06.01.2012, Wiener Stadthalle

ROCK MEETS CLASSIC 2012

Veröffentlicht am 19.01.2012

Ein frühes Rock-Highlight der Sonderklasse stand Anfang dieses Jahres bereits ins Haus, denn das Projekt "Rock Meets Classic" ging in die dritte Runde, und machte auch diesmal wieder in der Wiener Stadthalle halt. Ein Ereignis, das man sich als eingefleischter Fan des klassischen Rocks natürlich nicht entgehen lassen durfte, zumal neben einigen starken Stargästen auch wieder eine respektable Backing-Band (u.a. mit Beteiligung von Mat Sinner, Alex Beyrodt und Ralf Scheepers von PRIMAL FEAR, Oliver Hartmann (ex-AT VANCE, HARTMANN), Amanda Somerville (AVANTASIA u.a.), Olaf Hayer (LUCA TURILLI, SYMPHONITY) und vielen anderen Zentralfiguren der deutschen Rock- und Metalszene) und natürlich das Bohemian Symphony Orchestra Prague mit von der Partie waren. Als Stargäste sollten diesmal keine Geringeren als ROBIN BECK, JIMI JAMISON (ex-SURVIVOR), CHRIS THOMPSON (MANFRED MANN'S EARTH BAND), Gitarrengott STEVE LUKATHER (TOTO) und nicht zuletzt der legendäre IAN GILLAN (DEEP PURPLE) auftreten, und mit dieser Besetzung konnte man sich meiner Meinung nach noch einmal ordentlich steigern im Vergleich zum Vorjahres-Lineup. Bevor wir uns aber den musikalischen Inhalten des Abends widmen, muss leider ein wenig Kritik geübt werden: Ursprünglich für die große Stadthalle D angesetzt, musste das Konzert leider in die kleine Halle E des Wiener Stadthallenkomplexes verlegt werden. Und mit "klein" meine ich "winzig". Nicht viel mehr als ein unsysmpathischer, kalter Container ist diese Halle leider und so bleibt vom "Big Stage"-Feeling des Vorjahres diesmal leider nicht viel übrig. Klar, der Grund für diese Vorgehensweise ist klar: Nur knapp 1.400 Fans haben ihren Weg diesmal zu "Rock Meets Classic" gefunden, was leider mehr als schade ist - denn die Show, die geboten wurde, war ihr Geld allemal wert. Mir scheint, hier wurde einfach insgesamt zu wenig Werbung gemacht, und viele potenzielle Gäste dürften von der Show schlichtweg einfach nicht gewusst haben. Das ist natürlich bedauerlich, weil es so in Punkto Ambiente natürlich Abstriche zu verzeichnen gab. Dankenswerterweise wirkte sich dies jedoch nicht auf die Motivation und Spielfreude der beteiligten Musiker aus. Den Anfang durfte nämlich der kleine Mann mit der großen Stimme von SURVIVOR machen - eine Reunion der "Rocky"-Haus-und-Hofband soll übrigens dieses Jahr noch anstehen - und JIMI JAMISON eröffnet sein Set nach dem von Sascha Krebs vorgetragenen VAN HALEN-Gassenhauer "Jump" auch stilecht mit dem legendären "Burning Heart", das der geneigte Fan natürlich vom Rocky IV-Soundtrack kennt. Dabei präsentiert sich der gute Jimi auch stimmlich in bestechender Form, und präsentiert auch Songs wie "I Can't Hold Back" ebenso wie das unvermeidliche, abschließende "Eye Of The Tiger" in formidabler Weise. Ein mehr als gelunger Einstieg in das diesjährige "Rock Meets Classic"-Programm.

Setlist JIMI JAMISON:

Burning Heart Didn't Know It Was Love The Search Is Over I Can't Hold Back Eye Of The Tiger

Nach den sympathischen Einlagen von JIMI JAMISON - der mitunter auch kurz mal ins Publikum wanderte und dort mit den Besuchern gemeinsam sang - durfte dann Rock-Röhre ROBIN BECK im Programm weiterführen. Diese gute Dame - zugegebenermaßen in heimischen Landen nicht unbedingt bekannt - hat aber mit Hits wie "Tears In The Rain" und "First Time" ein paar amtliche Melodic Rock-Hits im Repertoire hat. Beeindruckend an der Performance von ROBIN BECK war jedenfalls auch, dass Madame Beck (übrigens verheiratet mit HOUSE OF LORDS-Sänger James Christian) für ihre 58(!) Jahre nicht nur immer noch sehr gut erhalten ist, sondern auch, dass es ihre Stimme ebenso ist - und sie mühelos sämtliche männliche Konkurrenz an diesem Abend in Grund und Boden singt. So kann sie zwar auf Grund ihrer relativen Unbekanntheit in unseren Breitengraden nicht die beste Publikumsreaktion hervorrufen, performancetechnisch ist sie aber über alle Zweifel erhaben und zählt sicher zu den Highlights des Abends.

