11.04.2008, Posthof

PAGANFEST

Text: PMH
Veröffentlicht am 15.04.2008

Festivalstimmung in UpperAustria – rund 900 Wikinger, Trinkhorn- & Kettenhemdfanatiker aus der nahen (und nicht ganz so nahen) Umgebung belagerten Freitagabend den Linzer Posthof. Konzertbeginn war pünktlich nach dem Betthupferl – um 18 Uhr startete das von RockTheNation veranstaltete PAGANFEST welches nun das erste von gleich vier Ö-Dates in Angriff nahm: Dann durften sich die Salzburger BIFRÖST rund 25min. auf den Brettern des grossen Saals abmühen – wer sich heute noch an den Namen bzw. an die Performance der Band erinnern kann kriegt ein Plus im Mitteilungsheft ! Songtitel wie „Ragnarok“ (wie originell) liessen schon erahnen wohin die Reise gehen würde: in den tiefsten Paganklischeekeller. Auf dem Programm stand grummeligen Death/Black/Paganmet-al von der Stange und ein bisschen Melodie für die ersten Reihen. Dazu passte auch der Sound wie die Faust aufs Auge – bis auf den undefinierbaren Instrumentenbrei war wenig vom Geschehen zu vernehmen. Gut, die verhungerten Gitarrenparts waren zuweilen halbwegs ordentlich – aber sowohl der Gesang (inkl. deutschen Texten) wie auch die Bühnenpräsenz waren unter aller Kanone. Keine Bewegung, keine Begeisterung und keine einzige Komposition die länger wie ein paar Sekunden im Gedächtnis haften blieb. Zurück in den Proberaum, marsch ! Schon desöfteren in Österreich am Start waren die Färöer von TYR– auch sie hatten nur eine halbe Stunde Zeit um ihren midtempolastigen Folk/Pagan Stoff an den Mann/die Frau zu bringen, erledigten das aber bedeutend besser als die Local Support-Nullnummer … Mit nackten Oberkörper gings in die Schlacht die solche Mitsingtracks wie „Wings of Time“ oder eben das altbekannte „Hail to the Hammer“ abwarf, dazu gesellte sich auch noch ein niegelnagelneuer Song vom kommenden Album „Land“, welcher etwas vertrackter und dynamischer aus den Boxen rauschte. Die Publikumsresonanzen waren ebenso wie der Sound in Ordnung, wenngleich man die Jungs auch schon mal energischer auf der Bühne vernommen hatte. Netter Auftritt, aber auch nicht mehr…

Anscheinend hatten rund 90% auf die Schweizer Fussballmannschaft von ELUVEITIE gewartet, denn hier füllte sich die Halle bis unter die Decke und die Stimmung war nicht mal beim Headliner so enthusiastisch bzw. in Partystimmung. Die geschlechtlich gemischte Schweizerpartie hatte mit dem NuclearBlast-Erstling „Slania“ einen Überraschungserfolg (Chartseintritte in div. Europäischen Ländern) hingelegt und mussten nun zeigen was sie on stage draufhaben: mit ihrer Mischung aus In Extremo und MelodicDeath ala DarkTranquillity war die Vorgabe ja nicht die Allerschlechteste, wenngleich die ständig präsenten Flöten, Drehleier und Keyboardtöne schön langsam an meinen Nerven sägten. Aus dem Hut gezaubert wurden sowohl aktuelle Tracks (Gray Sublime Archon; Inis Mona) als auch älteres Liedgut (Of Fire, Wind & Wisdom) – alle grossteils sehr eingängig wie auch zeitweise mit ein paar kleinen Blastparts versehen… Diese waren aber meist überflüssig und wirkten eher wie ein Fremdkörper in den folklastigen Stücken. Da man auch 2 appetit(t)tliche Damen in der Band hatte war dieser Umstand eher zu vernachlässigen – das Auge war zufrieden mit dem Auftritt, wenngleich Eluveitie-CDs sicher auch weiterhin eher selten in meiner Anlage zu finden sein werden.

