25.11.2010, Backstage (All Area)

NAPALM DEATH

Veröffentlicht am 05.12.2010

Trotz Eiseskälte machten sich verhältnismäßig viele Metaller auf ins Münchner Backstage, um sich eine wahre Death/Grindwalze von einer Tour anzusehen. Unter dem Banner der mächtigen NAPALM DEATH, hatte sich ein Quartett illustrer Supportbands versammelt, die man in unseren Breitengraden allesamt recht selten zu Gesicht bekommt. Den Anfang machte die recht unbekannte Grindcore/Hardcore Punk Truppe BLUNT FORCE TRAUMA, bei deren Auftritt leider nur gute dreißig Nasen anwesend waren. Schade eigentlich, wenn man bedenkt, dass die Band eine sehr energetische und knallharte Show aufs Parkett gelegt hat. Nach knapp zwanzig Minuten wollten die vier Jungs die Bühne auch schon wieder verlassen, nur um dann verlegen zurückzukehren und zuzugeben in der Aufregung die Setlist viel zu schnell heruntergerödelt zu haben. BLUNT FORCE TRAUMA ließen sich jedoch nicht lumpen und legten noch zwei wahre Grindcorekeulen nach. Eine Band, die man sich definitiv merken sollte!

Nun war es an der Zeit, dass auch die angereisten Deathcorekids zu ihrem Recht kamen. Die amerikanische Brutalogang WAKING THE CADAVER, um Fronthüne Don Campan, betrat schon fünf Minuten später die Bühne der Backstage Halle. Anders als befürchtet legte die Gruppe aber einen sehr ansprechenden Auftritt hin, der musikalisch gekonnt zwischen klassischem US-Death Metal und modernem Hardcorespirit balancierte. Auch dieser abwechslungsreiche Gig war nach einer knappen halben Stunde schon wieder zu Ende und ich war trotz anfänglicher Zweifel sehr zufrieden mit der Show von WAKING THE CADAVER.

Ich muss ganz offen gestehen, dass mich die scheinbar oldschooligste aller Bands, MACABRE, noch nie wirklich begeistern konnte. Zu obskur und gleichförmig klingt meiner Meinung nach das Songmaterial des nun schon fast 30 Jahre existierenden Trios. Doch vielleicht, dachte ich mir, werde ich nach einer guten Liveshow ganz anders über die Murder Metal Truppe denken. Nach einem diesmal recht langen Soundcheck, betraten die schon deutlich in die Jahre gekommenen Herren die Bühne und legten los. Sänger und Gitarrist Corporate Death alias Lance Lencioni, wie immer mit seinem Kopfmikro ausgestattet, ließ ein paar einleitende, eher kindisch wirkende Gruselsprüche los und schon begann die wilde Serienmördershow. Für manche Metaller mögen diese gut dreißig Minuten wohl ein wahres Spektakel gewesen sein, ich jedoch empfand es eher als eine Qual. Schlechter Sound gepaart mit aufgesetzter Spielfreude: Diese Truppe sollte wohl besser abdanken, denn unter Oldschoolspirit verstehe ich etwas anderes!

Mit dem Auftritt der amerkanischen Death Metal Legende IMMOLATION, die nun auch schon seit 25 Jahren existiert, erfuhr der Abend wieder eine kräftige Qualitätssteigerung. Das aktuelle Album 'Majesty and Decay' im Gepäck, legte das Quartett hochmotiviert los und bot neben unverzichtbaren Klassikern natürlich auch etliche neue Songs. Sänger und Bassist Ross Doland growlte sich den Hass gegen die Christenheit aus der Seele, während seine Mitmusiker, vor allem aber die beiden Gitarristen Robert Vigna und Bill Taylor ihre technischen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellten. Trotz der relativ langen Spielzeit der Truppe, wurde der Auftritt keineswegs langweilig, wobei der Titeltrack der neuen Scheibe zu den absoluten Nackenbrechern gehörte. Ein wahrer Kraftakt, den die Band aus dem Bundesstaat New York auf sich nahm. Doch es hat sich gelohnt, wenn man die begeisterten Applausstürme der Zuschauer bedenkt.

Doch selbst eine Ausnahmecombo wie IMMOLATION konnte gegen das jetzt Kommende nichts ausrichten. NAPALM DEATH, die am härtesten arbeitende Band der Welt, war zu Gast, mit dem Ziel das Münchner Backstage dem Erdboden gleichzumachen. Und diese Vorgabe erfüllte das aus Birmingham stammende Quartett ohne große Anstrengung. Szeneaushängeschild Barney Greenway sprang wie ein Derwisch über die Bühne, ungeachtet seiner mittlerweile schon über vierzig Lenze. Überhaupt wirkte die ganze Truppe unglaublich frisch und hatte sichtlich ihren Spaß. Einzig der miese Gitarrensound überschattete den extatischen Auftritt der Briten etwas. Nichsdestotrotz tobte der Moshpit zu Krachern wie 'On the Brink of Extinction', 'Suffer the Children' und dem Titeltrack des aktuellen Langeisens 'Time Waits For No Slave'. Sehr zur Freude des Publikums legten NAPALM DEATH diesmal besonderen Wert auf ihre Großtaten der 80er. Da durfte natürlich auch der ein Sekunden Song 'You Suffer' vom Jahrhundertalbum 'Scum' nicht fehlen. Nach fast eineinhalb Stunden beendete die Truppe ihren Auftritt und Frontmann Barney wirkte mehr als zufrieden. So auch die angereisten Zuschauer! Alles in Allem war es ein sehr schöner Metalabend, wobei natürlich keine der Vorbands auch nur ansatzweise an das Niveau von NAPALM DEATH herankommen konnte. Hätte man MACABRE weggelassen, wären die versammelten Metaller auch etwas früher nach Hause gekommen. Doch um die britische Grindcorewalze live zu erleben, hätten sich die Fans wohl auch hundert miese Vorbands angesehen.


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