08.12.2007, Posthof

Metalfest 2007

Text: PMH
Veröffentlicht am 11.12.2007

Ganz und gar nicht in die stille & besinnliche Vorweihnachtszeit passte die heurige Ausgabe des METALFESTES, das vergangen Samstag im Linzer Posthof Station machte. Gegen 18:30 im Gedränge angekommen zeugte ein weit verteiltes Anreisemanöver (Kfz-Kennzeichen aus der näheren Umgebung, Tirol und sogar Germany waren am Parkplatz zu sichten) von einem wohl sehr gut besuchten Konzertabend – und richtig: weit über 1000 Karten wurden für SFU und Konsorten abgesetzt, das „Ausverkauft“-Schild hing da schon gegen 20 Uhr symbolisch über den 2 Kassen ... und das trotz des nicht gerade verbraucherfreundlichen Preises von satten 33Euronen an der Abendkasse!

REANIMA

Als erste Band durften die Wiener REANIMA um Punkt 19 Uhr auf der Posthofbühne ran - möglich gemacht hatte diesen Auftritt der Votingcontest im Internet, der ja nicht gerade unumstritten seine Kreise zog… Mit einem sehr brachialem, lauten Sound verschaffte sich das halbe Dutzend gehörigen Respekt beim Rezensenten – die sehr würzige Mischung aus Deathmetal, Grind und einer Prise Hardcore war definitiv für so manchen Jungspund zu heavy; dafür ging der zweistimmig in die Menge gerotzte Gesang (1x Grunz & 1x Kreisch) schön synchron mit den zeitweise sehr langen Songs die auch instrumental zu überzeigen wussten! Richtig schön rauh und crustig wurden sowohl die brandaktuellen Songs vom pressfrischen „Aesthetics of Existence“-Werk wie auch ältere Brocken ohne Rücksicht auf Verluste dem Publikum zum Fraß vogeworfen… Mit dem finalen Genickschuss – einer eigenwilligen, wie auch interessanten Covernummer von „Blinded by Fear“, dem Eröffnungsschlag von AT THE GATES-Meilenstein „Slaughter of the Soul“ (die wohl nur eine Handvoll Zuschauer erkannt haben dürfte) ging die Wiener Fraktion nach einer halben Stunde von Bord. Applaus!



BELPHEGOR

Nach einer kurzen MeetandGreet-Phase gingen auch schon unsere Salzburger Blas(t)phemisten von BELPHEGOR an den Start – ohne irgendwelchen Firlefanz gabs von der ersten bis zur letzten Sekunde nur ein Motto: Vollgas! Mit dem Sound gabs anfangs leichte Probleme – sowohl die Gitarren als auch das Druminferno wollten nicht so richtig auf Touren kommen; erst nach ein paar Minuten liessen sich die Instrumente erweichen und klatschten dem austickenden Saalvolk Highspeedmassaker ala „Belphegor – Hell´s Ambassador“ oder die aktuelle Pestbeule „Seyn Tod in Schwartz“ ins Gesicht. Technisch auf einem erstklassigen Niveau zelebrierten Hellmuth und seine Mannen feinsten Death/Black mit infernalischen Blastbeats, unheilschwangeren ( aber seltenen) Midtempowalzen und einer gewissen „Fuck You!“-Attitüde die aus solchen Songperlen wie „Swarm of Rats“ mehr als nur ein Stück Musik formte! Belphegor leben und lieben ihre Musik – das war auch an diesem Abend spürbar, wenn auch eine Ecke zu kurz! Mehr als eine gute halbe Stunde darf beim nächsten Mal schon drinnen sein, werte Veranstalter…

FINNTROLL

Eine gänzlich andere musikalische Welt wurde durch die allgegenwärten FINNTROLL am Silbertablett serviert – hier regierte eine Dreiviertelstunde das ausgelassene Humppamet(al)programm mit supereingängigen Songs, einer treibenden Melange aus (zeitweise arg käsigen) Keyboardklängen von Mr. Trollhorn, simplen & immer nach vorne gehendem Schlagzeugtakten und dem Propellerbanging der spielfreudigen Trolle. Den Nerv der Fans trafen Songs wie „Nattfödd“ / „Slaget Vid Blodsälv“ oder das sehnlich erwartete (und von zahlreichen Videocompilations bekannte) „Trollhammaren“ das einen ungefähren Eindruck davon gab wie ausgelassen die Finnen ihre Feste feiern wenn sie einen im Tee haben. Musikalisch zwar absolut nicht meine Baustelle begeisterten sie die breite Masse aber nahezu durchgehend und konnten wieder einmal ihre auf zahlreichen Festivaltouren erworbene Liveroutine ausspielen. Und im Gegensatz zu so manch anderen Gigs in der Vergangenheit wurde auch endlich einmal die Balance aus Spass und Ernst so aufgeteilt dass auch weniger dem banalen Zugewandte sichtlich ihre Freude mit dem etwas grimmigeren Gepose und Geshoute vom „neuen“ Fronttroll Vreth hatten! Eine kleine Tour- und Festivalpause würde aber nicht nur den Herren Tundra, Beast Dominator(!) und Co. guttun; schliesslich sind „kleinere“ Anzeichen von Übersättung nicht mehr von der Hand zu weisen…