Als die Finnen von MOONSORROW um halbneun die Bühne enterten war die Halle anfangs halbleer – sicher waren die Jungs mit ihren ausufernden Kompositionen quasi das Gegenstück zum Happysound der anderen Paganfest-Bands; trotzdem war es schön anzusehen dass wenigstens EINE Band mit musikalischem Anspruch und Tiefgang den Weg nach Linz gefunden hatte … 5 Songs in 50 Minuten, dazu gabs einen Ausflug zum ersten Album (welches 2003 wiederveröffentlicht wurde!) in Form von "Ukkosenjumalan Poika", welches ebenso finster wie uptempolastig um einen sehr elegischen Solopart aufgebaut wurde – Daumen hoch! Wer sich wunderte warum kein Song vom (immer noch aktuellen) Werk "Viides Luku - Hävitetty" zum Einsatz kam kannte wohl die Laufzeit der beiden Stücke des Albums nicht: jeweils knappe 30min., da war auf dieser Tour einfach kein Platz dafür - da wären sich dann wahrscheinlich nur 3 Stücke im Programm ausgegangen ;) Weiter im Text: Der oftmals 3 bis 4-stimmige Klargesang veredelte die (für ungeübte Ohren) statisch klingenden, oft mit nur wenigen Breaks versehenen Paganjuwelen zusätzlich, ärgerlich war nur die Tatsache dass Keyboard & Bass zu aufdringlich im Sound rüberkamen und kleinere Probleme mit der Gitarre den vorletzten Track mit nur einer Axtpower ausklingen liessen. Nichtsdestrotrotz waren Moonsorrow für mich der eigentliche Headliner – die nahezu hypnotischen Stücke fesseln live wie auch auf Tonkonserve mit ihrem epischen Breitwandschlachtensound und lassen sich bei geschlossenen Augen umsomehr geniessen. Da hätte es die mit Kunstblut verzierten Gesichter gar nicht mehr gebraucht … Eigentlich hätte man da noch locker eine Stunde dranhängen können, aber es warteten ja noch zwei Bands auf ihren Einsatz. Setlist MOONSORROW: Pakanajuhla Ukkosenjumalan Poika Kivenkantaja Sankarihauta Jotunheim

Die Landsmänner von KORPIKLAANI waren anschliessend wieder für den Gute-Laune-Part zuständig - nachdem man in den letzten Jahren ca. 34 Alben veröffentlichte, dabei aber immer mehr auf partytauglichen Folk-and-Humppa-Metal denn auf Tiefsinn setzte war eigentlich klar dass anspruchsvolle Musik hier hintenanstehen musste. Neben allerlei uptempolastigen „Klassikern“ wie „Beer, Beer“, dem Videotrack „Hunting Song“ und dem „Happy Little Boozer“ war zumindest kurzfristig Entwarnung angesagt: bei „Shaman Drum“ machte es sich der Oberwaldschrat Jonne mit 2 PercussionDrums am Bühnenboden gemütlich und intonierte zusammen mit Drummer „ Matson eine kleine musikalische Verschnaufpause, bevor´s mit dem Singletrack „Keep on Galopping“ wieder in die Untiefen der finnischen Wälder ging. Naja. Fünfzig Minuten waren für mich mehr als ausreichend – mit 10 Bier oder mehr intus würde mir das wahrscheinlich auch gefallen. Aber so wars halt etwas für anspruchslose Gemüter, die einfache musikalische Kost nebst ihrer Gerstenkaltschale konsumieren wollten.

Dann kam endlich der letzte Act des Abends - ENSIFERUM from Hell-Sinki gaben sich zum x-ten Mal die Ehre auf den heimischen Brettern und deren HappyFolkFantasySpeedmetal (?) war genau das richtige um die vorherrschende Teeniemeute zum letzten Mal ausklinken zu lassen … Der gute Petri hatte seinen Kuhfellhut diesesmal im Spind gelassen, dafür war diesmal die gesamte Mannschaft artgerecht bekleidet & ausstaffiert (Kilts im Finnland/Servietten-Look und die übliche spartanisch-jugendliche Gesichtsbemalung)… In der Setlist gab´s auch kaum Überraschungen – routiniert und nahezu stoisch klopfte man „Ahti“, „Dragonheads“ oder den vom Erstling stammenden Althit „Token of Time“ mit leichten Soundproblemen in die Menge, dazu kam der übliche Keyboardkleister und ein bissl schwachbrüstiger Cleangesang in den epischeren Momenten. Die Verunglimpfung vom Maiden-Klassiker "The Trooper" lassen wir mal ganz unter den Tisch fallen. Peinlich, peinlich... Einfach gestrickte Mitgehsongs die oft straight nach vorne gehen, ein Schuss finnische Melancholie - das kann ein paar Songs lang ganz unterhaltsam sein … Das ganze aber über eine gute Stunde gestreckt war aber gleichzeitig ermüdend wie langweilig. Und als um Mitternacht der „Battle Song“ als Zugabe (die den anderen Bands verwehrt blieb) die Massen befriedigte wars Zeit zur Flucht. Setlist ENSIFERUM: Iron One More Magic Potion La Lai Hei Ahti Guardians Of Fate Dragonheads Token Of Time Medley / The Trooper Victory Song Blood Is The Price Of Glory Treacherous Gods Battle Song Falls das Paganfest nächstes Jahr wiederholt wird hätte ich gerne ne originellere Bandauswahl – wie wärs denn mit dem Paket Falkenbach, Thyrfing, Solstafir, Borknagar & Skyforger ??? So gabs knappe 6 Stunden – mit Ausnahme von Moonsorrow - Bierzeltatmosphäre mit passender musikalischer Untermalung dazu. Wer ´s mag …


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