23.10.2008, Planet.tt, Bank Austria Halle, Gasometer

DISTURBED, SHINEDOWN

Text: Reini
Veröffentlicht am 25.10.2008

DISTURBED, das ist Massenkompatibilität trotz zu hartem Sound für die Radio Stationen. DISTURBED ist trotz aller doch fragwürdigen Showelemente (auf die wir noch zu sprechen kommen werden) irgendwie ein Phänomen. Plattenverkäufe jenseits von Gut und Böse, eine 4.000er Venue im Alleingang ausverkaufen, all das spricht eigentlich für die Band, dass der Konzertabend dann zwar saugut, aber doch nicht irgendwie magisch wurde – hier ein zaghafter Versuch einer Erklärung!

Eingeläutet wurde dieses Happening von SHINEDOWN. Bis vor ein paar Wochen waren die in unseren Breitengraden noch ein ziemlich schwarzer Fleck auf der Rockigen Landkarte. Nach dem wirklch superben „The Sound of Madness“ Album und der einmaligen Chance mit einem Megaseller durch Europa zu tingeln, soll und wird sich dies aber ändern. In den US sind die Herren aus Florida sowieso schon eine ziemliche Nummer. Das aktuelle Album knackte die Top Ten Billboard Charts und die erste Single „Devour“ rangierte gar als Headliner in den US Mainstream Rock Single Charts. Besagter dreiminütiger Chartbreaker war auch der ideale Einstand für die Band. Wer jetzt glaubte, SHINEDOWN würden sich ausschließlich um ihr aktuelles Album kümmern, lag daneben. Schon als zweites jagte man den „Us and Them“ Song „Heroes“ ins Auditorium und schon da wurde klar, SHINEDOWN können heute wenig bis gar nichts falsch machen. Die bereits Anwesenden Zuseher unterstützten die Band wo es ging, und begleiteten sie durch Songs wie den Titeltrack „The Sound of Madness“, „Second Chance“, „“Cyanide Sweet Tooth Suicide“, oder eher alteingesessenes wie „Save Me“ bzw. den Rauskicker „"Fly from the Inside"“ (vom 2003er „Leave A Whisper“). Hat Spaß gemacht diese rockige Mixtur aus Florida, auch weil die Band die Balladen außen vor gelassen hat. Vielleicht hätte die ALICE IN CHAINS Hommage „Sin With A Grin“ noch ins Gesamtbild gepasst, aber das ist Geschmackssache.

Nach einer ca. 30 Minuten dauernden Umbauphase waren dann die Headliner dran. DISTURBED. Das Anfangsszenario war den Sommer Festival Besuchern schon geläufig. David Draiman wird in Zwangsjacke als Hannibal Lecter Verschnitt auf die Bühne gekarrt, sogleich von alldem befreit bevor es beim Opener „Perfect Insanity“ schon die ersten enthusiastischen Publikumsausbrüche gibt. Faszinierend anzusehen wie da sage und schreibe 4000 Fist in the Air gehalten wurden, die Band sich durch ein Best Off Programm spielte, welches songtechnisch keinen, aber wirklich keinen einzigen Kritikpunkt offen lies (lediglich ein paar Anmerkungen, die gegen Ende dieses Artikels auftauchen werden......)

Jede Epoche des Schaffens wurde zelebriert, sei es jetzt Neueres wie „Haunted“, die beiden „10000 Fists Stücke“ „Just Stop“ und „Deify“, oder die älteren Kamellen wie z. B.: „Meaning of Life“ (übrigens zusammen mit „Guarded“ in einem Medley versteckt!) oder dem letzten Song im regulären Set „The Game“. Showtechnisch ist bei DISTURBED mittlerweile lediglich Gitarrist Dan Donegan für Action zuständig. Fronter Draiman – hat übrigens reichlich an Körperfülle zugelegt der Gute – stolzierte mehr über die Bretter, lag bei manch einer Sangespassage ziemlich schief („Land of Confussion“ war besonders arg!) und missfiel mit einem wirklich proklamatisch unnützen Monolog ('You will feel much stronger when u go home" bla bla bla "This is what Metal stands for" bla bla bla) vor der ersten Zugabe „Inside the Fire“: What the Fu** - war das jetzt der Joey de Mayo des Rocks oder wie?? Sei’s drum nach einem stimmungsmäßig zwar okay’en, technisch aber eher verhaltenen Drumsolo von Mike Wengren schickte die Band die nach wie vor enthusiastisch feiernde Meute mit „Stricken“ auf den Nach Hause Weg.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass DISTURBED auf CD nach wie vor eine Macht sind (für mich zumindest!!), live doch ein paar Defizite aufzuweisen haben. Einerseits fehlt eine zweite Axt an allen nur erdenklichen Stellen, Fronter Draiman ist mittlerweile ein Schatten seiner selbst und auch von der Songauswahl (OK die vielen alten Songs haben ohe Frage ihre nicht wegzuleugnende Berrechtigung) war nicht alles ganz stimmig – die „Indestructible“ Tour mit lediglich drei Songs vom aktuellen Werk? Wo blieb ein „Ten Thousand Fists“? Statt dem sah man im Endeffekt oft und von der Meute wohl auch gerne hoch gestreckte Fourthousand Fists, ist ja auch was oder? Nicht ganz unkommentiert möchte ich die Merchpreise lassen - Ich gestehe der Band ja durchaus zu, dass DISTURBED heutzutage mehr ein wirklich bestens funktionierendes und auch florierendes Wirtschaftsunternehmen sind, ABER 30 Flocken für ein Shirt oder 'ne schnöde Baseballcap und unglaubliche 65 Eier für eine Kapu-Zip Jacke??? Geht's noch oder wie???? Aja, die Mutti bzw. der Papi von den ganzen Teenies wird's schon blechen....... *kopfschüttel*


ANZEIGE
ANZEIGE