06.11.2010, Backstage (All Area)

Funeral Feast Tour feat. SHINING

Veröffentlicht am 08.11.2010

Pünktlich zum Beginn der kalten Jahreszeit, lud ein mehr als schwarzes Tourpaket zur gepflegten Düstermesse ins Münchner Backstage. Angeführt von den swedischen Experimentiermeistern SHINING, die München schon im März einen Besuch abgestattet hatten, lockte dieses Aufgebot einige Musikfreunde in den kleinen Club, welcher gegen Ende hin fast komplett voll war. Den Anfang machte die junge, französische Black/Death Combo SVART CROWN, die durch ihren neuesten Streich 'Witnessing The Fall' große Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Der Club war bereits jetzt gut gefüllt, weshalb sich das Quartett umso mehr ins Zeug legte, eine energetische Show zu liefern. Da der gestrige Samstag auch der letzte Tourtag war, ist es wohl selbsterklärend, dass die Jungs bis ins Unermessliche motiviert waren. Wahrscheinlich sogar etwas zu sehr, da Frontmann JB Le Bail permanent einen Moshpit forderte, was ja im Black Metal nicht unbedingt üblich noch passend ist. Trotz dieser Kontroverse bot die Truppe einen durchaus gefälligen Auftritt, wobei auch Songs vom 2008er Debut 'Ages of Decay' gespielt wurden. Anlässlich des letzten gemeinsamen Tages, stürmten gegen Ende des Sets auch noch Musiker von ENTHRONED sowie SHINING auf die Bühne und versuchten nach Kräften SVART CROWN vom Spielen abzulenken, was ihnen aber glücklicherweise nicht gelang.

Darauf folgte nun der Gig einer wahren Black Metal Legende. Das belgische Quintett ENTHRONED, welches mittlerweile schon seit 1993 existiert und immer noch fleißig Alben veröffentlicht, setzte an, das Münchner Publikum in den Bann einer satanischen Messe zu ziehen. Sänger und Urmitglied Nornagest mimte in seiner unverkennbar zwischen Selbstironie und Ernst schwankenden Art den Hohepriester und ließ natürlich auch etliche Bekreuzigungen und Huldigungen nicht aus. Mit dem noch recht frischen, neuen Album 'Pentagrammaton' im Gepäck, konnte eigentlich nichts schief laufen und die Band, als Einzige des heutigen Abends mit Corpsepaint ausgestattet, bot einen amüsanten Querschnitt durch die eigene Veröffentlichungshistorie. Zwei der Musiker von SVART CROWN mussten sich selbstverständlich für die vorherige Attacke revanchieren und stürmten vom Alkohol deutlich erheitert auf die Bühne und setzten vor allem Fronthüne Nornagest ordentlich zu. Daraufhin kehrten sie wieder ins Publikum zurück und starteten nun selbst ihren zuvor verlangten Moshpit. Derart ins Schwitzen gebracht, konnte der etwas korpulente Nornagest natürlich nicht anders, als die schwere Lederjacke von sich zu werfen und, nur mit Shirt bewehrt, ordentlich zu Bangen. Insgesamt ein wirklich guter Auftritt, bei welchem besonders die selten eingestreuten Klargesangparts von Gitarrist und Bassist zu gefallen wussten.

Nun war es also endlich soweit! Nach einem äußerst kurzen Soundcheck betraten die schwedischen Suizidalmeister um Exzentriker Niklas Kvarforth, dessen Unterarme dieses Mal besonders tief vernarbt wirkten, die Bühne. Wider Erwarten war das verrückte Genie aber recht gut gelaunt und wie immer mit einer Flasche Jack Daniels und einer vollen Pulle Rotwein ausgestattet. Auch das befürchtete Traktieren von Neubassist Christian Larsson, der unter dem Pseudonym Draug und als Mastermind des Projektes SVART einigen Metallern bekannt sein dürfte, blieb aus. Nur einige leichte Schläge und Beschimpfungen musste der junge Mann erdulden. Da hatte Kvarforth im März mit Ex-Bassist Andreas Larsen schon ganz andere Schandtaten getrieben. Doch nun zur musikalischen Seite des Auftritts: Die Mannen boten wie immer eine beeindruckende, fast einschüchternde Show, bei welcher einerseits natürlich der wahnwitzige Singsang sowie das unmenschliche Kreischen von Kvarforth, andererseits aber auch die unglaublichen Fähigkeiten der zwei Gitarristen im Vordergrund standen. Fast jeder Song bot mindestens ein ausgedehntes Solo, wobei vor allem 'Submit to Selfdestruction' sowie das großartige, vom Meisterwerk 'Halmstad' stammende 'Låt Oss Ta Allt Från Varandra' besonders herausstachen. Es wurde sogar ein Track vom im Februar erscheinenden, neuen Album 'Född Förlorare' geboten, welcher beim Publikum recht gut ankam und ziemlich progressive Strukturen aufwies. Natürlich ließen es sich die Mitglieder von ENTHRONED nicht nehmen, die Bühne zu stürmen und Gitarrist Fredric "Wredhe" Gråby, den Bassisten sowie Kvarforth mit schwarzer Farbe zu beschmieren. Während letztere eher gelassen reagierten, wirkte der Gitarrist ziemlich angepisst, doch die Show nahm trotzdem ihren Lauf.

Nach einer recht langen Spielzeit von weit über einer Stunde, war das Spektakel leider auch schon vorrüber. SHINING hatten einen, für ihre Verhältnisse recht gemütlichen, dennoch mitreißenden Gig gespielt, der ohne Frage Lust auf mehr gemacht hat. Leider war dieses Konzert auch schon das letzte Black Metal Event, das dieses Jahr in München stattfindet, konnte dafür aber umso mehr überzeugen. Die Mischung der Bands mag auf den ersten Blick wohl unpassend erschienen sein, doch insgesamt war dieser bunte Mix durchaus amüsant, wobei SHINING natürlich klar den Ton angaben.


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