12.06.2011, Pannonia Fields II

NOVA ROCK FESTIVAL 2011 - Tag 2

Veröffentlicht am 20.06.2011

Festivals schwanken wohl immer zwischen zwei Extremen. Entweder staubtrocken und ohne Aussicht auf Entspannung hinsichtlich Temperaturen. Oder genau die umgekehrte Variante, voll mit Feuchtigkeit, Schlamm und anderen hygienischen Katastrophen. Wobei das mit der Hygiene auch so eine Sache ist. Nun, für einen allgemein großen Duschcontainer und ausreichend Wasserstellen wurde gesorgt, trotzdem konnten diese leider nicht die Masse von Menschen bewältigen. Lange Menschenschlangen waren ein logisches Produkt davon. Während man sich auf anderem Wege kultivierte (Wasserflaschen eignen sich auch für eine Dusche) und sich von einem dieser Frühstücksstände einen sogenannten „Kaffee“ organisierte, begannen auf der RED STAGE schon die ersten Soundchecks. Stichwörter Frühstück und Kaffee: Die Tatsache, dass wir auf einem Festival sind, macht auch hier nicht vor dem Geldbeutel halt. Ein Kaffee, der nach allem - außer Kaffee - schmeckte und dazu eine Süßspeise nach Wahl, wobei meist die Hälfte der Auswahl nicht mehr erhältlich war, um knappe fünf Euro zu verkaufen, ist wohl schon ein Kapitel für sich. Aber gut. Zurück zum Soundcheck der Red Stage. Einige der Techniker dachten sich wohl es wäre am besten, die letzten schlafenden Zeitgenossen auch noch aus den Isomatten zu reißen und so legte man mit „Tribute“ der zeitlosen Band TENACIOUS D den idealen „Aufsteh-Song“ auf, zumindest was die Gesangs- und Sprechchöre vom Zeltplatz her vermuten ließen. Den Anfang des Sonntags machten die Damen und Herren von WENDI´s BÖHMISCHER BLASMUSIK. Solide ostösterreichische Traditionsmusik trifft auf Festivalbesucher. Beides harmoniert perfekt und alle waren wir glücklich. Da verwunderte es kaum, dass man das Stück „Ode an die Freundschaft“ nicht auslassen wollte. Nun gut. Auf zur Blue Stage war die Devise. Vorbei an Gutachtern des Outfits, an Alkoholleichen, gescheiterten Gitarristen und Sonnenanbetern, die das ganze sichtlich zu wörtlich genommen haben. Vorbei an leichtbekleideten Damen und Herren und Zeitgenossen, die der Alptraum für eine jede Putzfrau wären.

Einige Stunden später fand ich mich dann schon wieder vor der Blue Stage, wo einige sichtlich verschlafene Herrschaften aus Germantown, Maryland auf die Bühne gingen. Die Rede ist von den US-Amerikanern von CLUTCH. Einen Tag vorher noch auf dem DOWNLOAD Festival in England zu sehen, rockten CLUTCH schon die Blue Stage des Nova Rock 2011. Songs wie „Electric Worry“, „The Mob Goes Wild“ oder „50.000 Unstoppable Watts“ sorgten für gute Stimmung unter der Menge vor der Blue Stage. Nachdem CLUTCH endlich munter geworden waren, deren Set aber leider aus war, gingen als nächstes die Landsleute von BLACK STONE CHERRY mit Ihrem Set ins Rennen. Tightes Riffing und die nötige Coolness gepaart mit fettem Stageacting zeichnen die junge Formation aus. Man brachte sogar ein Cover des Songs „Rolling In The Deep“ von ADELE. Auch hier der Sound wieder top, zumindest von meinem Standpunkt aus. Ja der Sound, das ist so eine Sache. Es ist noch kein Festival über die Bühne gegangen, ohne die ewige Diskussion über die Soundtechnik. Heuer war der Sound am Nova besonders umstritten. Dazu allerdings später mehr. Sounddiskussion hin, Sounddiskussion her. Ändern konnte es der geneigte Besucher dieses Festivals sowieso nicht. Deswegen machte man das Beste aus der Situation und freute sich auf die nächsten Acts an diesem Wochenende. Und der nächste Act an diesem Sonntag galt wohl als eines der Highlights des Jahres - TIMES OF GRACE. Die Formation rund um Ex-KILLSWITCH ENGAGE Fronter Jesse und quasi KILLSWITCH ENGAGE-Aushängeschild Adam sorgte für so einiges Aufsehen im Vorfeld. Wird die Qualität der CD auch den Live-Anforderungen einer großen Bühne gerecht? Dies kann man mit einem einfachen „Ja“ beantworten. Adam, Jesse und deren Mannen hatten sichtlich Spaß daran, Songs wie „One Love“ oder „Fight For Live“ aus dem Debütalbum „Hymns Of A Broken Man“ vor dem Publikum zu performen. Adam heizte die Crowd mit seiner eigenen Art des Stage-Actings von alleine an. Nachdem wir Geschichten über dunkle Zeiten und deren positives Ende verpackt in Form einer kräftigen „Metal-Core-Granate“ vernommen hatten (Zeitenfolge), machte sich der Fan bereit, die nächste Attacke in Form der CAVALERA CONSPIRACY zu überstehen. Das wiedervereinte Duo, die Cavalera Brüder, haben mit „Blunt Force Trauma“ eine starke zweite Platte in die Läden gestellt und bewiesen eindrucksvoll, wie sich Thrash Metal im Jahre 2011 anhören kann. Druckvoll, mit einer ordentlichen Portion Riffing versetzt, stampfen CAVALERA CONSPIRACY über das Nova Rock. Bei diesem Projekt merkt man richtig die Vorliebe für den Crust Punk der Spät-80er Jahre von Max. Die Gitarren shredern mit voller Geschwindigkeit vor sich hin. SEPULTURA Klassiker wie „Refuse / Resist“ kamen genau so zur Geltung wie Songs der Band ala „Warlord“.