Setlist ROBIN BECK:

Hide Your Heart Tears In The Rain First Time

Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Publikumsreaktionen in der kleinen Stadthalle E insgesamt noch recht verhalten gewesen, dies sollte sich nun aber ändern - überraschenderweise auf Grund der Performance von CHRIS THOMPSON, der nicht nur einige Jahre lang Sänger bei MANFRED MANN'S EARTH BAND war, sondern auch als Songschreiber bei einigen Welthits seine Finger im Spiel hatte. Einen dieser Hits bringt er auch gleich als Opener, nämlich "You're The Voice", das in der Version von JON FARNHAM weltweite Bekanntheit erlangte. Und damit gibt er auch gleich die Gangart vor: Etliche sehr bekannte Feelgood-Rocker hat der gute Mann heute im Programm, und neben Evergreens wie "Davy's On The Road Again", dem durch die MANFRED MANN-Version bekannt gewordenen BRUCE SPRINGSTEEN-Kracher "Blinded By The Light" hat er auch noch "The Mighty Quinn" in Petto und mit diesem wird das Publikum in die Pause verabschiedet.

Setlist CHRIS THOMPSON:

The Voice Davy's On The Road Again Blinded By The Light Mighty Quinn

Nach dieser kleinen, nicht unwillkommenen Unterbrechnung geht's dann ans Eingemachte: Nach dem populären "Child's Anthem" als Intro geht's mit Gitarrenvirtuoso STEVE LUKATHER weiter, der mit seinen TOTO-Hits "Rosanna", "I'll Be Over You" und "Africa" (das er natürlich vorher noch "nie" live performt hat) ebenfalls für großartige Stimmung sorgen kann, und dankenswerterweise auch das eine oder andere pfeilschnelle Solo vom Stapel lässt. Bei "Rosanna" erhält er übrigens auch stimmgewaltige Unterstützung an den Leadvocals durch PRIMAL FEAR-Fronter Ralf Scheepers, und bei "Hold The Line" schreitet Background-Sängerin Tiffany Kirkland zum Fronteinsatz. Übrigens: Ist euch schon mal aufgefallen, dass "While My Guitar Gently Weeps" von Harmonie und Songablauf her deckungsgleich mit dem FALCO-Kracher "Jeannie" ist?! Ein Schelm, wer da Böses denkt...

Setlist STEVE LUKATHER:

Rosanna While My Guitar Gently Weeps Africa I'll Be Over You Hold The Line

Und schließlich war es dann soweit, und mit DEEP PURPLE-Fronter IAN GILLAN durfte dann eine richtige Rocklegende die Bühne entern. Der beginnt sein Set wie schon im vergangenen Jahr mit "Highway Star", gefolgt von "Knocking At Your Back Door". Und wieder sieht Maestro Gillan ein bisschen mehr wie WOLFGANG AMBROS aus, singt aber immer noch um einige Welten besser; ein bisschen wirr, aber dafür unterhaltsam auch seine Zwischenmoderationen. Klar, es ist bekannt, dass er die ganz ganz hohen und schweren Passagen nicht mehr ganz so hinbekommt, und hin und wieder bricht die Stimme ein bisschen ein - aber das verzeiht man dem Großmeister mit seinen 67 Lenzen auch gerne. Wie schon im Vorjahr, gibt's ebenfalls "Perfect Strangers" und "When A Blind Man Cries" zu hören, zusätzlich neu im Programm dafür "Woman From Tokyo" und das abschließende "Hush". Abschließend natürlich nur bedingt: Klarerweise holt man zum Grande Finale auch heuer wieder alle Gaststars nochmal auf die Bühne, und rockt gemeinsam zum PURPLE-Gassenhauer schlechthin, "Smoke On The Water", das Mr. Gillan abwechselnd mit jeweils einem anderen Gaststar zum Besten gibt. Und auch heuer kommt dieser Song gewohnt gut an, und so wird die Crew von "Rock Meets Classic"-2012 in den verdienten Feierabend verabschiedet.

Setlist IAN GILLAN:

Highway Star Looking Out Your Back Door Perfect Strangers When A Blind Man Cries Woman From Tokyo Hush ---- Smoke On The Water Fazit: Auch 2012 war "Rock Meets Classic" wieder ein hervorragendes Konzerterlebnis, das nur durch den unglücklichen Locationwechsel etwas getrübt wurde. Klar war der Sound deswegen auch nicht immer ganz so druckvoll und das Orchester ging oftmals etwas unter - aber die beherzten Performances sämtlicher Gaststars und Musiker entschädigten dafür. Sensationell war ROBIN BECK, ebenso wie Alex Beyrodt an der Gitarre - ich persönlich hätte mir noch gern eine etwas prominentere Rolle von Oliver Hartmann gewünscht, der ja als Sänger zu den besten seiner Zunft gehört. Schön auch die Gasteinlage von Ralf Scheepers, diese in ungewohnt "beschaulicher" Manier beim TOTO-Hit "Rosanna". Meine Sorge ist allerdings nun, dass eine mögliche "RMC"-Tour 2013 in Wien nicht mehr Halt machen könnte, angesichts der doch bedauerlich niedrigen Besucherzahlen. Vielleicht lag's ja wirklich nur an ein bisschen zu wenig Promo; aber so wie man die österreichische Konzertlandschaft kennt, könnte auch die heimische Faulheit kombiniert mit dem aktuellen Überangebot an Shows die Hauptschuld getragen haben. In jedem Fall bleibt zu hoffen, dass "Rock Meets Classic" auch in Zukunft wieder in Wien stattfinden kann - und auch dann werde ich wieder gerne dabei sein! Prädikat: sehr empfehlenswert!


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