27.05.2011 - 29.05.2011, Schloß Mamling

METALFEST OPEN AR AUSTRIA 2011 - Day 3

Text: nagelfar
Veröffentlicht am 24.06.2011

Tag 3 und endlich, endlich, schien das Wetter zu halten. Vor allem die tiefen Temperaturen der letzten Tage hatten vielen Metalheads zu schaffen gemacht und so erfreute sich der Frühstücksstand mit heißem Kaffee regen Zuspruchs. Gut, dass man in Form der Trachtenmusik Mining ganz im Stil von Wacken und Metalcamp auch für die passende, musikalische Aufwärmrunde gesorgt hatte. Klar, der Gag hat sich schon etwas abgenutzt, trotzdem ist es immer wieder amüsant, eine Wall of Death oder einen Circlepit zu blechbläserischen Klängen geliefert zu bekommen. Der eine oder andere Schnaps, ausgeschenkt von süßen Trachtenmädls, tat dann sein übriges, um die Stimmung endgültig aus dem eiskalten Bereich herauszuheben. Die Finnen (+ Italienischer Sänger) von THAUROROD hatten es dann nach dem erstklassigen Auftritt von ARAFEL nicht leicht, da noch einen draufzusetzen, zumal auch die soundmässige Bedienung der Nordländer am Anfang arg danebengeriet. Songs wie „Warriors’s Heart“, „Shadows and Rain“, „Morning Lake“ sind erstklassige Songs, die diesmal aber leider im Soundbrei ein wenig untergingen.Sänger Michelle Luppi war zwar nicht in schlechtester Form, die beiden Gitarristen legten eine tolle Show hin, aber mir fehlte ab und zu der letzte Kick. Trotz aller Schwierigkeiten war es dennoch eine gelungene Performance. Nur der letzte Gig im Rahmen der Power of Metal Tour war besser. Ob THAUROROD über ihren Insider Status hinauswachsen werden, wird uns die Zeit weisen. (Tom)

Die Österreich Premiere von HELL, dieser längst vergessen geglaubten britischen Metal Legende, der neuerdings auch Produzentengenie Andy Sneap angehört, erwies sich als wahrer Triumphzug. Der Autor dieser Zeilen war mehr oder weniger skeptisch, ob dieser okkult-angehauchte, leicht progressive Metalverschnitt in Mamling überhaupt jemanden interessieren würde, aber die Fünf von der Insel erspielten sich im Laufe ihrer 45 Minuten dauernden Show mehr und mehr Zuseher, die von dem wild um sich gestikulierenden Ausnahmesänger David Bower in ihren Bann gezogen wurden. Der Theater- und Musicaldarsteller agierte mit Headset, normalerweise ein eher befremdender Anblick auf einer Metalstage (Anmerkung der Redaktion: Aber nicht doch, ABSU wissen genauso wie das geht!), aber schon bei den ersten gesungenen Takten wurde klar, dass David Bower nur so agieren darf und auch soll. Der Bruder von Mastermind Kev Bower war für HELL einfach ein Glücksgriff und hatte das Geschehen zu jeder Sekunde im Griff. Auch outfittechnisch bot der mit teufelsroten Kontaktlinsen versehen Shouter einiges, sei es in einer Mönchskutte, oder sich selbst geißelnd mit nacktem Oberkörper, die Dornenkrone jederzeit auf dem Haupt tragend, sang der auch schon in die Jahre Gekommene wie ein junger Gott. Auch die instrumentale Seite von HELL ließ nichts anbrennen, Drummer Tim Bowler merkte man zu keiner Sekunde an, dass er nach wie vor an den Folgen eines Schulterbruches leidet, Kev Bower brachte das Spoken Word Intro „The Devil’s Deadly Weapon“ in souveräner Manier hinter sich und als HELL gen Schluss auch noch den Videotrack „On Earth As It Is In Hell“ ansteuerten war nicht nur ich den Tränen nahe, sondern auch das Auditorium vor der Mainstage um mindestens das Fünffache angewachsen. (-Reini-) Neben Windmühlen und Holzschuhen haben die Niederlande auch im musikalischen Bereich einiges zu bieten. Nicht nur okkulter Metal sondern auch lupenreiner 80s Hard Rock befindet sich unter den Hauptexportbands des Königreichs. VANDERBUYST präsentierten sich in atemberaubend engen Hosen, welche durch die lebhafte Performance sogleich auf Reißfestigkeit getestet wurden. Das selbstbetitelte Debüt der Band ist 2010 erschienen und scheint sich Szenegrößen wie DEEP PURPLE oder ZZ TOP zum Vorbild genommen zu haben. Auch in Sachen Showgehabe eiferten die Niederländer den Urgesteinen nach und machten ihre Sache wirklich gut. Die Songs waren zwar wenig außergewöhnlich, sondern eher klassisch nach Schema „Hard Rock“ aufgebaut, jedoch befanden sich auch erfrischend moderne Einflüsse in den prägnanten Stücken. Mit der Nummer „Stealing your thunder“ wurde jedenfalls eine enorme Stimmung erzeugt, die bereits nach dem zweiten Refrain zum lautstarken Mitsingen ermutigte. Der variationsreiche Track fegte geradezu über die, leider relativ kleine, Zuhörerschaft hinweg und diverse Soli dienten zusätzlich der Unterhaltung. Von den restlichen Songs stachen besonders der Überhit „Tiger“ sowie auch eine Coverversion von THIN LIZZY (Don´t believe a word) heraus. Ach ja Jungs wo war der Song Traci Lords???? Ich war schon ganz erregt und schlüpfrig!

