaltenbach Open Air 2007
Das Kaltenbach Open Air ging 2007 nun schon in sein 5 jähriges Jubiläum und hat damit eindrucksvoll bewiesen, dass auch in Österreich erfolgreiche Metalfestivals abseits des Kommerz und zur Unterstützung des Undergrounds möglich sind. Hatte man zwar im Vorfeld mit einigen unerfreulichen Absagen zu kämpfen (vor allem die kurzfristige Absage des Hauptact NAPALM DEATH tat Veranstaltern wie Fans gleichermaß weh) so schaffte man es dennoch zum 5jährigen ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Lineup auf die Bühne zu stellen. Umgeben von den Wäldern des Semmering und unter wohlwollender Aufsicht des Wettergottes stand einem erfolgreichen Kaltenbach 2007 also nichts mehr im Wege. Fast nichts mehr, denn zuerst mussten diverse Freunde aus diversen Jobs losgeeist werden und im Auto auf den Semmering verfrachtet werden. Dort suchten wir uns mal einen netten Zeltplatz beim Gasthaus (diesesmal nur mit gefühlten 45% Gefälle), dachten uns unseren Teil über die dummen Kinder die ca. 10m entfernt von uns gerade einen kleinen Baum ausrissen und machten uns dann auf Richtung Gelände. Erfreulich fielen uns (vor den ersten Bands) aber erstmal die oftmals bemängelten Dixies auf, hier hat man wohl aus den Beschwerden der Vorjahre gelernt und auch Zu- und Abfahrt funktionierten problemlos. Der Weg über den Abhang hinunter und über die Serpentinen war ja schon altbekannt und deswegen gelangten wir doch noch ca. zur Mitte von DORNENREICH vor die Bühne. Persönlich hatte ich mir ja einen Akustikauftritt erhofft, war deswegen auch leicht enttäuscht, als die Band elektrisch verstärkt zu vernehmen war, denn die anfängliche Freude DORNENREICH mal wieder live zu sehen wurde dann doch durch das leicht chaotische Zusammenspiel, die mehrmaligen technischen Ausrutscher und den nicht so tollen Gesang getrübt. Das Publikum freute sich trotzdem, da ein Großteil (wenn nicht die ganze?) der "Her Von Welken Nächten" CD gespielt wurde. Weiter ging es mit denen für mich dato unbekannten ZYKLON. Man möge mir meine Unwissenheit und meine Frage "Sind die rechts?" verzeiehen, denn ZYKLON lieferten ein amtliches und brutales Brett welches mir als alten MORBID ANGEL Fan sehr zu gefallen wusste. Dadurch milde gestimmt und auch mit einigen Bier vorbereitet freute ich mich deswegen auf die Niederländer von LEGION OF THE DAMNED, welche mir nicht erst seit "Sons of the Jackal" äußerst gut gefallen. Leider zeigte sich hier das einzig wirkliche Manko, welches das KOA 2007 wie eine lästige Fliege verfolgen sollte: der Sound, welcher bei ZYKLON noch durchaus amtlich aus den Boxen drosch war auf einmal verschwommen und matschig. Ein großes Problem für die LOTD Thrasher, welches auch die Stimmung im Publikum deutlich dämpfte (oder wars doch der kühle Semmeringabend?). Gegen Ende war zwar mehr Rrrrrrums zu vernehmen, wirklich gut war's trotzdem nicht. Das sollte sich auch nicht für die letzte Band des Abends ändern. Schlimmer noch, als DARK FUNERAL endlich auf der Bühne standen um ihren Black Metal ins Volk zu rotzen, befanden sich auch deutlich weniger Zuschauer als bei den Bands zuvor vor der Bühne. Ungerechtfertigterweise, wie man schnell merken sollten, denn waren die ersten paar Songs noch ein wummerndes und waberndes Etwas ändert sich das zwischen Songs plötzlich schlagartig, worans liegt weiß wohl nur der Tontechniker, jedenfalls war das für DARK FUNERAL zu zeigen, dass sie immer noch wissen wo der Hammer hängt und dass Lieder wie "Secrets Of The