29.04.2008,

JON OLIVA'S PAIN

Veröffentlicht am 02.05.2008

OK, es war mitten unter der Woche und ein verlängertes Wochenende, für welches sich man natürlich Energie aufheben muss, steht in den Startlöchern, daher war das Planet Music vielleicht nicht ganz so voll…zumindest bei der ersten Band des Abend, den ADRENALINE KINGS noch nicht. Aber da haben die noch „fehlenden“ Besucher rein gar nichts versäumt. Viele Fans konnten die Herrschaften nicht für den Gig rekrutieren und mit der Leistung auch sicher nicht viele hinzugewinnen. So waren die ersten Reihen nur spärlich besetzt und die Post ging vielleicht anderswo ab, aber definitiv nicht hier. Zu unspektakulär, zu geradlinig, zu vorhersehbar war der Heavy Rock der geboten wurde. Der Bandname verspricht anderes…oder meinen die etwa, dass man durch diese Musik einen Adrenalinstoss bekommt um besser flüchten zu können? ;-) Am schrecklichsten war der Sänger, da fehlte jegliches Stimmvolumen und nach drei Songs hatte jeder verbleibende Zuhörer das Strickmuster heraußen. Einzig die zweistimmigen Gitarrenläufe, leider nur sehr spärlich eingesetzt, konnten mir einen kleinen Applaus entlocken. Mit MASTERSTROKE aus Finnland ging es dann weiter. Wesentlich härter, wesentlich professioneller ging es diese junge Band an. Auch der Sound war jetzt schon um eine Spur besser und so kam der Heavy Metal zumindest in den ersten Reihen, jetzt schon etwas aufgefüllt, besser an und bei einigen Passagen gab es sogar Headbanger, die ihre Haare kreisen ließen. Leider war aber der Stil auch nicht besonders aufregend, da habe ich zig andere CDs dieser Ordnung im Regal stehen, die genauso wie eine CD von MASTERSTROKE, hätte ich denn eine, bei mir verstauben. Ja, richtig, ein wenig angestaubt wirkte das Material, und wenn auch der Sänger schon um Längen besser war als sein Vorgänger auf der Bühne, so richtig konnte er mich nicht überzeugen. Na ja, eine Beinbruch ist schlimmer und die Band ist ja noch jung, da lässt sich noch viel dran arbeiten. Jetzt aber weiter mit den Eindrücken von Kollege Dragonslayer.

[Baphomet]

Tja, leider schienen auch mir die Supports nach dem Grundtenor "Band mit schlechtem Sänger" ausgewählt worden zu sein; denn während der MASTERSTROKE-Fronter/Gitarrist noch halbwegs sein Material in sinn hafter Weise rausgebracht hat, ging es bei der nächsten Band, MANTICORA, einfach gar nimmer. Zwar waren die Herren instrumentaltechnisch absolut top und lieferten ihren mitunter sehr schnellen und auch heftigen Power Metal mit viel Genauigkeit und interessanten, auch proggigen Passagen, und auch der Sound war viel besser (weil viel leiser) als bei den hoffnungslos übersteuerten MASTERSTROKE. Leider war das einzig sehenswerte am Sänger der Truppe, und das wohl auch eher nur für die holde Weiblichkeit im Publikum, seine Haare, und vielleicht noch das dadurch ermöglichte Dauer-Posing. Denn gesanglich ließ der gute Mann viel zu wünschen übrig; die meiste Zeit hatte man den Eindruck, er schreit eigentlich immer nur ein und denselben Ton in sein Mikro; und Text konnte man sowieso keinen ausmachen. Schade, denn ich könnte mir vorstellen, dass Manticora eine ganz interessante Power Metal-Mixtur liefern könnten (inklusive einem Gitarristen, der mit seinem Piraten-Outfit nicht nur ein bisschen an Rock'n'Rolf erinnert!) - aber wenn die Backing Vocals besser sind als der Leadgesang, dann sollte man doch ein wenig ins Grübeln kommen. So erträgt man dann halt Manticora auch so gut es geht, und betet zu den Göttern des Heavy Metal, dass es endlich Jon Oliva regnen möge. Nach einer erneuten Umbauphase ist es dann endlich, endlich soweit; und der Mountain King gibt sich höchstselbst die Ehre. Während des Intros entert zunächst seine hochkarätig besetzte Band die Bühne, und als Meister Oliva dann die Bretter betritt, ist das Publikum auch sofort voll dabei - und kein Wunder, als Opener hat man ja auch gleich mal "Sirens" gewählt und feuert dies in das mittlerweile gottseidank wenigstens halb gefüllte Planet Music; und auch die Mitsing-Refrains, die Jon Oliva von seiner Crowd erwartet, werden dankend angenommen! Der Sound ist erwartet druckvoll, trotzdem noch sehr transparent und insgesamt auch sehr gut; Jon Oliva nimmt auch gleich nach dem Opener, den er mit Krückstock bewaffnet stehend zelebriert, hinter seinem Korg Triton platz, und man weiß einfach, dass man auf einem ganz besonderen Konzert ist, wenn jemand eine Gewaltnummer wie "Gutter Ballet" bereits als vierten Track spielen kann, ohne dabei Gefahr zu laufen, sein bestes Pulver schon verschossen zu haben; und als Fronter einen Mann hat, der einfach hinter einem Keyboard sitzen kann und dabei gemütlich gesangliche Wundertaten vollbringt. Denn in der Setlist von Jon Oliva's Pain findet sich an diesem Abend eine willkommene Mischung aus neuem JOP-Material und natürlich den alten Savatage-Sachen; so macht der Mountain King dann erstmal mit Nummern aus dem Global-Warning-Vorgänger "Maniacal Renderings" weiter, nämlich mit "Through The Eyes Of The King" und dem Titeltrack des Albums, "Maniacal Renderings", der live sehr stark kommt. Dazwischen gibts dann ein paar alte Sava-Perlen wie "Chance" oder "Hounds", welches als Tribute für Criss Oliva intoniert wird. Vom neuen Album hat man sich entschlossen, den Stampfer "Before I Hang" und die schönste Nummer des Longplayers, "Firefly" in das Set aufzunehmen. Und zum Konzertabschluss gibt es dann noch ein paar richtige Gassenhauer wie natürlich das obligatorische "Hall of the Mountain King" und auch "Jesus Saves". Und tatsächlich war auch das Planet Music an diesem Abend die Halle des Bergkönigs, und man darf getrost sagen, dass dieser Auftritt von Jon Oliva's Pain wohl sicherlich eines der wenigen wirklich ganz, ganz großen letzten Highlights im alten Planet Music gewesen sein dürfte! Ein grandioses Erlebnis, ein trotz erheblicher Knieschmerzen bestens gelaunter Jon Oliva, eine starke Band (insbesondere auch gesanglich bei den urytpischen mehrstimmigen Savatage-Chören, wo sogar Gitarrist Matt Laporte zum Mikro griff) und natürlich grandiose Meisterwerke für die Ewigkeit - solche Konzerte findet man leider allzu selten; Gott sei Dank gibt es noch Bands wie Jon Oliva's Pain, die nicht nur den Savatage-Spirit am Leben erhalten, sondern einfach eine Klasse für sich sind und das hoffentlich auch noch für viele Jahre bleiben werden!

[Dragonslayer]


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