03.05.2008, frei.raum St. Pölten

ANGELCORPSE

Text: PMH
Veröffentlicht am 06.05.2008

Eine Dreierpackung Krach unter den Fittichen von Osmose Records machte vergangenen Samstag den einzigen österreichischen Zwischenstop im beschaulichen St. Pölten - und obwohl die Herren Musiker hier sicherlich so manche Fans im Alpenländle haben schauten im Endeffekt nur rund 80 oder 90 Nasen in das Schmuckkästchen namens Frei.Raum rein … der Preis von 18€ an der AK war dann auch nicht wirklich preiswert, aber konzentrieren wir uns auf die Musik : MIASMA aus Wien durften diesen dann doch nicht wirklich denkwürdigen Abend eröffnen. Eines gleich vorweg, an den fünf Wienern lag es mitnichten, dass der Konzertabend dann doch eher einen fahlen Beigeschmack hatte. Routiniert, mit wirklich geilen Songs – besonders die zu Beginn vorgetragenen Stücke „Baphomet“ und „Ancient Rhymes“ hatten das Ein oder Andere SLAYER goes very brutal Credo in sich – gurgelte sich Fronter Georg samt seinen Mannen durch den Set. Im Rahmen des Auftrittes durfte man mehrere endgeile Solis von Gitarrist Johnny Patrascu bewundern und obwohl das Liedgut sich großteils auf das „Changes“ Werk stütze, haben uns MIASMA an diesem Abend auch ein paar Proberaumimpressionen mitgebracht. „Episodes of A Kill“ zum Beispiel, oder das doch latent im Grindcore umherstampfende „News of Today“. Rundum gelungener Gig und da bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass ein neues Album irgendwann auch das Licht der Welt erblicken wird. [-reini-]

Weit weniger erbaulich waren dann eigentlich REVENGE. Pete Helmkamp mag ja durch seine Bandzugehörigkeit bei ANGELCORPSE und ORDER FROM CHAOS so was wie Reputation erlangt haben, nichts desto trotz langweilten REVENGE spätestens nach dem dritten Song mit ihrem Einheitsgeböller zusehends. „Traitor Crucifixtion“, „Death Herritage“ oder wie die Songs alle geheißen haben mögen. Hätte man sie REVENGE I, II, IIII oder was auch immer genannt, auseinander zu halten waren die Dinger nicht wirklich. Schema F von vorne bis hinten, rasend schnell, ab und zu im Mittelteil ein wenig im Midtempo verschnaufen und dann wieder ran an die Glocken. Wem’s gefällt. [-reini-]

Gegen halb11 Uhr versammelte sich die französische Death/Black-Combo ARKHON INFAUSTUS auf den frei.Raum-Brettern und machte von Anfang an klar: Hier gibt’s keine Kompromisse! Zwar täuschte der doomige Einstieg etwas, doch nach rund einer Minute Spielzeit holzte sich der stylisch aufgelegte Haufen durch teils sehr breaklastige Nummern welche nicht nur einmal wie Morbid Angel im Blackmetal-Gewand aus den Speakern rauschten… Der Sound war anfangs zwar nicht das Gelbe vom Ei, speziell die 2 Gitarren kamen anfangs wenig zur Geltung – aber auch hier war das nach ein paar Minuten geregelt. Dann kamen die flirrenden Sechssaiter im Highspeedsound so richtig zur Geltung und vermochte den ein oder anderen Schwarzgewandeten im schachbrettartig angelegten Bangbereich mitsamt dem allzeit präsenten Bierbecher mitzureissen - dafür war die Spielzeit mit einer Dreiviertelstunde genau richtig bemessen. Was die Stimmung weder anheizte noch ernüchterte war die Tatsache dass sich die Band keine Ansagen jeglicher Art leistete - also weder Songtitel noch sonstiger Smalltalk war angesagt. Ist nicht negativ gemeint, aber heutzutage halt auffällig. Nun ja… dafür entschädigten die oft zweistimmig vorgetragenen Abschädelparts welche ungefähr wie "(old) Behemoth meets Anaal Nathrakh and fuck together with Morbid Angel“ rüberkam. Strange Mischung, strange Burschen – aber definitiv spannender als das monotone Geholze von REVENGE! [-Cult of Blood-]

Genau Halb12 zeigten die Uhrzeiger als die letzte Band & Headliner namens ANGELCORPSE in die Gänge kam. Waren die ersten 2 Alben noch etwas differenzierter und auch nicht immer im Ultraschallgeknüppel unterwegs, so sind es vor allem die letzten Werke vor & nach der (unfreiwilligen?) Pause welche einmal mehr tempomässig aufzeigten. Ganz klar im Deathmetal daheim, massakrierte das Threepiece eine knappe Stunde lang ihre Instrumente und spielte sich in einen wahren Geschwindigkeitsrausch. Klar war das nach einigen Minuten nicht mehr spannend, aber die Intensität beeindruckte. Technisch wertiges Oldschoolgeprügel ganz im Sinne von Deicide oder Vital Remains mit etwas weniger Finesse und Stil. Aaaber : die Slayer-liken Jammerhakensolis lockerten die Raserei immer wieder dankbar auf - dafür machte sich bei diesen Parts natürlich die fehlende Rhythmusgitarre bemerkbar. Ist halt nicht alles so einfach mit nur einer Sechssaiter on Stage… dafür war der Gesang schön fies und manchmal sogar schwarzmetallisch im Ausdruck! Wenns auch etwas zuu selten war … für die gelungene Abwechslung zwischendurch ;-) Das sich die einzelnen Songs so gut wie gar nicht voneinander unterschieden und auch Angelcorpse nahezu keine Kommunikation mit dem immer weniger werdenden Gästen pflegten war - neben der Tatsache dass minutenlang kein Sound-bzw. Lichtmann an seinem Arbeitsplatz zu sehen ward - dann auch nicht weiter störend. Die fehlende Bewegung auf & vor der Bühne machte es hier wirklich schwer von einem gelungenen Abschluss zu reden, letztendlich hab ich im Verlauf des Programms auch nur genau 2 Tracks erkannt welche auf den Namen „Sake of Blasphemy“ und „Wolflust“ hörten, gleichzeitig auch der letzte Track der Amibande. Um kurz vor halbeins war Schluss, an Applaus oder gar Zugaberufe war nicht im entferntesten zu denken - anscheinend hatten die wenig Verbliebenen auch gar keine Lust mehr auf irgendwelche Bewegungen.

Tja, bleibt unterm Strich zum Headliner nur folgendes zu sagen: Der Eingangsstempel („Express“) passte wie die Faust aufs Auge. Augen zu und durch. Und - Miasma hatten als Opener alle Trümpfe in ihren vergilbten Händen … das Beste kommt zum Schluss ? Nicht immer wie man an diesem Abend feststellen musste/konnte. [-Cult of Blood-]


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