02.07.2011, Feierwerk

BORIS

Veröffentlicht am 06.07.2011

Letzten Samstag lud ein ganz besonderes musikalisches Paket die Fans etwas härterer Klänge in die große Hansa 39 Halle des Münchner Feierwerks. Die japanische Psychedelic/Noise/Stoner/Drone Metal Institution BORIS legte es, unterstützt von der amerikanischen Post Metal Band RUSSIAN CIRCLES, darauf an, den Konzertraum in Schutt und Asche zu legen. Dass zu diesem einzigartigen Event natürlich einige Musikliebhaber erschienen sind, versteht sich von selbst. Perfekte Voraussetzungen für einen gelungenen Abend also! Leider nicht ganz, denn dank eines Fehlers des Veranstalters in Sachen Konzertbeginn verpasste ich den Auftritt der tschechischen Noise/Doom/Black Pop Truppe SAADE, der mich doch sehr interessiert hätte. Für die Qualität der Band spricht in jedem Fall, dass sie schon auf einen Split mit den Großmeistern selbst, nämlich BORIS, zurückblicken können und auch sonst in der Szene als Geheimtipp gehandelt werden. Sehr schade, aber sei's drum!

Pünktlich zu meinem Erscheinen betritt das Trio von RUSSIAN CIRCLES die Bühne und Gitarrist Mike Sullivan beginnt das rein instrumentale Set der mittlerweile recht beliebten Gruppe damit, dass er das Stimmen seiner Axt mit Delay unterlegt, was ziemlich stimmig klingt. Im weiteren Verlauf ihres einstündigen (!) Gigs fahren die russischen Kreise nahezu alles auf, was zu einem fesselnden Post Metal Auftritt dazu gehören muss: zerbrechlich wirkende Gitarrenkaskaden, bombastische Effekte und natürlich wilde, metallische Ausbrüche. Die Band spielt sich förmlich in einen Rausch, wobei vor allem der Enthusiasmus von Drummer Dave Turncrantz zu überzeugen wusste. Gespielt wurden Songs von allen drei bisher veröffentlichten Alben, jedoch am meisten vom Meisterwerk "Station" aus dem Jahre 2008. Spätestens nach diesem Wahnsinnsauftritt ist mir bewusst geworden, wieso diese Band mittlerweile dermaßen populär ist. Abgefeiert wurden sie nämlich mindestens genauso wie der später erscheinende Headliner.

Nach einer verhältnismäßig kurzen Umbaupause, die vornehmlich dazu genutzt wurde, den riesigen Gong von BORIS aufzubauen und welche deswegen eine so kurze Zeitspanne umfasste, weil schon RUSSIAN CIRCLES auf die kolossalen Amps der Japaner zurückgegriffen hatten, betraten ebenjene in der üblichen Besetzung ganz entspannt die Bühne und wurden frenetisch in Empfang genommen. Bassist/Gitarrist auf einer doppelhälsigen Gitarre und Sänger Takeshi Ohtani und vor allem der wahnsinnig wirkende Drummer Atsuo Mizuno waren davon natürlich begeistert und begannen ihre fast zweistündige Show mit ordentlich Dampf und einer Lautstärke wie ich sie bei einem Konzert eigentlich noch nie vernommen habe. Dank der guten Abmischung taten die Ohren aber nicht weh und man konnte das gehirnwegblasende Spektakel schmerzfrei genießen. Einzig die wilden, oftmals eingestreuten Schreie vom Drummer sorgten für ein unangenehmes Pfeifen. Dank dieses Umstandes aber gerieten Songs wie das tonnenschwere, durch die grandiosen Riffs von Gitarristin Wata getragene "Heavy Friends" vom 2002er Meilenstein "Heavy Rocks" zu wahren Abrissbirnen, doch auch die eher elektronisch-melodisch ausgerichteten Stücke wie das hittaugliche "Party Boy" konnten überzeugen. Wenn man bedenkt, dass die aus Tokio stammende Truppe - allein 2011 wurden schon vier Alben veröffentlicht - über schier unendlich viel Material verfügt, versteht sich von selbst, dass sich die Show zu einem wahren Hochgenuss entwickelte, bei welcher nur das Beste vom Besten in die Setlist aufgenommen worden zu sein schien. Den Anwesenden gefiel's jedenfalls und auch ich persönlich war nach dem Konzert vollends befriedigt. Selten bekommt man für sein Geld deart atemberaubende und lange Shows geliefert und um ehrlich zu sein: BORIS und RUSSIAN CIRCLES sieht man wirklich nicht alle Tage. Wer sich dies entgehen lassen hat, ist wirklich selbst schuld!


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