16.12.2011 - 17.12.2011, Effenaar

EINDHOVEN METAL MEETING

Veröffentlicht am 23.12.2011

Nur zwei Minuten Fußweg liegen zwischen dem Zentralbahnhof Eindhoven und dem Effenaar. De Effenaar ist ein in ganz Holland bekannter Veranstaltungsort, in welchem neben Bandcontests und Konzerten aus allerlei Musikrichtungen, mittlerweile jährlich das Eindhoven Metal Meeting stattfindet. Das Besondere an diesem Zwei-Tage Festival ist, neben der Jahreszeit und dem In-Door Setting, natürlich die Auswahl der Bands und die Vielfalt des Publikums. So dürfen sich unter anderem Niederländer, Deutsche, Franzosen, Österreicher über Bands wie TRIPTYKON, KATAKLYSM, KATATONIA und viele mehr freuen. Wetterunabhängig lässt sich so ein Festival der extremen Art erleben. Der erste Festival Tag glänzt zwar mit Bands wie MAR DE GRISES, SEPULTURA, EXODUS oder ALESTORM, jedoch ohne die Anwesenheit der Autorin. Erst über den hervorragenden Samstag kann und wird im Folgenden berichtet werden.

Bereits um 15 Uhr öffnen sich die Tore zur Konzertlocation. Wegen des In-Door Faktors muss man sich zu Anfang erst bewusst werden, dass es sich hier nicht um ein Konzert, sondern definitiv um ein Festival handelt. So darf man sich getrost schon um vier Uhr nachmittags einige Biere zu Gemüte führen und TANKARD zeigen vor wie’s geht. „Stay Thirsty“ wird zum Motto und kontinuierlich wird Gerstensaft in symbolischen Bierkrügen, sprich Plastikbechern, ans Publikum verteilt. Versäumt man es dabei als weiblicher Fan die Hand nach der milden Gabe früh genug zurückzuziehen, kann es passieren, dass man sich im nächsten Moment tanzend in Gerre’s Armen wiederfindet. Alle Beteiligten finden jedenfalls Freude daran und mit „Rectifier“ und „Tankard“ wird auch der Rest des Publikums aktiviert. Dass der Zeitpunkt, nachdem der letzte Riff lange vorbei ist und auch der Großteil der Band die Bühne bereits geräumt hat ungeeignet für einen Stage- Diving Versuch ist hätte sich der gut gelaunte Fronter eigentlich denken können, aber ohne Verrücktheiten wie diese würde es sich hier eben nur um irgendeine Band aus Deutschland handeln, die über Bier singt. Beeilt man sich danach zur Jäger-Stage, kann man noch die letzten Songs der symphonischen Engländer SATURNIAN vernehmen. Gut, dass es sich dabei nicht um mehr als zwei bis drei Songs handelte, denn neben der Musik kann man auch den Gesamtauftritt der Band nicht wirklich ernst nehmen.

Glücklicherweise bietet das Effenaar neben zwei Bühnen auch diverse Foyers und Gänge, welche Merchandise Produkte zu vorweihnachtlichen Preisen anbieten. Teilweise glitzernd, golden dekoriert findet man hier alles, was das Metaler- Konsumherz nur begehrt. Die Vorfreude ist bekanntlich die schönste, und lockert so manche Geldbörse; wer wünscht sich denn nicht ein MORBID ANGEL – Höschen unter der Nordmanntanne? Wenigstens im Restaurant/ Cafe nebenan kann man ein bisschen zur Ruhe kommen. Auch wenn die Auswahl an nährenden Produkten auf ein Minimum beschränkt wurde, schmeckt der Fraß und gibt Energie, die man für TRIPTYKON doch hoffentlich benötigt.

Wie versprochen nehmen Fischer und Co unter lautem Getöse Formation ein. Spätestens sobald die liebliche Bassistin loslegt setzen sich die Häupter des Publikums in Bewegung. Tiefe, schwere Sounds werden erzeugt um eine beinahe tranceartige Atmosphäre herzustellen. Nach dem Celtic Frost- Cover „Procreation of the Wicked“ folgt „Goetia“ und ein Zwischenspiel, in welchem neben sympathischem Posen außerdem einiges technisches Geschick zur Schau gestellt wird. Die Songauswahl beschränkt sich auf schwere und gemächliche TRIPTYKON oder auch CELTIC FROSNT Titel. Leider kommt man nicht in den Genuss den „My Pain“ mit sich gebracht hätte. Obwohl die Spielzeit mit 45 Minuten viel zu kurz wirkt muss man sich einmal mehr darüber klar werden, dass Festivalspielzeiten nun mal so berechnet sind. Auf der Bühne geben sich die Bands in schwindelerregendem Tempo die Klinke in die Hand. Kaum im Begriff die tonnenschweren Riffs mit Bier für 4€ hinunterzuspülen treten auch schon KATAKLYSM auf die Bildfläche. Die Kanadier geben sich äußert sympathisch und neben Drogenwitzen passend zu Holland, wird auch die Security leicht belächelt. Statements wie „We know you do a lot of weed here“ dienen als Auftakt für “Numb and Intoxicated”. Auch 50 Mintuen Death Metal scheinen bei KATAKLYSM nicht ausreichend und so führt der nächste Weg zur Jäger Stage und GOD DETHRONED. Das hier bereits jetzt die Hölle los ist liegt nicht nur daran, dass die Death Metaller hier Heimspiel haben. Es handelt sich heute um das letzte Konzerte der Formation. Dementsprechend abwechslungsreich und energiegeladen gestaltet sich die Songauswahl und dazu passend die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums. Bis hin zu den letzen Takten von „Sign Of The Cross“ findet man vor der Secondstage kaum Platz sein Haupthaar zu schütteln. In herzzerreißender Manier verabschieden sich die Musiker vom Publikum und in freundschaftlichen Umarmungen von einander.

Da im ganzen Festivalgelände Rauchverbot herrscht kann man höchsten am Weg von der Jäger Stage zur Hauptstage einen kurzen Stop im verrauchten, eigens dafür vorgesehenen, Kämmerchen einlegen. Bald muss man sich wieder aufrappeln denn passend zur Stimmung im Raucherraum beginnen um 00:25 KATATONIA mit einem doomigen Set. Kraftvoll startet die Show mit „Leaders“ und „Liberation“ um später bei „My Twin“ wieder ins Gemächlichere über zu gehen. Mit dem mächtigen „Ghost of the Sun“ kommen progressive Klänge, starke Vocals und wieder mehr Schwung ins Geschehen. Kleine Mikrophonprobleme werden geschickt überspielt und der Sänger- Tausch gegen Ende sorgt für Abwechslung. Das Eindhoven Metal Meeting stellte sich als gut organisiertes und eigenwilliges Festival heraus. Ist die In-Door Atmosphäre doch etwas ungewohnt, schätzt man bald schon die Gemütlichkeit der Location. Die breitgefächerte Zusammenstellung der Bands gestaltete sich unterhaltsam und die Spielzeiten der beiden Bühnen wirkten durchdacht. Der große und teilweise weit gereiste Andrang zeugt von der Beliebtheit des Festivals, auch in der kalten Jahreszeit. Vielleicht kann man sich bald schon ganzjährig auf Festivals freuen, das EMM zeigt jedenfalls vor wie es geht.


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