20.03.2009, Posthof

FULL OF HATE - TOUR

Text: PMH
Veröffentlicht am 24.03.2009

Die Preisspirale bei RTN-Gigs dreht sich munter weiter nach oben – fast 40 €ier für 4 Bands die man auf jedem zweitem Festival-LineUp im Billing begutachten kann sind schon heftigst. Für Abfederung sorgten lediglich die akzeptablen Merchpreise (wobei ich nicht mal im Dunkeln die teilweise geschmacklose Teile tragen möchte… ;)) und die Giveaway-CD der Tulpenthrasher LOTD, die aber auch nur Altbekanntes auf einer EP unterbrachten… der Grundgedanke „Hauptsache es kost nix“ ließ aber wohl die meisten zugreifen. Full of Hate, Paganfest, Heidenfest – ganz egal unter welchem Banner man die beschränkte Bandauswahl auch eingrenzte; es war wieder einmal ein „Full House“ im Posthof – die Methorngeneration schwankte gemütlich im Takt nebst der etwas spärlicheren Oldschool-Fraktion und durfte pünktlich um 19 Uhr wieder mal die Norwegenblackies von KEEP OF KALESSIN begrüssen. Im Vergleich zu ihrem letzten Auftritt im Dezember hatte sich an Songauswahl und dem Look so gut wie gar nichts geändert; man war wohl noch nicht heim zu Mutti bzw. zum Umziehen gekommen da sich „on the Road“ ja hauptsächlich Sex, Beer und Rock´n´Roll breitmachten. Immer noch gehandicapt durch das Fehlen einer zweiten Gitarre stolzierte man im Stechschritt durch eine rasend dargebotene halbe Stunde die sich only mit dem Material der letzten beiden Studioalben füllte: „Crown of the Kings“, „Winged Watcher“ oder „Ascending“ unterstrichen dabei die manisch-progressive Atmosphäre der neueren Kompositionen, die im Sound leider viel zu basslastig aus den Boxen drückte und dabei die diversen Feinheiten der Longplayer verschluckte. Zeit für ein kurzes, durchaus mundendes Drumsolo und ein „ich kann auch am Rücken die Gitarre schön spielen“-Intermezzo von Gründungsmitglied Obsidian C. blieb im geilen Titeltrack des letztjährigen „Kolossus“ trotzdem. Auch fast schon Midtempofeeling wurde durch das hymnisch durch den Posthof schwebende „Many are We“ untergebracht ... Unterm Strich wars durchaus nicht schlecht, aber der Kickstart von 0 auf 100 war für so manchen Konzertgänger wohl etwas zu heftig ausgefallen. Auf Konserve klingt das alles ein wenig imposanter...

Der Zeitplan war straff und wurde strikt eingehalten - diese Attribute konnte man auch auf die in den letzten 3 jahren durch die Decke gehenden Holländer LEGION OF THE DAMNED ummünzen: nachdem man sich unter dem alten Banner OCCULT nahezu 15 Jahre unerkannt durch das Business schlängelte kam mit der Umbenennung quasi zeitgleich auch der Erfolg . Stilistisch wurde an der Ausrichtung aber kaum was verändert … viel SlayerThrash, etwas Black und Death dazu – fertig war das aggressive wie eingängige Gebräu welches seit 3 Alben immer mehr Metaller in ihrer heimischen Hütte erfreut. Verziert wurde dieser 45minütige Auftritt mit einem wiedereinmal sehr grenzwertigen Sound der zwar stattlich vor sich hinwummerte, aber eben auch nur mit einer Gitarre auftrumpfen konnte – macht nix, dafür hatte man zwei riesige Sidedrops mit der Bemalung der letzten CD und (bis auf den Drummer) jede Menge Haare im Gepäck. Das Problem der an und für sich guten Livemucke war die Bewegungslosigkeit der im stattlichen Alter aufrockenden Legion; zwar wurde ein guter Querschnitt der letzten Jahre geboten und auch das Energielevel war durchaus bemerkenswert – trotzdem fiel auf das sich im Programm die Highspeedsalven (welche auf den Alben locker 50% ausmachen) spärlich hielten – man durchsetzte das Programm eher mit Rübenabmontiereren im handlichen wie groovigen Uptempo ala „Werewolf Corpse“, „Slaughtering the Pigs“, „House of Possession“ oder „Bleed for Me“. Da sich zumeist auch die Songs teilweise im Aufbau ähnelten und sich Fronter Maurice wenigstens ab und an mal von einem Bühenende zum anderen bewegte war das Ganze zwar musikalisch okay , aber diese minimalistischen Bewegungen auch von Slayer abzukupfern ist bei der ungleich geringeren Klassikeranzahl wohl die falsche Maxime: als Entschädigung gabs dafür den brachialen Titeltrack und den etwas gekürzten Rausschmeisser „The Final Godsend“ der aktuellen Thrashkeule „Cult of the Dead“ … Zugaberufe konnte ich trotz der live sehr ansprechend in die Menge gerotzten Unheiligkeiten keine entdecken. Man sparte sich wohl noch etwas Energien für die noch kommenden Momente

