23.11.2008, Arena

Never Say Die Tour 2008

Text: dave | reini | chris
Veröffentlicht am 30.11.2008

Die Never Say Die Tour machte am 23.11.2008 Halt in der Wiener Arena. Eine ausverkaufte Venue, sieben Bands mit zwar relativ kurzen Spielzeiten, aber einem Publikum, welches schon den Opener mächtig abfeierte. Hier ein Erlebnisbericht von drei Stormbringer Redakteuren über Gelenksverrenkungen, Stagediving en masse und wirklich guter, wenngleich schweineharter Musik! (-reini-) CARNIFEX Den Startschuss macht das Todeskommando CARNIFEX aus Amerika. Bei vollgestopfter Arena Wien, warfen sie mit schnellen Parts und tiefen Brakedowns durch die Gegend. Schon beim ersten Seitenschlag ging ein mächtiger Circlepit auf, der sich sehen lassen konnte. Draußen frische -2 Grad, drinnen gut geheizte 30 Grad, konnte man sich nicht zwischen freiren und sich zu Tode schwitzen entscheiden. Ein großes Lob ist an den Tontechniker abzugeben, der ganze Arbeit geleistet hat und einen verdammt guten Schlagzeug und Gitarrensound auf die Beine gestellt hat. Doch was wären die besten Instrumentalsounds ohne einen energiegeladenen Frontmann?? Scott, der an dem Tag sein bestes gab, begeisterte die Fans mit hohen Screams und tiefen Growls...... so wie es sich gehört! (-dave-) WHITECHAPPEL Ganz Ehrlich? Für mich die beste Band des Abends. Angefangen mit Klassikern wie ETERNAL REFUGE bis hin zu neuem Shit wie THIS IS EXILE. Alles Bomben, die in der Menge hochgingen, als gäbe es kein Morgen. Für seine nur kleine Größe von 1,66m brachte er die Größten Stimmen. Die Gitarren so Tief gestimmt, dass der Bass schon fast überflüssig bei den drei Gitarristen wirkt. Stagediver so weit das Auge reichte, kletterten auf die Bühne und machten die ärgsten Sprünge in die Menge. Ein sehr schwaches Publikum im wahrsten Sinne des Wortes, denn kaum war man als Crowdsurfer auf den Köpfen der Fans angelangt ,krachte man schon mit der Fresse auf den Boden, was manchmal echt Blutig endete. Der Merch dagegen war alles andere als befriedigend ...aber man will ja die Band sehen, nicht ihre bedruckten Shirts. (-dave-) PROTEST THE HERO … aus Ontario/Kanada passten schon am Papier nicht wirklich in diese hauptsächlich aus wirklichen Wütlingen bestehende Tour. Doch – Überraschung - PROTEST THE HERO waren für mich gerade weil sie so wunderbar anders sind neben den grandiosen UNEARTH der klare Gewinner des Abends. Die Teeniefraktion hatte mal Pause, vorbei war es mit Verrenkungen sämtlicher Gliedmassen, bei PROTEST THE HERO und deren Mischkulanz aus Postcore und Prog-Rock war eher erstauntes lauschen, denn kollektiv im Kreise umherzutoben angesagt. Zwar mag gerade die immer wieder auftauchende Kopfstimme von Fronter Rody Walker nicht jedermanns Geschmack sein, der Fivepiece feuerte aber seine doch anspruchsvolle Mixtur, welche Auszüge aus den Alben "Kezia" (weniger) und "Fortress" (mehr) beinhaltete (und zum Beispiel ein grandioses „Bone Marrow“ beinhaltete), über nicht ganz 30 Minuten mit einer Leichtigkeit in die Menge, dass hauptsächlich die spärlich vertretene „ältere“ Generation, bzw. die wahren Musikliebhaber ihre helle Freude daran hatten. Wohltuende Abwechslung gekonnt inszeniert von PROTEST THE HERO und auch die Kids hat’s gefreut, konnte man doch einigermaßen frische Kräfte sammeln um bei den darauf folgenden ARCHITECTS wieder so richtig die Sau rauslassen, aber dazu mehr vom Kollegen Chris … (-reini-)