NILE

Nachdem das finnische Spaßkommando die Bühne geräumt hatte wurde eifrigst am Gitarren- und Drumsound der Ägyptologen NILE gewerkelt – schon hier gab Drumtier George Kollias einige Schmankerl zum Besten und liess die rund 20minütige Pause wie im Fluge vergehen… 21:45Uhr – NILE zerstören nach wenigen Anschlägen die Trommelfelle der gespannten Meute; die 120er Dezibelgrenze wurde ein ums andere Mal angegriffen – trotzalldem war der Sound nahezu genial, man konnte sämtliche Feinheiten im songtechnischen Bereich wahrnehmen ohne mit dem Material allzu vertraut zu sein. Stimmlich gingen alle 3 Herrschaften (Wade/ Sanders + Bassplayer) in die Vollen, für Abwechslung war also gesorgt .. Ebenfalls im roten Drehzahlbereich operierend massakrierte vor allem Karl Sanders (im Schlabberlook) seine Gitarre mit zahlreichen Obertönen die so manche Besucher schnell wieder zum Bierstand trieb, was für ein Anblick! Noch ein Hingucker war (wie schon erwähnt) Drummer Kollias der seine oberen Becken zeitweise mit verkreuzten Armen malträtierte und nicht die kleinste Timingschwankung bei den zahlreichen Blastparts aufkommen liess – sogar ein abtrünniger Stick brachte den Mann nicht aus dem Konzept; Hut ab! Inmitten der ausgedehnten Soloparts und den komplexen Arrangements waren Perlen wie „Black Seeds of Vengeance“, der Titeltrack des aktuellen Hammerwerkes („Ithyphallic“) oder „Eat of the Dead“ zu bestaunen, die das stimmige Gesamtbild zusammenhielten ... Hingucker waren auch anwesend - zB die doppelläufige Flying-V die Karl Sanders im weiteren Setverlauf hervorkramte. Durch Hinzunahme einiger wohldosierter Midtempobreaks und der Einbindung ägyptischer (no na) Tastentöne stand der Gewinner des Abends nach optimalen 50 Minuten Laufzeit fest: NILE – what else?



SIX FEET UNDER

Da noch einen draufzusetzen war für Althippie / Rauchwarenkenner Chris Barnes und seiner Gefolgschaft (auch näher bekannt als Six Feet Under) kein leichtes Unterfangen – trotz der wesentlich besseren Songauswahl als in den vergangen Jahren und einer sehr euphorischen Fanschar wollte in meinen Ohren kein Track so richtig klebenbleiben! Ebenfalls ein Mängel war die Tatsache dass nur eine Gitarre die Songs bekleidete, hier mussten bei den Soloparts so manche Soundlöcher ausgemacht werden die man mit dem Bass nicht artgerecht füllen konnte! Zumindest der Anfangsblock war einigermassen „Old School“ – bei „Revenge of the Zombie“, dem Black Sabbath-lastigen „Feasting on the Blood of the Insane“ oder dem motherfuckin´ „No Warning Shot“ wippte sogar mein linker Fuss gemächtlich mit! Gar nicht übel… sollte man meinen! Als dann aber die aktuelleren Juwelen am Programm standen zeigte sich schnell wo der Hund begraben liegt: seichtes Songwriting, starres Tempo und ein unflexibler Gesang spülte Songs wie „The Evil Eye“, „Shadow of the Reaper“ bzw. „As the Blade turns“ vom aktuellen Langweiler „Commandment“ in einer Bierlänge wieder aus dem Gedächtnis. Auch die immer länger werdenden Pausen zwischen den Songs liessen keine wirkliche Stimmung meinerseits aufkommen – sehr wohl aber im Publikum, wo ein paar unverbesserliche Chaoten im Suff eine Schlägerei anzettelten die dann einen Polizei-und Rettungseinsatz nach sich zog. Manche lernen´s eben nie…

Zurück zu SFU – lustig waren dann bei „The Day the Dead walked“ die Quieklaute die Mr. Barnes mitsamt seinen arschlangen Dreads einstreute und mit dem Classix „Human Target“ sowie dem minutenlang geforderten (und zum glück nicht gespielten, hehe!) „TNT“-Cover von (wer das jetzt nicht weiss muss sich zur Strafe sämtliche BonJovi-CDs seit „Keep the Faith“ auf 24Stunden-Dauerrotation anhören!) .. AC/DC zumindest etwas Boden wieder wettmachte ! Immerhin – die eine Stunde Spielzeit war ja keine Ewigkeit und in meine Ohren mehr aus ausreichend. Zugabe(n) gabs – wie auch bei den anderen Bands – keine und so war um Punkt Mitternacht (Ich wanderte zwar erst gegen halb7Uhr morgens in meine Schlafgemächer aber das ist wieder eine gaaaanz andere Geschichte!) das Metalfest… ja, genau… Geschichte! Resümee: NILE & BELPHEGOR waren die erwarteten Sahnestücke, REANIMA eine freudige Überraschung - und dass bei FINNTROLL und SIX FEET UNDER die Menge steil ging war auch kein Wunder, meinen Geschmacksnerv trafen beide Bands aber nur sehr bedingt…


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