Hier sollte eigentlich ein Review zu BELPHEGOR stehen. Auf Grund der mehr als dümmlichen (Ja, noch dümmlicher als sonst...) An-/Aussagen von “Hellmuth” entfällt dieses jedoch. Pünktlich um 16:55 am sonnig heißen letzten Nachmittag des Metalfests starteten SODOM mit dem Titeltrack „In War and Pieces“ des aktuellen Albums. Trotz anfänglicher Probleme mit dem Bass-Sound gab sich die Band gut gelaunt und spielfreudig. Auch der neue Drummer Markus „Makka“ Freiwald scheint sich bereits gut integriert zu haben und stellte sich als präziser, harter Schlagwerker heraus. Das Publikum ging gleich von Anfang an gut mit und wurde dafür auch fix mit den Klassikern „Sodomy and Lust“ und „Outbreak of Evil“ belohnt. Hernach wurde es Onkel Tom Angelripper zu heiß auf der Bühne und er entledigte sich seines Shirts - womit er die Besucher mit einer Ruhrpottbräune blendete, die man nur unter Tage bekommen kann. Als Entschädigung wurde reichlich Wasser und auch das eine oder andere Bier von der Bühne aus verteilt. Selbstverständlich gab es auch weiterhin was auf die Ohren. Zweifelsohne kann man in so einen relativ kurzen Auftritt nicht alle Gassenhauer einer über zwei Dekaden andauernden Karriere unterbringen, doch immerhin gab es mit „M16“, „The Saw is the Law“, „Remember the Fallen“ und „Agent Orange“ noch ein paar Gassenhauer – auch wenn „Der Wachturm“ und die „Stumme Ursel“ sträflicherweise fehlten. Alles in allem war es jedoch ein gelungener Auftritt des Trios der dem Publikum und sichtlich auch der Band großen Spaß bereitete.