Die man bei OBITUARY nicht wirklich brauchte – zu wenig Biss, zu wenig Feuer, zu wenig Bewegung. Verließ man sich beim unschönen wie bunten Backdrop und dem ersten Song noch auf „Frozen in Time“ so wurde in der weiteren knappen Stunde auch die Tatsache, dass die Jungs bis auf den aufgedrehten Ralf "mein linker Fuß und die Monitorbox sind seit 25 Jahren verheiratet" Santolla ganz schön eingerostet sind, bewahrheitet. Klar ist das floridianische Todesbleikommando keine 20 Lenze mehr jung, aber von den Pionieren der Szene ist nach rund ebensovielen Jahren schon etwas Magie verlustigt gegangen. War der Sound zwar diesesmal etwas voluminöser als bei den bassbehafteten Vorgängern, so klang das Gitarrenelement doch eher nach wischiwaschi denn nach uralten CelticFrost. Kontakt mit dem Publikum gabs auch so gut wie Null, lediglich hin und wieder wurde mal ein Songtitel schon vorab verraten. Frontröchler John Tardy wirkte zwar halbwegs fit hinter seinem Mikro, die absolut heftigen Passagen die Goodies wie „Cause of Death“, „Evil Ways“, oder „Dying“ versprachen wurden aber etwas drucklos herausgepresst. Da war wohl ein Backstagebong zuviel ;) In der Setlist wurde desweiteren tief in der Mottenkiste gegraben, neben Standardbrocken wie „Slowly we Rot“ wurde ua. auch „Final Thoughts“ vom immernoch solala-Album und Karrierebrecher „World Demise“ intoniert. Ein bisschen Doom (in Kontext von OBI eh kein selten anzutreffender Gast) und Heldenverbeugung brachte in der Setmitte das CF-Cover „Dethroned Emperor – kannte von den vielen jungen Fans wohl kaum einer, macht aber nix. Der rund umgesetzte Oldie machte die Misere der Altheroes deutlich : obwohl sich in der Vergangenheit mindestens 3 Alben gen DM-Olymp aufmachten sind anno 2009 Nichtigkeiten wie das unspektakuläre „Frozen in Time“ – Album lediglich Überbleibsel einer goldenen, längst verschiedenen Ära. „Xecutioners Return“ war ein Schritt in die richtige Richtung, trotzdem wurde kaum ein Song von dieser Oldschoolretourkutsche ausgepackt – warum eigentlich ? So schön die alten Zeiten auch waren, ein ganzes Musikerleben ausruhen darf man sich darauf nicht. Aber noch sei den Heroes in Dreiviertelhosen ihr Schwelgen in Erinnerungen verziehen, denn nüchtern betrachtet war der Auftritt vor rund Tausend Preiskampffans ja keine Selbstdemontage, sondern einfach nur eine passable Geschichtsaufarbeitung.