Black Arts" immer noch zu den druckvollsten Stücken im Black Metal gehören. Tag 1 war damit erfolgreich abgeschlossen und man begab sich, an den diversen Merchständen vorbeischweifend langsam Richtung Zelt. Viel zu Früh von der Sonne geweckt (Man hätte dem zuständigen Gott vielleicht die eine oder andere Jungfrau weniger opfern sollen) begann Tag 2 und entwickelte sich, nicht nur wegen hochsommerlicher Temperaturen zu einer heißen Angelegenheit. Bewusst eingestiegen sind wir dabei mit DISTORTED IMPALEMENT. Zwar nur vom Zelt verfolgt aber trotzdem deutlich hörbar war uns noch nicht klar, dass dieser Samstag ein Tag der Blastbeats und Schweinegrunzer/quiecker werden sollte. Denn zuerst wurde es mit WOLFCHANT nochmal Wikingerlastig. Konnte mich die Band bis jetzt auf CD vollkommen überzeugen muss ich sagen, dass der Liveauftritt dem absolut nicht entsprechen konnte. Ähnlich wie die Kollegen von Equilibrium klingt man live weit weniger perfekt und hymnisch wie aus der Konserve, vor allem der Gesang litt hier doch einigermaßen. Wenn man dann auch noch den altbekannten Spruch "Never wear your own Tshirts" missachtet dann hat man bei mir schon relativ verloren. Dass der versprochene Met dann auch nicht vorhanden war weil er, Zitat "Noch im Stau steckt" besserte meine Stimmung nicht unbedingt. DARKFALL haben wir deshalb nur von den Bierbänken mehr oder weniger mitverfolgt. Gerüchteweise gibt es diese Band ja eigentlich gar nicht, ähnlich UFOs oder dem Weihnachtsmann, trotzdem kommen sie so ca. einmal im Jahr, dafür aber mit einigen Arschtritten im Gepäck, so auch hier. Bestens gelaunt fegte die Band durch die ersten Nummern um dann, in einer kurzen Pause, Sänger und KOA Organisator "Spiwi" die Möglichkeit zu geben, sich bei den Besuchern und seinem Team herzlich zu bedanken. Flugs wurden außerdem dem Publikum und speziell den DARKFALL Fans zwei Songs gewidmet was dann auch am Ende des Konzerts zu lauten Zugabe Rufen führte. Tolles Konzert für eine Band, die es eigentlich nicht gibt... Ähnlich wie DARKFALL treiben sich MASTIC SCUM seit Ewigkeiten in der Szene herum wodurch ich schon oftmals die Möglichkeit hatte, ihre energiegeladenen Auftritt zu bewundern. Irgendwie dürfte ihnen aber an diesem Tag die heiße Sonne schwerst zu schaffen gemacht haben, wirklich energiegeladen wirkte die Band nämlich nicht. Auch Stimmung war keine zu erzeugen, das Publikum zog es vor im seitlichen Schatten zu sitzen und dem kühlen Gerstensaft zu fröhnen. Nächstesmal dann bitte wieder besser, ja? SANATORIUM kannte ich persönlich noch gar nicht und nach einigen Takten war klar warum: Einfallsloser Grindmetal, monotono Blastbeats und ein Gequicke und Gegrunze dass einen nachvollziehen ließ, wie sich das Spanferkel drei Serpentinen weiter wohl kurz vor seinem Tod angehört hat. Nix für mich, eher gelangweilte Gesichter rundherum, war wohl nix. Ähnlich bei AVULSED, weniger Grindmetal dafür eine gehörige Portion Brutal Death, geklungen hats im Endeffekt ähnlich und die Blastbeats waren wieder überdominant, für mich der Zeitpunkt klitzekleine Hassgefühle auf Blastbeats zu entwickeln. Der Band wars egal, die kündigte mindestens fünfmal das letzte Lied an und spielte dann trotzdem brav ihre komplette Zeit herunter. Dass man der Sonne auch ohne Schatten trotzden können bewiesen dann SETHERIAL, wiederum aus Schweden und damit wohl mit genug innerer Kälte ausgestattet um einen unglaublich giftigen und schwarzen Auftritt hinzulegen. Mögen in der Sonne zerlaufende CorpsePaintings