Auf den Auftritt von WINTERSUN haben viele gewartet und konnten es gar nicht glauben, dass man Jari mal wieder auf der Bühne sehen konnte. Schon beim Soundcheck zeigten die Fans, dass sie es kaum erwarten konnten und als WINTERSUN dann endlich die Bühne betraten, ging die Post ab - alles nur noch am Headbangen. Leider blieb man aber weit unter den Erwartungen, der Sound war wieder mal zum Vergessen und selbst ich, als ganz großer WINTERSUN-Fan hatte Probleme, die Songs überhaupt zu erkennen, so war ich mir bei “Sleeping Stars” nicht ganz sicher, ob ich hier WINTERSUN sehe oder doch eine Black Metal Kapelle, denn außer den übertrieben lauten Double-Bass Drums konnte man einfach gar nichts raushören. Spätestens dann, als man auch noch das „Winter Madness“ - Solo einfach nicht hören konnte, war ich verdammt enttäuscht von diesemAuftritt, das konnte dann auch der neue Song „The Way of the Fire“ mitsamt großartigem Solo (das man natürlich auch nicht hören konnte) nicht retten. Ich hoffe sehr, dass WINTERSUN am Metalcamp einen besseren Sound erwischen als hier, so war der Auftritt jedenfalls nicht sehr überzeugend. Setlist: Intro Beyond the Dark Sun Battle Against Time Sleeping Stars Winter Madness Death And The Healing The Way of the Fire [taken from forthcoming album „Time“] Starchild (Christoph Murhammer) Mit Spannung wurde der Auftritt von SAXON erwartet. Die „Alten Säcke“ legten gleich famos mit einem neuen Song nämlich „Hammer of the Gods“ los und mit dem Jubel, der ihnen bei Betretender Bühne entgegenschlug, hatten die in die Jahre gekommen Herrschaften selbst wahrscheinlich am wenigsten gerechnet. Mit „Heavy Metal Thunder „ zog man auch gleich ein Ass aus dem Ärmel. Sänger und Ikone Biff Byford hielt mit seiner großartigen Entertainment Qualität gleich von Anfang an engen Kontakt zum Publikum. Basser Nibbs Carter und Axemann Paul Quinn lieferten sich packende Duelle und wirbelten wie wild über die Bühne. Man kann zur Musik von SAXON stehen wie man will, aber die Jungs zelebrieren hier höchste Musikalische Qualität ,verbunden mit gnadenloser Energie- Songs wie „Wheels of Steel“, „747 Strangers in the Night“, „Crusader“, „Motorcycle Man“ oder „Denim and Leather“ kamen mit einer richtigen Wucht aus den Boxen und wiederlegten alle Behauptungen dass SAXON nicht zum Rest des Billings passen würden . Toller Auftritt, nur leider zu kurz. Und das schöne ist das diese Herren sich keine Kuhgedärme auf die Microständer hängen müssen und mit Blut besudeln müssen sie sich auch nicht .Die haben solchen Firlefanz nicht notwendig um auf sich aufmerksam zu machen. Hier hat die Musik gesprochen und das ziemlich beeindruckend.

Abschließend erstrahlte die Bühne in einem stechenden Blauschleier als ARCH ENEMY mit „Khaos Overture“ gefolgt von „Yesterday is gone“ die letzte Show des METALFEST einleiteten. „Revolution Begins“ spielte dem bereits jetzt begeisterten Publikum den Mund wässrig und das rifflastige „Ravenous“ erzeugte einen Heißhunger auf mehr. Die professionelle Darbietung von Sängerin Angela Gossow und den Gebrüdern Amott wäre als musikalisches wie optisches Highlight eigentlich schon ausreichend gewesen, zusätzlich unterstrichen jedoch zwei Videowalls das Geschehen. Aussagekräftige Bilder und meinungsstarke Slogans blitzten während des abwechslungsreichen Sets immer wieder über die Leinwände. Allerdings wirkte die visuelle Reizüberflutung schon als zu viel des Guten und die nervösen und farbenfrohen Lichtspiele setzten noch eines drauf. Im Grunde genommen war die komplette Performance fast schon zu perfekt. Die melodischen Death Metaler wissen sich zu bewegen und in ausgeklügelter Reihenfolge ihr technisches Können an den Instrumenten zu präsentieren. Kein Tritt war unüberlegt, keine Geste ungeschickt und jeder Ton saß. Um die ganze Sache aber etwas aufzulockern hatte die Frontfrau mit der grandiosen Stimme einige nette Worte für das Publikum übrig und gab sich äußerst sympathisch. Die makellose Show entwickelte sich langsam aber sicher in Richtung Ende und damit in Richtung bekannter Klassiker aus 15 Jahren Bandgeschichte. „Dead Eyes See No Future“ wurde von wüsten Kriegsbildern begleitet und nach „We will rise“ wurde zum wiederholten Male die Bandflagge gehisst. Schwungvoll schwebte das schwarze Banner in den Händen der Frontfrau über die Bühne hinweg und in „Nemesis“ beendete eine fehlerfreie Show mit ordentlicher Kraft und Geschwindigkeit. (Lilith) Fazit der drei Tage: Organisatorisch hat sich einiges verbessert, an den Schwachpunkten kann man arbeiten. Das Lineup war eines der besten (wenn nicht das beste) in der Geschichte des Festivals und bis auf Ärgernisse wie horrenden Preise für Wasser(!) oder den wechselhaften Sound hat das Metalfest absolut das Potential, sich zu einem der besten und gemütlichsten Festivals in Europa zu entwickeln.


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