Nachdem die CAVALERA CONSPIRACY den Zuschauern mal ordentlich eine vor den Latz geknallt hatte, wurde die Geschwindigkeit ein klein wenig gedrosselt und dem eher groovigen Sound ein bisschen Platz gemacht. Die nächsten im Bunde sind wohl eine Rarität in Sachen Livekonzerte in Europa: DANZIG. Die Formation rund um Mr. Glen Danzig hat letztes Jahr wieder ein starkes Lebenszeichen in Form der Platte „Deth Red Sabaoth“ von sich gegeben. Die Liveperformance selbst ist nicht gerade beeindruckend. Ein wenig statisch wirken die Mannen hinter Mr. Glen Danzig. Der kleine Mann aber stapft solide über die Bühne und steht quasi seinen Mann. Stimmlich top, soundtechnisch top kommen Songs wie „Thirteen“ und natürlich „Mother“ zur vollen Geltung. Einzig Schlagewerker Scott Kelly von den verblichenen TYPE O NEGATIVE sticht noch aus dem Quartett mit seiner eigenen Art Schlagzeug zu spielen heraus. Ob DANZIG mit diesem Gig am Nova neue Fans dazu gewinnen konnten, lassen wir hier mal offen stehen. Der Versuch, düster zu wirken, funktionierte allerdings nicht. Mag vielleicht an der Tageszeit gelegen haben. Die nächsten im Bunde hatten kein Problem damit, Aufmerksamkeit zu erregen oder irgendwo düster zu wirken. Allerdings, bei so einem Backkatalog ist das auch kein großes Problem. KORN sind nun seit bald 20 Jahren fester Bestandteil der Szene und können sich zu Recht als eine der Mitbegründer der Nu Metal Bewegung sehen. Im Gegensatz zu den anderen Kollegen sind KORN allerdings immer noch eine Macht für sich und aus dem internationalen Musikzirkus nicht wegzudenken. Nicht wie der Rest der Nu Metal Szene, von dem man quasi gar nichts mehr hört. Aggressiv, laut und tief vom Sound her gingen KORN zu Werke. Die Mannen um Jonathan Davis ließen nichts anbrennen und sorgten für eine druckvolle Performance. „Here To Stay“, „Freak On A Leash“ oder „Oildale“ sind nur eine der wenigen Songs die die US-Amerikaner straight ins Publikum schossen. Die Behauptung, KORN gehören zum alten Eisen ist jedenfalls mit diesem Sonntagabend zusammengefallen wie eine Sandburg. Setlist KORN, NOVA ROCK 2011 (Ohne Gewähr der Angaben auf Richtigkeit und Vollständigkeit) Blind Here to Stay Pop a Pill Freak on a Leash (followed by snippet of "… more) Shoots and Ladders / One 4 U Got the Life Oildale (Leave Me Alone) Somebody Someone Ball Tongue / Lodi Dodi / It Takes Two Get Up Falling Away From Me Coming Undone / We Will Rock You / Twisted Transistor / Make Me Bad / Thoughtless / Did My Time / Clown Y'All Want a Single

Nach der beeindruckenden Performance von KORN wurde es Zeit für eine Zeitreise in die 50er Jahre. Da, wo man noch die Harre gepflegter trug, JOHNNY CASH die Charts dominierte und sich fast jedermann einen Cadillac vor der Türe wünschte. Willkommen in der Welt von VOLBEAT. Nun, wir leben im Jahre 2011, also holen die Mannen rund um Mike Poulsen die Vergangenheit einfach zum NOVA ROCK 2011 !!! Die Performance und das Bühnenbild fielen schlicht und doch imposant zugleich aus. Egal ob hinter, neben oder über dem Schlagzeug; es wurden überall Podeste aufgestellt, die in drei großen Pfeilen nach unten führten. Mike Poulsen hatte jedenfalls genug Spaß daran, mit seinen Mannen das Nova zu rocken. Performance top, die Band in voller Bewegung auf der Bühne. Gitarrist Thomas Bredahl hatte so viel Spaß auf der Bühne, dass er auch kurzerhand einfach von der Bühne sprang und auf einem der Kameragerüste weiter rockte. Einziger Negativpunkt ist die Tatsache, dass man vielleicht ein bisschen an den Zwischentalks arbeiten könnte. Die ewig gleichen Ansagen sind doch ein bisschen langweilig auf Dauer. Setlist VOLBEAT @ NOVA ROCK 2011 ( Ohne Gewähr der Richtigkeit und Vollständigkeit!) The Human Instrument Guitar Gangsters & Cadillac Blood Heaven nor Hell A Moment Forever / Hallelujah Goat Radio Girl The Mirror and the Ripper Sad Man's Tongue Mary Ann's Place 16 Dollars The Garden's Tale River Queen Still Counting Encore: A Warrior's Call Fallen Maybellene I Hofteholder I Only Want to Be with You (Dusty Springfield cover) Pool of Booze, Booze, Booza / Boa [JDM] Trotz allem machten VOLBEAT mit den ca. 50.000 anwesenden Besuchern eine fette Party der Extraklasse. Sound top, Frisur sitzt und Stimmung vom feinsten. Rock'n'Roll Herz was willst du mehr? Somit war auch der zweite Tag NOVA ROCK 2011 zu Ende. Weiter geht es mit Tag 3. Was das mit Soundproblemen, unerwarteten Acting und Kilometergeld zu tun hat? Das erfahrt ihr im Bericht zu Tag 3!


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