AMON AMARTH zum Quadrat. Da an jeder Steckdose auch die 5 Schwedenbomben anzutreffen sind, war die Wahl des Headliners keine Überraschung. Gross sind sie geworden, ob da jetzt das Wikingerimage oder die Manowar-Variante des melodiösen Skandi-death die Hauptursache tragen ist letztendlich wurscht: die Fans kommen immer noch in Scharen um sich bei Bier, kitschigen Heldensagen und eingängigen Songmaterial zu laben. Ganz im Sinne der letzten Göttergabe (muss ich euch jetzt den ironischen Unterton erläutern? ) „Twilight of the Thundergod“ wurde die Bühne ausstaffiert, viele blinkende Lichtlein vertikal und das überdimensionale Backdrop im Genick sammelte Johann Hegg & Co. nach einer halben Stunde Umbaupause die Bierholer und Frischluftraucher in den Warenkorb „grosser Saal“. Das obligatorische Intro in den Wind schlagend, machte die Starschnitt-Truppe in den folgenden 80 Minuten das was man von ihr erwarten konnte: gepflegte Männermucke mit erhabenen Posing, einer im grossen und ganzen spannungsarmen Setlist, viel Gehampel und Rauschebartbanging von Bierwampenbaron & fleissiges Eichhörnchen in einer Person - Johann H. Waren die ersten Nummern noch keine Soundoffenbarung, so legte sich das Problem (nicht zu Gänze, aber im erträglichen Rahmen) spätestens nach dem neueren „Free will(y) Sacrifice“ und der immer stärker werdenden Wunsch, sich mit dem Trinkhorn bewaffnet in die Donau zu stürzen und die Segel gen Heimat zu setzen, kam allmählich in Fahrt. Denn das restliche Programm war in etwas so spannend wie die Gästeliste bei „Wetten Dass ?!?“ oder die Farbe des Urins am Morgen - man versammelte neuere Midtempoballaden wie „With Oden on our Side“ oder das schnittige "Cry of the Blackbirds“ neben dem Standartrepertoire „Death in Fire“ oder dem wohlbekannten Oldie „Victorious March“ (diesesmal nicht mit deutschen Lyrics verunglimpft, danke!). Um das ziemlich entspannte Material rankte sich diesesmal noch das allabendliche „KönntIhrLauterSchreienAlsDasGestrigePublikum“-Geplänkel, die Versenkung von schätzomativ 0,2 Liter Bier im immer griffbereiten Trinkhorn und die doch merklich zutage kommenden Stimmprobleme bei den älteren, leicht ins schwarmetallisch überschwenkenden Stückerln : hier war der gute Johann zeitweise kaum zu hören bzw. verschluckte er gerne ein paar Textfetzen. . Oder war etwas das Bier im Hörnchen abgestanden ? Dafür poste Bassman Ted Lundström wie ein junger Steve Harris in die Menge, die den Nordmännern trotz aller Routine gierig aus der Hand fraß. Und trotzdem war auch hier wieder die Posthof-Sound unter den Erwartungen – die Drum/Bassmischung war wieder einmal zu weit im Vordergrund und schickte die melodiös aufspielende Saitenmannschaft desöfteren ins Abseits. Dort wartete ganz zum Schluss das unverzichtbare „Pursuit of Vikings“: tausendmal gehört, und doch werden AA diesen Song auch noch in 10 Jahren wie den Zucker zum Kaffee brauchen. Man gönnt sich ja sonst nichts..

Am Ende des Tages wartete der oberösterreische FullofHate-Festivalgang mit keinem wirklich herausragendem Team und zuviel Leerlauf in sündhaft teurer Verpackung auf. Zum Glück war der Abend noch jung, um halb12 durften die Jungküken das Taxi "Mama" bestellen und die Erwachsenen ein (oder mehrere) Bier mit prominenter Begleitung (Fredrik von AA bzw. fast die ganze Obi-Mannschaft) in der Linzer Altstadt ... Setlist Amon Amarth (ohne Gewähr): Intro Twilight of the Thunder God Free will Sacrifice With Oden on Our Side Varyags of Miklagaard Fate of Norns Under the Northern Star Guardians of Asgaard Ride for Vengeance North Sea Storm Tattered Banners and Bloody Flags Death in Fire Cry of the Blackbirds Victorious March Pursuit of Vikings


WERBUNG: Hard
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