19.07.2011, Wiener Staatsoper

BLACK COUNTRY COMMUNION

Text: Sandy
Veröffentlicht am 20.07.2011

Als erste Rockband überhaupt treten BLACK COUNTRY COMMUNION, im Rahmen des Wiener Jazzfest, in der Wiener Staatsoper auf. Schon alleine aufgrund dieser Tatsache, schreibt die Formation an diesem Abend ein Stückchen Musikgeschichte! Es wirkt schon ein bisschen befremdlich, als sich am frühen Abend Scharen von spießigen Musiktouristen, wie man sie sonst eher in Mörbisch, Salzburg oder eben bestenfalls bei Jazzkonzerten erwartet, in der Staatsoper einfinden. Altrocker in ausgewaschenen LED ZEPPELIN-Shirts bilden eine Minderheit. Ganz zu schweigen von vereinzelten Geeks in Schwermetaller-Uniform. Immerhin: BLACK COUNTRY COMMUNION scheinen Musikfreunde von Hart bis Herzlich anzuziehen. Der kleine Merchstand im gediegenen Foyer des ehrwürdigen Hauses wirkt wie ein totaler Fremdkörper. Statt Bier in Plastikbechern wird Wein aus edlen Gläsern gesüffelt. Unzählige feingewandete Platzanweiser stehen höflich zur Verfügung. Von der prä-konzertesken Atmosphäre her könnte man meinen, in Kürze würden eher LIZA MINELLI, SERGIO MENDEZ oder allenfalls SEAL den Ton angeben. Es ist kaum vorstellbar, dass in einer knappen halben Stunde eine waschechte Hardrock-Formation die neorenaissance’schen Gemäuer zum Beben bringen wird.

Die Logen sind nicht sehr groß, aber machen einen gemütlichen Eindruck. Die Konzertbühne ist über dem Orchestergraben aufgebaut. Understatement lautet die Devise. Lediglich ein paar Verstärker, Mikroständer, und Instrumente sind neben einer verhältnismäß dezenten Licht- und Audioanlage zu sehen. So schön manchmal Laser- und Videoeffekte auch sind – hier steht die Musik eindeutig im Mittelpunkt. Vielleicht ist dieses puristische Showverständnis auch ein, wenn auch der einzige, Aspekt, unter dem BCC als, für das Jazzfest Wien kompatible, Band betrachtet werden können.

Pünktlich um 20 Uhr tönt Richard Wagners „Walkürenritt“, gemahnend an die ehrwürdige Location, als Intro durch den Saal. Die Musiker betreten die Bühne, und lassen sogleich mit „Black Country“ die Muskeln spielen. Ein Quartett mit der Mission, den PURPLE ZEPPELIN durchs neue Jahrtausend zu fliegen. Glenn Hughes verkörpert den ewig jugendlichen Profi-Rockstar. Die Posen sind Larger Than Life, der unglaubliche Gesang irgendwo in der Stratosphäre. Drummer Jason Bonham hämmert auf sein Kit, wie Thor höchstpersönlich. Dieser Teufelskerl liebt seine Arbeit mindestens so innig, wie seinerzeit Vater John. Joe Bonamassa gibt den zurückhaltenderen Blues Brother in Anzug und mit säuberlich gezogenem Scheitel. Die packende Instrumentalarbeit, und auch der hingebungsvolle Gesang outen ihn aber eindeutig als Gentleman-Rocker mit molto tesosterone! Keyboarder/ Orgler Derek Sherinian setzt seine Akzente eher im Hintergrund. Ein Jon Lord ist er gewiss nicht. Dennoch verleiht er vor allem den epischen Songs wie „Song Of Yesterday“ und „Cold“ eine unverzichtbare Tiefe und Atmosphäre. Die modernen Hardrock-Klassiker des Vierers donnern mit einer heutzutage einzigartigen Urgewalt aus der PA. Die Befürchtung, dass die eingangs erwähnten Publikumsanteile nicht der Zielgruppe von BCC entsprechen, lösen sich trotzdem in Luft auf. Übergewichtige, grauhaarige Männer und Frauen, in Hemd bzw. Sommerkleid springen von den Sitzen, wenn es gilt, die Band Song für Song abzufeiern. Die eigenwilligen, aber absolut positiven Vibes stacheln auf, und vor der Bühne zu Höchstleistungen an. Entfesselt zelebrieren sich BLACK COUNTRY COMMUNION als unwiderstehliche Rock'n'Roll-Kraftquelle. Ungemein nahbar kommunizieren die Künstler mit dem dankbaren Publikum - musikalisch wie auch ansprachentechnisch. Die knapp über zwei Stunden dauernde Machtdemonstration macht deutlich, wie zeitlos und ewiggültig diese Form der Musik ist. Wahrscheinlich werden sich Menschen noch in 200 Jahren, ähnlich wie heute bei Mozart und Beethoven, daran erfreuen. Eventuell sogar in der Staatoper...who knows? Der finale Gnadenhammer „Burn“ (DEEP PURPLE) als zweite Zugabe, beschließt einen glanzvollen Auftritt. Die durchgeschwitzte und schwer zufriedene Band, verabschiedet sich von einem überglücklichen Publikum.

SETLIST:

Black Country One Last Soul Crossfire Hadrians Wall Song Of Yesterday Spirit Save Me Cold John Henry (JOE BONAMASSA Cover) Outsider (Key Solo) Great Divide Sister Jane ****************************************************** Man In The Middle Burn (DEEP PURPLE Cover)


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