Die aus England stammende Formation ARCHITECTS war dann als nächstes dran. Zwar hat ihr Hardcore mit Metal-Versatzstücken auch so einige progressive Parts zu bieten, allerdings hielten sich diese im Vergleich mit ihren direkten Vorgängern PROTEST THE HERO deutlich in Grenzen. Bei einer Spielzeit von knapp 25 Minuten gab es aber keine Startschwierigkeiten, es wurde gleich schön drauf los geballert. Alte wie auch neue Songs vom im Jänner erscheinenden Album „Hollow Crown“ präsentierten die fünf Mannen rund um Sänger Sam Carter in bester Spiellaune. Da bekam man schon fast den Eindruck, dass die Bühne zu klein wurde, sooft wie diese im Laufschritt überquert wurde. Im Unterschied zum Beginn ihres Sets wurde aber leider das Ende von einigen Problemchen überschattet. Zwei Songs vor Schluss musste sogar kurz abgebrochen werden, da einer der beiden Gitarristen seinem Arbeitsutensil keinen Ton mehr entlocken konnte. Gerade bei einer so kurzen Spielzeit schmerzt dass dann sehr. Dafür konnten aber vor allem die letzten Nummern überzeugen, bevor aber beim letzten Song wieder eine sehr schmerzhafte Rückkopplung den Sound zerriss. Hier wurden aber keine Kompromisse gemacht, die restliche Band spielte einfach weiter und nach einer guten halben Minute war auch dieses Problem beseitigt. Insgesamt ein starker Auftritt der vor allem auch Lust aufs neue Album machte! (-chris-) DESPISED ICON Die einzige Band an dem Abend mit 2 Frontgröhlern: Alex Erian und Steve Marois! Doppelter Druck von vorne meinen manch schlaue Nasen, doch ich sehe es als Aufgabenteilung. Einer der für die tiefen und einer der für die hohen Screams verantwortlich ist. Tja was einer nicht kann, kann der andere. Auf jeden Fall sind sie ein stimmvolles Duo. Die Deathcore/Hardcore Band aus Montreal legten als fünfte Band des Abends mächtig auf. Die fans waren nun schon außer Rand und Band. Die Wall of Death war von oben betrachtet ein echtes Gemetzel. Zum Glück wurde das Ganze gefilmt und zwar von keinem geringeren als der Sänger von WHIT CHAPEL der es sich nehmen ließ, sich selbst von der Bühne in die Menge zu schmeißen. Dabei verlor er seinen rechten Plug aus dem Ohr. Fazit: Eine Band, die Party macht und auch mächtig austeilt, von der heftiger Druck kommt und einen eigenen Kameramann besitzen ;) Eine gelungene Show!! (-Dave-) UNEARTH Um viertel nach zehn war es dann endlich soweit: der heimliche Headliner durfte die Stage entern. UNEARTH aus Bosten zählen ja nicht von ungefähr zu den besten Metalcore-Bands dieses Planeten, haben die fünf dieses Genre doch auch wesentlich mitgeprägt. Folglich war es auch nicht schwer, das Publikum der Wiener Arena von der ersten Minute an für sich zu begeistern. Und da man auch einige Hits auf den letzten Alben versammeln konnte, brauchten UNEARTH damit nicht geizen. Los ging’s gleich mit dem Brecher „Endless“ bevor mit „My Will Be Done“ der erste Track vom gerade erst erschienenen Album „The March“ durchs Auditorium fräste. Die Gitarristen Ken Susi und Buzz McGrath zeigten sich in exzellenter Spiellaune und die gesamte Band stellte sofort klar, dass technisch versierter Metalcore auch auf der Bühne fehlerfrei wiedergegeben werden kann. Das Publikum dankte es den fünf Jungs und moshte nicht nur munter drauflos, sondern war auch Dauergast auf der Bühne. Dass so einige der Stage-Diving Versuche vermutlich sehr schmerzhaft endeten, dürfte dabei den Beteiligten herzlich egal gewesen sein. Schon beim zweiten Song konnte man Buzz mit einem riesigen Plüschteddybärkopf bewundern und später wurde auch klar, woher der kam: im Publikum hat sich ein Fan ein komplettes Teddybärkostüm angezogen und stand damit auch mehrmals neben Trevor Phipps und Co. So was sieht man auch nicht alle Tage. Nach knapp 45 Minuten und Hits wie „Sanctity of Brothers“, „Great Dividers“ oder „Black Hearts Now Reign“ war es dann aber vorbei und man konnte sich eigentlich nur fragen: wer will nach so grandiosen UNEARTH noch auf die Bühne kommen? (-chris-) PARKWAY DRIVE Etwa fünfzehn Minuten später gab’s die Antwort. PARKWAY DRIVE von „down under“ waren als siebte und letzte Band dran. Dass die Truppe in unseren Breiten ziemlich gut läuft, dürfte (nun auch für mich) kein Geheimnis mehr sein. Speziell die Nummern des letzten und bislang aktuellen Albums „Horzions“ wie etwa „Carrion“ oder „Boneyard“ wurden bis zum Exzess abgefeiert, und zwar auf zwei unterschiedliche Arten. Die erste bestand in dem an diesem Abend schon einigermaßen zelebrierten Stage-Diving, jedoch wurde alles, was vor elf Uhr abends hier geschehen ist, ad absurdum geführt. Bei PARKWAY DRIVE musste man schon sehr genau hinschauen, um noch erkennen zu können, wo sich da die Band zwischen all den Leutchen auf der Bühne versteckt. Weniger als zwei Fans waren hier beinahe nie vertreten. Und die zweite Art der Huldigung fand etwa gut zehn Meter weiter hinten statt. In einem mehr als beachtlichen Pit wurde hier „getanzt“, wenn man das beim Metalcore so nennen kann. Ungefähr zwei dutzend Fans auf einmal standen da in relativ knappem Abstand bei einander und wirbelten und kickboxten um sich. Auch der Versuch eines Circlepits scheiterte an der Vorliebe der Meisten, sich auf diese besondere Art auszudrücken. Ungewollte Treffer konnte man auch beobachten, nach denen zumindest ein Besucher aus der Halle getragen (!) werden musste. PARKWAY DRIVE selbst dürften aber mit dem Auftritt wohl zufrieden gewesen sein, die Stimmung war gut und der Sound sehr druckvoll. Ob jetzt alle ihre Songs wirklich überzeugen können, ist wahrscheinlich Geschmackssache. Doch insgesamt war es ein versöhnlicher Abschluss eines langen und abwechslungsreichen Abends, der uns zeigte, was derzeit im Modern-Thrash-Death-Progressive-Was-Auch-Immer-Core so geht. (-chris-)


WERBUNG: Hard
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