nicht jedermanns Sache sein muss man trotzdem zugestehen, dass SETHERIAL deutlich besser als die Headliner vom Freitag spielten, vor allem was das Posing und den Fankontakt betrifft, große Gratulation hierzu. Leider hatte der Soundcheck länger als erwartet gedauert weswegen die Band leider einen der geplanten Songs auslassen musste, was zusätzlich für Verwirrtung sorgte, als die Band sofort nach dem Abgang wieder auf die Bühne kam um weiterzuspielen...zu den Klängen von Van Halen. Leider wurde nix draus, diese Band hätte sich allerdings einen späteren Slot verdient! WACO JESUS spielen laut Eigendefinition PornGrind, klingen tut man trotzdem wie stinknormaler Grindmetal, nur die Texte dürften nun, ähm, pornographischer sein. Wie sich das mit den stolz gehissten Amiflaggen verbinden lässt weiß ich zwar nicht, für Grind wars aber trotzdem nicht übel. Mit HOLY MOSES folgte dann wahrscheinlich die Band mit dem größten Altersdurchschnitt des ganzen Abends. Wie sagte Frontfrau Sabina Classen nicht so schön zu einer Gruppe gerade fertig Pubertierten: "Was für ein Baujahr seit ihr? 89? Da habt ihr ja 3 Alben verpasst!" Nun ja, ob die jungen Fans die Aufforderung zum Hotelbeischlaf angenommen haben lassen wir dahingestellt, showmäßig jedenfalls brauchen sich HOLY MOSES vor der jüngeren Generation keineswegs verstecken. Vor allem die Fotografen und Fans in den ersten Reihen dürften mit diesem in lange, rote Haare und Ledermantel gewickelten Wirbelsturm ihre wahre Freude gehabt haben. Zu der Playlist selbst kann ich nichts sagen, sie wurde aber euphorisch aufgenommen, so gute Stimmung hatte bis dato keine Band am KOA 2007! Dass man als Abschluss noch zwei Zugaben ohne Zugabenrufe spielte sammelte weitere Sympathiepunkte, was HOLY MOSES sicher zum ersten Hightlight des zweiten Tages machte. KAMPFAR hab ich dann nur perifär wahrgenommen, irgendwann war einfach Schluss mit Party und der Körper brauchte eine kurze Verschnaufpause. VADER sollten dann als nächstes folgen und waren schon früh mit fettem Auto + Anhänger vorgefahren aber irgendwo war wohl der Wurm drin (Anm: und zwar im Gitarrenverstärker) und so dauerte die Umbaupause eine gute Stunde, dumme Sache bei einer Spielzeit von 1.5 Stunden. Die Verspätung war dann auch nicht mehr durch gnadenloses Geknüppel ohne große Ansagen oder Pausen wettzumachen, irgendwie war bei uns die Luft draußen. Dass VADER trotzdem eine Macht waren sah man an der restlichen, begeisterten Menge die ihre Helden abfeierten wie man es sonst nur von Ö3 Rockstars kennt...wenn auch nur 35 Minuten lang. Mit THE HAUNTED sollte das 5. KOA dann zu Ende gehen und ich sags gleich, ich versteh den Hass, der dieser Band ständig entgegengebracht wird so wenig wie bei den REITERN. Klar, hier gabs keinen Grind, klar, hier wurde nicht nur geblastet bis die Ohren bluten, klar, hier beherrschen die Männer an den Äxten mehr als nur drei Riffs, klar, hier hört man Melodien und nicht nur von Blut und Beschl Gegrunze. Dementsprechend hat es mir sehr gut gefallen, ein unglaublich dynamisch alter/neuer Frontman, eine tolle Lichtshow, vernünftiger Sound (bis aufs Schlagzeug), super Stimmung im Publikum und mehrere Gänsehautmomente (den einen als ich plötzlich das Gefühl hatte LINKING PARK vor mir zu haben lassen wir mal weg, ich war schon müde) waren der perfekte Abschluss für dieses tolle Festival. Fazit: gute Orga, super Wetter, tolle Bands, zu hoher Grind/Brutalfaktor, zu später Beginn des Headliners, kaltes Bier, KOA 2008 kann kommen!